Kategorien
Kinderkrankheiten

Pertussis- Keuchhusten

Wir haben den Keuchhusten. In echt.

Wir, das ist zu 100% per Abstrich bestätigt das arme kleine Knöpfchen. Und der Verdacht liegt nahe, dass die anderen beiden das auch haben. Beim Sohn könnte man immer noch von einer Bronchitis ausgehen. Das klingt sehr produktiv bei ihm, das Husten. Aber das heißt nix. Der Keuchhustenerreger kann auch Bronchitis. Ein Tausendsassa.
Der Kinderarzt fragte mich nochmal nach dem „Ausbruch“ des Hustens bei jedem Kind und erklärte mir welche Tröpfchen ich wann und wieviel und in welcher Reihenfolge geben müsse. Konnte ich mir super merken. Während ich hektisch versuchte ihn zu unterbrechen, sagte er aber schon, er würde das auch alles aufschreiben. Danke! Dann wollte er noch loswerden, es jedoch keinesfalls als Empfehlung verstanden wissen, dass man ein Antibiotikum geben könne. Das würde die Krankheit nicht verkürzen, aber den Ansteckungszeitraum. Ich musste aber nicht lange überlegen. Ich möchte die Seuche nicht weiter verbreiten und nächste Woche ist nicht nur Karneval, die Kinder freuen sich schon sehr auf die Party im Kindergarten, sondern in kürze stehen gleich 2 Geburtstage an. Und da der Sohn schon letztes Jahr eine sehr abgespeckt Version feiern musste (hier nachzulesen), will ich das dieses Jahr nicht ausfallen lassen. Also wurde noch ein Antibiotikum verordnet. Denn sonst ist 4 Wochen Quarantäne angesagt. Mit Antibiotikum sind die Kinder allerdings nächste Woche wieder Einsatzbereit. Der Husten ist dann nicht mehr ansteckend, aber die Symptome bleiben. Obwohl ich den Befund irgendwie schon geahnt hatte, war ich etwas durch den Wind und war in Gedanken schon dabei die Kinder im Kindergarten wieder einzusammeln, wen ich alles informieren müsste, woher wir das nun haben etc.

Ich bin etwas wirr und mit leichtem Halskratzen zum Kindergarten gefahren, habe dort Bescheid gegeben und habe die Kinder eingesammelt. Dann habe ich alle Leute informiert, die wir in den letzten Wochen getroffen haben, damit die etwaigen Husten bei sich und Nachwuchs beobachten. Ferner musste ich zwei Verabredungen für diese Woche absagen. Ich finde nicht, dass man sich schämen muss, wenn man eine ansteckende Krankheit hat, sondern man sollte offen damit umgehen, dann wird es auch nicht unnötig weiter verbreitet. Egal woher und warum man das nun hat.

Das Knöpfchen machte einen sehr kurzen Mittagsschlaf, weil es von einem heftigen Hustenanfall aus dem Schlaf gerissen wurde. Somit nutzen wir den Sonnenschein und ich kutschierte die Kinder mit dem Lastenrad in die Stadt, um die Rezepte beim Kinderarzt abzuholen. Wir waren gute 1, 5 Stunden unterwegs. Das Antibiotikum musste ich natürlich in der Apotheke bestellen. Wer jetzt denkt, na toll, dann verbreiten die das in der Stadt. Ne, an der frischen Luft wird kaum bis garnicht gehustet, wegen der frischen Luft. Die Kinder haben zudem das Lastenrad nicht verlassen und sie haben immer draußen auf mich gewartet.
Nach unserer Tour waren die Kinder erfrischt und ich war geplättet. Mein Hals tat weh. Unter quirligem Geplapper machte ich Eierkuchen. Nach deren Vertilgung spielten die Kinder netterweise ganz schön, nicht ohne das Wohnzimmer in eine Chaoshölle zu verwandeln.
Am Abend saß ich wieder Wache im Schlafzimmer und ich richte mich mal für eine weitere Woche im Kinderzimmer ein. Allerdings hustet der Sohn nachts garnicht mehr. Das Sirenchen klingt gegen morgen kurz sehr wild, aber ist nicht wirklich angestrengt. Aber das Knöpfchen wird schon arg durchgeschüttelt. Sie wirft sich mir dann an den Hals, hustet den Anfall mit Juchzen und Würgen durch und möchte dann wieder allein im Bett liegen.

Wer sich jetzt fragt, ob die Kinder geimpft waren. Nein, waren sie nicht. Dabei bin ich gar kein Impfgegner. Ich hatte allerdings den Keuchhusten garnicht auf dem Schirm als Impfung. Das war für mich immer eine gängige Kinderkrankheit. (Mein Bruder hatte das damals auch und war, wie ich nun heraus fand geimpft!) Zudem impft unser Kinderarzt erst nach dem ersten Lebensjahr und dann alles in Einzeldosen. Kannte ich so auch nicht, war ich aber mit einverstanden. Meine Verantwortung, ganz klar. Nun sind die Klassiker wie Tetanus, Diphtherie und Co. schon durchgeimpft. Der Rest folgt. Tja und so kam es denn dann, wie es nun ist.

(Zur Überraschung der jeweils unterschiedlichen Kinderärzte: Zwei weitere Kinder aus dem Bekanntenkreis sind angesteckt, obwohl sie komplett gegen Pertussis durchgeimpft sind. Die Mamas haben einfach mal zur Sicherheit den Husten abklären lassen wollen. tadaaa. Mich würde mal interessieren, wie oft das vorkommt. Aber das kontrolliert ja keiner, wenn man einen „normalen“ Husten hat. Ich kannte die Symptome noch von meinem Bruder und habe deshalb unseren Kinderarzt auch gezielt darauf angesetzt. Er winkte nämlich zunächst auch ab, als ich den Verdacht äußerte.)

Ich habe mal ein bisschen zum Thema Keuchhusten gestöbert.
Hier ein paar zusammengefasste Informationen:

-Impfen gegen Keuchhusten hilft die Ausbreitung einzudämmen.
-Eine Impfung schützt aber nicht per se vor einer Infektion mit Keuchhusten. (Mein Bruder war so ein Fall  und die Quelle unseren hiesigen Keuchhustens waren auch geimpfte Personen ( Teenager und Erwachsene) mit unspezifischem Husten (es kursierte bei ihnen in der Schule). Haben wir eruieren können)
-Studien aus England, den Niederlanden und den USA belegen, dass durch ein Flächendeckendes Impfen Keuchhusten nicht ausgemerzt werden konnte. Es verschieben sich jedoch die Erkrankungen aus dem Kindesalter ins Teenager- und Erwachsenenalter.
-Im Teenager- und Erwachsenenalter läuft die Krankheit oft untypisch ab und wird nicht erkannt. Die Erwachsenen werden zunehmend Überträger der Krankheit.
-ungeimpfte als auch geimpfte Kinder können ebenfalls einen untypischen Keuchhusten haben, es wird nicht erkannt, aber weiter verbreitet.
-gegen Keuchhusten muss man sich sein ganzes Leben lang immer wieder neu impfen lassen bzw diese auffrischen lassen, sonst ist der Schutz nicht gegeben und dieser hält nur in dem Zeitfenster 4 bis 12 Jahre.

-Keuchusten ist meldepflichtig.

Quellen:

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Pertussis.html#doc2374534bodyText8

Keuchhusten

www.impf-info.de/
http://www.impfkritik.de
http://www.zentrum-der-gesundheit.de/keuchhusten-impfung-ia.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Keuchhusten

 

Aus eigener Erfahrung kann ich nun sagen, dass man einen typischen Keuchhusten erkennt an:
-vornehmlich Nachts heftigen und trockenen Hustenanfällen von einer Dauer von einer halben bis ganzen Minute. (Es wirkte auf mich, als wäre ein Fremdkörper verschluckt worden.
-Das einziehen der Luft (lautes Juchzen) ist etwas sehr Typisches.
-Oftmals begleitet Würgen einen Anfall. Erbrechen kann auch nach einem Anfall vorkommen. Hatten wir  allerdings nicht.
-Das Kind läuft meist rot an und streckt die Zunge beim Husten raus.
-Es wird meistens etwas durchsichtiger Schleim herausgewürgt, der süßlich riecht.

Die untypischen Verläufe sind Bronchitis oder ein langanhaltender trockener Husten über Wochen.

Ich möchte dazu sagen, dass nur der Arzt mit einem Abstrich eine sichere Diagnose stellen kann.

Ich habe mir zur Sicherheit prophylaktisch auch ein Antibiotikum geben lassen. Denn ich gehöre noch zu der Generation die dagegen als Kind garnicht geimpft wurde und demnach auch nichts hätte auffrischen können.

Und als Nachtrag:

Ich habe wirklich 4 Wochenlang jede Nacht Wache gehalten und mein armes Knöpfchen beruhigt, was die Anfälle schnell verklingen ließ. Ruhe bewahren, das Kind auf den Arm nehmen, Fenster öffnen und da sein. So hilft man dem Kind am meisten.

Über ein halbes Jahr lang kamen die Symptome bei Erkältungen nochmal in geschwächter Form auf.

Und noch ganz wichtig: Es kann einen auch geimpft erwischen.

3 Antworten auf „Pertussis- Keuchhusten“

Gute Besserung! Übrigens hat meine Jüngste noch 4 Monate lang bei jeder Erkältung ein bisschen so gehustet wie beim Keuchhusten. Das bleibt wohl ein Weilchen. Aber es hat sie nicht gestört.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert