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Erziehung und Realität Es könnte so einfach sein seufz

Ein unentspannter Nachmittag

Der plötzliche und unerwartete Sommer ist zwar sehr schön, aber er macht mir kreislaufmäßig zu schaffen. Es lähmt mich. Zwar habe ich erfreulicherweise alle to-dos der letzten beiden Tage geschafft…ok, der Haushalt, das tägliche to-do, ist halb liegen geblieben. Aber egal.

Das Wetter war also warm und sonnig. Das Knöpfchen machte keinen Mittagsschlaf und somit holte ich die beiden Geschwister einfach eine Stunde früher im Kindergarten ab. Ich dachte, die freuen sich. Der Sohn war noch ganz verschlafen, weil er nämlich einen langen Mittagsschlaf gemacht hatte.
Ich schlug vor ein Eis zu essen auf dem nach Hause weg. Die Herrschaften stritten prompt darum, ob wir zur Eisdiele führen oder ob wir lieber im Supermarkt ein Meloneneis holen. Ich parkte mein Rad unter einem schattigen Baum. In der Sonne konnte ich es nicht aushalten. Schließlich überstimmten die Mädchen ihren Bruder. Es sollte Meloneneis geben.

Ab in den Supermarkt. Es lagen sodann drei identische Verpackungen mit Meloneneis auf dem Band. Es gab Streit. Vor allem die Mädchen rangelten richtig miteinander wem nun welches Eis gehöre. Nochmal zur Erinnerung: Alle drei Kinder hatten exakt das gleiche Eis!
Ich erklärte, es sei doch überall genau das Gleiche drin. Aber man hörte mir nicht zu. Es wurde geknufft und gekrient und an den Verpackungen gerissen. Ich sah schon nachher alle drei Packungen Eis, zermatscht da liegen und hörte schon das noch lautere Geschrei. Ich schritt energischer ein und versuchte zu wiederholen, dass überall das Gleiche drin sei.

Schließlich sprach ich sehr resolut: „Ich mach gleich ein Hütchenspiel damit, dann wisst ihr gar nicht mehr wem welches Eis gehört!“

Hütchenspiel im Supermarkt

Wer das gemein findet….sorry. Es ist meine pragmatische Art von Humor. Da meine Kinder mich kennen, war prompt Ruhe im Karton. Ich mach sowas wirklich.
Erst nach dem Bezahlen musste ich wieder streng darauf hinweisen, dass ich das Eis erst draußen öffnen würde, ich müsse noch mein Portmonee verstauen und den anderen Leuten Platz machen.

Zu Hause angekommen kam noch überraschend eine Freundin vorbei, um wegen einem Treffen am Wochenende etwas abzusprechen. Wirklich nur kurz. Der Sohn und das Knöpfchen trollten sich zunächst zufrieden ins Kinderzimmer. Das Sirenchen hatte andere Pläne.
Sie nahm die Sonnencreme aus meiner Tasche und meinte, sie wolle sich eincremen. Ich fügte an, dass sie schon eingecremt sei und sie die Tube zurück legen solle. Sie verneinte und schüttelte bockig mit dem Kopf. Dann stellte sie sich neben mich und nahm seehr viel Sonnencreme. Sehr, sehr viel. Es drohte ein Desaster zu werden. Ich bot an, ihr zu helfen und riet ihr, nichts davon in die Augen zu reiben. Sie wollte keine Hilfe und äußerte dies unmissverständlich. Als ich schließlich die cremetriefenden Hände mit einem Taschentuch etwas reinigen wollte, brüllte sie. Dann ließ sie es doch gewähren und ein bisschen von der Creme im Gesicht verteilen. Sie behielt jedoch einen weißen Bart zurück und ich fettige Hände für den Rest des Tages.

Meine Freundin und ich versuchten kurz unsere Absprache zu beenden, da kam das Sirenchen und wollte auf den Spielplatz. Ich sagte, das könnten wir gleich machen, sie könne ja den Geschwistern schon mal Bescheid geben. Sie stampfte auf und verneinte und kam dann mit meinem Schlüssel, um dort einen Fahradschlossschlüssel vom Bund abzuknibbeln.

„Lass den Schlüssel bitte dran, sonst suchen wir den demnächst.“

„Nein. Ich will Roller fahren!“ knurrte es.

„Aber das Schloss ist doch gar nicht am Roller dran. Der steht im Häuschen und du hast dein Schloss neulich als Kette um den Hals getragen. Such das doch erst mal. Dann darfst du den Schlüssel ausprobieren.“

„NEEEEIIIN!“

Sie boxte mich. Sie kniff mich. Und stach mich mit dem Schlüssel in den Oberarm.

„Hör auf, das tut mir weh. Such lieber mal dein Schloss und sag deinen Geschwistern, dass wir gleich zum Spielplatz gehen.“

„Nein!“

Sie stach mich wieder mit dem Schlüssel, den ich ihr daraufhin energisch aus der Hand nahm.

Den Blick werde ich nicht vergessen. Böser kann kaum ein Mensch gucken.

Meine Freundin verabschiedete sich mit den Worten: „Mit dir möchte ich heute nicht tauschen.“

Ich auch nicht! dachte ich und sehnte den Abend herbei.

Dann fand das Sirenchen noch eine Dose Seifenblasen. Damit waren alle drei Kinder für genau 5 Minuten friedlich im Garten beschäftigt. Bis das Knöpfchen feststellte, dass sie noch gar nicht dran gewesen war mit Seifenblasen machen und laut heulte, weil die Dose leer war. Ich versprach, ich würde ihr am nächsten Tag neue kaufen.

Schließlich sollte es zum Spielplatz gehen. Die Mädchen stürmten voreilig aus der Haustüre und der Sohn maulte und wollte nicht. Aber er musste natürlich mit und den Mädchen bellte ich hinterher, sie dürften keines Falls ohne mich über die Straße rennen. Freundlicherweise kamen sie wieder zur Haustüre gerannt.

Auf dem Spielplatz war es dann friedlich für ein Stündchen. Aber wirklich getobt haben sie nicht. Wahrscheinlich fühlten sich die Kinder so lahm und komisch von der plötzlichen Wärme wie ich.

Zu Hause gab es Abendbrot mit Michel aus Lönneberga auf DVD.

Und danach ein Fiasko.

Das Knöpfchen wälzte sich plötzlich hysterisch auf dem Boden. „Es juuuukt. Es tut weeeeeh. Auiiiiiiii.“ Heul.
Ich sah nach. Im Nacken und auf dem oberen Rücken hatte sie so etwas wie Sonneallergie. Ich bat sie, sich ausziehen zu lassen oder selbst auszuziehen, damit ich besser nachschauen könne und ihr einen kühlen Lappen auflegen könne. Sie schmiss sich verneinend auf den Boden und wälzte sich.
Gleichzeitig hatte der Sohn sich den dicken Zeh geklemmt und heeeeeuuuulte, als ginge die Welt unter. Das Sirenchen klaute sich derweil die Reste vom Käsebrot ihrer Schwester.

Puh. Das sind so Nachmittage….

Ich kommandierte alle nach oben ins Bad. Protestierend und heulend gehorchten sie. Dem Knöpfchen kühlte ich endlich den juckenden Rücken und dem Sohn den dicken Zeh.

Geschlafen haben sie nach der groben Wäsche allerdings recht flott. Das muss man sagen. Alles andere hätte mich auch gewundert.
Und somit kam ich dazu noch ein weiteres to-do zu erledigen. Ich mähte den Rasen.

2 Antworten auf „Ein unentspannter Nachmittag“

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