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Erziehung und Realität Lustig

Ich brauche dringend eine Winke-Mama

Die Winke-Mama von mir hab ich mir neulich schon mal vorgestellt, als belustigendes Accessoire. Nun bekommt dieser überaus praktische Pappaufsteller seine volle Berechtigung.

Eine Winke-Mama brauche ich für die Katzen, damit sie nicht irgend einen Unsinn machen, wie neulich morgens. Der Kater hatte sein Geschäft unter das Bett verrichtet und leider so, dass man es eben nicht einfach mal so weg machen kann. (weitere Details erspare ich den geneigten Lesern und mir selbst auch.😖)

Dann brauche ich noch jeweils eine Winke-Mama von mir für jedes Kind. Im ganze Haus muss in jedem Zimmer eine stehen!

Neulich ließ man mir nämlich keine Luft mehr zum Atmen. Schon morgens ging es, noch bevor ich richtig erwacht war, mit Gezanke los. Die „Großen“ haben sich derzeit öfter mal in der Wolle, um gleich darauf wieder friedlich miteinander zu spielen. Kennt man, ist ja normal und gesund unter Geschwistern. Jedoch hat vor allem das Sirenchen ihre Stimmlage nochmal eine Stufe erweitert und erfreut sich an super schrillem Gekreische. So mit Triller. Ich fühle mein Trommelfell vibrieren. Ohne Flax. Sie weiß, dass das schmerzt und setzte es gezielt ein. Mir soll keiner kommen mit, Kinder können sowas gar nicht. Wer das glaubt sei herzlich eingeladen, dem Schauspiel beizuwohnen. Ich empfehle schallschluckende Ohrenschützer mitzubringen. Dem Sohn wird gezielt das Gehör malträtiert. Mir allerdings auch.
Als ich so kreissägenmäßig (direkt neben meinem Ohr) erwachte, war ich semi optimal gelaunt. Ich versuchte es mit atmen, Decke als Schallschutz über den Kopf ziehen und warten, aber es brachte wenig. Es hielt gute 10 Minuten an und sodann fanden die Herrschaften in ein ruhiges Spiel miteinander. Ich entschwand ins Bad. Klodeckel hoch. „Maaamaaaaa, Maaaamaaaaa!…..Mama?….Mama, wo bist du?“
mmmpf. Ich stellte mich tot.  Aber da stoben sie schon ins Bad.

„Mama, was machst du denn hier?“

Oh, Mann, leiden die an Amnesie?  „Was mache ich denn morgens üblicherweise so im Bad?“             „Kaka?“
„Raus!“ 😀
„Wir ziehen uns jetzt auch an!“

„Kinder, wie reizend. Ihr habt Ferien. Warum macht ihr das nicht, wenn Kindergarten ist? Heute dürft ihr SPIELEN!“
„Wir wollen jetzt mit dir runter gehen!“
„Ach, ihr habt doch gerade so schön gespielt. Lasst mich mal ein viertel Stündchen in Ruhe, dann bin ich ansprechbar.“
„Wir wollen aber jetzt mit dir runter gehen!“
„Ich mach Kaka!“ (Das war eine Lüge, aber ich konnte dann in Ruhe meine Blase entleeren und dabei stumm vor mich hinstarren.)😁

Ich gab als nächstes vor, mir frische Sachen aus dem Schrank zu holen. (Man muss an so Stalker- Tagen immer anmelden, wenn man etwas „Außergewöhnliches“ vor hat). Wir haben ein Kämmerlein (ehrlich nur ein Räumchen), das als Schrank dient. Es ist wunderbar schallisoliert, weil es so vollgestopft ist mit Sachen. Ich ging hinein und genoss die dumpfe Stille.
Mama! Maaamaaaa! Mama? Mama, wo bist du?“
Die Tür ging auf, drei lustige Kinder quetschten sich zu mir in den Raum. (Dann kann man sich garnicht mehr bewegen. ) Und die Kinder fingen wieder an sich zu streiten. Ich schob sie wortlos wieder raus und schloss die Tür. Stille für 3 Sekunden.

Die Tür ging wieder auf. Ich ließ sie aber nicht eintreten und sagte in bestimmten Ton, dass ich mich nun ankleiden würde und dann 10 Minuten unten meine Ruhe wolle, um einen Kaffe zu trinken. Ich käme sie oben dann holen. Sie nickten. Ich hatte die letzte Stufe kaum erreicht, da lief mir das Sirenchen schon wieder hinterher. „Mama? Maaaamaaaa! Ich komm mit dir!“
Einerseits rührt mich dieser Fanclub ja, andererseits fühle ich mich oft null respektiert in meinem Wunsch nach 10 MINUTEN RUHE!
Ich blickte grimmig. Aber das hielt das Mädchen nicht ab. Sie folgte mir und setzte sich dann ins Wohnzimmer. Immerhin. Dort schaltete sie dann ziemlich laut ein Hörspiel von einer einschlägig bekannten Junghexe ein. Könnt ihr die Musik hören? Und eine bestimmte Folge läuft hier seit zwei Wochen jeden Tag mehrfach. Immer die Gleiche. ICH KANN SIE NICHT MEHR HÖREN. Ich WILL SIE NICHT MEHR HÖREN! Es geht um ein Reitturnier. Immer wieder ertönte die schrille Stimme und das affektierte Lachen der rasenden Reporterin: „…und hinten, da äpfelt es…ahahahahahaha!“
Ahahahahaha! äffte ich im Geiste nach.
Ich tolerierte es, denn meine direkte Aufmerksamkeit wurde dabei nicht gefordert.

Dann heulte es oben, bevor ich den Kaffe an meine Lippen heben konnte. Maaamiiiiiii hallte das helle Stimmchen vom Knöpfchen. Sie sieht sich morgens oftmals außer Stande die Treppe alleine runter zu kommen. Obwohl sie das ausgezeichnet kann.
Da ich sie auch noch richtig anziehen musste, ging ich hoch, um das künstliche Drama von Prinzess von und zu Knöpfchen schnell zu beenden. Ich konnte das nicht aushalten. Unten erklang es aber sofort: „Mamaaaa? Maaaamaaaaa! Wo bist du denn?“
Ich blökte: „Ooooben!“

Das Knöpfchen ließ sich nicht einfach anziehen und nölte. Der Sohn maulte mir auch was ins Ohr. Er wolle ein Eis. „Seit wann gibt es in diesem Haus Eis zum Frühstück?“, fragte ich. Er schmunzelte neckisch und maulte weiter. „Ich will aber! Darf ich denn was gucken?“

„Nein. Und auch schon garnicht um diese Zeit.“
Er maulte. Das Knöpfchen nölte und zappelte. Das Sirenchen kam Maaamaaaa rufend die Treppe hoch.

Dann gingen wir zusammen und zu Fuß Brötchen holen. Das war eine entspannte Sache. Sehr angenehm. Auf der Straße hätte niemand das Szenario am Morgen vermutet.
Beim Frühstück blieb mir dann wieder das Essen im Hals stecken. Der eine hatte das falsche Glas mit dem falschen Inhalt, obwohl es zuvor genau so gefordert worden war. Ein Brötchen war falsch zerteilet und belegt worden und die Aufforderung es dann doch einfach selber zu machen, führte zu Schmollen: „Blöde doofe Mama! Dann esse ich halt nix! Das ist deine Schuld!“
mmmmh Jaja.
Die Kinder stritten sich sodann am Tisch und zogen sich an den Haare. Die Kreissägensirene ging wieder an. Dann aßen sie zwischendurch doch mal was und krümelten alles voll.
Nach dem Frühstück wollten sie dann ein Spiel mit mir spielen. Ich wies darauf hin, dass wir den Frühstückstisch zuerst abräumen müssten und es schneller ginge, wenn sie mir helfen würden.
Ich war plötzlich sehr alleine mit den ganzen Frühstücksüberresten. Das populäre Junghexen-Hörspiel wurde erneut und laut abgespielt. Wieder von vorn. Wieder hörte ich u.a. “… vorne ist der Kopf und hinten, da äpfelt es…ahahahahaha!“

Als sich die Kinder erneut stritten, jagte ich sie in den Garten. Da gibt es neuerdings was zu Klettern und zu Schaukeln. Ich selbst verabschiedete mich kurz nach oben. Da wartete Wäsche und Stille. Kaum hatte ich das Bad wieder betreten: „Maaamaaaaa, Maaamaaaaaa! Mama? Mama, wo bist du denn?“
Ich habe kurz überlegt, ob ich mich mit dem Vorhang aus dem Fenster abseilen sollte.
„Mama, was machst du?“

„Ich mache die Wäsche. Ich komme gleich wieder runter.“

Der Vormittag wurde dann unterbrochen, weil wir noch ein paar Sachen im Baumarkt brauchten. Der Mann lud uns alle ins Auto und wir fuhren als Ablenkungsmanöver in den Baumarkt.
Das klappte ganz gut, jedenfalls ohne Mama-Geplärre. Dafür versuchte das Sirenchen stets in einen dieser winzigen Kindereinkaufswagen zu klettern. Allerdings durch die Klappe, nicht von oben rein und sie blieb immer stecken.
Der Sohn kramte sich allerlei Pinsel und Rollen zusammen (die findet er besonders super) und wollte sie alle mitnehmen. Ich musste ziemlich oft den Kopf schütteln und NEIN sagen. Aber ansonsten gings.
Zu Hause machte das Knöpfchen einen ausgedehnten Mittagsschlaf. Das Sirenchen und der Sohn hätten selbigen auch vertragen, wollten aber nicht. Sie wohnten dem Kochevent (der Herr Papa machte Hamburger selbst) bei und ich schraubte draußen meinen neu erworbenen Thermokomposter zusammen. Ich freu mich voll. Ehrlich! Was für andere der Thermomix ist, ist für mich der Thermokomposter! Da ich aber auch noch ein Pflänzchen mitgenommen hatte, welches ich direkt in die Erde bringen wollte, hatte ich ein bisschen zu tun. Ich musste eine andere Pflanze umsetzen bzw auch teilen. Das Sirenchen kam dazu, als ich angießen musste. Sie half, in dem sie homöopathische Dosen an die frischen Pflanzstellen verteilte und den Rest großzügig und schonungslos über zarte Blüten an anderen Stellen im Garten kippte. Dass sie die Gießkanne nicht noch ins Beet gepfeffert hat, war alles.
Ich schimpfte ein bisschen.
Beim Mittagessen gab es wie gesagt Burger. Diese pflückten die Kinder auseinander, leckten Ketchup vom Brötchen und aßen die Salatblätter weg. Den Rest ließen sie unappetitlich zerlegt liegen. Zu allem Überfluss wischte sich der Sohn seine Ketchup Schnute an seinem gelben Lieblings-T-Shirt ab, welches am Morgen frisch dem Schrank entnommen worden war. Taschentücher hätten übrigens griffbereit direkt vor ihm gelegen. Zusätzlich zog er am T-Shirt herum, dass der Stoff knirschte. Ich schimpfte und ging den Komposter befüllen. Da war es ruhig und ich musste mir die Zerstörung von Lieblingskleidungsstücken nicht weiter ansehen. Da es sehr windig war, wehten mir immer wieder Bestandteile des halbverotteten provisorischen Komposthaufens daneben von der Forke.
Ich grummelte.
Die Kinder beschäftigten sich kurz und nett mit dem Kletter-Schaukel-Gerüst und fingen an im Sand zu buddeln. Ich machte mir einen Kaffe und räumte die Spülmaschine aus und ein. Dabei hatte ich Sichtkontakt mit dem Garten. Es tönte dennoch: „Mamaaaa, Maaaamaaaa! Mama? Mama, wo bist du denn?“
„Ich räume die Spülmaschine ein. Ich komme gleich!“
Kurz darauf stritten sie sich um die Schaukel. Ich reglementierte, verhandelte und schaukelte abwechselnd alle mal an. Dann sagte ich, ich wolle noch etwas malen. Ich setzte mich mit meinen Sachen auf die Terasse. Prompt heulte der Sohn, weil das Sirenchen ihm Sand ins Gesicht geschüttet hatte. Das Knöpfchen heulte, weil sie die ganze Zeit schaukeln wollte.
Am Ende heulten alle drei und wollten alles gleichzeitig und sofort. Als krönenden Abschluss gab es dann noch eine Runde Hexenhörspiel:“…und hinten, da äpfelt es…ahahahaha!
Im Bad gab es auch Geschrei und Gezanke. Das Sirenchen machte die Zahnpasta fälschlicher Weise auch auf die Bürste vom Sohn. Der Sohn maulte und zog sich nicht aus und kitzelte das Knöpfchen, welches sich daraufhin nicht die Zähne putzen ließ.
Auf die Anordnung sich doch endlich zu entkleiden fing er an zu heulen, er könne seine Arme nicht soweit strecken, um an den Hosenbeinen zu ziehen. Alles klar.
Als die Kinder im Bett lagen, sagte ich, mit Blickkontakt und Nicken aller dreier Kinder, dass ich noch schnell unten das Schnuffeltuch vom Knöpfchen holen würde. Ich käme wieder. Ich war mitten auf der Treppe da rief es: „Mama. Maaaamaaaa! Mama? Mama, aber du kommst nochmal zu uns? Jaaa?“
Ich war geneigt zu rufen: „…und hinten, da äpfelt es…ahahahahaha!“ Ich blieb aber stumm, brachte das Kuscheltuch nach oben und gab nochmal eine Runde Küsschen.

Ich war durch und verabschiedete mich dann sehr erleichtert zu einer Verabredung mit zwei Freundinnen.
Als ich dem Herrn Papa zum Abschied winkte, da hörte ich auch schon wieder: „Maaaamaaaaaa, Maaaamaaaaa! Mama? Mama, bist du noch da?“
Nein. Ich war weg.

 

Ahaha Ahahahahaha!

Und munter winkte der Pappaufsteller.

4 Antworten auf „Ich brauche dringend eine Winke-Mama“

Hahahaha; wieder ein herrlicher Beitrag zum Mitfühlen, Kaputtlachen und „Ja genau, das kenne ich“ – Momenten. Eine Freundin von mir hat mir ihre alten Kassetten mit der einschlägig bekannten Hexe mit ihrer Freundin vom Reiterhof geschenkt bzw. genauer gesagt meiner Großen. Ja, Kassetten. Da mußte die Große erst mal lernen, daß die nicht nach jedem Aus- und Anschalten wieder von vorne anfängt…
Mittlerweile beherrscht sie das aber sehr gut, da wird dann gerne mal nach dem Ende der Kassette noch ein Stück zurückgespult und das Ende gleich nochmal gehört, weil es so schön war. Eine Kassette hat sie schon „kaputtgehört“. Zum Glück (für sie) habe ich sie alle schon digitalisiert, denn die derzeitige Lieblingskassette eiert schon ganz schön vor sich hin. 😉

Vielen Dank! 🙂 Ja, Kassetten, das waren noch Zeiten. Wir hatten Köfferchen voller Kassetten, die haben meine Eltern aber mal alle weiter verschenkt. Ich habe aber eine Lieblingsfolge von damals auch auf CD wieder gefunden. Da ist die Hexe in Amerika. Die höre ICH ja sehr gerne. 😀

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