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Erziehung und Realität Neues vom wilden Mädchen (Sirenchen)

Das Eierbrot-Drama

oder: Die Fortsetzung von Drei Kleinkinder, 3 Fahrrädchen und EINE Mutter.

Nachdem ich die drei Kinder heil zu Hause abgeladen hatte, verdingten wir uns zunächst noch friedlich im Garten. Die Kinder bespielten das Blumenkastenpiratenschiff ausgiebigst.
Ich rechte ein paar Blätter zusammen. Da gackerte Berta das Huhn aufgeregt aus dem Nachbargarten. Der Hühnerbesitzer sah nach und fand, wie zumeist wenn Berta laut gackert, ein bis zwei Eier im Kaninchenstall. (Daher kommt wahrscheinlich die Osterhasen-Geschichte. Hühner legen ihre Eier gerne in den Kaninchenstall.)
Wir sahen und grüßten uns durch das noch lichte Grün des Gehölzes und kamen ins Plaudern. Da fragte der Nachbar, ob wir vielleicht zwei frische Eier haben wollten. Da sagte ich nicht nein. So frische Eier sind doch was Feines, zumal wenn man sogar genau weiß wer es gelegt hat. Ich nahm sie dankend entgegen und zeigte sie den neugierigen Kindern. Wir wollten die Eier zum Abendbrot machen.
Als wir dann rein gingen wurde mir nochmal bewusst, dass diese Eier wirklich noch handwarm waren. Also sowas von frisch. Und dass man die ja rein theoretisch einfach ausbrüten könnte. Kurz war ich versucht. Ich mag nämlich Hühner. Nicht nur zum Essen. Ich mag sie auch als zierendes, scharrendes und gackerndes Getier im Garten leiden. Dann würde ich sie auch nicht essen. Einmal Glucke immer Glucke, dachte ich und sah mich 21 Tage mit den Eiern am Leib rumlaufen.
Ich besann mich aber dann. Wir haben ja Katzen. Und was die mit Küken machen würden….nicht schön. Dann lieber doch in die Pfanne.

Die Kinder wünschten dann Spiegelei auf Brot und noch Salami dazu.
Ich briet also die Eier und noch eines aus dem heimischen Kühlschrank. Weil 3 Kinder …

Ich richtete die Teller ein bisschen nett an, legte Salami und Spiegeleier auf und schnitt die Brote noch in appetitliche Häppchen.
Als ich servierte kreischte das Sirenchen los. Sie hätte kein Brot zum Ei gewollt. Nur Ei und Salami. (Und es ist schwer sie zu verstehen, wenn sie so schreit.) Sie kreischt dann alles sehr undeutlich. Ich bat sie aus Prinzip möglichst normal zu sprechen, damit ich verstehen könne, was sie wolle. Sie riss sich kurz zusammen und wiederholte ihr Anliegen. Ich versuchte zu sagen, dass sie ja dann einfach das Ei und die Salami vom Brot runter nehmen könne. Aber das überkreischte sie schon wieder. Sie schrie etwas in der Art wie: „Ich wollte das Brot nicht in kleine Stücke geschnitten haben!“ Ich bat sie wieder aus Prinzip, bitte möglichst normal zu sprechen, damit ich sie verstünde. Sie wiederholte es fast verständlich. Ich hob an zu sagen, dass sie aber doch gerade noch gesagt hätte, sie wolle überhaupt kein Brot, dann wäre es ja auch egal, wenn es klein geschnitten sei.
Das Kind explodierte förmlich. Es kam über den Tisch. Es verwandelte sich eine eine Art Kinder- Hulk. Dass die Scheiben an den Fenstern nicht zersprangen war alles. Echt jetzt. Horror. Der Heimweg vom Kindergarten war im Grunde schon das Zeichen, dass ihr Kanal voll war für den Tag.
An so einem Tag, in einer solchen Situation fühle ich mich hilflos. Ich denke an die Tipps aus Erziehungsratgebern so von wegen: das Kind aus der Situation raus nehmen und so……DA MÖCHTE ICH DIE RATGEBER ZERREISSEN UND AUS DEM FENSTER SCHMEISSEN. IN FETZEN. ALS KONFETTI!!!!
An solchen Tagen, an denen ihr Kanal voll ist, kann ich das Kind separieren und mich gleich mit, so viel ich will. Klappt leider nicht. Garnicht! Das Sirenchen ist an so einem Tag nicht so schnell fertig mit ihrem Randalieren. Ich müsste in Kauf nehmen, dass in der Zeit zwei andere Kinder sehr viel Zeit sehr unbeobachtet haben. Und Unfug zu machen. Und ich einen Hörsturz.
Versuche das Sirenchen alleine zu separieren und alleine in einen Nebenraum zu setzen scheitern daran, dass sie mir in 90% der Fälle kreischend hinterher rennt. Ich müsste die Türe zu machen und abschließen oder zu halten. Das möchte ich nicht. (Locken mit Belohnungen funktionieren übrigens auch nur in 5 % der Fälle. Die Kinder sind alle drei nicht bestechlich. Hier schon mal beschrieben.)

Was tat ich also diesmal?
Ich drohte an, ich nähme das Abendbrot weg, wenn sie nicht aufhöre zu schreien. Sie kreischte noch lauter. Der sonst gelassene Sohn begann zu weinen, hielt sich die Ohren zu und sagte zu Recht: „Das tut mir in den Ohren weh!“
Ich nahm ihr den Teller weg. Sie heulte kurz noch lauter auf und sah mich ungläubig an. Ich stellte den Teller wieder hin. Sie wurde etwas ruhiger. Ich wartete. Sie sah mich mürrisch an und moserte vor sich hin. Ich sagte: „ Also, wenn du das Brot nicht möchtest, nimm das Ei und die Wurst einfach runter.“
Sie schubste den Teller fast vom Tisch und kreischte wieder los, sie wolle das nicht essen. Ich merkte an, dass ICH ja dann das Eierbrot essen könnte.
Ich bin froh, dass sie nicht den Tisch umgeworfen und die Teller der Geschwister an die Wand geworfen hat. Der Sohn und das Knöpfchen hielten sich wieder die Ohren zu. Ich dachte mein Kopf platz und sagte: „Das geht so nicht! Offenbar hast du auch gar keinen Hunger. ICH esse jetzt das Brot!“
Und das Sirenchen kreischte in den schrillsten Tönen und schubste wieder den Teller weg.
Da nahm ich mir das Brot mit dem guten Spiegelei aus Henne Bertas Gelege und aß es! Ich habe einfach rein gebissen, gekaut und runter geschluckt!
Böse Mama.
Ich aß mit einem gewissen Triumph.

Mama isst

Angenehmerweise war das Kind sofort sehr still und ließ sich ein neues Brot in gleicher Zubereitung machen und aß es. Mit Brot UND kleingeschnitten. Wir hatten dann tatsächlich noch ein friedliches Abendbrot alle zusammen.

Kaum zu glauben.

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