Kategorien
Erziehung und Realität Rund um die Schule

Der Erstklässler hat Launen. Ein paar Worte an den Sohn.

Dieses Beitragsbild hat der Sohn gezeichnet vor wenigen Wochen. Es zeigt ihn (zu erkenne an den Locken) und mich. Wir spucken nicht etwa Feuer, sondern strecken uns die Zunge gegenseitig heraus.

Es beschreibt unser derzeitiges oft aufkommendes Lebensgefühl. Es ist allerdings nicht ohne Lachen zu verstehen. Denn als er es mir schmunzelnd überreichte, nach einem Streit, mussten wir beide herzlich lachen.

 

Es folgen ein paar Zeilen an den Sohn.

 

Lieber Sohn,
derzeit verstehen wir uns entweder super gut oder es kracht überaus heftig im Gebälk.

Seit die Schule angefangen hat, hat nicht nur eine positive Veränderung angefangen. Es zeichnen sich auch anstrengende Phasen ab. Das begann bereits zaghaft mit dem Ausfallen des ersten Zahnes und hat nun Fahrt aufgenommen. Es nennt sich auch in Mütterkreisen die Wackelzahn Pubertät.

Ich konnte schon in deiner sogenannten ersten Trotzphase Bekanntschaft mit deiner unfassbar stoischen Ausdauer machen und fühlte mich dezent hilflos bei deinen gefürchteten Sitz- und Liegestreiks. Mittlerweile streikst du anders. Nämlich mit bockigen Forderungen und Verweigerungen.

Nun fühle ich mich auch manchmal hilflos und überfordert. Beides vor allem dann, wenn deine Schwestern mich auch gerade brauchen.
Manchmal bist du gerade richtig ätzend drauf! Ich muss dich ständig gezielt ansprechen und mein Anliegen wiederholen. Und glaub mir, es sind bewusst nur kleine und wenige Anliegen. So Dinge, die einfach zu einem für alle angenehmen und möglichst unkomplizierten Ablauf führen.
Ich lasse dich mit komplizierten Dingen schon in Ruhe.
Und egal wie sehr ich auf Augenhöhe gehe…Was ich sage, geht durch dich durch. Probehalber frage ich manchmal nach, was ich gesagt habe. Erstaunlicherweise kannst du es sehr gut wiederholen. Aber leider wird es ignoriert.

Und ich muss ständig NEIN sagen.
Nein, du darfst nur begrenzt nach der Schule mit dem iPad spielen, weil ich schon oft bemerkt habe, dass zu langes Spielen dich sehr übellaunig macht. Und sei das Spiel noch so seicht.

Und nein, du darfst vor dem Mittagessen keine Packung Kekse essen.
Hunger hast du ganz riesigen. Ich weiß. Das Essen muss schnell auf den Tisch. Aber dann isst du zwei Löffel und bist „satt“. (Auch ohne vorher Kekse gegessen zu haben) Für ungefähr 10 Minuten.
Dann isst du weiter. Weißt du was? So warst du mit 2 bis 3 Jahren auch. Dein Mittagessen hast du grundsätzlich immer später kalt gegessen in dieser Zeit. Ich ließ das einst und lasse das auch heute durchgehen. Aber die Kekse gibt es wenn erst hinterher!

Und nein, wenn wir nach der Schule schwimmen waren und wir uns noch mit Freunden auf einem Spielplatz getroffen haben, darfst du abends um halb 6 nicht noch zum Nachbarsjungen zum spielen. Dann ist Feierabend!

Und nein, ich kaufe auch nicht jeden Tag irgendwelche Spielzeuge für dich! Mach eine Liste für Weihnachten und wir sehen, was sich machen lässt!

Beim Abendbrot streiten wir auch oft, weil ich will, dass du beim Essen sitzen bleibst und nicht damit durch die Wohnung rennst. Essen am Platz, zwischendurch rumrennen, wenn es denn die Motorik verlangt, bitte sehr. Aber MIT Essen rumrennen is nich! Das weißt du.

 

Ich weiß ziemlich genau, warum du dich derzeit oft so ätzend benimmst und kenne auch das Gefühl, wenn man seine Mama voll doof findet und trotzdem lieb hat. Das ist ein ganz blödes Gefühl.

Da müssen wir nun durch. Und wir werden das schaffen.

Was ich ahnte und nun auch beobachte ist, dass du an manchen Tagen nach der Schule mal mehr mal weniger unruhig und aufgekratzt bist. Dazu eine Portion Übellaunigkeit und Müdigkeit. Das alles streitest du grundsätzlich ab. Und wenn ich es auch noch so vorsichtig formuliere, in dem ich sage: „Jetzt machen wir zu Hause eine schöne kleine Pause und ruhen uns erstmal aus.“ Dann sagst du ganz motzig: „Ich brauche keine Pause!“ (Du kennst mich zu gut. ;-))

 

Alle Neuigkeiten, die sich in deinem Schulleben ergeben, positive, als auch weniger Schöne, werfen dich ganz schön aus der Bahn und wenn wir dann zu viel unterwegs sind, macht es dich nicht gelassener für den Rest der Woche. Es wird dann mit jedem Tag unentspannter.

Wenn du nachmittags zu viel unterwegs warst, dann warst du zwar einerseits ausgetobt, aber hast den Vormittag nicht verarbeitet und kommst abends nicht zur Ruhe.
Das Resultat: Mega ätzende Laune, selbst wenn man dir alles Recht machten möchte.

Nach zu vielen Trubeltagen bist du außerdem auch morgens ganz anhänglich.
Du willst dann nicht mehr das letzte Stück Weg alleine zur Schule gehen und mittags warst du neulich ganz aufgewühlt und etwas weinerlich, weil ich erst mit dem Läuten zum Schulschluss das Schulgelände betrat. Du hattest schon vom Klassenraumfenster aus Ausschau nach mir gehalten und mich nicht gesehen. Auf dem Weg nach Hause warst du auch ganz motzig.

Diagnose: Müde. Ich sagte es nicht, aber beharrte darauf, dass wir einen Ruhetag machen. Den zog ich auch durch. Bis zum Abholen der Mädchen warst du sehr zänkisch und als alle wieder zu Hause waren, rasselten wir ganz heftig aneinander. Du wolltest mir aber nicht aus dem Weg gehen. Was ganz schlecht ist, wenn wir beide auf 180 sind. Aber das willst du nicht begreifen. Du setzte immer wieder nach und ich schaffe es leider nicht dann die Ruhe zu bewahren. Ich werde laut und möchte mich in der Luft zerreißen. (Dich auch ein bisschen. Ich geb´s zu.)

Nach dem Gewitter hingegen warst du den ganzen restlichen Nachmittag im Kinderzimmer und hast gepuzzelt und Hörspiele gehört. Versunken! Am Abend warst du wieder ansprechnbar und „normal“. Du erzähltest dann auch, dass Donnerstags immer die Fachlehrer Unterricht in deinen Klasse machen und die Klassenlehrerin nicht da war. Ich wusste doch, irgendwas war anders.
Ich kombiniere. Das ist für dich anstrengend, wenn die Vertrauensperson Nr 1 den ganzen Tag nicht in der Klasse war.
Das ist ok und die Auswirkungen sind deutlich spürbar. Um so wichtiger, dass ich für die nötige Ruhe sorge. Ich bleibe bei meinem Kurs. Ich sorge beharrlich für deine Ruhephasen. Auch wenn das nicht immer leicht ist, die anfänglichen Meckereien auszuhalten.

 

Es gibt also gerade viele anstrengende Momente.

Die Balance wird sich mit der Zeit aber wieder einstellen. Da puzzeln wir uns jetzt durch. Wir sind noch in der Eingewöhnungsphase. 😉

 

 

 

 

5 Antworten auf „Der Erstklässler hat Launen. Ein paar Worte an den Sohn.“

Oh Gott, ich bin froh, dass es bei uns gerade wieder anders ist. Bei uns war es zum Ende der ersten Klasse ganz schlimm. Ich war schon richtig verzweifelt…Habe aber wirklich das Gefühl,dass es sehr an den Zähnen liegt. Ab dem Tag als der Zahn endlich draußen war, kehrte langsam Ruhe ein. Die neue Situation mit der Schule bei Euch, wird sicherlich auch noch eine Weile brauchen…Kennst Du das Buch über die Wackelzahnpupertät?Liebe Grüße Kathrin

Mein Wirbelwind hatte kurz nach dem Schulstart zum allerersten Mal in ihrem Leben Verstopfung. Obwohl sie die Schule spannend und toll fand und gerne hin ging (und zum Glück auch im zweiten Schuljahr geht), denke ich, dass die Verstopfung darauf zurück zu führen ist. Da hat sich zu viel Neues „angestaut“. 😉
Es ging aber auch schnell vorbei, wie es bei euch sicher auch bald ruhiger wird. :-*

Das hört sich wirklich an wie bei meinem Großen (3,5 Jahre). Wiederholt sich das also alle paar Jahre? Ach du lieber Himmel…Und ich dachte nach der Autonomiephase wird’s ruhiger…gute Nerven an dich! LG Sabrina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert