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Der Garten

und die Kräuterhexe

Der Herr Papa sagte letzten Sommer zu mir, man hätte mich im Mittelalter als Hexe verbrannt. Rote Haare, der Wahn in der Erde zu wühlen, Wildkräuter bestimmen und Regenwürmer füttern wären definitiv Hinweise gewesen, die mein Überleben behindert hätten.
Nun denn, so ist es.
Als klar war, dass wir ein Haus mit Garten beziehen würden, begann ich alles mögliche übers Gärtnern zu lesen. Ich fand auch schnell heraus, dass mich optisch ein möglichst naturnaher Bauerngarten am meisten anmacht.
Und am liebsten hätte ich SOFORT ein blühendes Inferno rund ums Haus gehabt. Aber das kostet viel Arbeit und auch viel Geld, wenn es schnell gehen soll. Das mit der Arbeit ist mit 3 kleinen Kindern schwierig und das mit dem Geld kennt wohl jeder.

Das Erste was ohnehin gemacht werden musste war Inventur im ungepflegten Garten. Wir fanden unter dornigem Brombeergebüsch  keinen Rasen oder keine Erde sondern Quecke. Ein „beliebets“ Unkraut unter Gartenfreunden. Ausgewachsen sieht man, dass es eine Art Getreide ist. Sie vermehrt sich schnell und weit. Also Brombeeren weg. Quecke raus. Ich habe rund ums Kleefeld (welches die Rasenfläche sein soll) Beete geschaffen. Also umgegraben und dann auf allen 4ren Schubkarrenweise Queckenwurzeln rausgezogen. Das muss man gründlich, denn schon ein halber Zentimeter Wurzel bildet neue Ausläufer. Das schöne an dem ausgereiften Queckenfeld war, dass ich richtig dicke weiße Wurzelausläufer fand, die ich in langen Strängen aus der lockeren Erde ziehen konnte, ohne abzureißen. Schade, dass ich damals keine Fotos gemacht habe. Ich habe vom „Queckenziehen“ geträumt.

junge Quecke
Junge Quecke mit Würzelchen

Ein anderes „beliebtes“ Unkraut ist die Giersch. Die wächst bis heute zu bei uns. Aber in zwei Ecken, wo sie mich bisher nicht stört. Giersch ist zudem eigentlich ein leckeres Wildkraut. Die jungen Blätter sind schön würzig und machen sich gut im Salat oder im grünen Smooty. Die Giersch ist auch dekorativer als die Quecke. Sie trägt später weiße Doldenblüten.

junge Giersch
Junge Giersch…später wird sie bis zu einem Meter hoch.

Als weiteres gab es diverse abgestorbene Sträucher, die ich raus riss. Die hier beschriebenen Bäume gab es auch noch und gibt es z.T. auch noch.

Blühende Stauden oder ähnliches gab es  gar nicht.

Ich ließ mir im bei der ersten Gelegenheit Staudenableger aus dem Garten meiner Eltern mitbringen. Das waren Staudensonnenblume (die wuchert wunderbar), Sommerphlox (blüht leuchtend pink) und Bartiris in blau und rotgelb. Alle wuchsen gut an, wenngleich der Standort nicht für alle günstig gewählt war. Ich hatte die unterschiedlichen Sonnenstände der Jahreszeiten im Garten nicht berücksichtigt. Anfängerfehler. Sie haben es aber überlebt.

Freunde brachten mir Blumenzwiebeln und Blumensaaten mit. Ausgeblühte Frühblüher, die als Osterdekoration gedient hatten, pflanzte ich einfach in die Erde. Ungeachtet, ob die Jahreszeit zum Pflanzen passend war. Sie kommen alle raus in diesem Frühling. Viele dieser Gesellen verwildern auch und vermehren sich von Jahr zu Jahr.

Hyazinthkrokusse und Hyazinthe
Hyazinth-Krokusse und pinkblühende Hyazinthe (etwas schwächlich, aber egal)

 

Hyazinthkrokusse
Hyazinthkroskusse

 

Narzissen und dahinter zu erahnen Vergissmeinnicht
Narzissen und im Hintergrund zu erahnen Vergissmeinnicht

Vergissmeinnicht kommen auch mit schattigeren Plätzen zurecht und vermehren sich auch gerne.

Dann machte ich noch einen Fund am Osterwochenende. Im Herbst hatte ich zum Verwildern in schattigen Gartenlagen gefingerten Lerchensporn in die Erde gebracht. Die „Knollen“, „Wurzeln“ oder wie auch immer man es nennt, sahen aus wie abgebrochene Stöckchen. Ich war etwas skeptisch. Und es tat sich auch zunächst so gar nichts an den Pflanzstellen. Ich war ganz betrübt. Und plötzlich war er  doch da. Ich kann nicht sagen, wie sehr mich das freut.

gefingerter Lerchensporn
gefingerter Lerchensporn

 

Ich sähte außerdem letztes Frühjahr ein bisschen wild und konnte bald schon nicht mehr unterschieden was da keimte. Wildkraut oder Saat. Ich ließ es gewähren. Am Ende hatte ich eine wilde Mischung. Aber es blühte.

Ich sortierte giftige und hässliche Wildkräuter aus und ließ hübsche und durchaus schmackhafte Wildkräuter stehen. Warum nicht einen Wildkräutersalat aus dem eigenen Garten? Hab ich schon ein paar in diesem Text aufgelistet.

Auf dem folgenden Bild sieht man unter anderem eine lilafarbene Taubnessel. Die Blätter sehen der echten Brennnessel sehr ähnlich, aber sie brennt nicht. Deshalb auch der Name Taubnessel. Es ist ein Heilkraut und man kann frische Blätter auf Wunden legen. Es still angeblich die Blutung und fördert den Heilungsprozess. Ansonsten kann man wohl auch Tee und andere Dinge daraus zubereiten. Mir gefällt, dass Hummeln sich gerne an den Blüten bedienen. Die Taubnessel gibt es auch in weiß und gelb.

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lila Taubnessel

Ich etablierte zudem Schöllkraut im Garten. Es wächst gerne an Heckenrändern und blüht ganz hübsch in gelb. Schöllkraut ist, wie ich finde eine hübsche Pflanze, die ebenfalls als Heilkraut dient. Der Saft in den Stängeln ist goldgelb und giftig. Schmeckt aber nicht. Also nix zum Essen. Allerdings kann man den frischen Saft auf Warzen tupfen. Das kranke Gewebe färbt sich schwarz. Die Warze heilt ab oder fällt ab oder entzündet sich und heilt dann ab. Wir waren vor 2 Jahren mit Schöllkraut sehr erfolgreich bei Dellwarzen (Schwimmbadwarzen). Kinder fangen sich sowas ja gerne mal.

Schöllkraut
Schöllkraut noch jung und ohne Blüten, aber mit charakteristischer Blattform.

 

Was mich jedes mal entzückt sind Duftveilchen. Die wachsen im Gras überall. Sie sind bloß so klein, dass man sie schnell übersieht. Dieses ist zudem angenagt.

Duftveilchen
Duftveilchen

 

Veilchen
Da sieht man WIE klein die sind.

 

Ansonsten erfreue ich mich noch an unserer kleinen Zwergblutpflaume, die brav vor sich hinblüht bevor sie später dunkelviolettes Laub trägt und kleine essbare Früchte produziert. Ein altes und pflegeleichtes Gehölz. Als Zwerg darf man sie auch recht dicht an die Grundstücksgrenze setzen. Was vorallem für kleinere Gärten ja interessant ist.

Zwergblutpflaume blüht
Zwergblutpflaume

Ich freue mich aber auch, wenn es bei den Nachbarn blüht. Es ist wohl eine kleine Magnolie. Sagte man mir jedenfalls.

kleine weiße Magnolie

 

Manche Nachbarn haben es jedoch nicht so sehr mit grün und Blüten. Da wird dann gerne mal an einem alten Fliederbaum was abgesägt, was der Grundstücksgrenze auch nur im Ansatz zu nahe kommt. Da sieht so ein Bäumchen schon mal etwas merkwürdig aus und kränkelt. Aber es gibt ja Efeu. Das begrünt zuverlässig und robust auch etwas verschnittene Bäume.😁

alter Flieder mit Efeu
Man ahnt an welcher Seite gerne mal was abgeschnitten wird.

 

Sobald Zeit und Wetter es zulassen werde ich weiter im Garten hantieren. Da sind noch ein paar Pflanzen bei uns eingezogen, die in die Erde wollen.

 

Als Abschluss noch eine hochgiftige und eindrucksvolle Pflanze, die in Gärten mit Kindern nicht sein darf: Der Stechapfel. Er blüht hübsch in weiß und trägt etwa Eiergroße grüne und stachelige Früchte. Dieses Exemplar tauchte unerwartet im Garten meiner Eltern auf. Zuerst wussten wir nicht, was da kommt. Und als wir es wussten, musste er gehen.

Stechapfel
Stechapfel

2 Antworten auf „Der Garten“

Oh schön! magst Du mal unseren Garten besuchen? Ich liebe ja alles was wie eine Frühlingswiese aussieht und sage dem Papa der Rasselbande immer, wenn Du IRGENDWANN mal im Blumenladen einen Strauß Blumen für mich kaufen möchtest sag einfach „Der soll wie eine Frühlingswiese aussehen!“ Bitte keine Rosen! 😉

Ich komm rum 😁. Wann? Wo genau? Gibt´s Kuchen? 😀 Können wir die Kinder irgendwo weg sperren? 😀
Ein Frühlingsblumenmeer finde ich auch super. Ein paar alte Gärten hatten schon vor 2 Wochen ein Meer aus Krokussen in der Wiese. Herrlich! Bei einem Nachbarn haben sich die Hyazinthkrokusse auch schon üppig ausgebreitet. Wunderschön. Lustig, Rosen sind auch nicht wirklich mein Gewächs. Einzig Ramblerrosen können mich erwärmen. Die sind mega üppig und überwuchern ganze Bäume.

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