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Erziehung und Realität

Schlaf und Nachtruhe als Familie

Die Sache mit dem Schlaf.

Machen wir uns nichts vor. Hat man Kinder, schläft man meist weniger und vor allem nicht aus. Bzw, man wird Nachts zusätzlich oft unterbrochen. Weil:

Ein Kind möchte kuscheln.
Ein Kind hat schlecht geträumt.
Ein Kind hat Durst.
Ein Kind muss auf Toilette.
Ich muss auf Toilette.
Ein Kind hat sich übergeben.
Ein Kind hat ins Bett gemacht.
Ein Kind hat Nasenbluten.
Ein Kind schreit und schlägt um sich, wird aber nicht richtig wach. Ein Nachtschreck.
Der Schnuller ist weg.
Ein Kind hat plötzlich Schmerzen.
Ein Kind hat Fieber.
Ein Kind hat Langeweile….Langeweile? Ja, auch das gibt es.
Morgens sind alle Kinder hungrig und gelangweilt und wecken die Eltern gnadenlos.

Wer hat noch mehr Punkte für die Liste?

Ist man dann ermattet am nächsten Tag und schleppt sich ohne mögliche Pause durch den Alltag, kommt es bei mir vor, dass ich nachmittags beim Spielen im Kinderzimmer auf dem Boden einschlafe. Ich erwache dann wie gerädert, so auf hartem Boden….das Alter…der Rücken…ihr wisst schon.

Mütterlicher Schlaf ist das Wichtigste überhaupt! Es hält fit, gesund und geduldig…meistens. Da klaubt man sich zusammen, was man kriegen kann.

Der Schlaf der Kinder

Säuglinge sind noch sehr unberechenbar müde. Mal schlafen sie viel, mal weniger. Aber nach und nach konnte ich bei meinen Kindern einen Rhythmus entdecken und den beherzigte ich dann sehr genau. Abweichungen ließ ich nur in Zeitfenstern von 30 Minuten zu. Dann klappte das Schlafen auch. Ausnahmen waren die sogenannten Phasen.

Der Weg zur Nachtruhe mit Baby

Co-Sleeping

Bei uns ergab es sich, dass ich mit dem Sohn in der Stillzeit im Kinderzimmer schlief. Der Herr Papa schnarcht und es trug nicht zu meiner Nachtruhe bei, zu stillen und dann neben einem dröhnenden Motor zu liegen. Der Sohn schlief die ersten Monate neben mir auf einem Matratzenlager im Kinderzimmer. Das war gar nicht ungemütlich, er konnte nicht aus dem Bett fallen. Ich hatte so auch keine Angst, dass wir Eltern uns im Schlaf über ihn rollten. Und ich hatte auch keine Angst, dass er unter einer Decke erstickt. Ich war sehr sicher, einen guten Instinkt zu haben und ihn nicht zu ersticken. Hat wohl gestimmt….er lebt noch. 🙂

Dann fand er bald schon sein eigenes Bett erholsamer. Das hatte von Anfang an bereit gestanden und ich hatte ihn dort oft abgelegt, er spielte dann und machte auch das ein oder andere Nickerchen darin. Das Bett, egal welches war immer ein schöner Ort.

Das getragene Mama-Shirt

Ich legte ihm ein getragenes T-Shirt von mir ins Bettchen. Das klappte hervorragend. Er drehte auch immer das Gesicht zum  T-Shirt. Da wo´s nach Mama riecht, kann´s nur gemütlich sein.
Mein Kinderzimmerlager behielt ich ein halbes Jahr, dann zog ich dankbar ins Schlafzimmer zurück. Ein richtiges Bett ist doch etwas anderes, als eine Matratze auf dem Boden.

Beim Sirenchen machte ich das ähnlich. Sie schlief allerdings von Anfang an besser im eigenen Bett, aber auch immer mit getragenem T-Shirt von mir. Wegen des ständigen Stillens bei Nacht, schlief ich aber dennoch bei den Kindern, bis man wieder von Durchschlafen sprechen konnte. Der Vorteil war, wenn ich beim Stillen einschlief und das Sirenen auch, konnten wir auf dem Matratzenlager einfach liegen bleiben, ohne die oben geschilderten Sorgen zu haben. Und bei Bedarf legte ich sie zurück ins Bett mit dem getragenen Shirt, oder eben auch nicht.

Beim Knöpfchen behielt ich die bewährte Methode erfolgreich bei.

 

Einschlafbegleitung

Es gab immer mal Phasen, in denen die Kinder beim Einschlafen einen kleinen Extrasupport brauchten und auch bekamen. Mir war aber von Anfang an wichtig, dass sie alleine einschlafen können. Vor allem wir Eltern brauchen die Zeit, in der die Kinder schlafen, für uns.
Was nicht bedeutet, dass ich nicht in besonderen Phasen mal früh mit Schlafen gegangen bin. Zum Beispiel bei hohem Fieber der Kinder, oder weil ich selbst angeschlagen und fertig war.
Aktiv in den Schlaf begleitet wurden die Kinder auch, wenn es die Umstände erforderten.
Der Sohn wurde eine Weile im Tragetuch in den Schlaf gesummt und geschaukelt. Das war mal eine mühsame Zeit. Er schrie abends herzzerreißend vor Überreizung, obwohl ich schon bewusst darauf geachtet hatte, dass die Tage ruhig und unaufgeregt verliefen. Ich entdeckte, dass ich tragen, schaukeln und summen und dabei per Kopfhörer und Laptop eine Serie gucken konnte. Das verkürzte mir die Zeit, entspannte mich und somit auch den Sohn. Danach pellte ich ihn wie ein rohes Ei aus dem Tragetuch und legte ihn möglichst sanft ab.

Das Sirenchen hatte mal mit 2-3 Monaten eine Phase, da schrie sie abends ausdauernd und ohrenbetäubend. Sie war sichtlich hundemüde, aber quasi ausser sich. Ich experimentierte mit der Zu-Bett-geh-Zeit, mit dem Abendritual, mit Tragen im Tuch etc. Es half alles nichts. Krank war sie auch nicht. Schließlich kam ich auf einen Hinweis von einem amerikanischen Kinderarzt. Ich habe vergessen wie er heißt und wie das „Programm“ hieß…ärgerlich. Aber ich versuchte es und es half super. Das ging ungefähr so:
1. Pucken (Die Kinder sind aus dem Bauch Enge gewöhnt. Haben die Arme Platz zum Rudern, stimmt was nicht.)
2. Auf der Seite liegend in den Armen halten (Auf dem Rücken liegen ist auch unnatürlich. Säuglinge werden in der Natur doch immer in irgendeiner Form getragen und nicht einfach platt abgelegt.)
3. Schnuller in den Mund (Im Bauch wird auch meist am Daumen gelutscht, der Saugreflex ist einfach da.)
4. Sanft schuckeln (Das Schuckeln erinnert auch an die Bewegungen im Bauch.)
5. Laut Sch sch sch nahe der Ohren machen (Das SCH SCH SCH erinnert an den Krach im Mutterleib, den dort die Blutzirkulation verursacht. Laut muss man es machen, weil ein Schreiende Kind es sonst nicht hören würde.)

Es schien mir schlüssig und funktionierte schnell und gut beim Sirenchen. Ich legte sie dann gepuckt ab und sie schlummerte zufrieden. Später löste ich die Puckdecke.

Mit den anderen Kindern wäre das nicht gegangen. Die fanden Pucken doof.

 

Schlafumgebung

Die Personenzahl im Kinderzimmer wuchs flott (3 Jahre, 3 Kinder) und, das muss ich zugeben, gemeinschaftliche Kinderatmen ist unglaublich beruhigend und gemütlich. Ich vermute, dadurch war es nie ein Problem für die Kinder, wenn ich dann ins Schlafzimmer zurückzog.  Die Kinder hatten also nie absolute Stille um sich herum und immer die Gewissheit, sie sind nicht allein. Bei uns stehen auch immer alle Türen offen. In unserer alten Wohnung war man eigentlich immer kuschelig eng beieinander. Und unsere Kinder schlafen immer am besten, wenn sie von normalen Alltagsgeräuschen umgeben sind.

Übrigens schlafen sie auch in unserem neuen Heim alle zusammen in einem Zimmer. Natürlich gibt es die ein oder andere Situation, in der sie sich gegenseitig wach halten oder machen. Das ist aber sehr selten. Ulkigerweise schlafen die Kinder immer besonders gut, wenn eines der Kinder eine Ausfallerscheinung hat. Sei es lautes Heulen nach einem Alptraum, halbe Nächte durch kotzen oder was sonst so sein kann. Trotz Betten frisch beziehen und Geheule oder andere Geräusche, schlafen die anderen unbeirrt weiter. Deshalb kann ich keinen Nachteil darin finden, dass sie sich ein Zimmer teilen. Im Gegenteil.

Der Sohn singt und plappert übrigens fast jeden Abend noch vor sich hin. Es ist eine Art Selbstberuhigung. Die Mädchen stört das überhaupt nicht und sie schlafen schnell dabei ein.

Sehr schwierige Abschnitte

Den ein oder anderen Aussetzer, in der an sich guten Schlafsituation, gab es natürlich auch bei uns. Als der Sohn 8 Monate alt war, wurde er Nachts um 2Uhr wach und war dann auch wach. 2 bis 3 Stunden lang. Das habe ich viele Wochen mit gemacht, bis mein Akku aufgebraucht war.  Ich konnte einfach nicht mehr. Der Sohn hielt mich wach und mir fehlte der nötige Schlaf eklatant. Der Mann konnte die Nächte auch nicht übernehmen. Ich habe mir dann das „böse“ Buch, das mit dem „jedes Kind kann..und so“, besorgt. Bevor jetzt alle weg klicken und Buh rufen, lest weiter. Ich würde nämlich sagen, es kommt darauf an, wie man das Buch versteht. Ich sage jetzt mal ganz provokativ: Wenn man es liest, ohne einen persönlichen Abgleich mit der Situation zu machen und nicht in der Lage ist, die Tipps für seine Bedürfnisse zu modifizieren, dann kann man es als hart empfinden, was dort geschrieben steht. Ich nahm für mich jedoch folgende wichtige Information: Ist die Nachtruhe gestört, liegt oft ein „Bedienungsfehler“ vor. Zur „Fehleranalyse“ machte ich ein Schlafprotokoll (davon merkt das Kind ja nichts) und stellte fest, abzüglich dem Gefühl, dass mein Sohn viel Schlaf braucht, was auch so war, dass er tagsüber dennoch viel zu viel schlief. Ich strich beherzt und voller Hoffnung eines von 3 Tagesschläfchen. Er schlief ab da tiptop in der Nacht! Ohne Scherz! Der Spuk war vorbei.

Das Sirenchen war immer gut eingeschlafen, doch plötzlich auch so mit 8 Monaten, gelang das nicht mehr. Sie randalierte plötzlich in ihrem Bett, wenn ich sie hineinlegte, obwohl sie Hunde müde war. Ein Schlafprotokoll zeigte keinen wirklichen Schlafüberschuss auf und ich überlegte was los war. Ich konnte nichts finden. Weder gesundheitliche Gründe, noch störende Faktoren im Raum. Nachdem ich einiges ausprobiert hatte ( Auch tragen, zusammen hinlegen und solche Dinge) und einfach nichts das Richtige war, wurde es mir zu blöd und mein Nervenkostüm bröckelte. Damals mussten die Kinder auch in einem Zimmer schlafen, weil es der Platz nicht anders hergab. Der Sohn tat mir leid, weil er um seinen Schlaf gebracht wurde, durch das lärmende Theater jeden Abend. Ich machte von der Methode alle paar Minuten ins Zimmer zu gehen und das Zimmer aber immer wieder zu verlassen, gebrauch. Es dauerte 2 Abende. Den ersten Abend brauchte das Sirenchen 30 Minuten, bis sie schlief. Am zweiten Abend war es nach 10 Minuten vorbei. Ab da klappte es wieder super. Keine Ahnung was los war. Und für alle Kritiker: Die Kinderzimmertür war immer offen, es gab ein Nachtlicht und der Sohn war ja nun auch noch da. Ich hätte das alles nicht so gemacht, wenn ich Ruhe, Kraft und Nerven gehabt hätte. Aber mit zwei Kleinkindern, die man den ganzen Tag alleine versorgt und betreut, muss man auch mal Dinge tun, die man sonst anders lösen würde. Man muss sich selbst kennen. Bevor man richtig Schaden durch ständig gereiztes Auftreten anrichtet, lieber einmal in den sauren Apfel beißen.
Ich hatte keine anderen Lösungen.

Das Knöpfchen schlief sensationell Problemlos von Anfang an. Sie hatte bisher keine Dauerausfallerscheinungen. Sie hatte mit einem Jahr mal ein paar Monate, in denen sie abends ab und an nach einem Powernapping entschied, sie wolle nochmal ein bisschen wach sein. Wir ließen es zu, da es weder dazu führte, dass die anderen das auch wollten, noch störte sie uns. Sie saß friedlich im Schlafsack auf dem Boden und spielte alleine. Von heute auf morgen war es von selbst vorbei.

Natürlich gibt es ansonsten aber immer wieder irgendwelche Dinge, die dann einfach mal die Nacht unterbrechen oder verkürzen.

 

Übrigens haben wir immer mal wieder das Abendritual an neue Bedürfnisse angepasst und selbst die Schlafsituation ändert sich immer wieder. Aktuell schlafe ich mit den Kindern im Kinderzimmer auf einem kuschligen Matratzenlager.

 

Mittagsschlaf

Als das Sirenchen unterwegs war, habe ich immer Mittagsschlaf mit dem Sohn gemacht. Das war kuschelig. Wir rollten uns in der Kuschelecke im Kinderzimmer zusammen und schliefen. Herrlich.

Das Sirenchen konnte tagsüber nur auf mir drauf oder alleine in ihrem Bett schlafen. Leider tat sie das meist nicht zur gleichen Zeit, wie der große Bruder. Meine kurzen Nächte konnten tagsüber nicht ausgeglichen werden. Wenn der Sohn mittags schlief, setzte ich mich mit dem Sirenchen in die Küche, stillte sie, machte mir einen Kaffee, nahm mir etwas zu Lesen zur Hand und las, während sie zufrieden auf meinem Arm döste. Es war nicht ganz die Pause, die ich mir wünschte, aber ein guter Kompromiss.

Als das Knöpfchen dazu kam, war eine Zeitlang keine geregelte Mittagspause für mich drin. Ich schlief manchmal nachmittags in der Kuschelecke im Kinderzimmer. Das Knöpfchen schlief in ihrem Bett. Der Sohn und das Sirenchen spielten. Damit sich die beiden nicht unbeobachtet in der Wohnung verdingen konnten, hatte ich ein Türschutzgitter in die Kinderzimmertür geschraubt.

 

Und so bin ich gespannt, welche Entwicklungen es noch so geben wird. Insgesamt muss ich jedoch sagen, dass wir alle gerne schlafen gehen und unsere Betten sehr mögen und auch ganz passabel und im Durchschnitt betrachtet eher viel schlafen.

2 Antworten auf „Schlaf und Nachtruhe als Familie“

Hallo Beatrice,
Vielen Dank für deinen Beitrag.
„Ein Kind hat Langeweile….Langeweile?“ Hihi. Ja und dann liegt es im Bett und will Beschäftigung. Hatten wir auch schon 😝
Es ist spannend zu lesen wie das mit dem Schlafen so bei euch läuft und ich finde es wirklich schön, dass alle drei Kinder so schön zusammen in einem Zimmer schlafen.
Spannend auch zu lesen, was wohl noch alles für „Vorfälle“ auf uns zukommen werden…
Im 8-monats-Update sind wir auch gerade. Scheint wohl bei den meisten Kindern etwas komplizierter zu sein. 😒

Liebe Grüße,
Franzi

Hallo Franzi,
ich hab gern mitgemacht. 🙂 Ich wünsche dir gute Nerven beim derzeitigen Schlaf-Durcheinander. Ja mit 8 Monaten scheint so eine magische Zeit zu sein, wo nochmal alles auf den Kopf gestellt wird. Aber es geht vorbei. Immer wenn ich dachte Ich kann nicht mehr war´s dann doch plötzlich geschafft. Bis zum nächsten Aussetzer. 😀 LG

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