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...und was es sonst noch gibt Lustig

Kinder, Karneval und die Kamelle-Tabelle

Oder: Ein Wochenende im Rheinland.

Also da feierten wir Kinder-Karneval.
Für alle Karneval-Liebhaber ist klar was das bedeutet. Für alle, die das nicht kennen: Ein waschechter Karnevalsjeck liiiebt es normalerweise verkleidet bis zum Anschlag in einer komplett überfüllten Kneipe zu stehen und, selbst wenn er kein Kölsch mittrinkt, damit getränkt zu sein. Es wird verschüttet, versehentlich versteht sich. Dazu grölt man laut einschlägiges Liedgut und schwitzt so sehr, dass auch die Scheiben und Wände schwitzen. Die Kneipenbänke sind mit Ziegelsteinen und Bierkästen untendrunter abgefangen, damit sie nicht zusammenbrechen, wenn zwei Reihen Jecke darauf herumhüpfen und schunkeln. Man kommt dann in der Regel müde und heiser und die meisten auch ziemlich angeheitert nach Hause. Das findet der echte Jeck schön! Ich auch.
Alles in allem ist das nichts was in Begleitung von Kindern geht und irgendwie geht es auch nicht, wenn man am nächsten Tag 3 „fitte“ Kinder zu beaufsichtigen hat. Ich kann es jedenfalls nicht.
Da dieses Jahr das erste Mal alle drei Kinder aktiv am Straßenkarneval teilnehmen konnten, sammelte sich ein Süßigkeiten-Mount-Everest bei uns an.
Während sich bei kinderlosen Karnevalisten an solchen Tagen und auch gerne Wochen später immer noch Konfetti, Federchen, Glitzerkram und andere dekorative Party-Überbleibsel und Kostümüberreste wiederfinden, findet sich bei Eltern einer gewissen Altersgruppe ÜBERALL Süßkram und Süßkrampapiere und andere Dinge. Darunter: Sticker, Badeentchen, Stofftiere, Malstifte, Taschentücher, Luftballons, Spülschwämme, große und kleine Bälle, Spardosen, Schlüsselanhänger, Schokoladen- und Pralinentafeln, Schokoriegel von namenhaften Firmen, Obst und jede Menge super ekliges Zeug, was ich persönlich überhaupt nicht mag. Für mich würde die Hälfte an Zeug reichen, das bei den Karnevalsumzügen geworfen wird. Und dann wäre es noch zu viel.

Hier ein kleines Arrangement von einer Auswahl. Es ist in Wirklichkeit noch viel mehr.

Kamelle

Als alter Karnevalsprofi habe ich die Tüten alle sofort ausgeleert und alles weggeschmissen, was ausschließlich aus billigem Zucker und Farbstoff bestand. Die „guten“ Sachen habe ich zum Teil in Schüsseln gefüllt und in möglichst weitem Abstand zu Kinderhänden platziert. Einen Teil hatte ich schon als Wurfmaterial in die Kinderbeutel gesteckt, denn sie gingen heute noch beim Kinderkarnevalszug mit dem Kindergarten mit. Obwohl ich die übrigen Süßigkeiten gut verstaut habe, finde ich den ganzen Tag über hier zu Hause immer wieder Süßigkeiten-Papiere oder gar klebrige, also definitiv angelustche Bonbons überall. Wann und wie holen die Kinder sich das? Ich muss eine Tüte irgendwo übersehen haben.😳
Die Hoffnung beim Kinderzug Süßkram loszuwerden ging auch nicht auf. Das, was ich dem Sohn und dem Sirenchen mitgegeben hatte, kam dreifach wieder zurück von den anderen Zugteilnehmern.
Hier aber ein Bild von den Beiden vor dem Kinderzug. Mit Frühstück auf der Faust.

Karneval 2016

 

Zu meiner Belustigung sorgte dann noch der Sohn.
Sein analytische Gemüt kam an diesem Karneval ganz klar wieder zum Vorschein.
So sehr er sich gefreut hatte endlich seine Kostüme ausführen zu dürfen, so sehr ging ihm die Feierei jedoch ab. Um ihn herum war buntes und vergnügtes Treiben, er stand da und besah sich das genau. Mit seinem Cousin war er gerne zusammen. Der Cousin war als Schlossgespenst erschienen und harmonierte mit dem Ritter perfekt im Spiel. Und letzteres war das, was dem Sohn am besten gefallen hatte. Verkleidet mit dem Cousin spielen. Sch…auf Karneval. 😀
An Karnevals-Samstag sahen wir uns gemeinsam einen Stadtteilzug in kinderverträglicher Länge an. Die Kinder sammelten eifrig, aber auch staunend die Süßigkeitenberge zusammen. Der Sohn wollte eine mumelgroße Kamelle probieren und ich wies ihn daraufhin, dass das wahrscheinlich ein Kaugummi sei. Das solle er besser nicht runter schlucken oder am besten gar nicht essen.
Dieser eine, eher beiläufige Satz führte an Karnevalssonntag zu einem heimlichen Lachanfall meinerseits.
Vor unserem Haus ging an diesem Tag auch ein stattlicher und fast schon einen kleinen Ticken zu langer, aber doch sehr schöner Karnevalszug vorüber. Der Cousin und ein paar Freunde waren auch dabei. Es war heiter und munter sammelten wir Strüssjer (Blumensträußlein) und Kamelle zusammen. Die Musik spielte, es wurde gesungen und geschunkelt. Zu sehen gab es genug.

Mitten in diesem bunten Treiben eilte der Sohn immer wieder herbei, hielt mir immer neue Süßigkeiten vors Gesicht und fragte:
-„Kann man das essen?“
-„Ja!“
-„Muss ich das kauen oder lutschen?“
-„Kauen.“ (manchmal musste ich auch „lutschen“ sagen)
-„Darf man das runterschlucken?“
-„Ja.“

Dies wiederholte sich zig mal. Immer der gleiche Fragenkatalog. Ohne Witz. Er hatte keinen Blick mehr für den „Zoch“ und das Drum-Herum. Er analysierte jede einzelne Kamelle, die er noch nie zuvor gesehen hatte. (Da kommt aber auch ein Zeug von den Wagen geflogen….Mann, Mann, Mann!) Er packte nach der immer gleich gestellten Fragenfolge die Kamelle sorgfältig aus und probierte. Ich würde behaupten 80% von dem Zeug spuckte er wieder aus. Mir zunächst immer in die Hand, bis ich ihm einen Kamellespuckplatz zuwies. Da wo jetzt der Nachbarshund festklebt, da ist die Zuckermasse aus diversen Kamellen am Wegesrand geblieben. 😬
Besonders gut fand ich, dass ihm das Meiste nicht schmeckte. Mit meinem „Schwager“ war ich einig, dass der Sohn in wenigen Jahren gewiss eine Kamelle-Tabelle für Jecke als App programmiert, sich zuvor aber noch gewissenhaft durch das Sortiment der folgenden Jahre probiert.

2 Antworten auf „Kinder, Karneval und die Kamelle-Tabelle“

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