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Kinderkrankheiten

Von Schwerhörigkeit und Mittelohrentzündungen bei Kindern

-Wie wir ohne Antibiotikum zurecht kommen

Ich war, nennt mich verrückt, mit allen drei Babys nicht beim Hörscreening.

Ich war mir nämlich sehr sicher, dass sie gut hören. Ich habe alle drei genau beobachtet. Und sie reagierten auf sehr leise Geräusche. Schnurrte eine unsere Katzen irgendwo im Raum, lauschten sie auf und drehten den Kopf schon früh in die Richtung. Sie erschraken, ohne Witz, wenn ein Paket Watte auf dem Boden landete und solche Sachen.

Sie entwickelten sich sehr normal. Sprachen recht früh schon kleine Sätze. Sprechen deutlich. Können Melodien perfekt nachsingen. Merken sich Liedtexte. Nehmen feine Geräusche und Nuancen wahr.

Es kam immer mal zu „Schwerhörigkeit“, wenn sie einen starker Schnupfen oder eine Mittelohrentzündung hatten. Aber danach war wieder alles beim Alten. Manchmal hören sie mir sogar zu gut. 😀

Der Sohn hatte mit 3 Jahren ständig Mittelohrentzündungen. (Übrigens haben alle drei Kinder noch nie ein Antibiotikum gegen die Ohrenentzündung bekommen.) Das hat sich aber fast komplett verwachsen. Das Sirenchen war lange Zeit verschont von allem was sich Kinder so einfangen können und äußerst robust. Und nun ist sie im letzten Jahr ständig mit entzündeten Ohren und Schwerhörigkeit bei Schnupfen geplagt.  Sie sagt dann auch, dass sie nichts hört. Jedoch empfinde ich ihr Gehör immer wieder als super gut, wenn der jeweilige Infekt vorbei ist.

Die Logopädin im Kindergarten hatte mich nun mehrfach angesprochen, dass ich das Gehör mal bei einem Pädaudiologen checken lassen solle, da das Sirenchen hier und da Verhaltensweisen zeigt, die auf ein schlechtes Hörvermögen hinweisen können. Das bestätigten auch die Erzieherinnen. Ich war sehr verunsichert und machte mir Gedanken. Auch warf ich mir vor, vielleicht ihre typischen Eigenheiten fehl interpretiert zu haben.
Ich machte einen Termin bei Pädaudiologen. Natürlich gab es nur einen Termin Moooonate später. Wie sollte es auch anders sein.
Der Termin war kurz vor ihrem Geburtstag. Die Hörtests fielen katastrophal aus. Das Sirenchen hatte einen Schnupfen. grrrrrr . Der Arzt erklärte mir zwar sehr gut und sehr zugewandt das ganze Zusammenspiel und empfahl mir dann aber eine OP zum Einsetzen von Paukenröhrchen und der Entfernung der Polypen.

Ich dachte zunächst: „Paukenröhrchen haben viele. Ich kenne nur gute Erfahrungen damit. Polypen hat man mir als Kind auch rausgenommen. War nicht schlimm. Wenn es danach besser wird…Ja gut. Ist vielleicht besser.“

Zu Hause dachte ich, dass das doch alles Blödsinn ist. Wenn das Kind erkältet ist, verfälscht das natürlich komplett die Ergebnisse. Ich wollte unseren Kinderarzt dazu befragen. Als das Sirenchen einen Tag später auch noch Ohrenschmerzen bekam, fand ich das alles absurd und machte statt einen Telefontermin direkt einen richtigen Termin bei unserem Kinderarzt in der Sprechstunde. Der diagnostizierte einen Infekt. Der Hals war rot, die Ohren auch, die Nase zu. Kind krank. Fieber bekam sie auch. Als ich ihm von dem Pädaudiologen berichtete, war er „ernsthaft verstimmt“. So drückte er sich aus und er kann dann auch sehr verstimmt gucken. Ich ließ mich nicht einschüchtern, sah bestimmt zurück und sagte: „DAS kann ich aushalten!“ Damit waren die „Fronten“ geklärt. Ich mag unseren Kinderarzt sehr und vertraue ihm. Deshalb war mir seine Einschätzung hinsichtlich einer OP ja auch so wichtig.

Er meinte, dass das Sirenchen beim letzten Hörtest bei ihm sogar SEHR gut gehört hätte. Und er würde lieber erstmal den Infekt auskurieren und eine OP wäre am Ende immer nur bei 5% der Patienten wirklich nötig. Also erstmal ein klares NEIN, von seiner Seite. Aber er räumte auch ein, dass er manchmal selbst „klein bei“ geben müsse. Ferner sagte er so etwas wie: „Wenn man zum Spezialisten rennt, hat man hinterher mehr Probleme als vorher.“
Kann ich nicht abstreiten. 😀 Wobei Spezialisten in manchen Fällen ja auch sehr hilfreich sind.

Ich hatte ein Gedankenkarussel. Ich sprach mit meinem Mann. Der war total gegen eine OP. Ich sprach mit anderen Müttern, die Paukenröhrchenerfahrungen hatten. Ich sprach mit meiner Mutter, wegen meiner eigenen Polypengeschichte in der Kindheit. Und meine Mama sagte, dass ich immer, immer, IMMER und ständig geröchelt hätte, bis die Polypen raus waren.
Das Sirenchen röchelt NUR bei Schnupfen. Das Sirenchen schläft mit geschlossenem Mund und atmet tiptop durch die Nase. Es sei denn, sie hat akuten Schnupfen. Das Sirenchen spricht super. Das Sirenchen hört die Grillen in der Wiese neben der Straße zirpen. Das Sirenchen ist gut drauf.

Was das Sirenchen aber kann, ist NICHT hinhören. Oder einen ansehen, als hätte sie NICHTS verstanden. (Da ist sie familiär ein wenig vorbelastet. Mein Vater und mein Mann können das beide auch sehr gut.) Dabei will das Sirenchen manchmal einfach nicht hinhören, oder ist in Gedanken, oder sie muss erstmal nachdenken, was sie antworten soll und ob sie überhaupt antworten soll. Oder ob sie sich traut! Manchmal ist sie auch verlegen. Und manchmal, da hat sie auch einfach keine Lust! Oder will erstmal beobachten und zuhören. Das hat sie mir selbst gesagt. Und all das, lässt sie manchmal als schwerhörig erscheinen.
Als der Pädaudiologe ihr Tschüss sagte, reagierte sie auch nicht. Er lachte und sagte: „Ja, das hat sie einfach nicht gehört.“
Sie sagte mir aber wenig später, sie hätte sich nicht getraut ihm Tschüss zu sagen. Und das glaube ich ihr. Ich sehe es ihrem Gesicht an.
Und so wild und laut sie einerseits ist, so schüchtern und still kann sie sein, wenn sie von Fremden oder weniger gut bekannten Menschen angesprochen wird. Wenn sie selbst die Initiative ergreifen kann und der „Überraschungsmoment“ sozusagen auf ihrer Seite liegt, dann quatscht sie munter auch mit wildfremden Leuten.

 

Aber nun zum aktuellen Stand der Ohren.

Seit nun gut 3 Wochen ist das Sirenchen mit Schnupfen und entzündeten Ohren beschäftigt. Mal mehr mal weniger. Immerhin haben wir die akute Schmerzphase überwunden. Der Sohn gesellte sich auch dazu. Und nun werden wir es nicht los. Es sind keine Bakterien beteiligt. Die Abstriche waren alle negativ. Und somit sind wir Opfer der diesjährigen sommerlichen Dauererkältungswelle. Nervig. Ich war so oft beim Kinderarzt, wie das ganze letzte Jahr nicht.

Hier gibt es nun immunstärkende Tröpfchen und Kügelchen. Da keine Bakterien dabei sind, wäre ein Antibiotikum eher kontraproduktiv.
Ansonsten gibt es hier Zwiebelsäckchen und Levistikumtropfen, sowie Nasenöl.
Das Neueste sind Nachts warme Eukalyptuspastenwickel auf den Ohren. Netterweise finden die Kinder die Sache sehr angenehm. Und so liegen sie wie kleine Piraten mit Kopftüchern im Bett und schlafen super. 😳

Ob es den Ohren hilft? Keine Ahnung. Für den Schlaf ist es jedenfalls förderlich. Schon seit 3 Tagen. 😀 Was ja auch heilsam ist. Donnerstag müssen wir nochmal zur Kontrolle zum Kinderarzt.

 

Die hier als angenehm empfundenen Ohren-Wickeln gehen so: Eukalyptus Comp. – Paste von Weleda wird in der geschlossenen Tube in einem warmen Wasserbad erwärmt und dann dick auf ein Tüchlein (ich nehme halbe Taschentücher) aufgetragen. Die Paste deckt man dünn mit dem Tuch ab und legt sie dann auf die Ohren. Mit einem Stirnband oder Kopftuch fixieren. Riecht übrigens auch sehr gut. Finden wir.

 

 

 

 

 

 

 

7 Antworten auf „Von Schwerhörigkeit und Mittelohrentzündungen bei Kindern“

Liebe Beatrice, ich kann das alles nur bestätigen. Ich finde auch, dass man bei Kindern und Babys schnell merkt, ob sie hören. Ich habe zwar nach der Geburt den Hörtest machen lassen, aber verlasse mich ansonsten auch lieber auf meine Intuition. Ebenfalls bestätigen kann ich, dass meine Kinder besonders im Winter, wenn sich Erkältungen aneinander reihen, Schwierigkeiten mit dem Hören haben. Ein Test beim Kinderarzt war extrem negativ, aber fand kurz nach einem starken Schnupfen statt. Ein paar Wochen später war alles in Ordnung. Bei Ohrenschmerzen warte ich immer ein bisschen ab, mache Wickel mit Zwiebeln und Heilwolle. Wenn es nicht besser wird und starkes Fieber dazu kommt, gehe ich zum Kinderarzt, um eine Vereiterung oder eine Komplikation ausschließen zu lassen. Wir konnten bisher meist auf Antibiotikum verzichten und mussten es nur in Ausnahmefällen geben. Liebe Grüße, Laura

Hallo Laura, ja so mache ich das auch. Wenn es zu wild wird und es mir merkwürdig vor kommt, gehe ich auch zum Arzt. Vieles kann man aber tatsächlich mit ein bisschen Ruhe und Umsicht selbst heilen. Ich finde man macht irgendwie automatisch eine kleine Krankenschwesterausbildung als Mama. 🙂

Uff, lästiger Mist. Ich drück Euch die Daumen. Und mit Wickeln fang ich auch gerade an bei Kinder-Erkältungen. Ich weiß noch nicht, ob und wie sie wirklich wirken – aber sie fühlen sich in jedem Fall gut an.

Hallo Beatrice!

Was bekommen die Kinder den für Kügelchen? Bei uns haben bei dem ebenfalls immer nicht hörenden (laut Kindergarten, hatte ich glaube ich schon mal was zu geschrieben), das Otowoven und Apis mellifica gut geholfen. Bei einer Bekannten haben auch die Paukenröhrchen nichts geholfen und mussten nach Jahr erneuert werden…

Gute Besserung und lass Dich nicht verrückt machen!

Lg Kathrin

Hallo Kathrin,

vielen Dank!
Die Kinder bekommen derzeit Apis/Levistikum. Damit haben wir auch gute Erfahrungen gemacht bisher. Ich warte jetzt mal ab, was am Donnerstag die Kontrolle ergibt. Und dann sehen wir mal weiter.
Immer ist was. 😀

LG 🙂

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass man schlecht merkt ob ein Kind gut oder schlecht hört. Mein Sohn 5 J. hatte einen fiesen Erguss hinter dem Trommelfell. Und es fiel niemand auf, dass er schlecht hörte. Er hat wohl viel von den Lippen abgelesen. Gesprochen hat er fast perfekt nur eben lauter als vielleicht normal. Aber als drittes von vier Kindern dachten wir er müsse sich halt durchsetzen. Jetzt hat er Paukenröhrchen bekommen und Polypen wurden entfernt und er ist viel leiser.

Hallo Katrin,
wenn sich hier heraus stellt, dass es wirklich nicht anders geht, werde ich auch einer OP zustimmen. Das ist ganz klar.
Das Sirenchen war schon immer ein lautes Kind. Jedoch spricht sie, wenn sie nicht gerade sauer oder aufbrausend ist eher leise, so dass ICH sogar nochmal nachfragen muss. Sie versteht mich auch, wenn ich sie von hinten leise anspreche oder etwas flüstere, wenn sie mich nicht sieht. Da kann sie ja nichts von den Lippen ablesen. Das und noch andere Dinge habe ich ausprobiert. Ähnlich klingende Wörter, die nur andere Konsonanten am Anfang haben und so etwas. Ohne, dass sie mich sah oder darauf vorbereitet war. Ich warte mal ab. Derzeit kann ich ja eh nicht machen. Jetzt muss der Infekt erstmal weg.

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