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Erziehung und Realität

Das Gender-Ding

Auf Süddeutsche.de gibt es einen Artikel zum Thema Genderisierung: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/spielzeug-industrie-der-tiefe-rueckfall-in-die-hellblau-rosa-welten-1.3234663

Ja, die Industrie produziert schon ziemlich genderspezifischen Kram. Nehmen wir das Überaschungsei. Das gibt es neuerdings auch für Mädchen und Jungs. Ich weigere mich allerdings da unterschiedlich einzukaufen. Noch ist es möglich.

Das Thema kommt immer mal wieder auf. Viele Blogger haben schon darüber geschrieben. Bei Mutter und Söhnchen findet man eine ganze Rubrik: untypisch , die sich mit diesem Thema befasst.

Ich habe mir auch meine Gedanken gemacht.

Erziehen wir unsere Kinder in ein Rollenklischee?

Wie seht ihr das? Wie ist das bei euch? Was habt ihr für Beobachtungen gemacht bisher?

Was haben Farb- und Spielzeugvorlieben mit dem späteren Leben zu tun?

Leben wir vor, dass Mädchen Rosa mögen und Jungs Blau?

Haben gender-typische Vorlieben Einfluss auf die spätere Lebensführung?

 

 

Prägung durch Kleidung?

Ich werde bis heute zu oft noch gefragt bei der Jüngsten, ob sie ein Junge oder ein Mädchen ist. Ich kleide soweit es geht neutral. Die Mädchen tragen zudem die Sachen vom großen Bruder auf. Ich selbst fahre aber auch auf das ein oder andere Röckchen und Kleidchen ab. Und hier und da ein knalliges Pink mag ich auch, oder auch mal Rosa. Ich geb´s zu. (Weil ich ein Mähähädchen bin…) dabei bin ich in meiner Kindheit nicht auf Rosa und Pink getrimmt worden! In den 70ern war Braun und Orange und Grün in. Und Hosen übrigens auch.

Aber haben alle Mädchen und Frauen eine große Leidenschaft für alles „mädchentypische“? Und alle Jungen und Männer für alles „männertypische?“

Ich würde sagen nein.

Und doch: Nehmen wir das Beispiel „Mädchenkram“. Manch einem gefällt das richtig gut. Was ist gegen Blümchen und Co einzuwenden? Ich mag Blümchen und Pink (in Maßen) für Mädchen genauso gerne wie Blautöne und Streifen. In erster Linie muss es dem Kind genehm sein.
Zudem ist die Mode für Kinder genauso der Industrie entsprungen, wie für Erwachsene. Es wird immer wieder neu suggeriert was derzeit in ist. Spült die Modeindustrie für Kinder alles in Pastell oder Rosa und Glitzer auf der Markt und die Medien produzieren noch passende Animationsfilmchen mit Rosé und Glitzer, wird der Bedarf danach schnell geweckt. Bis zu einem gewissen Alter kann man den Kindern noch anziehen was man will. Die beschweren sich nicht. Aber spätestens im Kindergarten wird es je nach Charakter schwierig. Dann geht nur noch der rosa Glitzerkram mit Motivaufdruck von der aktuellen Lieblingsfernsehserie.
Man kann nur hoffen, dass den Kindern das länger egal ist und durchforstet in mühevoller Arbeit die diversen Anbieter für Kinderkleidung, um etwas weniger Rosafarbenes und Glitzerndes zu finden. Oder man bestimmt einfach, was angezogen wird. (Viel Spaß dabei). Oder man näht selber. Wenn man kann.

Umgekehrt ist es mit Jungensachen ja auch so. Es ist unfassbar schwierig bunte Jungkleidung ohne hässliche Aufdrucke zu finden. Und wenn, dann ist sie oft teuer.
Ich glaube viele Mütter wollen diese genderspezifische und dem aktuellen Modediktat entsprungene Kleidung nicht kaufen, sondern es bleibt oft keine andere Wahl.

Ich will nicht wissen wie viele Mütter keine Lust und vor allem keine Zeit habe diverse Läden (auch online) zu durchforsten, um bezahlbare und nette Kleidung zu finden, die nicht so typisch Junge oder Mädchen ist. Und am Ende hat man was gefunden und der Nachwuchs will es nicht anziehen! Aaaah! Dieser Machtkampf um die Klamotten jeden Morgen….Horror.
Da kommt dann am Ende doch zähneknirschend der Disneyheld auf dem blauen Shirt oder die Prinzessin auf dem rosa Kleid in den Schrank und Ruhe ist im Karton.

Die Aufdrucke kann ich bisher zum Glück noch super gut umgehen. Vor zwei Jahren aber noch war ich gezwungen zwei Sommerkleider auf die Schnelle für das Sirenchen zu kaufen, in furchtbaren Farben. Augen zu und durch. Und mittlerweile will das Sirenchen NUR Kleidchen einer bestimmten Machart tragen. Die Farbe ist dabei zum Glück fast ganz egal. Aber wenn sie wählen kann, dann wählt sie rosa! Sie findet das einfach schön! Das steckt IN ihr drin. Wenn es nach mir ginge, trüge sie coole Cargojeans und nen flotten Pullover. Das steht ihr hervoragend. Und wäre auch bei ihrem wilden Gemüt passender zum Toben und Klettern. Ich kenne aber noch so andere Exemplare, die einfach nur noch Röcke tragen wollen und die Mütter tragen fast immer Hosen. Wer lebt da was vor?

Würde ich jetzt bei den Kleidern noch Rosa und Glitzer forcieren, wäre das Sirenchen optisch tatsächlich eines dieser typischen Mädchen. Wenn einer Mutter das gefällt, dann war sie selbst gerne Mädchen oder wäre gerne eines gewesen, das Rosa trägt. Sie wird dann keinen Nachteil darin sehen in der typischen „Mädchenschublade“ zu stecken. Sie fühlt sich darin wahrscheinlich sehr wohl aus freien Stücken und das ist auch Emanzipation.

Und wenn man bewusst gegensteuert? Macht das Kind am Ende nicht sowieso was es will und trägt vielleicht dann in der Pubertät exzessiv PINK?
Zudem, wenn man selber gerne Hausfrau und Mutter ist (sowas kommt ja vor) soll man den Töchtern (Kindern) vorgaukeln, dass man unzufrieden ist damit, damit die Töchter diese Rolle später nicht übernehmen? Das ergibt doch auch keinen Sinn.

 

Wie sieht es aus mit dem Spielzeug?

Beim Spielzeug haben wir und auch einige Freunde von uns den Kinder komplett neutrales Spielzeug angeboten. bzw einfach so durchmischt, egal ob für Junge oder Mädchen. Für unsere Kinder kann ich sagen: Der Sohn interessierte sich von Anfang an für Müllautos und Bagger etc. Die Mädchen eher sparsam. Ist ab und an mal spannend. Aber sonst nicht so. Schienenfahrzeuge faszinieren den Sohn bis heute zu. Typisch Junge. Ich war die Hauptbezugsperson und habe null Interesse für Schienenfahrzeuge. Sie bringen mich von A nach B. Das ist alles. Der Sohn flippte aus. Das steckt in ihm drin. Wie viele Mädchen interessieren sich brennend und dauerhaft für Fahrzeuge? Was sind eure Erfahrungen?

Meine Mädchen flippen bei Puppen aus. Das Knöpfchen noch mehr als das Sirenchen. Dabei hat das Sirenchen MICH als Säuglingsmutter ja erlebt. Ich habe ihr die Säuglingsmutter vorgelebt. Dem Sohn ja gleich zweimal. Er ist fürsorglich mit anderen Kindern, aber er hat sich nicht zum Puppenvater entwickelt. Das Sirenchen steht auf Prinzessinnen. Ganz ehrlich, die haben MICH nie angemacht. Das Knöpfchen hingegen umsorgt Puppen nahezu rührend und sie hat das nie vorgelebt bekommen. Das steckt in ihr drin.

Ich denke man kann diese wirklich typischen Interessen noch verstärken, indem man sie immer wieder und ausschließlich bedient. Aber die Grundrichtung kann man nicht lenken. Was soll das auch?
Man muss jedem alles anbieten und er kann sich dann daraus aussuchen, was ihm am besten gefällt.

Wobei die Jungs da Klamottentechnisch tatsächlich mal benachteiligt sind. Ein Junge in Rock, rosa T-Shirt und Schleife im Haar….. was passiert da in der Regel?

Da haben es Mädchen eindeutig leichter.

Mein Fazit:
Mädchen tragt rosa und spielt mit Puppe soviel ihr wollt. Jungs tobt und klettert und wälzt euch im Dreck. Oder umgekehrt. Oder alles gleichzeitig. Steht dazu was ihr seid und was ihr mögt.

Wichtig ist, dass man auf Grund des Geschlechts nicht automatisch für bestimmte Tätigkeiten festgelegt wird. Jeder soll machen was er am besten kann und mag.

Und das gilt auch für die Kleidung.

 

Und nun würde mich wirklich interessieren, was eure Erfahrungen sind? Wie sehr ihr das? Habe ich etwas vergessen oder nicht zu ende gedacht?

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