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Es könnte so einfach sein Lustig

Ein Spielenachmittag oder wie ich fast eingeschlafen bin.

Was macht man so an verregneten Ferientagen mit seinen Kindern?
Richtig. Spielen. Und langsam kann man mit den beiden „Großen“ auch mal ein Gesellschaftsspiel spielen. Das Wort langsam hat dabei eine besondere Bedeutung.
Der Sohn wählte das, wie er sagt: Hey Wicky-Spiel. Das liebt er. Das Spielfeld besteht aus Karten, die man im Kreis anordnen muss. Ich sagte, er solle das Spielfeld doch schonmal vorbereiten, ich würde in der Zeit die Spülmaschine einräumen. Nein, hieß es, ich solle schon Platz nehmen. Na gut. Ob ich helfen solle? Nein! Nochmal Na gut. Das Sirenchen platzierte sich erwartungsvoll mir gegenüber. Das Knöpfchen turnte lustig um unsere Sitzplätze herum und neben mir lag die grüne Lieblingsuhr vom Sohn. Es ist eine Wanduhr, die er von einem Kindergartenfreund zum Geburtstag im Februar geschenkt bekommen hatte. Er liebt diese Uhr und hat sich selbst damit volle-und-halbe-Stunden-lesen beigebracht. Keine Ahnung, wie er sowas macht. Aber er kann´s.
Diese Uhr begleitet ihn zu Hause bei allen Aktivitäten ein bisschen wie ein Lieblingskuscheltier. Deshalb lag sie auch neben mir.

Der Sohn begann die Karten auszulegen. Minutiös! Akribischer hat noch nie ein Mensch ein paar Spielkarten im Kreis ausgelegt. Ich fragte, ob ich einen Zirkel und ein Lineal anreichen dürfe. Er fragte, was ein Zirkel sei und ließ nicht eher locker, bis er es verstanden hatte. Das Sirenchen borte etwas gelangweilt in der Nase. Das Knöpfchen quitschte munter zwischen meine Ausführungen. Der Sohn richtete weiter die Karten aus. Es dauerte. Ich bot erneut meine Hilfe an, aber das wurde wieder abgelehnt. Das Sirenchen behielt erstaunlich lange die Geduld. Es war so still, dass man nur konzentriertes Atmen und die Wanduhr auf dem Tisch ticken hörte. Tick… tack… tick… tack…. tick… tack… tick… tack….
Man kennt dieses Geräusch vielleicht noch von der Oma aus der Küche. Bei meiner Uroma hörte man jedenfalls nichts anderes als das Ticken der Küchenuhr, oder im Wohnzimmer das Ticken der Standuhr. Meine Uroma saß zu dem Ticken in einem Korbstuhl am Fenster und drehte Däumchen. So in Trance quasi. Mal vor, mal zurück flogen die Daumen umeinander. Ich war beeindruckt ob der Schnelligkeit, die im Kontrast zur sonstigen Regungslosigkeit stand. Tick… tack… tick… tack….tickt… tack…. Unterbrochen wurde die beinahe meditative Situation nur durch das Schlagen der Standuhr zur vollen Stunde. Obwohl die Uhren liefen, stand die Zeit irgendwie still. Ich kann nicht sagen, ob meine Uroma da schon dement war oder ob es durch Sitzen und Däumchendrehen beschleunigt wurde.

Ich fiel an diesem „Spielenachmittag“ in einen ähnlichen Trancezustand wie meine Uroma. Vor allem drohten mir die Augen zu zu fallen. Dem Sirenchen ging es wohl ähnlich. Ein müdes: „Das dauert aber lange!“, drang an mein Ohr. Das Knöpfchen hatte derweil auf meinem Rücken aufgesessen, imitierte Hufgetrappel und rief: Hüa, Pfääd!
Tick tack machte die Uhr.

Der Sohn schob die Karten zurecht. Ein wunderschöner symmetrischer Kreis war entstanden. Und ich wette, hätte ich nachgemessen, so hätten die Karten alle einen exakt gleichen Abstand zueinander gehabt. Aber es waren 5 Karten übrig. buhuhuhu.
Auf die Gefahr hin, das protestiert würde merkte ich an, dass das Spiel dann aber auch schneller vorbei sei und ich würde nun doch helfen und die fünf Karten noch in den Kreis einfügen. Es wurde nach kurzem Überlegen geduldet. tick… tack… tick… tack…
Als dann endlich alles fertig aufgestellt war, konnte es losgehen. Der Sohn began.
Er würfelte, setzte die Spielfigur gewissenhaft fünft Karten vor….ratzepüüüüü…😴 und wollte sodann die alt bekannten Spielregeln nicht mehr kennen.😳 Ich erklärte sie nochmal. Er meinte voller Überzeugung, dass er dann unter den falschen Regeln nicht mehr spielen wolle und räumte das stundenlang aufgebaute Spielfeld mit einem Handstreich wieder ab. Das Sirenchen heulte und ich tat bestürzt. Da baute er es wieder auf. Aber ich half ihm diesmal sofort dabei. Ich wäre sonst auf jeden Fall eingeschlafen. tick… tack… tick… tack.
Nächster Versuch. Der Zufall wollte, dass die Würfel stets so fielen, dass des Sohnes Idee von den Regeln ganze 4 Würfelzüge aufging. Als dann jedoch der Fall eintrat, dass eben seine falschen Regeln nicht mehr zutrafen, räumte er wieder das komplette Spiel zurück in den Karton. Wer jetzt glaubt, er wollte einfach nur gewinnen, der irrt. Seine Auslegung der Regeln benachteiligten ihn selbst dermaßen. Und alle anderen auch. Man hätte wahrscheinlich stundenlang spielen müssen, um zu einem Ende zu kommen.

Ich schlug alternativ einfach eine Runde Memory vor. Ulkigerweise hat der Sohn da keine Ambitionen die Karten alle akribisch auszurichten. Es sind zu viele. Da reicht es, wenn Mama die grob in vernünftige Reihen legt.😊 Mehr als  1 1/2 Runden schafften wir aber auch da nicht. Der Sohn mag das Memory nämlich nicht. Die eine Karte mit dem doofen Schloss drauf, wie er sagt, gefällt ihm überhaupt nicht! Aber die Karte mit der Dampflok um so mehr. Eigentlich will er immer nur dieses eine Dampflok-Pärchen finden. Während das Sirenchen immer wieder angehalten werden musste, die Spielregeln nicht zu verletzen, sah der Sohn beinahe borniert in der Gegend rum und passte überhaupt nicht auf, welche Karten aufgedeckt wurden. Die Runde war zäh. Und tick…tack….machte die Uhr.
Aber Kinder können das ja trotzdem noch wuppen. Ich gewann nur mit einem Paar Vorsprung und habe aufgepasst wie…ich geb´s zu, eine Schlaftablette. tick….tack…..ihr wisst schon.

Die zweite Runde brachen wir ab, weil das Schloss und die Dampflok schließlich zu Streit führten. Das Sirenchen hatte das Dampflok-Pärchen ergattert. Und das Schloss war noch im Rennen.
Das mit dem Spielenachmittag ist in jedem Fall noch ausbaufähig. Und ich werde dafür sorgen, dass keine laut tickenden Wanduhren mehr neben mir liegen.

 

 

3 Antworten auf „Ein Spielenachmittag oder wie ich fast eingeschlafen bin.“

Hallo, ich habe selbst eine Große Uhr. Sie ist Silber und sieht schön aus. Auch ich habe sie nachts neben mir liegen und im Arm. Ich habe sie total lieb. Gruß Matthias.

Ach, wie witzig. 😀 Eine Uhr ist auf jeden Fall auch nicht langweilig als Begleitung. Ich bin mal gespannt, ob sich beim Sohn auch diese Leidenschaft hält. 🙂

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