Kategorien
Es könnte so einfach sein

Selbsterkenntnisse, Kindergartenabschied und Geburtstag

Ich fange diesen Text nun zum 5. mal an. Und ich fürchte auch dieser wird mich nicht zufrieden stellen. Aber egal. Es wird nicht besser, wenn ich es nicht aufschreibe.

 

Also, in den letzten Wochen habe ich ja die Flügel ganz schön hängen lassen. Und das passt mir überhaupt nicht. Also habe ich nachgedacht und beschlossen eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen. Antrag ist unterwegs.

Mir ist jedoch bewusst, dass diese Kur nicht das Allheilmittel sein kann. Ich muss in meinem Alltag etwas umstrukturieren und für MICH Raum finden.
Mir sind ein paar Dinge klar geworden. Ich habe mit dem Umzug in dieses Haus sozusagen eines meiner Beine abgeschnitten. Etwas was ich IMMER bei mir hatte, mein ganzes Leben lang, war eine Arbeitsecke oder sogar ein Arbeitszimmerchen. Ich brauche nicht viel. Nur einen schönen großen Tisch und ein Regal in dem ich meinen Kreativkram lagern kann. Und in dieser Arbeitsecke kann ich alles liegen lassen und jederzeit kreativ weiter arbeiten.
Seit wir nämlich in unserem jetzigen zu Hause wohnen, habe ich nur ein Eckchen am Esstisch, was ich zwar mag, aber hier kann ich natürlich nicht immer alles liegen lassen. Und mein ganzes Zeug steht in Kartons überall im Haus versteut. Das ständige Aufgeräume nervt und es blockiert mich. Ich muss mir also wieder eine Ecke schaffen. Raum für mich. Nicht nur zeitlich.

(Apropos Aufräumen. Einen ganzen großen Müllsack voller kaputtem und unvollständigem Spielzeug habe ich aussortiert. Mit den Kindern. Ich krieg die Krise bei dem ganzen Kleinzeug was überall rumfliegt.)

 

Aber das ist nur die Oberfläche.

Als ich in der letzten Woche meine Krankenkasse anrief, um mal nach einem Kurantrag zu fragen, fragte die Dame am Ende der Leitung die Kinderzahl und deren Alter ab. Ebenso fragte sie, ob ich alleinerziehend sei und arbeiten ginge.
Als ich sagte, ich sei nicht alleinerziehend im eigentlichen Sinne, der Mann aber sehr viel arbeiten würde, ich aber nicht erwerbstätig sei, antwortete die Dame wortwörtlich: „Na, sie gehen ja nichtmal arbeiten und die Kinder sind im Kindergarten!“ ( Aha. Wer nicht auswärts arbeiten geht, arbeitet nicht. Da haben wir es wieder. Was für eine Milchmädchenrechnung! Wenn ich nämlich arbeiten ginge, hätte ich bestimmt eine Putzfrau. Die würde dann bezahlt, für die Arbeit die ich nun unentgeltlich mache.) Kurz stutzte ich und sagte sehr nachdrücklich, dass ich das mit dem Kinderalltag seit über 6 Jahren ohne Pause zu 90 % alleine wuppen würde und außerdem nicht alle Kinder im Kindergarten seien. (Noch nicht jedenfalls. ) Sie fragte, was ich denn für Beschwerden hätte. Als ich grob angab ich sei erschöpft, antriebslos, müde, gereizt, weinerlich, total fertig,überdreht und infektanfällig, meinte sie das sei nicht Grund genug. Mir ist klar das alleinerziehende Mehrfachmamas nochmal ein ganz anderes Pensum fahren. Mir ist auch klar, das andere Mamas krasse gesundheitliche Probleme haben. Aber ich muss ja nicht erst welche entwickeln, weil ich nicht auf meinen Körper höre! Zumal es für mich ein körperliches Signal ist, dass ich so schnell ausflippe oder heule etc pp. So ne Kur ist doch auch präventiv gedacht und nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Oder verstehe ich da was falsch?  Ich setzte also nochmal nach und sie verwies mich dann auf die diversen Kur-Beratungsstellen. Die wiederum hörten mir ganz anders zu und waren sehr nett. Da hab ich schon wieder geheult. Furchtbar, dieses Geheule. Naja.
Was mir aber klar wurde war: Wenn man gefragt wird, was der Stand der Dinge ist, dann gibt man auf die Schnelle immer erstmal die groben Parameter durch. Da ist der Kinderalltag, der es in sich hat. Der Haushalt, der nicht mein bester Freund ist und die bisher verpassten oder immer wieder über Bord geworfenen Möglichkeiten regelmäßig für MICH zu sorgen.

Was aber im Hintergrund auch noch mitspielt, vergisst man ganz schnell. Das schiebt man so weg. Das kommt erst hervor, wenn man sich mal Zeit nimmt und in sich hinein horcht. In meinem Fall sind es nicht nur die letzten 6,5 Jahre mit schnellen Schwangerschaften, einem Haus was in Eigenleistung kernsaniert wurde, einem Umzug mit drei Kindern in ein unfertiges Haus, der Tod eines Opas, Sorgen um kranke Familienmitglieder, sondern da sind noch andere Dinge.
Dinge über die ich nicht schreibe, weil sie die Privatsphäre anderer verletzen würden. Obwohl es Geschichten wären, die jeder mit Grausen, Sensationslust, Schadenfreude, Erleichterung, Mitgefühl oder was auch immer lesen würde. Eine spezielle Sache würde ich gerne mal aufschreiben, um den Dampf abzulassen. Vielleicht mache ich das mal als Gastbeitrag anonym bei einer anderen Bloggerin.
Es sind Dinge, die hier immer wieder über lange Zeiträume mitspielen, beeinflussen, stressen. Und die vor allem so üüüüüüberflüssig sind. Dinge, die wir leider kaum bis gar nicht beeinflussen können. Dinge, die ich, wir, auch gerne verdrängen, weil man sich nicht immer ärgern kann. Dinge, die man wegschiebt, weil man keine Lust hat sich davon immer beeinflussen zu lassen. Aber wenn ich ehrlich bin, ärgern diese Dinge mich doch. Und zwar unterschwellig. Sie schwelen da so vor sich hin und wenn ich dünnhäutig bin, kann ich meinen „Schutzwall“ nicht aufrecht halten.
Und das sind die Dinge, die meine Gelassenheit im aufregenden Kinderalltag in meinem Fall torpedieren und oft sogar beeinflussen. Obwohl ich das nicht will.

Lassen wir das.

 

Was Schönes gab es ja nun auch.

Mein 40ster Geburtstag stand bevor. Der erste Geburtstag auf den ich mich richtig freute und den ich fast sogar groß gefeiert hätte. Weil Sommer, Garten, und ein Wochenende gegeben war. Aber es sind auch Ferien und einige Freunde, die mir auf der Party wichtig gewesen wären, sind im Urlaub. Was soll also eine große Party, die nur eine kleine Party geworden wäre, weil alle weg sind. (Das war schon zu meiner Kinderzeit so. Ich musste den Kindergeburtstag immer Woooooochen später feiern.)
Da der Sohn am gleichen Tag seinen Kindergartenabschied hatte, machten wir danach einen obligatorischen Geburtstagsausflug.
Der Tag war sehr schön. Jedenfalls nach dem äußerst rührseligen Abschiedsmorgen. Da wurde geweint, geherzt, beschenkt und verabschiedet was das Zeug hielt. Da waren alle ein wenig durch den Wind. Eine Party hätte danach nicht gepasst. Jedenfalls nicht zu uns. Mit dem Ausflug waren aber alle (auch ich!) sehr glücklich und der Alltag unterbrochen.

Das Beitragsbild zeigt übrigens einen Ausschnitt von unserem Geburtstagsausflug. Es war so ein übergroßes „Hamsterrad“, in das ich mit dem Sirenchen hinein kletterte.

Wir haben sehr gelacht.

Und ein bisschen Sinnbild für mich, ist es auch. 😀

 

 

An dem Wochenende trudelten eine Menge Gratulationen und liebe Worte bei mir ein. Ich habe mich riesig gefreut! Tolle Geschenke habe ich auch bekommen. Und ein Überraschungspaket mit der Post. Ich freue mich immer noch über alles!

 

Diese nun angefangene Ferienwoche werden wir weniger in den Tag hinein leben, als ich dachte. Davon berichte ich aber am Ende der Woche. Wenn man mich lässt.

Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.

 

 

 

 

 

5 Antworten auf „Selbsterkenntnisse, Kindergartenabschied und Geburtstag“

What!?!?
Also die Mütter, die ich kenne, die erfolgreich (!) eine Eltern-Kind-Kur beantragt haben, waren 1-2 Kind Mütter, verheiratet, Kinder im Kindergarten oder bei einer Tagesmutter und danach meist bei Omi und Opi in Betreuung. Die Mütter selbst hatten ihre Kinder meist nur zum ins Bett bringen bei sich. Sonst waren die Kinder immer anderweitig betreut. Nicht mal in den Kindergarten haben sie ihre Kinder selbst gebracht. Auch nicht abgeholt. Dafür waren andere zuständig. Meist die Großeltern. Und genau diese Mütter haben mir erzählt, wie toll doch ihre Mutter-Kind-Kur verlaufen war. Ohne Probleme beantragt, die Kinder ganztags betreut und sie hätten sich tagsüber erholt und allabendlich einen hinter die Binde gekippt.

Und dann sowas bei dir? Fasse ich nicht. Die Welt ist unfair. Wer sich fair verhält, zieht den Kürzeren…

Liebe Beatrice,
zunächst einmal herzliche Glückwünsche nachträglich! Ich folge Dir demnächst und werde auch keine große Party schmeißen, aber aus etwas anderen Gründen: der Mann wurde letztes Jahr 40, ich dieses und nächstes Jahr haben wir 10. Hochzeitstag. So entschieden wir uns für EINE Party – eben zum Hochzeitstag!

Ich finde es toll, wie beharrlich Du bei der Kur geblieben bist. Wäre ich erst an die KK geraten, hätte ich wohl aufgegeben, aber ich hatte eine tolle Beraterin. Eventuell hast Du darüber schon bei mir gelesen 😉
Und auch wenn die Kur selbst nicht sofort alles gut macht, gab meine mir die wichtigen und guten Hilfestellungen.

Geht es nun also für Euch zur Kur?

Ganz viele liebe Grüße
schnuppismama

Vielen Dank!. 😀 In eurem Fall lohnt sich eine Party ja bei so vielen Runden Zahlen. Was für ein Jahr!
Der Kurantrag ist in Arbeit. Der Kinderarzt ist noch im Urlaub. Da fehlt noch das Attest. Und ich bleib da hartnäckig. 😬
Ich werde berichten. Deine Beiträge zur Kur habe ich alle gelesen. Hat mich einmal mehr motiviert.

Viele liebe Grüße zurück.
🙂

Und wenn die Kur nicht bewilligt wird, Einspruch einlegen! Leider muss man manchmal so hartnäckig sein.
Aber einige der Hilfestellungen kann man auch Zuhause bekommen, Erziehungsberatung oder psychologische Beratung, denn darum geht es ja bei der Kur.
Und der Arbeitsplatz für Dich scheint mir sehr wichtig und sei es nur ein Eckchen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert