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...und was es sonst noch gibt

Die Parallelgeschichte zum Ausnahme-Tag mit dem Armbruch

Die Armbruchgeschichte gibt es HIER zu lesen.

Als der Kindergarten versuchte mich zu erreichen, hatte ich ausgerechnet in diesem Moment das Handy in der Tasche im Haus einer Freundin und saß mit eben dieser und zwei Kindern im Garten. Wie das so ist. Ich hab´s nicht gehört. Einmal das Gerät nicht am Leib. Und genau in den 30 Minuten ist Not am Mann.
Egal. Der Herr Papa wurde schließlich erreicht. Der sammelte den Sohn ein und kam aber erstmal nach Hause. Wir wollten den Arm mal beobachten.

Der nächste Morgen kam. Meine Telefonate um alles zu regeln machte ich unter dem Gemaule des Sohnes und Geheule vom Sirenchen.
Da hier ein Monsun-artiges Wetter ausgebrochen war, wollte ich das Auto nehmen. Weder das Fahrrad noch die Bahn hätten uns halbwegs trocken ans Ziel gebracht. Da das Knöpfchen noch schlief und der Herr Papa auch irgendwie malad war, ließ ich die beiden zu Hause zurück.

Ich schloss das Auto auf. Sirenchen, Sohn und Tasche rein. Da fiel mir ein: Telefon vergessen. Wieder ins Haus, Telefon holen, wieder zum Auto. Wo war der Autoschlüssel denn jetzt? Der hatte doch auf dem Sitz gelegen. WO IST DER AUTOSCHLÜSSEL?? fragte ich mich laut und schon etwas gereizt.
Ich stürmte wieder ins Haus. Vielleicht hatte ich ihn da abgelegt, wo das Telefon lag. Nein. Nochmal zum Auto. Die Tasche auf links gedreht. Fluchend. Kein Schlüssel. Ich war zur Hälfte nass geregnet. Das konnte doch nicht sein! Ich wollte wieder ins Haus rennen, da sah ich das Sirenchen grinsen und der Sohn sagte trocken: „Das Sirenchen hat den Schlüssel.“ Schimpfend nahm ich den Schlüssel entgegen und bestieg das Auto.
Wir kamen für unsere Verhältnisse sehr zeitig im Kindergarten an. Ich lud das Sirenchen ab, sagte Bescheid, dass der Sohn eventuell später nachgereicht würde und steuerte gleich mit dem Sohn weiter zum Kinderarzt. Wir waren überpünktlich unterwegs. Unter normalen Bedingungen wären wir eine halbe Stunde zu früh beim Kinderarzt gewesen.
Ich verstehe nicht, wieso man überhaupt in Köln Auto fährt, wenn es nicht nötig ist. Köln, du bes ming Stadt! Ich liebe dich! Aber deine Straßenführung ist der reinste Hohn. Es gibt unzählige Sträßlein, die nur als Einbahnstraße funktionieren. Für Radfahrer, der ich ja bin, kein Problem. Aber als Autofahrer…..Alle Einfallstraßen sind auch ständig blockiert. Bei schlechtem Wetter mehr denn je. Und meine Einflugschneise an diesem Tag war auf der Hälfte der Strecke auch noch unterbrochen durch eine Baustelle. Der Verkehr staute sich. Es regnete in Strömen. Ich sah eigentlich nur noch rote Lichter vor mir. Der Sohn quasselte aufgeregt auf mich ein. Die Scheibenwischer arbeiteten hektisch. Ich arbeitet mich mit einigen nicht ganz Verkehrsregel-gerechten Manövern bis zur Kinderarztpraxis durch. Fast jedenfalls! Wir umkreisten den Zielort großräumig in zwei sich überschneidenden Kreisen, fuhren noch ein bisschen Zick und Zack und kamen dann genau zur vereinbarten Zeit beim Doktor an. Einen Parkplatz gab es nämlich netterweise direkt vor der Tür. Der Doktor schrieb eine Überweisung.

Der Sohn und ich marschierten durch den strömenden Regen erstmal zu einer Klinik um die Ecke mit eingegliederter Orthopädie. (Das hab ich im anderen Beitrag weggelassen). Die behandelten aber tatsächlich nur Erwachsene. Also liefen wir zum Auto zurück. Ich kenne keinen Orthopäden. Ich brauchte noch nie einen. Und der, von dem ich Ansatzweise etwas gutes gehört hatte, hätten gewiss ewige Wartezeiten. Zudem wusste ich auch da nicht, ob er Kinder überhaupt behandelt. Aber wenn ja eh geröntgt werden musste…., und da rief ich einfach die Radiologische Praxis von morgens nochmal an.

Der Rückweg führte mich auch wieder wegen der Baustellen kreuz und quer durch die Stadt. Der Regen fand kein Ende. Ich fuhr schließlich noch schnell unser zu Hause an. Ich musste erstmal nen Kaffe trinken und schnell auf Toilette. Man weiß ja nicht, wie lange die nächste Etappe dauern würde.
Der Herr Papa und das Knöpfchen warteten etwas verschlafen auf uns und wir machte kurz noch ein gemeinsames Frühstück. Es war erst 10 Uhr. Wow, was man alles so schaffen kann, trotz Stau und so. Der Herr Papa eröffnete dann, er wolle mitkommen. Ich lamentierte noch, was für ein Quatsch das sei. Wie das denn aussähe, wenn wir da als Familie, wegen dem schmerzenden Arm anrückten. Und er solle selbst mal im Bett bleiben. Aber wir zogen dann doch gemeinsam los. Dem Mann schwante zu Recht etwas.
In der RadiologischenPraxis, die direkt an ein Krankenhaus angeschlossen ist empfing man uns ja sehr nett, aber wies darauf hin, dass ja da ein Orthopäde drauf schauen müsse. Der müsse dann wiederum eine Überweisung zum Röntgen schreiben. Hä? Aber morgens …und am Telefon……ach egal.

Sie rief bei einem Orthopäden in der Nähe an. Sie erreichte aber niemanden. Ich sah uns schon mit alle Mann nochmal zu irgendeinem Orthopäden irgendwo fahren, der dann wiederum die Überweisung für den Radiologen schriebe, der dann wieder eine Überweisung zum Eingipsen schriebe.
So erklärte es die Dame jedenfalls. Und da sprach der Herr Papa entschlossen, das sei ihm alles zu blöd und: „Hier ist doch direkt das Kranknehaus. Komm wir setzen uns in die Notaufnahme!“ Da sagte die Dame, das wäre eine gute Idee. Das sollten wir versuchen. Ein Chirurg sei im Haus, der könne das auch ansehen, der dürfe auch röntgen lassen UND bei Bedarf gipsen!
Bingo. Wieso nicht gleich so. Herr Papa: Gut, dass du dabei warst!
Wir machten das dann so. Es klappte! Einzig musste noch berichtet werden wann und wo der Unfall mit dem Arm passiert war. Mann, ist das nicht auch sch…egal???? Immer dieser Versicherungs-Sch….

Zum Glück war nicht viel los in der Notaufnahme und wir kamen gleich dran. Der Chirurg, war eine Chirurgin. Irgendwie nett, aber so einstudiert nett.
In der Röntgenabteilung besah sich der Herr Papa aus Neugier ja den Röntgenausweis und bemerkte den fatalen Fehler der Diagnose. Ich hätte das, wenn ich alleine gewesen wäre garnicht kontrolliert. Ich hätte mich bei dieser einfachen Geschichte total auf die Ärztin verlassen.
Der Radiologe machte kein großes bürokratisches Aufhebens und nahm sich einfach den rechten, statt wie notiert den linken Arm vor. Ich passte auf und merkte nochmal klugscheißerisch an, dass es nicht das Gelenk sei, sondern das Stückchen Arm darüber. Mir ist es egal, wie sie es nennen. Mir war nur wichtig, dass auch wirklich der richtige Arm und Abschnitt untersucht würde.
Wieso darf ein Radiologe eigenmächtig die Diagnose korrigieren? Und wieso darf eine Chirurgin einfach ohne richtige Untersuchung das Röntgen veranlassen? Und wieso muss der Kinderarzt erst zum Orthopäden überweisen???? Fragen über Fragen. Für die man dann IN der Situation keine richtige Zeit hat, weil man möchte ja, dass dem Kind möglichst flott geholfen wird.
Der Sohn betrat den Behandlungsraum. Die eine Schwester sagte: „Ach, was für ein hübsches Kerlchen!“ Und der Herr Papa (ganz typisch) direkt dahinter konnte sich den Scherz nicht verkneifen und sagte: „Och, danke, das hat aber schon lange keiner mehr zu mir gesagt!“ 😂Die Schwester verstand es nicht. Dafür verstand der Sohn die Schwester nicht. Die versuchte nämlich sehr zugewandt und nett Konversation zu machen mit ihm. War aber irgendwie ungelenk dabei.
Der Sohn wurde dann auf einen Stuhl mit Tischlein davor platziert.
….
Als wir wieder zu Hause waren, legten sich Vater und Sohn aufs Sofa und sahen einen Film. Das Knöpfchen schlief ihren verdienten Mittagsschlaf und ich verdingte mich im Internet, kochte danach und hängte noch eine Maschine Wäsche auf. Nach dem Film hatte der Sohns schlechte Laune und heulte das ganze Mittagessen lang. Schade. Es war eigentlich lecker, blieb mir aber im Halse stecken.
Ich räumte ab. Dann erwachte das Knöpfchen und wollte auch essen. Der Sohn maulte, er wolle ein Spiel mit mir spielen. Aber wir mussten auch bald schon los, das Sirenchen im Kindergarten abholen.

Als wieder alle zu Hause waren, wollten wieder alle essen. Ich servierte nochmal Mittagessen. Die Kinder maulten und motzten und wollten alle drei alles Mögliche und immer sofort von mir. Ich grummelte, räumte den Tisch ab. Sie wollten basteln, dann ein Spiel spielen, dann wieder nicht. Dann wieder essen. Ich servierte wieder. Das Knöpfchen schnippelte dann friedlich mit der Bastelschere rum und die großen stritten. Ich hörte pausenlos: Maaamaaaa, der/die XY hat das und das gemacht! Mama, ich will noch was essen. Mama du sollst dies und jenes. Ich stieß nachher spitze Schreie der Verzweiflung aus. Schnell servierte ich noch eine Runde Müsli und machte mir einen Kaffe, den ich später am abend kalt und unangetastet auf dem Esszimmertisch fand.

2 Antworten auf „Die Parallelgeschichte zum Ausnahme-Tag mit dem Armbruch“

Schon komisch, es läuft immer und überall gleich ab. Vom Arzt ins Krankenhaus, von dort zu einem anderen Arzt, dann zurück ins Krankenhaus….Am Ende nicht immer schlauer als vorher. Nach fünf bis acht Stunden endlich wieder zu Hause denkt man (erschöpft) dass Ruhe einkehrt, doch das Gegenteil ist der Fall. Sehr realistischer Bericht…Gute Besserung

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