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Erziehung und Realität Es könnte so einfach sein

Warum ich fast nach England schwamm und ich auch eine Energiemuschel haben möchte

Am Strand von Zeeland, da war es schön. Ich will mich überhaupt nicht beklagen.

ABER, es gab dennoch Unwegsamkeiten:

Das Knöpfchen hat neuerdings immer mal die Anwandlung mit despotischem Verhalten an mich heranzutreten. Ich soll dann sofort und generell hopphopp ohne Bitteschön und nett zu fragen irgendetwas machen. Durch diese „Du sollst aber Phase“ schreiten wohl alle Kinder mal.  Kenn ich vom Sohn und dem Sirenchen schon.
Im Urlaub nun hatte das energiegeladene Knöpfchen Kraft und Ausdauer um 40 minütigen Szenen mit ohrenbetäubendem Geheule, Getrete, Geknuffe und AufDemBodenGewälze auszuführen. Unterwegs. Auf der Straße. Sie kommt damit fast an das SIrenchen von vor 2 Jahren heran. Das Knöpfchen wollte z. B. nie laufen. Nie. (Ich kann sie verstehen. Ich habe sie auch extra viel getragen und fand das auch kuschelig und dann schlief sie auch am Tag nochmal auf meinem Rücken und pullerte uns beide voll. :-D, aber auf Dauer war das auch schwer. Das Kind). Und schon setzte es beim Knöpfchen aus. Das Kind war nicht mehr ansprechbar, weil man ihr einmal erklärte, warum sie ein Stück der Strecke bitte selbst laufen könne. Zumal andere Familienmitglieder sie nicht tragen durften. Immer sollte ausschließlich die Mama tragen. Somit bekam sie ihre ausdauernden Anfälle. Einmal angefangen, kann man NICHTS machen. Also saßen wir alle es aus. Nicht ohne dabei gehörig in Schweiß auszubrechen, alle Blicke auf uns zu ziehen und danach ähnlich erschöpft zu sein, wie das Kind.

Einmal schaukelte sie der Onkel auf der Schaukel an. Dann sollte die Oma schaukeln, die schaukelte aber „falsch“ an und schon hatten wir schon wieder einen TILT. Das kleine süße Mädchen verwandelte sich in eine Banshee. Denn im vergleich zum Sirenchen, die einfach nur furchtbar laut war, klagt und jault das Knöpfchen unfassbar nervtötend.

Die Heftigkeit und Ausdauer ihrer Ausbrüche ließ alle mit der Zunge schnalzen. Ich sollte ja nun geübt sein, durch die „harte Schule“ des Sirenchens. Aber selbst wenn man grundsätzlich durch den Urlaub entspannter war, so sind so lärmende „Trotz“-Tage doch immer anstrengend.

Und so kam es am vorletzten Tag am Strand im Urlaub zu einer Dauernölschleife. Neben einem zänkischen Sohn und einem schmollenden Sirenchen (ein Tag an dem einfach komplett der Wurm drin war und ich kurz überlegte ins Wasser zu gehen und bis England durchzuschwimmen) und gefühlt 50 Toilettengängen zum Toilettenhäuschen und zurück mit den Kindern ging, kreischte das Knöpfchen immer wieder mal vor sich hin. Warum wusste eigentlich niemand so genau. Mit ihrer Grube im Sand stimmte was nicht. Die Sandburg war doof. Oma machte was falsch. Ich machte was falsch. Immer war was. Die umliegenden Menschen taten mir leid, denn so ein heulendes und kreischendes Kleinkind ist für andere mindestens genauso unerträglich nervig, wie für mich als Mama. Ich wartete ab, bis sie wieder ansprechbar war und kuschelte sie dann.

Schließlich musste das Knöpfchen auch mal auf Toilette. Wollte dann aber nicht mit zur Toilette gehen. Dann doch wieder, dann nicht. Ich sagte. ICH müsste nun zur Toilette und da könnte sie gleich mitgehen. Sie weigerte sich. Und als ich los ging schrie sie: „Is geh nicht zua Toilette, Mama!“ Ich sagte: „Aber ICH gehe! ICH muss mal!“ Sie blieb zurück. Überlegte es sich wohl, als ich schon außer Reichweite war anders und wollte doch auf Toilette und heulte. Oma und Opa boten ihr an, einer von ihnen würde mit ihr zur Toilette gehen. Aber sie wollte nur mit mir gehen. Aber ich war ja nicht da. Und sie heulte und jaulte, bis ich wieder kam.

Da es schon fortgeschrittener Nachmittag war, packten wir ohnehin zusammen. Das Knöpfchen jaulte mich an, sie müsse nun dringend Pipi. (Im Grunde warteten wir schon alle auf den Moment, in dem es in die Hose ginge.) Also wollte ich mit ihr schon vor gehen. Die anderen kämen nach. Das Knöpfchen begann auf halber Strecke zur Toilette zu heulen, sie könne nicht mehr laufen. Aber ich wusste, wenn ich sie trüge, dann bräuchten wir länger, als wenn sie selbst liefe. Das schwere Kind auf der Hüfte durch den Sand, da komm ich kaum von der Stelle. Und es pressierte doch.
Plötzlich lief sie dann doch alleine weiter. Flink und leichtfüßig wie ein Wieselchen schoss Madame-ich-kann-nicht-mehr-laufen an mir vorbei… Im Toilettenhäuschen war sie auch friedlich. Das erste Stück Weg durch die Dünen auch und dann ging es wieder los. „Is kann nicht mehr lauuufeeeen!
Ich war aber selbst etwas müde und wollte einfach nicht mehr auf dieses Hin und Her eingehen. Nein, nein, nein. Da war ich dann bockig. Ob das klug oder richtig war, sei mal dahingestellt. Dieses Hin und Her und Dauergeheule ging mir gehörig auf die Nerven. Ich versuchte ihr die nächste Bank in Sichtweite für eine Pause schmackhaft zu machen. Eine andere Familie ging in unserer Nähe. Die taten mir auch schon leid, ob der „musikalischen“ Begleitung. Ich sagte schließlich etwas barsch zum Knöpfchen, dass mir das Geheule den ganzen Tag nun reichen würde und wir uns auf die Bank setzen würden, um auf die anderen zu warten. Das Knöpfchen setzte sich heulend neben mich. Eins muss man ihr lassen. Sie kann unglaublich gut das arme Kind miemen. Meine Schwager meinte, wäre sie Schauspielerin, sie hätte schon einen Schrank voller Preise.
Da kam eine Frau, die offenbar kurz hinter uns gewesen war. Sie hockte sich vor das Knöpfchen und hielt ihr eine Muschel hin. „Hier, schau mal. Ich habe was für dich. Das ist eine Energiemuschel! Damit kannst du bis nach Hause laufen!“

Dann stand die Frau ohne ein weiteres Wort auf und ging.

Das Kind war ruhig. Ich dankbar für diese super einfache und wirkungsvolle Idee. Wenn man sich schon „einmischt“, dann schätze ich konstruktives Einmischen sehr. Eine kleine Geste, vorallem von Externen kann so viel bewirken. Ebenso überrascht wie das Kind war ich allerdings auch und kam nicht mehr dazu mich zu bedanken.

(Ich möchte an dieser Stelle einfach alle ermutigen mit kleinen Gesten allen Kindern und Mamas die unterwegs in der Bredrouille sind zu helfen. Es braucht nicht viel, wie man sieht.)

 

Und kurz darauf dachte ich: Wieso schenkt eigentlich niemand den Mamas Energiemuscheln? 😀

 

Wir haben Muscheln mitgebracht. Ich hänge einfach allen Familienmitgliedern mal eine Muschel um den Hals. Vielleicht hilft´s. ;-D

 

 

 

 

 

 

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