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...und was es sonst noch gibt

Von Zähnen und Buchstaben

Anderthalb Wochen vor Nikolaus fing der Sohn an zu lesen. Von heute auf morgen und ganz allein.

Er hat im letzten Jahr immer mal hier und da nach einem Buchstaben gefragt. Jedoch sehr halbherzig und es blieb dabei, dass er MAMA und seinen Namen schrieb. In Großbuchstaben. Fertig. Diese Buchstaben übte er ungefähr 5mal in meinem Beisein zu schreiben. Dann war er durch mit dem Thema Schreiben.

Da wir von Verwandten aus dem fernen England einen dicken Stapel englisch sprachiger Kinderbücher geerbt haben, muss ich hin und wieder simultan übersetzen beim Vorlesen. (Übrigens gar nicht so einfach ohne der Geschichte den Schwung zu nehmen. :-D) Das heißt: Die geschriebenen Worte in diesen Büchern kann der Sohn nicht auswendig kennen.
Wir hatten also das Buch von der kleinen roten Eisenbahn mit dem Titel: „Green lights for the little red train.“ Alles in Großbuchstaben. (übrigens ein tolles Buch für kleine Eisenbahnfans)

Da liegt der Sohn neben mir und fragt plötzlich: „Mama, steht da REEN?“ Das G kannte er nicht, obwohl der Name seiner Schwester mit diesem Buchstaben beginnt. Aber REEN war ja richtig. Dann las er noch, wie so Leseanfänger eben lesen, ganz langsam und schleppend mit einer ulkigen Betonung FOR und RED und TRA-IN. Bei LITTLE kam er durcheinander. Knoten in  der Zunge. 😀

Die Tage darauf las er alle Wörter, die mit Großbuchstaben geschrieben waren. Auf der Marmelade, der Butter, Werbeprospekten. Er wollte lesen. Ich gab ihm Silben und einfache Wörter. Er war ganz ehrgeizig. Es machte ihm Spaß.
Immer wenn ich merkte, die Konzentration lässt nach, sagte ich, er solle es gut sein lassen. Er protestierte dann. Aber ich sah, das würde nur zu Frust führen. Ich erklärte dann: „Dein Köpfchen verräumt in den „Pausen“ alles was er so frisch gelernt hat an die passenden Stellen. Und dazu sind Pausen sehr wichtig! Sonst kommt der Kopf durcheinander und vergisst wieder alles.“
Das akzeptiert er. Aber er bleibt am Ball. Manchmal liest er ein-zwei paar Tage nicht und dann geht es wieder los.
SCH, CH, Y, C, QU, L und das große i sind noch schwierig. Und wenn er müde ist vergisst er K, G und W. Das ärgert ihn. Aber ich sage: „Du hast in einer Woche mal eben fast das komplette Alphabet gelernt und liest sogar richtig. Entspann dich mal! Alles gut. Du hast Zeit!“ 😀

An Nikolaus fiel ihm dann übrigens auch sein erster Wackelzahn aus. Den trägt er jetzt in einer kleinen Dose mit sich herum. 😀

Und vor ein paar Tagen liefen wir durch den Möbelschweden (der jetzt übrigens Stoff führt, den ich vor 1, 5 Jahren gesucht und nur mega schwer und auch noch teuer gefunden habe.) und plötzlich las der Sohn auch Wörter mit kleinen Buchstaben.
Er kommt ins Stolpern mit i, I, L und l, J und j und r. Wenn man diese Buchstaben mal so rational betrachtet….ist es aber auch ein verwirrendes Zeug….Aber gut, er ließ sich nicht irritieren und sah mich dann fragend an oder fragte mich direkt nach dem Laut des Zeichens.

Ich vermerke: Wenn das Kind ausgeruht und konzentriert ist, fehlt nicht mehr viel und er übernimmt das Vorlesen für die kleinen Schwestern.
buhuhuhuhuuuuuu……die brauchen mich gar nicht meheeheeeheer 🙁 heul

Tja, so ein Vogel. Ich bin natürlich stolz. Aber beobachte auch fasziniert, wie das einfach so gehen kann. Denn wann kann man schon mal beobachten, wie Kinder ohne Hilfsmittel oder gezielter Lernbegleitung Lesen lernen. Und bei den eigenen Kindern staunt man ja ohnehin immer doppelt.

6 Antworten auf „Von Zähnen und Buchstaben“

Da sieht man mal wieder, was Kinder praktisch alleine lernen können. Faszinierend. 🙂

„Dein Köpfchen verräumt in den „Pausen“ alles was er so frisch gelernt hat an die passenden Stellen. Und dazu sind Pausen sehr wichtig! Sonst kommt der Kopf durcheinander und vergisst wieder alles.“

Super Argument. Das muss ich mir merken!

Wow. Da kann man mal sehen, was so passiert, wenn Kinder sich was in den Kopf setzen, was sie jetzt UNBEDINGT lernen wollen. Ich habe gerade noch gelesen, daß man am besten lernt, wenn man auf etwas neugierig ist. Obwohl das ja auch eigentlich logisch ist. 😉
Meine Große hat auch früh mit Buchstaben angefangen, aber nachdem sie ihren Namen lesen und schreiben konnte (in Großbuchstaben), ließ das Interesse wieder nach. 😉 Erst jetzt in der Schule, wo sie merkt „Bald kann ich alleine lesen“, ist es wieder aufgeflammt.

Ich bin auch gespannt, ob das jetzt so weiter geht, oder ob er nochmal das Interesse verliert. Das trau ich dem Sohn nämlich auch zu. Aber das ist auch ganz egal. Wichtig ist, die Kinder dann einfach zu lassen. Hat bei deiner Großen ja beispielhaft so geklappt. 🙂

Ich bin ein bisschen neidisch;-) Mein Großer kann seinen Namen schreiben und das war’s. Für mehr interessiert er sich (zu meinem Leidwesen) auch nicht. Dafür stehen Zahlen und Rechnen hoch im Kurs… Er ist aber auch ein Kind, was lange ausbrütet und irgendwann einfach kann. Deshalb muss ich meine Ungeduld im Zaum halten 😉
Liebe Grüße!

Dein Sohn hat Zeit! 🙂 Die kleinen Leute machen das schon in ihrem passenden Tempo. Und sollte er da tatsächlich träge sein….du wirst etwas finden, was er so spannend findet, dass es Anreiz sein wird schreiben und lesen zu lernen. 😉 Wunschzettelschreiben zum Beispiel. 😀

Ja ich kenne es meine Tochter ist mit 3 Jahren zu mir gekommen und meinte Mama ich möchte schreiben lernen. Sie übt sehr gerne mit mir und Mama Papa Oma …… gehen schon nach wenigen Monaten sehr gut. Auch Rechnen geht sehr gut und so habe ich jetzt angefangen das ganze mit Taschengeld zu unterstützen das sie auch sieht für was man Rechnen braucht. Kinder lernen viel besser und auch schneller wenn der Wunsch von ihnen kommt und wenn sie zusammenhänge erfahren. Warum muss ich wissen wie viel 2 und 5 ist und warum muss ich minus Rechnen.

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