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Es könnte so einfach sein

Die Sache mit der Öffentlichkeit und scharfzüngigen Kritikern

Ich möchte eine Lanze brechen für alle Mitstreiterinnen im Mama-Blogger-Universum.

 

Aktuell gibt es mal wieder ein paar weniger freundliche Kommentare darüber, dass vornehmlich Mama-Bloggerinnen ihr vermeindlich komplettes Privatleben nebst Fotos der Kindern aller Welt zeigen, nur Jammern oder sich zur Schau stellen. Und zudem wurde angesprochen, es würde ja heute niemand mehr im realen Leben miteinander reden. Früher sei das alles besser gewesen. (Wenn man zu der Sorte gehört, der das Handy wichtiger ist als das direkte Gegenüber, so stimme ich dem zu. Sonst aber nicht!)

(Die Kommentare kamen im Zusammenhang für einen Teaser für die  frau tv Sendung am 2.3.2017. Da geht es unter anderem um Mütterblogs.)
Was die reale Kommunikation unter Frauen/Müttern angeht, so ist diese, meiner Meinung nach, durch die sozialen Netzwerke nicht weniger geworden. Tatsache ist aber, dass Mamas, wenn sie sich mit Kindern treffen selten dazu kommen einen Satz, geschweige denn einen Gedanken am Stück miteinander aus zu tauschen. Man wird immer unterbrochen! Immer! Und Sorgen und Probleme mit den eigenen Kindern diskutiert man auch nicht VOR den Kindern.

(Wer es schafft im Beisein der Kinder über verschiedene Themen in Ruhe zu sprechen, der lasse einen Kommentar unter diesem Beitrag und verrate den Trick!)

Am Abend ist man als Mama dann so müde und hat alle zu Verfügung stehenden Worte schon verbraucht. Man ist im MINUS mit laut gesprochenen Worten! So mag man auch die Freundin nicht mehr anrufen.
Ferner muss man die familieninterne Kommunikation mit dem Partner ja auch aufrecht halten. Und der hat aber nicht zwingend Lust alle frauenspezifischen Themen zu besprechen. (Mentruationstasse Ja oder Nein? Geburtsverletzungen, Beschwerden bei der Periode,  etc (über diese Dinge möchte kein Mann gerne sprechen.)

Das tolle an den Mamablogs ist, sie sind sehr vielfältig. Es gibt Themen über Verhütung, den Austausch über Geburten, Geburtstraumata, Hebammen, Erziehung, besondere Familien etc. Ja, man kann sich auch mal ausjammern (warum eigentlich nicht????) oder lesen, dass andere es auch nicht leicht haben, aber auf eine bestimmte Weise geschickt lösen und leichter empfinden. Oder sie machen das Gleiche durch und dann LACHT man ZUSAMMEN über die Alltagsdesaster. Das ist noch meine liebste Rubrik. Ich lache gerne gemeinsam mit anderen über meine und auch über die „Desaster“ der anderen. Lachen über Stress tut so gut! Oder man regt sich mal gemeinsam auf über Ungerechtigkeiten und kann am Ende gemeinsam etwas bewegen.

Geteiltes Leid und so weiter….

Man findet im Netz schneller und leichter Gleichgesinnte, die sich mit ähnlichen Themen befassen. Man kann Tipps und Tricks austauschen. Ideen entwickeln.
Die Nachbarin mit Kindern oder die Spielplatzmama oder die Eltern im Kindergarten müssen nicht zwingend ähnliche Ansichten, Erfahrungen etc haben. Manchmal stimmt die Chemie auch nicht. Oder man hat einen ganz unterschiedlichen Sinn für Humor.
Und oft sind auch alle so eingebunden, dass man kaum Möglichkeiten hat sich zu treffen oder gar richtig kennen zu lernen, so dass man auch etwas speziellere Themen mal miteinander besprechen kann.
Und seien wir ehrlich, in den ersten Jahren der Mutterschaft gehen sehr viele Mamas abends auch nicht regelmäßig aus. Mama ist zu müde! Und wenn Mama sich dann mal trifft in einer lustigen Runde, möchte sie auch nicht den ganzen Abend die Alltagsproblemchen des Familienlebens wälzen. (Ich benutze absichtlich das Wort MAMA. Ich mag den Begriff! Ich bin gerne MAMA!)
Mit wem soll man sich unter den Bedingungen über „Spezialthemen“ austauschen in der realen Welt?

Zum Beispiel das Leben mit einem besonderen Kind. Besondere Kinder im Sinne von einer speziellen Krankheit oder einer Behinderung gibt es ja nicht überall um einen rund herum. Dann muss man eine Selbsthilfegruppe suchen. Heut zu Tage auch über´s Internet.
Wie schön ist es aber auch, dass man durch Elternblogs Familien mit ähnlichen besonderen Bedingungen finden kann und sich Rat, Tipps, Hilfe holen kann oder einen offenen Austausch erlebt.
Das Spezielthema Hausgeburt konnte ich zum Beispiel auch mit niemandem in meinem direkten Umfeld besprechen. Meine Oma wurde noch mit den Geburtswehen auf eine klapprige Krankenhausliege gelegt und alleine gelassen bis sie Schüttelfrost bekam und die ganze Liege rappelte. Furchtbare Vorstellung und wirklich mehr hat sie dazu auch nicht zu sagen. ES WAR SCHLIMM! Die Generation meiner Oma spricht über so etwas nicht. Auch nicht über Fehlgeburten und andere unschöne Dinge. Man kann also nicht sagen, dass die Frauen früher mehr miteinander gesprochen haben. Sie haben sehr viel mit sich alleine ausgemacht! Die sind nicht zur Nachbarin gelaufen und haben erzählt, dass sie Kummer wegen der Fehlgeburt haben.

Meine Mama hat meine Geschwister und mich spontan im Krankenhaus zur Welt gebracht. In einer Zeit in der das komplett normal war, aber auch noch nicht wegen jeder kleinen Verzögerung ein Kaiserschnitt gemacht wurde.
Was hätte meine Mama mir über eine Hausgeburt oder einen Kaiserschnitt sagen können?
Damals war außerdem Flaschennahrung das non plus ultra. Gestillt haben damals nur Hippies. Wie hätte mir meine Mama also bei Stillproblemen helfen können?
Meine Mitstreiterinnen hatten auch alle unterschiedliche Herangehensweisen und Probleme oder eben keine Probleme beim Stillen. Wir hätten uns nicht gegenseitig mit Rat helfen können.

Ein realer und toller Austausch fand mit meiner Hebamme statt. Aber die fand ich auch über´s Internet! Und viele Dinge konnte ich auch im Netz nochmal nachlesen. Es gibt einige ganz tolle Mamablogs, die sich mit Hausgeburten oder Geburten generell beschäftigen. Welche Chance für jede werdenden Mutter, die einen anderen Weg als die Klinikgeburt sucht!

Und als ich drei Kinder in dem knappen Abstand von jeweils 1,5 Jahren bekam, da fühlte ich mich sehr alleine und exotisch damit. Wie schön war es Blogs zu finden, an denen ich nachlesen konnte, wie man das überlebt! Und das man das überlebt! 😉 Das hat nichts mit Jammern und Selbstmitleid zu tun. Das war selbstgewählt aber doch trotzdem anstrengend! Und heut zu Tage wohnen nur die wenigsten mit den eigenen Eltern in einem Haus und haben Unterstützung im Alltag. Das ist eher selten.
Man kann durch die Ansammlung an Gleichgesinnten natürlich auch in eine Filterbubble geraten und nichts anderes als den eigenen Themenkomplex mehr mitbekommen. Aber das zu erkennen, gehört zur Medienkompetenz. Die müssen wir Eltern heute haben oder erwerben, wenn wir sie denn noch nicht haben und an unsere Kinder weiter vermitteln. Die Medien und Netzwerke sind nicht mehr weg zu denken. Wir müssen wissen wie sie funktionieren und das an die nächste Generation weiter geben bzw auch verstehen, was unsere Kinder da im Internet machen/machen können.
Informationen filtern, hinterfragen und  andere Ideen wahrnehmen und auch berücksichtigen.

Ferner kann ich niemanden mehr ernst nehmen, der ein soziales Netzwerk oder das Internet generell nutzt und dort kritische Äußerungen über eben die Nutzung des selbigen tätigt.


P.S. Ich kenne übrigens auch keine Mama-Bloggerin, die sich nicht Gedanken über die Privatsphäre macht. Und selbst wenn man viel Preis gibt. So ist es NUR ein Ausschnitt. Im manchen Fällen sogar ein gezielt gewählter Ausschnitt. 😉

 

 

12 Antworten auf „Die Sache mit der Öffentlichkeit und scharfzüngigen Kritikern“

Gespräche sind möglich, nicht ohne Unterbrechung, aber es klappt. Es hilft, wenn die Kids in einer sicheren Umgebung sind. Also, dass sie auch mal eine Sekunde aus den Augen gelassen werden können. 😉

Und ich finde diese „Internet nicht reale Welt, Bekanntschaften“ Kommentare mittlerweile lahm. Bzw wer es nicht mag, braucht, gerne. Ich habe erst heute darüber nachgedacht gedacht, wie schön es ist zusätzlich zu Freundinnen im „real life“ eine Bandbreite von Müttern im Netz um mich zu haben. 🙂

Das mit den Gesprächen kommt sehr drauf an. Tatsächlich ist das bei mir erst wieder besser möglich, seit die Kleinste auch recht selbstständig unterwegs ist. Ist man in einer Gruppe mit ähnlich alten Kindern und sicherem Terrain unterwegs, ist es auch wirklich entspannt. Aber auch da ist oft die Zeit viel zu kurz um über alles zu sprechen bzw ich kann dann auch gut einfach mal stumm sitzen und die Ruhe genießen. 😀 Aber es brauchen nur ein paar Krabbelkinder oder Laufanfänger dabei zu sein. Schon rennt einer wieder hin und her. Ich hatte schon Nachmittage da war man zusammen und hat keinen Satz miteinander wechseln können.

Ich mag übrigens auch die realen als auch virtuellen Begegnungen. 🙂

Super Argumente! Toll geschrieben (wie fast immer ;-))!

Ich persönlich bin eher zwiegespalten gegenüber ElternBlogs.
Einerseits würde ich mich nicht trauen, einen Blog zu eröffnen und über meine Kinder zu schreiben. Ich habe Sorge, dass es irgendwann auf sie zurückfällt. Ich kann einfach nicht einschätzen, ob sie mich nicht später (Teenager/Erwachsener) für meine Offenheit im Internet verachten werden. Ob sie wütend werden, weil ich öffentlich über ihre Privatssphäre geschrieben habe.
Andererseits kann ich nahezu allem, was du in diesem Beitrag geschrieben hast, zustimmen. Ich kann nicht im Beisein meiner Kinder über unserer Probleme sprechen. Ich habe es mal versucht. Meine Tochter war entsetzt und hat mich aufgefordert, es zu unterlassen, über sie zu sprechen. Und auch ich kann mich abends nicht zu Telefonaten durchringen. Allerdings habe ich in letzter Zeit immer häufiger Lust, abends mit einer Freundin auszugehen. Nur leider sind die meisten meiner Freundinnen noch nicht an dem Punkt.
Mittlerweile schreibe ich einer alten Freundin E-Mails. Das tut irgednwie gut. Oder ich poste Kommentare auf Elternblogs ;-). Ich lese sie auch gerne. Dein Blog ist übrigens mein Liebster. Hier kann ich mich am besten identifizieren. Außerdem ist es oft hilfreich, ElternBlogs zu lesen. Oft bringe ich danach mehr Verständnis für meine Kinder auf oder gehe an ein Problem anders heran.
Ob ElternBlogs gut oder schlecht sind, kann ich also gar nicht beurteilen. Vielleicht sind sie es. Vielleicht sind es aber auch unnötige Sorgen.

Vielen Dank für deinen ehrlichen Kommentar! 🙂 Ich weiß auch nicht, ob mir meine Kinder das irgendwann mal vorwerfen. Anderseits war ich schon immer sehr offen und kommunikativ. Und ich überlege mir immer, ob ich das was ich schreibe auch jemandem Fremden an der Bushaltestelle erzählen würde oder nicht.
Wenn ich denke; Ja, würde ich, dann kann ich es auch aufschreiben.

E-mails habe ich früher auch sehr viele und vor allem sehr lange geschrieben. Ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder andere ganz froh ist, dass er die jetzt nicht mehr bekommt, sondern freiwillig von mir Kindergeschichten lesen möchte oder nicht. 😀

Und was man auch nicht vergessen darf, ALLES schreibe ich natürlich auch nicht auf. Es gibt durchaus noch einige Dinge, die ich nicht erzähle oder aufschreibe.
Und alles was ich als normalen Familien-Kinder-Mama-Wahnsinn verstehe, da wüsste ich nicht, wer da später etwas ungünstig auslegen könnte. Noch sind es ja auch kleine Kinder. Bei Teenagern gehen natürlich ganz viele Dinge nicht mehr.

Der Sohn sagt manchmal sogar: Mama, das musst du mal aufschreiben, damit man das lesen kann. 😀

Ich mache kein Geheimnis daraus vor den Kindern und sobald sie sagen, dass wollen sie wirklich nicht mehr, dann werde ich das auch respektieren. 🙂

Oh wie Recht du hast, gerade mit besonderem Kind , da ist man froh wenn man sich mal austauschen kann. Und ehrlich will man der Mama neben an, mal wieder sagen tja mein Kind konnte das sechs Jahre später als deins also hör auf dir sorgen zu machen … Nein möchte man nicht

Ich stimme dir ebenfalls zu! Und du triffst es mit deinen Aussagen genau auf den Punkt! (Daumen hoch!)
Wie schön es wäre, sich im Beisein der Kinder komplett ohne Nachdenken über das Gesagte zu unterhalten?! 😀 Doch es geht nicht aus Rücksicht vor den Kindern… und eben auch weil man keine Ruhe dafür hat, das kann ich nur bestätigen!
Und genau deshalb ist es doch so schön sich abends nach einem anstrengenden Tag einfach nur noch aufs Sofa zu schmeißen und ein paar Blogs zu lesen. Mitzufühlen, zu Verstehen oder verstanden zu werden. Nicht jede Mama lebt in einer Beziehung in der man sich über Probleme des Alttags austauschen kann und ist am Ende des Tages eben genau so geschafft du bereits sagtest und gar nicht mehr in der Lage dazu. Möchte aber dennoch etwas loswerden oder sich nicht alleine damit fühlen. Also was ist verkehrt daran sich mit Gleichgesinnten auszutauschen? Die, die sich darüber beschweren oder es kritisieren dass es ElternBlogs gibt, befinden sich in einer anderen Lebenssituation als die, die solche Blogs schreiben oder sie lesen. weswegen also die Kritik…?! Jedem das seine und jedem das was ihm hilft! 🙂
Ruhe also mit den endlosen Kritikern die sich die Mäuler zerfetzen und dafür bitte ein bisschen mehr Toleranz für den Stil der anderen ihr Leben zu bestreiten und zu gestalten – das ist das was wir brauchen! (meine Meinung)

Ich finde es übrigens super dass du dich mit deinen Kindern darüber unterhältst was du tust und sie ein Mitspracherecht haben 🙂 Ich gehe nicht davon aus dass das bei allen Bloggern so ist, finde es aber absolut richtig! 🙂

Ich kann deinen Text so unterschreiben.
Mir hilft es sehr, wenn ich im Internet die Texte anderer Mütter lese und merke, dass ich nicht alleine bin mit den Problemen.
Für mich (alleinerziehend, Kind 1,5 Jahre) ist das abends auch meine Erholungspause, den Tag Revue passieren lassen, mir Fotos und Geschichten anderer ansehen und lachen.
Denn man sitzt viel öfter alleine Zuhause, als ich anfangs gedacht habe. Und durchs Internet habe ich trotzdem noch den Kontakt zu anderen.
Und für mich ersetzt es kein Gespräch mit Freunden oder eine Umarmung. Es gibt nur jetzt zusätzliche Möglichkeiten.

Danke für deine Worte. 🙂 Und alleinerziehend zu sein, ist auch echt nochmal eine andere Nummer. Man muss ja immer einen Babysitter organisieren, wenn man mal ausgehen möchte. Ich hoffe du hast ein kleines Netzwerk von Freunden und/oder Eltern, die dich unterstützen.
GLG B

Ja ein bisschen Unterstützung habe ich.. aber die Abende, an denen ich seit meiner Tochter abends unterwegs war, kann ich trotzdem an einer Hand abzählen..
Aber ehrlich gesagt, bin ich an vielen Abenden auch froh, wenn ich früh ins Bett komme 😀

Klasse Text, ich bin da ganz bei Dir. Auch ich bin froh das es Mama-Blogs gibt. Man bekommt soviel von ihnen, fühlt sich auch verstanden. Im RL ist es oft zu stressig, oder wie Du schon sagst, es muss nicht jede Mama so denken wie man selbst. Aber gezielt danach gesucht findet man Antworten und das ist das Schöne daran. Liebe Grüße, Nicole.

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