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Blogparade #Einzelstücke- Zwei Geschwister im Vergleich

Ich wage mich mal an eine Blogparade. Zur Parade mit dem Titel #Einzelstücke -Zwei Geschwister im Vergleich rief mutterundsoehnchen auf.

Es sind bei mir allerdings drei Kinder. Ich hoffe ich werde nicht disqualifiziert wegen eines Vorteiles. 😉

Der Sohn:
Er kam zur Welt und war ein ernstes Kind. Nahezu mürrisch blickte er aus weisen Augen im Greisenantlitz. Ja, man konnte genau sehen, wie er mit 80 Jahren mal aussehen würde.
Es dauerte einige Monate, bis sich das Altherrengesicht zu einem pausbäckigen Krabbelkindgesicht mauserte. Es huschte dann auch immer mal ein Lächeln über sein Gesicht. Wir pflegten zu sagen, er könne jemanden von UNTEN von OBEN herab ansehen. Ein kritischer Erdenbürger.
Als Laufanfänger tappste er äußerst selbstständig über die Spielplätze meiner Wahl. Ich konnte auf einer Bank ruhen oder plaudern. Er entfernte sich furchtlos im umzäunten Terrain in einer, nach meinem Geschmack, etwas sehr weiten Luftlinie. Aber ich ließ ihn gewähren, denn er kam auch regelmäßig zurück um einen Happen zu knabbern oder sich kurz und flüchtig das blond gelockte Haupt streicheln zu lassen.
Er beobachtete sehr viel und war eher ein zurückhaltender Zeitgenosse. Das ist er bis heute zu. Manchmal haftet ihm etwas sehr Weises an, so dass ich versucht bin zu glauben, er hätte schon ein paar Leben hinter sich gebracht.
Der Sohn war nie laut. Die Nachbarn im Haus fragten mich zu Anfang oft, ob alles in Ordnung sei. Das Kind würde ja nie schreien. Nun, das tat er schon immer mal, wenn er überreizt war. Das war er sehr schnell. Ein Tag unterwegs und vor allem zu viele unbekannte Gesichter, die ihn halten wollten und viele laute Geräusche führten zu schlimmen Schreiatakken am Abend. Ich sah es ihm am stummen Blick schon an und versuchte zu viel Trubel zu vermeiden. Auch braucht er bis heute zu „Ruhetage“ zwischen vielen nicht alltäglichen Terminen.
In der sogenannten Autonomiephase war seine Rebellion auch von der stillen Sorte. Sitz-und Liegestreiks waren sehr beliebt und auch gekonnt durchgeführt. Der Sohn vermochte quasi knochenlos zu zerfließen und am Untergrund festzukleben. Ihn aufzuheben war fast unmöglich. Ein leises Kind ist nicht weniger anstrengend, als ein lautes.
Seine Vorlieben waren recht früh schon Literatur aller Art. Ausgiebig allein und begleitet „gelesen“. Eine weitere Passion sind jeher Schienenfahrzeuge und Musik. Er sang mit 2 Jahren schon Text-und Melodiesischer mit glockenklarer Stimme.
Ansonsten hat sich der mürrische alte Senior im Laufe der Jahre zu einem fröhlichen und aufgeschlossenen Jungen von schlankem und langem Wuchs gemausert. Er erkundet nach wie vor unbekanntes Terrain sehr gerne ohne Scheu. Beobachtet aber weiterhin alles erstmal sehr genau und erfreut sich einer gewissen Beliebtheit, die ihm am A vorbeigeht. ER entscheidet wer sein Freund ist und wer nicht. Irre. Gleichzeitig ist er sehr feinfühlig und sozial. Er kümmert sich sehr lieb um kleinere und schwächere Kinder. Ist mit Ihnen geduldig und umsichtig, dass ich mir glatt eine Scheibe abschneiden möchte. Der Sohn ist auch im Körperempfinden sehr feinfühlig. Wehleidig würde ich nicht sagen wollen. Denn er fühlt den Schmerz, das kratzende Schild im Pulli oder den Mückenstich am Arm sehr deutlich.
Er ist nicht unsportlich. Er ist der einzige Mensch, der endlos langsam Fahrradfahren kann ohne umzukippen. Nichtmal der Lenker zittert. Wäre was für die beliebte Samstagabend Show mit den Wetten. 😀
Ansonsten wirkt er schon mal etwas unkoordiniert.

Das zweite Kind, von mir nicht grundlos das Sirenchen genannt, schrie schon sofort nach der Geburt und das aus Leibeskräften. Dieses Mädchen entknautschte sich recht flott zu einem pausbäckigen Säugling, der schnell und ausgelassen kicherte, wenn der große Bruder Quatsch machte. Die Frisur passet von der ersten Stunde an zum Gemüt. Das dunkle Haar stand als Irokese in die Luft und ließ sich auch nicht mit  Öl anlegen. Dann war es ein fettiger Iro. Dieses Kind schreit bis heute zu sehr viel und sehr laut. Ein energisches Temperament, das viel Aufmerksamkeit fordert und gleichzeitig auch sehr sensibel ist.
Dieses Mädchen mit den riesen Kulleraugen hatte schon früh einen sehr eigene Kopf. Es gibt regelmäßige Temperamentsausbrüche. Die Verwandtschaft zu mir kann ich nicht ganz von der Hand weisen. Fremden gegenüber ist sie meist sehr charmant und wirkte lange schüchtern. Neuerdings macht sie aber gerne mal kessen Schabernack mit Wildfremden. Allerdings wandelte sie nicht so frei auf Spielplätzen umher, wie der große Bruder. Da musste ich ihr immer viel Aufmerksamkeit schenken und sie über das Gelände geleiten. Vor allem IMMER zugucken bei allen Kletterkunststücken. Mittlerweile bewegt sie sich aber auch frei. Sie ist sehr selbstständig, macht und will und kann alles alleine. Sie ist unglaublich sportlich und von eher kräftiger Statur. Aber nicht dick, obgleich sie gerne isst. Wenn sie der Hafer sticht, zankt sie hier einen nach dem anderen der Reihe nach durch. Den Kater schnappt sie sich auch schonungslos. Wenn sie will, ist sie feinfühlig. Wenn sie nicht will ist sie ein wüstes, aber sehr lustiges kleines Hexchen. Sie singt auch gerne, aber eher laut.
Bücher sieht sie sich nur bedingt gerne an. Sie blättert lieber, nicht ohne dabei die Eigenschaften des Material zu ignorieren. Will sagen: Es gibt da so angerissene, zerknickte und rausgerissene Seiten.
Bei allem Körperlichen ist sie einerseits empfindlich (z.B. wenn Schildchen im Nacken kratzen oder die Strümpfe nicht richtig glatt sitzen) andererseits ist sie hart im Nehmen bei Verletzungen und Krankheiten. Es wird kurz geweint, ein Pflaster aufgelegt und dann geht es weiter wie immer. Sie ist in der Lage sich fallen zu lassen und zu genießen. Während der Bruder analysiert, FÜHLT sie.

 

Das dritte Kind kam mit leisem schüchternen Stimmchen zur Welt. Dunkles dichtes Haar umrahmt ihr Gesichtchen (Die Gardine vor den Augen würde ich gerne öfter kürzen, aber das mag sie nicht. Genausowenig wie Haarspängchen. Also hängen die Fusseln halb vor den Knopfaugen. Bitte sehr.
Sie schrie nie viel, wenn ich in der Nähe war. Natürlich kann sie das auch, aber in erträglicher Lautstärke und auch nicht so ausdauernd, wie die große Schwester. Das Knöpfchen hängt bis heute zu sehr an der Mama. Aber sie war von Anfang an immer ausgeglichen und fröhlich. Auf Spielplätzchen braucht sie aber die komplette Deckung der Glucke. Man weiß ja nie welche Gefahren so hinterm nächsten Klettergerüst lauern. Also das komplette Gegenteil vom großen Bruder. Sie orientiert sich sonst aber stark an den beiden Geschwistern. Mir kommt es so vor, als wäre sie auch schon sehr selbstständig unterwegs. Sie schmiert sich ihre Brote morgens selbst, friemelt sich allein ins Beinkleid und klettert neuerdings auch alleine ins Ladenfahrrad. Sie ist doch noch nicht ganz 2 Jahre alt. 😳
Lange hat sie gefremdelt, doch nun schnattert sie mit ihrem neu installierten Vokabular munter auf alle Leute ein. Dabei hebt sie aufgeregt ihre Augenbrauen hoch und runter.
Bücher fand sie lange spannend, wenn sie alleine hin und her blättern durfte. Mittlerweile sieht sie sich die meisten Bücher mit Begeisterung auch an, wenn jemand anderes blättert. Eines ist allerdings ihr Liebstes: Pip und Posy und der rote Ballon. Da kann man sich aber mal trauen das weg zu nehmen.
Sie ist von den dreien die Anschmiegsamste. Während der Sohn stets wie ein nasser Sack auf dem Arm hing (ehrlich, so ganz ohne Körperspannung), klammerte sich das Sirenchen immer mit Würgegriff an einem fest. Das Knöpfchen hingegen nimmt eine bequeme Tragehaltung ein und lehnt sich kuschelig an.

 

Übrigens gibt es zum Thema dazu auch einen schönen Beitrag bei Familienmotte zu lesen.

9 Antworten auf „Blogparade #Einzelstücke- Zwei Geschwister im Vergleich“

Hach herrlich, das hast Du total schön geschrieben. Ich liebe ja solche Berichte! Und warum sollte man nicht vergleichen, wie manche immer wieder sagen? Man lernt doch dadurch auch die eigenen Kinder besser kennen, oder?
Danke für den Bericht, hab ich gern gelesen 🙂
Liebe Grüße!

Danke danke! Ja ich mag solche Berichte auch. Ich finde wenn man das Vergleichen mal positiv nimmt und sich nicht daran misst, sondern sagt: Ach guck, wie unterschiedlich die sind und aus allen ist was geworden, dann kann es sehr beruhigend sein.
Der Tag hat bloß zu wenig Stunden um alles richtig durchzulesen.:-D

Wiedermal sehr kurzweilig geschrieben! Interessant wie unterschiedlich die Kleinen doch sein können. Ich träume von einem Kind, das gern mal allein etwas erkundet. Vielleicht ja mal beim Zweiten. Das Bilderbuchmädchen hält es da eher wie dein Sirenchen: Entdecken und Klettern und alles sehr gerne, aber bitte mit Publikum. Und Lautstärke ist auch immer gut. Da ist es nicht getan mit „Stillem Protest“. Die Nachbarn sollen doch bitte auch hören, wie gemein die Mama aber auch wieder ist 😉 Ach, aber knochenlose zerfließen, kann se auch. Wenn alles Gebrüll allein nichts nützt.

Danke! Dafür kuschelt das Bilderbuchmädchen bestimmt gerne. Das macht der Sohn ja nicht sooo gerne. Muss genau genommen garnicht sein.Jedenfalls nicht so lange und feste bitte. 😀
Und dieses Geschrei immer. Erst heute machte tatsächlich mal das Knöpfchen nen Zwergenaufstand und das in der offenen Haustüre. Da kam ne Omi vorbei und blickte finster und missbilligend MICH an. Weil das arme Kind so schrecklich: „Maaaamiiiii“ weinte und die Maaamii aber nicht sofort tröstend heran eilte. Man steht ganz schön oft als gemeine Mama da. DAS ist gemein! 😀

[…] Auch für Beatrice Confuss ist es die erste Blogparade (wir zwei Ersties). Sie vergleicht einen Sohn mit zwei Töchtern. “Sie ist von den dreien die Anschmiegsamste. Während der Sohn stets wie ein nasser Sack auf dem Arm hing (ehrlich, so ganz ohne Körperspannung), klammerte sich das Sirenchen immer mit Würgegriff an einem fest. Das Knöpfchen hingegen nimmt eine bequeme Tragehaltung ein und lehnt sich kuschelig an.” […]

Das hast Du superschön geschrieben. Ich mag es auch meine Kinder zu vergleichen. Aber nicht was die Entwicklungsschritte angeht, sondern ihre unterschiedlichen Charaktere. Es ist doch gerade spannend, wie toll es ist, dass sich Kinder im selben Umfeld trotzdem so unterschiedlich entwickeln…
Liebe Grüße, Anna

[…] Auch für Beatrice Confuss ist es die erste Blogparade (wir zwei Ersties). Sie vergleicht einen Sohn mit zwei Töchtern. „Sie ist von den dreien die Anschmiegsamste. Während der Sohn stets wie ein nasser Sack auf dem Arm hing (ehrlich, so ganz ohne Körperspannung), klammerte sich das Sirenchen immer mit Würgegriff an einem fest. Das Knöpfchen hingegen nimmt eine bequeme Tragehaltung ein und lehnt sich kuschelig an.“ […]

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