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...und was es sonst noch gibt Erziehung und Realität

Von neurologischen Ausfallerscheinungen und Hauswinkelspinnen.

Wird die Angst vor Etwas vorgelebt?

Die Jahreszeit bringt wieder lustige Gesellen der Insekten- und Spinnenwelt zum Vorschein. Hin und wieder sieht man es hektisch unter unserer Terrasse hervor und zum Glück wieder zurück huschen.
Es sind Spinnen.
Ich habe Angst vor Spinnen. Das heißt, ich habe eigentlich keine Angst. Ich denke nicht, dass sie mich beißen oder gefährlich sind. Ich weiß, dass sie sehr nützlich sind und mir nichts tun. Ich ekel mich. Ich habe mich aber schon diszipliniert für meine Kinder.
Ich kann Spinnen mittlerweile aushalten, wenn sie irgendwo still sitzen. Ich kann alles aushalten, was Daumennagelgroß ist. Auch in der Wohnung. Ich zucke vielleicht mal kurz bei einer unerwarteten Begegnung. Aber sonst bleibe ich entspannt. Guck ich mir sogar fasziniert an. Ich komme auch mit den Kellerbewohnern in ihren Mauerritzen klar. Bleibt einfach alle wo ihr seid und alles ist gut.

Allerdings habe ich einen UNFASSBAREN und unkontrollierbaren Ekel vor großen Spinnen, wenn sie schnell und ungelenk huschen. Oder mir zu nahe kommen. Am aller aller aller schlimmsten sind für mich die Hauswinkelspinnen. Dabei haben diese armen Kreaturen sogar einen sehr ausgeprägten Fluchtinstinkt. Die verhalten sich genau wie ich, wenn wir uns begegnen.

Wir haben die hier viel. Ich weiß, wo sie meistens sitzen. Zum Glück mögen die es dunkel und ungestört. Man sieht sie also nur selten. Mir ist es egal, ob sie quasi unter mir in einem abgedeckten Kellerloch sitzen. Aber in Bewegung und Sichtkontakt gehen diese Viecher für mich garnicht. Ich kriege reflexartig Zuckungen, Schnappatmung, Schweißausbrüche mit hin zu Übelkeit. Es juckt mich. Ich zappele und bekomme eine Art epileptischen Anfall. Ich mache keine elegante und schon gar nicht souveräne Figur. Man kann es wohl eine ausgewachsen Phobie nennen. Eine Hauswinkelspinnenphobie. 😀

Jetzt ist es so, dass ich meinen Kindern das nicht weiter vererben möchte.
Aber das ist gar nicht so einfach.

Ich habe keine Schwierigkeiten mit Insekten und konnte stets souverän reagieren, wenn ein Kind in „Not“ war. Aber wieso war überhaupt ein Kind in Not? Alle drei hatten Phasen, in denen sie vor Drosophila-Fliegen panische Angst hatten. Das war etwas mühsam. Die hab ich manchmal ohne Lupe garnicht gesehen.
Größere Fliegen, Bienen, Wespen und Hummeln führten und führen zum Teil auch heute noch zu Schreiatakken. Vor allem bei Hummeln kann ich es garnicht nachvollziehen. Das sind für mich fliegende Teddybären.
Die großen Kinder sind mittlerweile gelassen. Wir haben Bienen aller Art letzten Sommer in unserer Kleewiese beobachtet.

Das Sirenchen bekam mal einen Ausflipper im Aquarium. Wir beobachteten fasziniert die Unterwasserwelt und sie kam auf die Garnelen nicht klar, die da rumwuselten.
Auch schüttelt sie sich stets bei Weberknechten. Hat sie definitiv nicht von mir abgeguckt. Von niemandem in diesem Haushalt.

Das Knöpfchen hingegen wendet sich angewidert ab, wenn sie diese Blume sieht.Jungfer im Grünen

Ich hingegen habe eine Schwäche für diese Blume. Ich kann zwar eine gewisse Ähnlichkeit zu „Pinnen“ erkennen, aber lebe ihr da nicht mal im Ansatz eine Angst vor. Bei der Blume jedenfalls nicht. Das kurze Zusammenzucken bei echten Spinnen, kann ich nicht verleugnen.

Letzten Sommer hatten wir eine Kreuzspinne im Haus. Die hatte ein Netz zwischen Zimmerpflanze und Balkontür gesponnen, welches selbst dem ständige Öffnen und Schließen der Tür standhielt. „Gerlinde“ zog schließlich aus ihrem beeindruckenden Bauwerk aus, als sie bemerkte, dass die Fangquote drinnen schlechter war, als draußen. Aber wir haben sie gerne beobachtet.

Die Frage ob man sich Angstverhalten abguckt klärt sich in meine Augen auch nicht einfach so. Gegen abgegucktes Angstverhalten spricht Folgendes. Meine Mutter  mag Mäuse nicht sonderlich. Also garnicht. Ich hingegen mag Mäuse sehr und musste meine Mama immer vor den „bösen“ Mäusen retten. Der Logik nach müsste ich ja nun auch Angst vor Mäusen haben.

Ich behaupte jetzt mal: Wovor jemand Angst oder Ekel hat ist angelegt. Hätte ich Mäuse nun auch fies gefunden, hätte sich dieses Gefühl aber mit Sicherheit verstärkt, durch die offen kommunizierte und gelebte Abneigung meiner Mutter. Da ich Mäuse jedoch süß finde, konnte ihr ablehnendes Verhalten bei mir nichts anrichten.

Was ist jetzt mit meinen Kindern?
Ich kann weiterhin alle von ihnen gefürchteten Tierchen gelassen kommentieren und entfernen. Neuerdings wohnt auch eine wirklich daumendicke Spinne (aber mit kurzen Beinen) im Sandkasten. Soll se doch. Ich zucke immer nur kurz, wenn sie sich flink in Sicherheit bringt. Ansonsten sagen die Kinder schon, wenn es regnet: „Och, die arme dicke Spinne im Sandkasten…!“

Ich weiß aber ehrlich nicht, ob es bei einem kurzen Zucken meinerseits bleibt, wenn mir eine große Hauswinkelspinne über den Weg läuft oder zu nahe kommt.
Dann greift nämlich mein Reflex schneller, als mein Verstand.

Bleibt zu hoffen, dass wir gemeinsam keine Bekanntschaft mit einer großen ungelenk huschenden Hauswinkelspinne machen.Ich hoffe, ich habe mich wenigstens unter Beobachtung unter Kontrolle. Dann kann ich mich ja später noch auf dem Boden wälzen und kreischen, wenn mich keiner sieht.

Ein überaus unterhaltsamer Beitrag zu eben jenen Spinnen, ist auch hier beim Blog Sandkuchengeschichten zu lesen.

Mich würde aber interessieren, wie eure Erfahrungen sind? Haben eure Kinder Angst vor Krabbeltieren? Habt ihr Angst vor den gleichen Krabbeltieren? Habt ihr euch bei euren Eltern eine „Phobie“ abgeguckt?

Ich finde das spannend.

5 Antworten auf „Von neurologischen Ausfallerscheinungen und Hauswinkelspinnen.“

Meine Große hatte eine Phase, in dem sie vor ALLEM, was krabbelte, oder, noch schlimmer, flog, tierische Angst hatte. Das ging so weit, daß wir anhalten mußten, um Fliegen aus dem Auto zu jagen, weil eine Weiterfahrt mit einem völlig hysterischen Kleinkind nicht möglich war. Mittlerweile ist es besser, vieles wird interessiert beobachtet und wir haben tatsächlich gerade erst einen Zelturlaub erfolgeich hinter uns gebracht (und wer einmal zelten war, weiß, daß man IMMER irgendwann Krabbelviechzeugs im Zelt hat). Es wurde zwar auch gemeckert und nach Mama gerufen, aber es brach nicht gleich die große Panik aus und zumindest die Ameisen waren am Ende im Zelt geduldet. 😉
Angst vor Spinnen hatten meine Beiden auch immer, wobei die Große es der Kleinen, glaube ich, „beigebracht“ hat. Aber ich meine in letzter Zeit bei beiden eine Mäßigung (der Angst) gesehen zu haben. Vielleicht mein beruhigender und erklärender Einfluß (ich habe Biologie studiert und erzähle meinen Kindern gern was über die Natur um sie rum). Also von mir können sie es nicht haben, höchstens von meinem Mann, der hat nämlich ab einer bestimmten Größe eine Spinnenphobie. Allerdings hat er sich so gut unter Kontrolle, daß er dann einfach zu mir kommt und ganz ruhig meint „Da sitzt so eine Spinne, die finde ich nicht so gut…“, so daß ich sie dann rausschmeißen kann. Von daher kann ich nicht so recht sagen, woher das kommt. Vielleicht ist es auch eine Instinktreaktion und die Kinder müssen erst lernen, daß die bei uns vorkommenden Krabbeltiere harmlos sind?

Ich erkläre meinen Kindern auch gerne die Natur. Interessiert mich selbst auch. Mich interessiert sogar, wie die fetten Spinnen so leben. Ich kann nur schlecht recherchieren, weil einfach immer Bilder dabei sind. 😀

Ich habe auch eine totale Spinnenphobie. Weberknechte und Spinnen bis zu einer gewissen Größe gehen, aber diese großen, schwarzen, schnellen *schüttel*. Kann ich auch nicht verbergen, wenn mir so ein Biest in der Wohnung begegnet, dann kreische ich wie so’n Girlie. Auch Bilder gehen nicht. Wenn ich in einem Buch oder einer Zeitschrift blätter und da ist plötzlich ne Spinne… Bei dem Blumenbild bin ich auch zusammengezuckt 🙂 Meine Tochter hat auch Angst vor Spinnen… Allerdings auch vor Weberknechten. Woher das bei mir kommt, weiß ich nicht. Meine Mutter fand die auch nie super, aber hatte auch nicht diese Angst.
Eine ganz andere Phobie hab ich von ihr abbekommen: Höhenangst. Meine Mutter hatte immer riesige Angst, dass wir irgendwo runterfallen könnten, konnte es z.B. nicht sehen, wenn wir auf dem Balkon standen und konnte das auch gar nicht verbergen. Seitdem ich Mutter bin, hab ich das auch… Unser Lanzerote-Urlaub war ein Höllentrip für mich – mit den Kindern auf nen Vulkan…
Tja, man ist halt auch nur ein Mensch und kann sich nicht immer im Griff haben. Mal schauen, ob meine Kinder das übernehmen werden.

😀 Das mit den Büchern und den Bildern kenne ich auch. Wenn es unerwartet kommt und eine fiese Spinne ist, hab ich so ´n Buch auch schon mal weg geschleudert. 😀
Das mit der Höhenangst kann ich auch nachfühlen. Ich hab das aber mehr mit Wasser.

HIER sind sie auch! Ich habe nachts eine an der Wand über’m Kinderbettelein entdeckt…fiiiies! Diese langbeinigen, schnellen… MUTANTEN-Spinnen sind mit das Schlimmste, was mir über den Weg laufen kann – ich konnte mich kaum überwinden diese Spinne ‚wegzumachen’… ich musste aber ja mein schlafendes Kind… retten…?! Die elektrische Tennisschläger-Fliegenklatsche hat dann ihr Werk getan. Das Spinnentier hat ’nen Schlag bekommen und dann habe ich sie raus gebracht und abgelegt. Am nächsten Morgen war sie weg und ich…huuuaaa… trage jetzt Herpesbläschen; kribbelt auch. Aber das Kind ward gerettet!

Also ich habe diese Spinnenphobie nicht von meinen Eltern. Im Gegenteil, beide haben immer sehr gelassen auf diese… brrrrr, schüttelschüttel…. Dinger reagiert und sie behände aus meinem Lebensraum für mich entfernt. Wenn ich diese Spinnen irgendwo draußen sehe, verlasse ich fluchtartig das Areal, aber wenn die bei uns drinnen sitzen, verfalle ich in Schockstarre. Das kommt ja meisten auch so unverhofft, dass man die entdeckt! Dann stehe ich da mit einem Sicherheitsabstand, schreie um Hilfe, kommandiere dann: Weeeeck, die muss weeeck!! und lasse das Spinnentier nicht aus den Augen. Die Rettungs- oder Tötungsaktion wird selbstverständlich auch von mir überwacht. Ich muss mich ja vergewissern, dass die Spinne auch wirklich weggemacht wurde. Eigentlich bin ich sehr tierliebend; ich mag Klein- und Großgetier, Mäuse und Ratten. Gut – die Ratten, die nachts zwischen Mülltonnen hervorjapsen, wenn man daran vorbeiradelt, die mag ich nicht, aber ansonsten kann ich viel Gekreuch und Gefleuch abhaben. Weberknechte, Kleinspinnen – alles kein Problem. Nur diese Spinnen da, die verursachen panikartige Zustände bei mir. Ekelanfälle. Diese schwarzen, zuckenden, behaarten Beine… oh mein Gott. Da wird mir anders. Jetzt habe ich eben gelesen, dass die auch noch beißen können?? Oh je oh je. Ist ja noch widerlicher!
Ich hoffe natürlich, dass meine Kinder diese Abneigung nicht übernehmen (aber wieso eigentlich nicht?). Ich gucke auch immer sehr entspannt Spinnenweben usw. mit ihnen an, und berichte sehr sachlich, wie wertvoll und nützlich diese Tiere sind, damit sie ein gesundes Verhältnis zu Flora und Fauna entwickeln. Aber in dieser speziellen Sache kann ich ihnen in kein pädagogisch wertvolles Vorbild sein. Nee, oh GOTT!

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