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Rund um die Schule

#Elternmachenaufstand – Viele meckern über das Bildungssystem, aber keiner hat Zeit sich für Änderungen einzusetzen

Laura von Heute ist Musik hat zum Aufstand unter  #Elternmachenaufstand aufgerufen und hat auch einige Blogs verlinkt, die sich mit politischen Themen immer wieder auseinander setzen. Für alle, die in der Elternbloggerwelt nicht so oft und weitreichend unterwegs sind, ist das vielleicht interessant einmal rüber zu hüpfen und zu sehen, was alles so los ist. Außerdem gibt es die Seite family unplugged, die sich mit familienpolitischen Themen beschäftigt.

Bevor ich mit meinem Beitrag starte, ein paar Worte zum Titelbild:

Hauptsache wir machen alle ordentlich unsere aufgetragenen Aufgaben! Mir ist klar, dass bei Abstimmungen unter juristischen Gesichtspunkten alles tiptop ablaufen muss. Aber der Aufdruck auf dem Briefabstimmungsumschlag ist für mich schon das Sinnbild für Bürokratie, die ja in heutigen Zeiten kaum mehr etwas erleichtert, als vielmehr alles immer komplizierter macht, als es eigentlich sein müsste. Alles ist genau geregelt und kann nur ganz schwer geändert werden. Weil: Vor allem Eltern haben keine Zeit sich mit dem langatmigen Prozedere auseinander zu setzen.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktioniert nicht gut bis garnicht. Kommt ja immer ein bisschen darauf an, wie man es antrifft mit Unterstützung (Großeltern oder andere Verwandte, Freunde, Nachbarn, Tagesmutter) oder ob man gar so gut verdient, dass man sich eine Nanny, einen Babysitter oder ein Au-Pair leisten kann.
Etwas später kommt auch noch hinzu, ob man Glück mit dem Kindergarten hat. Und wieder später, wie es in der Schule läuft.

Die Durchschnittseltern balancieren irgendwo dazwischen und hetzen zwischen Bring- und Abholzeiten, Absprachen untereinander, Absprachen mit den unterstützenden Personen und dem Job hin und her. Das ist eine organisatorische Höchstleistung! Wird nur einer der Beteiligten krank, bricht das laufende System zusammen. Ob man das nun freiwillig so macht oder gezwungen ist diese organisatorische Leistung zu meistern, ist zweitrangig.
Der Kern des Problems ist das System.

Die Gesellschaft steckt im Hamsterrad.

Im Bildungssystem gibt es auch viele Baustellen. Dort wird sich aber auch nichts ändern, wenn Eltern keine Zeit haben sich damit auseinander zu setzen.

Neulich waren wir auf einer Informationsveranstaltung zur geplanten Gründung einer neuen Grundschule in unserer Nähe. Es ist bekannt, dass die Schülerzahlen weiter steigen und die umliegenden bereits bestehenden Schulen aus allen Nähten platzen. Ein ehemaliges Förderschulgebäude steht ab nächstem Sommer frei. Also Infrastruktur und Bedarf sind vorhanden, da lässt sich nicht dran rütteln.

Nun sieht das Schulgesetzt vor, dass über die Schulart abgestimmt werden muss und in unserem Fall mindestens 50 Stimmen abgegeben werden müssen, sonst ist die erste Hürde zur Realisierung nicht genommen und das Projekt scheitert.

Mit Schulart ist gemeint, ob es eine Gemeinschaftsgrundschule wird, die für alle Konfessionen und Weltanschauungen offen ist und bei Bedarf den passenden Religionsunterricht anbietet. Eine katholische Bekenntnisschule bedeutet, sie nimmt bevorzugt katholische Schüler auf, und wenn noch Plätze frei sind auch andere, und erzieht im katholischen Sinne. Eine evangelische Bekenntnisschule handhabt es genauso, nur umgekehrt. Dann steht im Gesetz noch eine Weltanschauungsschule, die es in NRW noch nicht gibt. Diese wäre für alle offen aber es gäbe keinen Religionsunterricht. (Gibt es irgend jemanden, der eine Weltanschauungsschule kennt?
Diese Abstimmung nun ist wichtig, weil sich daraus ergibt aus welchem Pool die Lehrer gefischt werden! DENN: An einer Gemeinschaftsgrundschule und einer Weltanschauungsschule können Lehrer aller Konfessionen oder ohne Konfession arbeiten. An den Bekenntnisschulen regiert die Personalpolitik der Kirche! OBWOHL DER STAAT DIESE SCHULEN ZU 100% FINANZIERT! (Nur so am Rande auch etwas, das geändert gehört!)
In den Bekenntnisschulen dürfen möglichst nur Lehrer der passenden Konfession arbeiten, was wiederum die Zahl der generell zur verfügung stehenden Lehrer reduziert. Denn immerhin beträgt der Anteil der Konfessionslosen in Deutschland 34%, gefolgt von den Katholiken 29,9% und den Evangelen 28,9%. Da kann man sich selbst ausrechnen, was dabei heraus kommt, wenn man für eine Bekenntnisschule stimmt.

Der nächste Schritt, nachdem die Schulart klar ist, wird sein, dass 50 Anmeldungen zustande kommen müssen. Sonst scheitert das Projekt Schulgründung an diesem Punkt definitiv.
Kommen 50 Anmeldungen zusammen, werden Lehrer bereit gestellt. Wer diese Lehrer sein werden ist nicht klar, nur DASS die nötigen Stellen besetzt werden. Interessant in Zeiten von Lehrermangel und fehlenden Schulleitern an Grundschulen. (Wo werden diese Lehrer und der Schulleiter hergenommen? Fehlen die dann wieder an anderen Schulen?)

Es waren viele Eltern bei dem Informationsabend. Erschreckend fand ich, dass nur einmal gefragt wurde ob es Jahrgangsklassen oder Jahrgangsgemischte Klassen gibt. Wie das Konzept der Schule generell aussehen könnte, interessierte garnicht. Wobei das Konzept auch erst entwickelt werden kann, wenn das Vorhaben tatsächlich umgesetzt wird. Einerseits kann das durchaus erfrischend und eine Chance sein bei Null anzufangen. Aber für mich ist das, als zäumte man das Pferd von hinten auf. Mich würde als Eltern doch eigentlich viel eher interessieren, wie denn das Konzept der Schule lautet. Damit ich entscheiden kann, ob dieses Konzept zu meinem Kind passt. (Das ist auch so eine Sache, die man u.a. im Schulgesetzt mal ändern könnte.) Dann erst mag ich doch entschieden, ob ich mein Kind dort anmelde.

Dazu ein Zitat von Mara von marasgedanken:

„(Ich habe an anderer Stelle mal sinngemäß Folgendes gelesen: Wenn ein Kind nicht in den Rahmen passt, dann stimmt der Rahmen nicht. Ich denke: Wenn so viele Kinder Therapien brauchen und nicht in den Rahmen passen, dann passt der Rahmen nicht.)“

Übrigens hat Mara auch ein paar mehr wahre Worte zum Thema gefunden. HIER zu lesen.

Einige Eltern interessierte das Konzept aber überhaupt garnicht. Die entscheidenden Frage war: Wenn das Schuljahr im nächsten Sommer neu startet und Ende August erst der Unterricht beginne, ob dann in den Sommerferien auch schon die OGS (offene Ganztagschule) in Betrieb sei. Die OGS bietet nämlich üblicherweise 3 Wochen der Ferien eine Ferienbetreuung an. Wäre das bei einer Schulneugründung auch so?

Ich kann die Frage und Sorge sehr gut verstehen! Aber es ist doch traurig, dass Eltern heute gezwungen sind die Schule danach auszusuchen, ob die Kinder auch in den Ferien betreut sind! Und nicht nach dem passenden Konzept!

Meiner Meinung nach ist das nicht gesund.

Genauso erschreckt hat mich immer wieder, dass bei den letzten Streiks in den Kindergärten, wirklich viele Eltern stöhnten und Unmut Kund taten. Ja, das taten sie, weil sie nicht wussten wohin mit ihren Kinder, weil sie dem Job nicht fern bleiben konnten. Da ist er wieder der Druck.
Dabei streiken die Kindergärtner/innen zu Recht. Sie machen eine wichtige Arbeit. Kein Elternpaar geht doch beruhigt zur Arbeit, wenn´s im Kindergarten nicht läuft. Da müssen eben auch die Arbeitsbedingungen stimmen. (Ausreichend Personal, angemessenes Gehalt etc).

Eltern müssten sich eigentlich mit den Kindergärtner/innen und Lehrern zusammen tun und mal auf ein paar Änderungen pochen. Ich sag´s aber gern nochmal: Leider haben sie keine Zeit!

Ich stelle mir vor, wie es wohl wäre, wenn wirklich alle Eltern einmal für einen Tag nicht zur Arbeit gingen. Ein Elternarbeitsstreik. 😀 Wie sähe das wohl aus an den Arbeitsplätzen? Hat jemand Zahlen, wieviel Prozent aller Arbeitsplätze von Eltern belegt werden?

Ich finde das eine spannende Frage.

Eine Antwort auf „#Elternmachenaufstand – Viele meckern über das Bildungssystem, aber keiner hat Zeit sich für Änderungen einzusetzen“

[…] Von einer Gesellschaft, die im Hamsterrad steckt, schreibt Beatrice. Sie befasst sich mit unserem Bildungssystem und bedauert, dass sich manche Eltern die Schule für ihre Kinder nach der Anzahl der Betreuungsstunden aussuchen müssen. Scheinbar haben sie es nötig, weil viele Arbeitgeber kein Verständnis für die Bedürfnisse von Familien mit schulpflichtigen Kindern haben. Vielleicht wäre ein Elternarbeitsstreik das richtige Zeichen, mutmaßt sie. […]

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