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Es könnte so einfach sein

Kindertrotz und Mamanöte

Da haben wir´s.

Das Knöpfchen ist in der Autonomiephase angekommen. Vollends. Es gibt kein Zurück. Also Augen zu und durch. Und dann klemmt man sich das schreiende Kind auch mal auf dem Fahrrad unter den Arm. Oder es muss SO gehen, weil man doch mal die Zeit im Nacken hat.

Kinder
Das Sirenchen ist ja nicht weniger eigen. Bauchfrei in Leggins mit offener Jacke

Hilft ja nix.

Neulich bekam das Knöpfchen im Beisein meiner Mutter und mir gleich mehrere Wutanfälle.
Wir hatten keine Chance. ALLES war falsch, was wir anboten. Wir saßen es schließlich aus und kuschelten danach ausgiebig.
Aber heftig war es dennoch.

Während ich da so mit meiner Mutter auf der sonnigen Bank saß und sich das Kind zu unseren Füßen kreischend wälzte, bekam ich ganz anstrengende Erinnerungen.

Im Sommer vor zwei Jahren ging der Sohn schon in der Kindergarten. Wir wohnten noch in der Stadt. Der Kindergarten lag am nahegelegene Park, etwa knappe 10 Gehminuten entfernt. Eine super Entfernung, da läuft man natürlich auch. Also ich jedenfalls. Der Weg führte nämlich zum Großteil auch durch den wirklich sehr schönen Park. Herrlich.

Nun musste ich den Sohn immer um 14.30 abholen. Das Knöpfchen war gerade ein knappes halbes Jahr alt. Das Sirenchen war 2 Jahre alt und sehr renitent und wie schon oft beschrieben LAUT unterwegs.
Ziemlich regelmäßig schlief das Sirenchen ihren Mittagsschlaf sehr ausgedehnt. (Ausnahmen am Wochenende versteht sich😕). Ich musste sie also stets wecken, damit ich den Sohn pünktlich abholen könnte. Egal ob ich sie eine halbe Stunde vorher oder kurz vor knapp weckte oder sie gar alleine rechtzeitig erwachte: Sie hatte nach dem Mittagsschlaf schlechte Laune.
Ich friemelte also ein motziges Sirenchen ( machmal auch schon schreiend) in ihre Schuhe und band mir das Knöpfchen ins Tragetuch vor den Bauch. Ich manövrierte dann stets ein schreiendes Sirenchen die Treppen nach unten. Es hallte immer sehr schön im Treppenhaus. Ich versuchte ihr alles recht zu machen. Laufrad ja, nein, doch, ja, nein, Kinderwagen ja,nein,doch, ja nein, alleine laufen, tragen etc. ALLES war falsch. Ich konnte sie schon verstehen. Sie verstand meine Not jedoch nicht. Also musste ich für den Weg von knapp 10 Minuten mindestes 20 Minuten einkalkulieren und war darauf gefasst, dass das Sirenen-Geschrei noch anheben würde. Sie brüllte den Park zusammen auf Teufel komm raus.
Ich schob dann meist den Kinderwagen mit Rädchen und Roller beladen. Manchmal auch mit dem Knöpfchen drin (statt im Tragetuch) und versuchte das kreischende Wutknäuel irgendwie gelassen zum Kindergarten zu navigieren. Aber das war nicht so einfach. Mein ganzer Körper verkrampfte sich. Ich schwitzte nicht wegen der Sommerhitze. Ich war unter Stress. Mir tat das Kind leid, aber ich tat MIR auch leid. Und die Abholzest und die nächste Stillmahlzeit vom Knöpfchen hatte ich auch im Nacken.
Die Leute, die uns begegneten sprachen mich alle an. Oder das Sirenchen. Da schrie sie gleich noch lauter. Und immer hieß es: „Na was hat sie denn? Jaa, die ist eifersüchtig auf das Geschwisterchen!“ oder: „ Die Mama geht auch viel zu schnell für dich, ja!?“
Eifersucht war es meiner Meinung nach nicht. Eher, dass sie gezwungen war diesen Tagesabschnitt mit zumachen. Immer und immer wieder. Und Sprüche mag ich auch nicht. Es hätte mir mehr geholfen das Kind abzulenken.

Jedenfalls gipfelte das Szenario meistens darin, dass das Sirenchen VOR dem Kindergarten nochmal richtig aufdrehte und sich vor dessen Toren zu Boden warf. Das Publikum war dort auch zahlreich und die Ratschläge mannigfaltig. Es war für mich ein Spießrutenlauf. Ich hatte auch keine Lust immer wieder zu erklären, dass es einfach daran lag, dass ich ihr jeden Tag einen Ablauf vorsetzte, der ihr nicht gefiel. Und sehr nachhaltig und laut war das Sirenchen einfach auch schon immer gewesen. Von Geburt an. Ich blieb also so ruhig es ging und hörte mir geduldig alles an.
Im Kindergarten beruhigte sie sich meistens sehr schnell. Da gab es immer genug zu gucken.
Eine weitere Hürde war dann, wenn wir den Sohn auf dem Außengelände abholten. Dort wollte sie gerne mitbuddeln und klettern. Aber wir mussten ja weiter. Zum Glück ließ sie sich meist schnell zu einem unsere damaligen Haus- und Hof-Spielplätze ganz in der Nähe lotsen. Dort stillte ich dann auch sofort wieder.
Aber ich muss wohl keinem sagen, dass mir stets vor dem Kindergartenweg graute und es mir natürlich auch furchtbar leid tat, dass ich ihren Wünschen in diesem Zeitfenster des Tages so überhaupt nicht entsprechen konnte. Das Sirenchen hatte es nicht leicht eingezwängt in den Zeitplan der Geschwister.

Am meisten nervte mich einst eine ältere Dame, die auf einer Bank im Schatten zu sitzen pflegte. Die sagte mal zu mir: „ Selber Schuld, Kindchen!“ Ich hätte in dem Moment am liebsten mit dem Laufrad nach ihr geworfen.
Faktisch ist mir allerdings klar, dass solche Menschen selbst einen viel größeren Frust haben, als ich ihn je haben könnte. Ich bin kurz mal sehr angestrengt aber unterm Strich sehr glücklich als Mutter. So bissige Leute sind es wahrscheinlich eher nicht.

3 Antworten auf „Kindertrotz und Mamanöte“

Ach herrje, da kriege ich schon beim Lesen Stress und Schweißausbrüche! Mein Großer hatte auch schon immer nach dem Schlafen, egal wie kurz oder lang, schlechte Laune. Je kürzer, umso mehr natürlich. Und brauchte immer bestimmt eine Stunde, um wieder „normal“ zu werden. Da hätte ihn so eine tägliche „Störung“ auch aus der Bahn geworfen. Ich hatte früher immer Horror vor dem Abholen, weil er nach der Kita immer super schlecht drauf war und regelmäßig ausgerastet ist. Das war eine nervlich sehr anstrengende Zeit. Bei meiner Kleinen war das nicht so schlimm, sie war meist danach kuschelig und anschmiegsam und holte sich so das, was sie vermisst hatte.
Aber gut, dass das Knöpfchen wenigstens zu dem Zeitpunkt noch ruhig war, so liest es sich zumindest. Ich frage mich gerade, ob Väter auch manchmal solchen Situationen ausgesetzt sind?
Liebe Grüße!

Ja, das waren ein paar wilde Wochen. Das Knöpfchen war tatsächlich ruhig. Im Tragetuch sind ja die meisten Kinder zufrieden.
In diese Situationen kommen wohl immer die Elternteile, die die Kinder hauptsächlich betreuen und versorgen. Wenn also der Vater den Hauptanteil übernimmt, lernt er das auch kennen. Ansonsten ist ja der weniger involvierte Elternteil immer auch ein bisschen in einer Sonderrolle und erlebt sowas garnicht so extrem. Denke ich jedenfalls.
Lg zurück. 🙂

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