Kategorien
Erziehung und Realität Es könnte so einfach sein

Entwicklungen bei den Kindern, die mich beschäftigen.

Ich war gerade ein paar Tage beschäftigt. U.A. Mit der Mittelohrentzündung vom Sirenchen. Die schon auf dem Weg der Besserung ist, aber noch nicht ganz weg. Weh tut nichts mehr. Aber sie hört schlecht. Sie ist also zu Hause und bekommt weiter  alle 2 Stunden Tröpfen. Wir waren gestern nochmal beim Kinderarzt. Sie ist an sich fit. Und wir spielen unfassbar viel Memory. Das liebt sie gerade sehr.

Außerdem bin ich „in Klausur“ mit mir und den Kindern.
Da ich kein Freund von überflüssiger Aufregung bin, gehe ich knifflige Sachen ruhig an, denke nach und suche das Gespräch. Vermittle den Kindern aber ein „Alles ist gut, das gehört zum Leben.“-Gefühl. Und suche den Fehler im System, mitunter bei mir. Ich bin auf jeden Fall gefordert.
Was für das Alter gerade normal ist: Der Sohn ist ganz hin und her gerissen. Einerseits ist er ganz kuschelig mit mir (sehr ungewöhnlich für ihn, aber auch typisch in dem Alter.) und auch sehr rührend mit seinen kleinen Schwestern und gleichzeitig auf Kollisionskurs mit uns allen. Die Schwestern werden zu Hause geneckt und gezankt. Und mit mir und auch dem Mann, muss ALLES diskutiert werden bis aufs Letzte. Oft sehr geschickt, und manchmal sogar so, dass ich garnicht mehr weiß, mit welcher Begründung ich noch standhaft bleiben soll. Ich werde förmlich „aus dem Sattel geschossen“. Mein Nein, muss ich mir genau überlegen.
Der Sohn versucht auch gerne nach einem erreichten Teilziel (einem Kompromiss) nochmal nach zu verhandeln. Er ist ein Fuchs. Das ist richtig anstrengend, zumal ja da immer noch zwei andere Kinder mit mischen. Ja, ich entscheide auf Grund der vorhandenen Geschwister manchmal anders, als ich es mit einem Einzelkind müsste. Das kann man als Nachteil empfinden. Ist gleichzeitig aber auch soziales Lernen. Das ist der Teil der lediglich anstrengend ist und meine Geduld fordert.

Ein wirklicher Sorgenpunkt für mich beim Sohn ist, dass er gerade ein massives Ich-muss-meine-Schwestern-beschützen- Ding fährt. Wahnsinn. An Karneval das erste Mal so deutlich, als er ständig in Sorge war, das Knöpfchen könne in der Menschenmenge verloren gehen. Bis hin zu verzweifelten Tränen, weil das Knöpfchen nicht an meiner Hand ging. Dabei hat er einen Hütehund als Mutter! Ich tat es zunächst als vererbtes „Gefühl“ (weil ich auch so bin) und Tagesform abhängig ab.
Die Sorge um die Schwestern hat sich nun aber verschärft. Mehrmals bei gemeinsamen Unternehmungen mit den Rädchen und Rollern, war der Sohn voller Aufregung und rief ständig nach seinen Schwestern. Schon lange bevor ich dachte: Da muss ich aber jetzt mal rufen, oder gar ein gestrenges Stopp blöken.
Der Sohn hellikoptert voller Lotte. Und dabei ist er in echter ernstzunehmender Aufpasser-Not.
Das arme Kind. Es rührt mich sehr und stresst mich zugleich. Ich muss ihn richtig ausbremsen, damit die Mädchen, vor allem das Knöpfchen noch Freiraum haben draußen. Und er sich vor allen Dingen entspannt! Im heimischen Garten ist das kein Problem. Da versucht er nur Streitereien aufzulösen, die die Mädchen auch immer mal miteinander haben. Und die sie alleine lösen können.

Es geht aber noch weiter und da kommt eine erste Verstrickung.
Am Montag morgen brachte ich den Sohn alleine in den Kindergarten.

Nun saß der Sohn schon im Lastenrad und bevor ich losfahren konnte, sprach er ganz beschwingt:

-„ Es ist eigentlich auch mal ganz schön ohne das Sirenchen in den Kindergarten zu gehen!“

-„Aha? Wieso? Nervt sie dich?“ fragte ich lachend.

-„Nein! Aber dann muss ich nicht immer auf sie aufpassen!“

-„Aufpassen? Das Sirenchen kann doch auf sich alleine sehr gut aufpassen.“

-„Ja. Schon. Aber wenn die „bösen Jungs“ kommen, dann muss ich ihr helfen. Die wollen doch sonst gegen sie kämpfen!“

Spannend. Ich schlug vor einfach zum Kindergarten zu laufen, statt zu fahren. Dann könnten wir mal in Ruhe plaudern.

-„Ich dachte das Sirenchen kann sich gut gegen Jungs wehren?!“ (So war mein Kenntnisstand aus dem Kindergarten übermittelt. Daran hatte ich auch keine Zweifel. Ich kenne mein resolutes Temperamentsbündel ja. Und der Kindergarten ist überschaubar in der Größe. Es scheint mir nahezu unmöglich, dass ernsthafte Streitereien übersehen werden.)

„Ja, schon, aber ich muss sie doch trotzdem beschützen! Es spielt ja auch niemand mit ihr!“

-„Wenn ich sie abhole, finde ich sie aber immer gut gelaunt im Spiel mit anderen Kindern.“

-„Ja, aber ganz oft spielt keiner mit ihr!“

(Ich weine gleich. Mein Mädchen….sie hatte es vor einer Weile auch schon mal gesagt. Aber ohne großes Beklagen. Ich dachte noch: Naja, Kinder. Muss ich mal beobachten. Und dann schien wieder alles gut zu sein. Gleichzeitig wird sie aber auch nur sehr selten zu Kindergeburtstagen eingeladen. Um genau zu sein, zweimal in zwei Jahren. In der Zeit war der Sohn schon auf zig Geburtstagen eingeladen. Aber mein wildes Mädchen nicht.😔)

-„Und manchmal weint sie auch nach dir!“ sprach der Sohn weiter.

-„Im Kindergarten?“ (Das war mir ganz neu.) „Was sagen denn die Erzieherinnen dazu?“

„Die wissen das nicht. Das Sirenchen kommt dann zu mir. Und dann tröste ich sie und mache Vorschläge, was sie machen kann.“

 

(Ich weine. Der Sohn. Der Gute. Das wilde Sirenchen, das Arme. Der große Bruder war ihr schon immer wichtige Orientierung. Seit einer Weile sucht sie auch vermehrt meine Nähe. Sie möchte mit mir zusammen sein und alles mögliche mit mir zusammen machen. Ich merke das und gebe ihr das auch so gut ich kann.)

Es kamen noch ein paar  Kleinigkeiten und Begebenheiten, die die Situation abrunden. Aber das sprengt hier den Rahmen.

Ich erklärte dem Sohn, wo wir da gerade so unter uns gemütlich schlenderten, dass er das ganz toll mache, so umsichtig und fürsorglich. Er sei ein toller großer Bruder. Aber er müsse wirklich nicht immer so aufpassen. Vor allem könne er sich mal ganz auf sich konzentrieren, wenn wir Eltern dabei sind. Wir passen auf. Wir überblicken alles. Er braucht das nicht zu tun. Er dürfe einfach nur Kind sein und auf sich achten.

Er nickte.

Als ich nach Hause kam, sagte ich dem Sirenchen, es hätten alle gefragt, wann sie wieder in den Kindergarten käme. Man würde sie vermissen.
Wisst ihr was sie da fragte?

-„Wer hat das denn gesagt? Die Kinder oder die Erzieherinnen?“

 

(Ich brech zusammen.)

 

Ich sagte, dass noch nicht alle Kinder da gewesen seien. Aber die Erzieherinnen und die Kinder am Frühstückstisch hätten gefragt. (Das mit den Kindern am Frühstückstisch war halb geschummelt. Da saßen nicht viele und blickten nur erwartungsvoll.) Was hätte ich denn sagen sollen?

Ich muss sagen, hier zu Hause ist sie fröhlich, ausgelassen und zufrieden. Ich würde sagen komplett glücklich und zufrieden. (Mal davon abgesehen, dass sie einfach ein wahnsinniger Wirbelwind ist.) Und wenn ich versuche mal ein paar Informationen aus ihr heraus zu kitzeln, kommt nicht wirklich was. Es klingt nicht so, als hätte sie ernsthaft etwas Bedrückendes auf der Seele. Jedoch ist sie auch nicht so reflektiert wie der Sohn es schon immer war.

Und als wir den Sohn gestern im Kindergarten abholten, da winkten die Kinder alle und begrüßten das Sirenchen. Sie stand da mit verstohlenem Lächeln und antwortete nicht. Aber ich sah, dass sie sich sehr freute. Also ganz so unbeliebt kann sie nicht sein. 😉

Dennoch habe ich mal um einen Gesprächstermin gebeten. Schadet ja nicht mal alles was ich hier so vom Sohn mitgeteilt bekomme mal durchzugeben und etwas über den Sirenchen-Kindergarten-Alltag zu erfahren. Das rundet ein Bild ja ab. Und irgendwas ist ja dran. Der Sohn nimmt es vielleicht viel krasser wahr, als es ist.

Dennoch habe ich in dem ganzen Wirrwarr auch überlegt, ob und wo ich einen Fehler mache. Ob ich irgendetwas übersehen habe und falsch reagiere und damit, vor allem die Helikopter-Nummer beim Sohn verstärke.

Da kann ich nur sagen, hilft es mal mit anderen Müttern zu sprechen. In real oder auch virtuell! Austausch ist so wichtig. Und hilfreich. Ich denke, ich habe jetzt Klarheit und weiß, wie ich weiter mache. Es ist eine Mischung aus seinen Eigenschaften und der Umbruchphase. Bald ist der Sohn Schulkind. Alles ist neu. Es kommt etwas Unbekanntes auf ihn zu. Und vor allem die Jüngste hier, ist auch dabei selbstständige Wege zu gehen. Es passiert also innerhalb der Familie einiges Neues. Und von außen kommt noch etwas dazu. Da kann man schon mal den Überblick verlieren.

Ich war dann plötzlich aber auch noch ganz verunsichert, ob die Kinder sich von mir genug geliebt fühlen. Vor allem das Sandwichkind….. Braucht sie mich gerade einfach nur ein bisschen mehr? Einfach weil es so eine Phase ist? Oder gebe ich ihr gar das Falsche? Vielleicht sucht sie meine Nähe, um mir zu gefallen?

Da verdaddelt man sich ganz schön im Wirrwarr der Emotionen.

Kurz um. Ich habe die Kinder zusammen getrommelt und ganz klar gefragt, ob sie das Gefühl haben, dass ich einen von ihnen lieber hätte, als die anderen.

Und dann kam etwas Schönes:

Sie rissen alle drei sofort enthusiastisch und gut gelaunt die Arme in die Luft und riefen: „Hier, ICH. MICH hast du am aller liebsten von allen! Mich!“
Ok. Keine weiteren Fragen. 😀 Sie fühlen sich alle drei als beliebtetes Kind. (Gut, beim Knöpfchen weiß ich nicht, ob sie die Frage wirklich verstanden hat.) Aber die Großen sind offensichtlich zufrieden.

Das macht mich sehr froh.

Auf dieser Basis können wir die aktuellen „Problemchen“ auf jeden Fall auch alle zusammen gut lösen.

 

(Das alles ist sozusagen eine kurze Zusammenfassung der Situation.)

4 Antworten auf „Entwicklungen bei den Kindern, die mich beschäftigen.“

Ich denke das Aufpassproblem wird sich für ihn sicher entspannen wenn er in die Schule kommt und beide nicht mehr im selben Kiga sind. Es ist für ihn bestimmt auch recht stressig immer aufzupassen.Vielleicht wird es auch gut, wenn die Erzieher im Kiga mehr ein Auge drauf haben…👀. Ist denn mal was passiert mit den Mädels, was er hätte verhindern können?

Ich glaube auch, dass es gut ist, wenn die Schule los geht. Passiert ist noch nie was. Keiner Verloren gegangen oder sonst was. Hab ich auch krampfhaft überlegt, was mal gewesen sein könnte. Das Paradoxe ist zudem, dass das Sirenchen ein Temperament ist, bei dem man eher annimmt, dass sie den großen Bruder mal aus schwierigen Situationen raus boxt, als umgekehrt. Ist echt spannend gerade.

Oh, ich fühle mit dir. In meinem Kopf sind das Sirenchen und das Bilderbuch-Mädchen immer etwas ähnlich. Die kleinen Wirbelwinde. Kaum zur Ruhe zu bekommen. Als ich las, dass dein Sohn sich um sich kümmert, weil im Kindergarten keiner mit ihr spielt, hatte ich direkt einen Klos im Hals. Und das sie manchmal geärgert wird von den großen Jungs. Das schmerzt im Mama-Herz. Aber Kinder sind leider so 🙁 Das gleiche passiert hier beim Bilderbuch-Mädchen auch. Sie ist halt sehr laut und wild und manchmal auch aufbrausend und relativ groß für ihr Alter. Die älteren Kinder nehmen sie manchmal nicht so klein wahr wie sie eigentlich ist. Ich hab auch schon ein paar Hänseleien mitbekommen 🙁 Außerdem hieß es im letzten Entwicklungsgespräch, dass sie viel für sich spielt (was ihr aber angeblich nichts ausmachen würde). Ich hoffe das ist auch so. Hoffnung macht mir ein Zweijähriges Mädel, das neu in der Kite ist. Sie ist auch so ein Wirbelwind und mein Mädel und sie scheinen grad anzubändeln 😉 Hoffe das wird was und sie hat bald eine Verbündete.
LG!!!

Ich glaube auch, dass das Mama-Herz viel schlimmer schmerzt, als es bei den Kindern ist. Es wird sich alles finden. Und heute morgen wollte sie schon den Bruder mit in den Kindergarten bringen. Wir waren etwas spät dran und fast alle Kinder waren schon da. Und einige fragten das Sirenchen direkt, wann sie denn wieder käme. Da hat sie wieder breit gegrinst und ist hüpfend wieder mit mir nach Hause gekommen. Ich bin mal gespannt, wie es weiter geht. Nächste Woche geht sie wieder in den Kindergarten. 🙂 Dann hoffe ich, dass dein Bilderbuchmädchen auch einen Freund/eine Freundin findet!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert