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Mama Error seufz

Reif für die Insel?

Am Samstag hatte ich einen Totalausflall. Mama Error Delux.

Seit einer ganze Weile schleppe ich mich schon immer mal so durch den Tag. Mal hab ich mehr Elan, mal weniger. Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein habe ich mehr Energie. Oder kann noch welche aus mir heraus kitzeln. Ansonsten muss ich mich ganz schön in den Hintern treten und ich bin oft sehr gereizt. Glaubt man gar nicht, wenn man mich nicht genauer kennt. Das weiß ich. Ich lache ja auch meistens. Und grundsätzlich ist meine Lebenseinstellung ja auch gut gelaunt und optimistisch. Die Grundkoordinaten stimmen. Dennoch, da ist gerade ein Ungleichgewicht, das nicht gut ist. Das muss ich mir nun doch mal selbst eingestehen.

Ich versuche mich mit allerlei entspannenden Gedanken wieder aufzutanken und jeden noch so kleinen Moment der Entspannung sauge ich auf, so gut es geht. Das ist mit unter auch ein Grund, warum ich mit meinen Kindern nachmittags gern alleine unterwegs bin bei schönem Wetter. Dann habe sie meine volle Aufmerksamkeit und tanken Mama und ich kann stur vor mich Hinstarren, wenn sie beschäftigt sind. Viel Raum habe ich dazu allerdings nicht.

Mein aktuelles Bedürfnis einfach nur da zu sitzen, zu denken, zu lesen und zu träumen wird zu knapp gestillt. Einer plappert ja immer auf mich ein. Und ich finde es schade, dass ich kaum mehr Kapazität habe das Geplapper zu genießen.
Die letzten Monate (eigentlich ja Jahre :-D) waren wegen diverser Termine anstregend, die Kinder waren auch dauernd krank und eine allgemeine Umbruchstimmung führt zu aufgekratzten Kindern. Der Sohn ist nervös wegen des nahenden Schulstarts, ist launisch, für seine Verhältnisse sehr aufmüpfig und diskutiert ALLES. Er fragt mich etwas, bekommt eine Antwort und sagt dann das würde nicht stimmen. Und wird sauer. Er zankt seine Schwestern, die aktuell ein schönes Spielteam geworden sind und in ihrer Mädchenwelt versinken und keinen „kämpfenden Ritter“ dabei haben wollen. Das führt zu Frust. Dann kommt noch das krabitzige Köpfchen, die mit ausdauernden Wutanfällen aufwartet und meinen allerletzten Rest der Geduld auffrisst.

Und ich merke einmal mehr, dass ich schon länger auf Reserve laufe und jede zusätzliche Aufgabe an meinem Gleichgewicht gewaltig rüttelt. Ich kann mich manchmal selbst nicht leiden, wenn ich genervt, gereizt und ungerecht reagiere. So möchte ich nicht sein.

Und so kam es schon vor ein paar Tagen morgens, obwohl ich fast immer zu einem kleinen Pläuschchen aufgelegt bin, dass ich überhaupt keine Lust hatte mit irgendjemandem zu reden. Meine Worte werden derzeit schon morgens verschossen, bis ich die drei Kinder fertig habe zum Aufbruch. Bin ich froh, dass ab heute richtig Ferien sind! Dieses ständige Redenmüssen und die Zeit im Nacken zu haben am Morgen, fällt mir sehr schwer.

Am Freitagnachmittag begleitete ich das Sirenchen zu einem Kindergeburtstag. Sie freute sich einerseits wie Bolle, aber wollte auf keinen Fall ohne mich gehen. Also parkte ich den Sohn und das Knöpfchen in Oma´s Obhut (zum Glück war das möglich) und ging mit zum Kindergeburtstag. Ich musste für das Sirenchen gar nichts weiter tun als DA SEIN. Ich beobachtete sie und sie vergewisserte sich in regelmäßigen Abständen meiner Anwesenheit durch Blickkontakt.
Es waren auch einige andere Erwachsene zugegen. Alles sehr nette, lustige und liebe Menschen. Aber um ehrlich zu sein, hatte ich eigentlich keine große Lust zu reden. Ich hätte auch einfach stumm in einer Ecke vor mich hin starren können. Ich überwand mich natürlich, aber eigentlich…ihr versteht schon. Ich hoffe alle, die mich kennen und wortkarg erleben auch. Es ist ja nichts gegen die Menschen. ICH bin das „Problem“.
Abends war ich ziemlich platt und bin kurz nach 10 schlafen gegangen.

Samstag morgen erwachte ich gegen 8 Uhr. Das geht ja. Aber frisch fühlte ich mich nicht.
Beim Frühstück unterbrachen die Kinder jeden einzelnen Satz, den ich mal zum Mann sprechen wollte. JEDEN Satz. So dass mir meine Mitteilung schon komplett unwichtig vorkam und ich verstummte, während der Mann mit den Kindern schimpfte und sich dann ins Bad empfahl. Das Knöpfchen fing kurz darauf an zu kreischen wegen…was weiß ich. Es war mega ätzend. Durch das furchtbare Geräusch hindurch hörte ich den Mann rufen, wo denn seine frisch gewaschenen Hosen seien.
Sch….

Das Knöpfchen kreischte weiter, ich bat sie mal inne zu halten….hörte den Mann äußerst verstimmt irgendwas rufen….das Knöpfchen kreischte weiter…..

TILT

Ich kreischte: „ICH HABE KEINEN BOCK MEHR! LASST MICH ALLE IN RUHE! ICH WILL NICHT MEHR!“ und stampfte wie ein kleines Kind mit den Beinen auf der Stelle.

Die Hosen. Ja, da waren welche in der Wäsche. Das war mein nächstes Waschprojekt. Wieso brauchte er denn ausgerechnet heute ne Hose aus der Wäsche? Hatte der Mann nicht gerade eine frische an? Keine Ahnung. Ich habe nicht drauf geachtet.

Er meckerte mich an, ich konnte nichts weiter dazu sagen außer: Dann wasch doch selbst, wenn du weißt, es fehlt! und verkrümelte mich in die Küche. Ich tat mir ganz schön selbst leid. Da stapelte sich der Abwasch. Der Mann verschwand wütend zur Arbeit. Ich kann ihn auch verstehen.  Aber ICH möchte auch verstanden werden.
Ich weinte. Ja, sowas kann ich auch.

Ich legte mich dann ermattet ins Esszimmer auf den Boden und starrte zur Decke.
Keine Ahnung wie lange. Die Kinder merkten, dass was nicht stimmte und ließen mich in Ruhe.
Beim Mittagessen später hörte ich einen nervigen Piepton und dachte ich hätte nen Stresstinitus. Aber die Kinder hörten es zu meiner Erleichterung auch. :-D. Es kam von draußen. Danach setze ich die Kinder vor eine DVD. Mich selbst parkte ich auf der Terrasse mit einem Buch und einem zweiten Kaffee. Es war eigentlich ganz schön. Ich las eine Stunde und es war ganz still im Garten. Und wenn ich das erzähle, habe ich sofort ein schlechtes Gewissen. Ich habe einfach rum gesessen und alles andere liegen gelassen UND die Kinder vor dem Fernseher geparkt.
Als später die Sonne raus kam, waren wir noch ein bisschen im Garten.
Die Wäsche hatte ich auch gewaschen….
Und am Abend brachte der Mann mir dunkle Nussschokolade mit. Es gibt es manchmal doch, das wortloses Verstehen. 🙂

 

Aber ich habe einen Entschluss gefasst.

Ich kümmere mich nun um eine Mutter-Kind-Kur. Lange habe ich mich gesträubt, da ich mit ganz so kleinen Kindern nicht fahren wollte und auch immer dachte: Naja, bin ich dazu überhaupt berechtigt? Da geht es anderen ja viel schlimmer. Aber jetzt sind die Kinder alt genug und verstehen annähernd um was es geht und ich glaube, ich bin mal reif für die Insel. Damit es nicht zum komplett Durchdrehen bei mir kommt, wäre es schlau das in Angriff zu nehmen. Und am schlausten noch ans Meer, damit die Kinder mit ihren ständigen Atemwegsinfekten gleichzeitig durchgelüftet werden. Für mich würde ich mir wünschen Strategien zur Entspannung im Alltag zu entwickeln und diese auch konsequent umzusetzen. Mal so mit externer „Planungshilfe“ und Experten, die einem bestätigen, dass es mein „gutes Mutter-Recht“ ist auch für MICH zu sorgen.
Ich brauche dabei gar keine räumliche Trennung von den Kindern. Die würden mir so sehr fehlen, dass es meine Laune auch verschlechtern würde. Ich brauche für mich Strategien MIT ihnen Raum für mich zu schaffen. Und ich würde sogar im Winter in die Kur fahren. Ist mir komplett schnuppe. Ein allgemeines Reset würde uns allen gut tun und mich mal aus dieser gereizten Stimmung heraus holen. Ich wette, dann sind die Kinder auch wieder ausgeglichener.

Und wenn es dann also hier gerade weiter etwas ruhiger ist als sonst, dann liegt das daran, dass ich sogar zum Schreiben und Malen gerade ganz oft keine Lust habe. Und DAS will was heißen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4 Antworten auf „Reif für die Insel?“

Ich kann Dir eine Mutter-Kind-Kur nur von Herzen empfehlen. Findest dazu auch reichlich Infos bei mir.
Während ich Deinen Beitrag so las, hoffte ich schon, dass es für Dich auf diese Schlussfolgerung hinaus läuft. Also auf auf, geh es an!
GLG 🙂

Kann ich total gut verstehen, weil es mir gerade ähnlich geht. Irgendwann ist einfach genug… Obwohl, manchmal beneide ich Dich darum, dass Dein Mann am Wochenende arbeitet. Einer weniger, der irgendwas will, Unruhe macht und das Seil in eine andere Richtung zieht als ich;-). Die Pause hättest Du vielleicht so nicht gehabt, wenn er da gewesen wäre…
Bei mir geht Entspannung nur mit räumlicher Trennung von den Kindern, ich bin zusammen mit ihnen (oder überhaupt mit anderen Menschen) immer unentspannt. Das ist einfach so, kann ich nix dran ändern. Bin ich mit ihnen (oder ähnlich fordernden Menschen) zusammen, gibt es keinen Raum für mich.
Zur Mutter-Kind-Kur: ich habe ja eine sehr schöne Kur mit meinem Großen hinter mir. Möchte Dir aber auch sagen, dass die einzige Drei-Kind-Mama in unserer Kur-Gruppe die Kur abgebrochen hat, weil sie allein einfach überlastet war. Auf engem Raum mit 3 so kleinen Kindern wie Deinen, von denen eines noch nicht mal Fremdbetreuung gewöhnt ist, mit Krankheiten (oft!) und ohne weitere Entlastung, das finde ich schwierig. Und Dein Sohn kommt bald in die Schule… Ich verstehe Deine Beweggründe und berechtigt dazu bist Du auf jeden Fall, auch wenn es anderen „schlechter“ geht, aber ich würde Dir aus meiner (positiven) Erfahrung heraus eher abraten, allein mit den dreien zu fahren. Das kann sehr anstrengend werden…
Liebe Grüße und schöne Ferien!

Ach liebe Frühlingskindermama,
danke für deinen Kommentar. Ich habe auch deinen Beitrag schon gelesen. Das klingt auch alles sehr anstrengend. Und ich stelle es mir doppelt anstrengend vor, wenn andere Menschen einen anstrengen.

Das mit dem Mann… :-D…ja das stimmt einerseits, dass er, wenn er zu Hause ist natürlich auch den Alltag durcheinander bringt und ich manchmal auch denke: „Jetzt will der auch noch irgendwas.“ Gleichzeitig fehlt mir aber auch gemeinsame Zeit mit ihm. Da habe wir aktuell keine gute Balance.

Mit drei Kindern allein zur Mutter-Kind-Kur zu reisen stresst mich tatsächlich nicht. Ich bin es ja gewohnt den Kinderzirkus komplett allein zu managen. Nur ist das an sich ganz gut eingespielte Team gerade kein richtiges Team mehr. Ich würde mir von der Kur erhoffen, dass ICH wieder Ruhe finde und nicht mehr in überhöhter Drehzahl laufe. Außerdem täte uns vielleicht gut mal auswärts von unserem Alltag in fremder Umgebung wieder bewusst miteinander etwas zu machen. Ich mach das zwar auch hier immer wieder und das tut uns auch gut. Aber es ist viel zu wenig und ich habe auch immer im Hinterkopf, was ich noch alles machen muss/will zu Hause. Was gibt´s zum Abendbrot/Mittagessen? Muss ich noch was einkaufen? Das entfällt ja in der Kur.
Ich gehe es in jedem Fall an und hoffe, dass sie genehmigt wird.
Liebe Grüße! 🙂

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