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...und was es sonst noch gibt Es könnte so einfach sein seufz

St.Martin in 4 Akten

1. Akt:

Der St. Martins-Umzug der Grundschule ist immer ein ziemlich großes Ding hier. Es gibt ein Pferd nebst St.Martin und ein riesen Feuer. Es gehen 2 Schulen und ein paar Kindergärten mit.
Im Vorfeld überlegte ich, ob ich diesen Event alleine mit drei Kindern im Dunkeln wagen wollte. Sowas war noch einfach, als ein Teil der Kinder noch dick eingemummelt im Kinderwagen festgeschnallt war. Jetzt wo definitiv alle Drei herumlaufen…
Ich organisierte mir Hilfe für den Tag, was nicht so einfach war, weil der Mann, so angekündigt, kein Frei bekäme und die Oma auch nicht konnte. Eine Freundin wollte freundlicherweise dazu kommen, nachdem  ihr Kalender ein positives Feedback gegeben hatte.

 

2. Akt:

Die ganze Organisation im Vorfeld hätten wir uns sparen können, denn….es kommt ja eh immer anders.
Das Sirenchen übergab sich in der Nacht vor dem Laternenzug großzügig über das gemeinsame Schlaflager.
Die Nacht war kurz und wäschereich und dem Sohn war auch übel.
Ich sagte am Morgen dem Kindergarten und der Schule Bescheid, dass die Kinder nicht kämen und meiner Freundin schickte ich ebenfalls eine Nachricht, dass sie sich den Nachmittag lieber nicht nähern solle. Ich wollte niemanden anstecken.
Nun blieb es beim Übergeben seitens des Sirenchens, dem Sohn war offenbar aus Sympathie schlecht gewesen. Er aß Unmengen so Allerlei und war fit. Das Knöpfchen ebenso. Da obendrein der Mann kurzfristig doch den Tag frei bekommen hatte (Danke Chef vom Mann für diese ungemein „prima“ planbaren freien und nicht freien Tage!!!!! NICHT!) In diesem Fall war es ok. Nachdem wir sicher waren, dass dem Sohn nichts fehlte, konnte er doch zum Schullaternenzug gehen. Und zwar mit dem Papa. Ich hütete die Mädchen.
Da niemand sonst auch noch irgendein Symptom entwickelte, gehe ich stark vom acetonämischen Erbrechen aus. Das hatte das Sirenchen schon mal.

 

3. Akt:

Der Kindergarten machte natürlich wenige Tage später auch noch einen Laternenumzug. Bis dahin waren alle wieder richtig fit. bzw ich immer noch nicht. (Nasennebenhöhlenentzündung, nun schon seit guten 2 Wochen.) Ziemlich lahm unterwegs, sammelte ich die aufgeregten Kinder nachmittags am Kindergarten ein. Der Plan war zu Hause noch in Ruhe was zu essen und alle schön warm anzuziehen, bevor wir wieder zum Kindergarten führen, zwecks Martins-Zug.
Leider waren die Kinder nicht fröhlich aufgeregt, sondern so zänkisch ätzend. Ganz furchtbar.
Ich musste laut auflachen, als ich mir vorstellte, wie ich sie abends einfach mit Gaffatape an meinem Lastenfahrrad festzwurbeln würde. Laternen auch direkt mit dran fixiert und fertig.

 

Das Knöpfchen sang zu Hause schon ein paar Martinslieder und als ich einstimmte, verbot sie mir wiederborstig den Mund und hielt ihn mir zu. Die Geschwister durften auch nicht mit singen.
Schließlich sang sie noch „Laterne, Laterne….“ und gab dann im Klugscheißertonfall Kund: „Das ist so lamweilig (langweilig)! Das ist ömma (immer) das Seeeel-be!“
Ja, Kind. Wie Recht du doch hast. ich freue mich schon auf die nächsten 10 Jahre. Oder wie lange geht man als Mama mit?

 

4. Akt:

Natürlich band ich die Kinder nicht fest (Die Vorstellung wie die Leute gucken würden, bringt mich aber immer noch zum Lachen), aber ich bellte beim Aufbruch zum Treffpunkt kantige und unmissverständliche Anweisungen an die Kinder. Mensch, bis man alle mit ihren Handschuehen, Mützen und Laternen im Fahrrad sitzen hat…..
In der Dämmerung standen wir dann vor dem Kindergarten. Dem Sohn hatte ich in weiser Voraussicht eine Warnweste angezogen, damit ich ihn in der Dunkelheit (wie das Knöpfchen immer sagt) besser erkennen könnte. Der Kindergartenzug ist immer klein und gemütlich, da durfte der Sohn mit seinen alten Kindergartenkumpels umher laufen. Voraussetzung, sie blieben in der „Herde“. Einmal, kurz vor dem Start des Zuges drohte ich jedoch an, er müsse an meiner Hand laufen, wenn er nun komplett wahnsinnig würde.
Das Sirenchen lief glücklich und ausgelassen mit zwei Kindergartenfreundinnen umher und das Knöpfchen ging mehr oder weniger mit sich allein und sang vor sich hin.

 

Für mich sind so Events immer anstrengend. Einerseits bin ich ein kommunikatives Gemüt, aber so Menschengewusel und dann noch im Dunkeln überfordern mich ein bisschen. Ich weiß dann auch nicht wo ich mich dazu stellen soll. Eigentlich will ich auch meine Kinder ein bisschen im Auge behalten, einerseits damit sie keinen Unfug machen und zum anderen, um mich an ihrer Freude zu erfreuen und MIT ihnen dabei zu sein. Dann war ich ohnehin gehörtechnisch sehr schlecht aufgestellt, weil mein rechtes Ohr komplett zu ist. Und mir machte zu schaffen, dass jemand aus der Nachbarschaft des Kindergartens beim Zug mit ging und eine super grelle Taschenlampe dabei hatte. Von dieser wurde sehr unromantisch auch reger Gebrauch gemacht. Ich war dann immer so geblendet und konnte gar nicht mehr so richtig im Dunkeln sehen. Überall Stimmen und rufende Kinder…Ich bin ein bisschen Nachtblind. Das kann ich sonst durch Gehör und Tasten ausgleichen, aber wenn ein Ohr taub ist…

Also fand ich mich am Ende des Zuges im Garten des Kindergartens mitten in einer amorphen Menschenmasse stehend wieder. Der Feuerschein warf ein warmes und dezentes Licht, welches immer wieder durch die grelle Taschenlampe zerschnitten wurde, auf die Umstehenden.
Ich sah meine umherschwirrenden Kinder ab und an, aber sie mich immer und sie drückten mir nach und nach ALLES in die Hände, was sie nicht mehr tragen wollten. Allem voran die Laternen. Handschuhe, Mütze ein Stück Brot. Das Knöpfchen versuchte mir noch ihren nicht ausgetrunkenen Becher aufs Auge zu drücken, aber da musste ich passen. Eine liebe Mama löste sich aus einer grauen Elterntraube und nahm stattdessen den Becher entgegen. Vielen Dank! Wer sind sie noch gleich? Und wer bin ich? Und überhaupt? Einer Mama erzählte ich gleich ein und die selbe Sache doppelt…..Ach, komm. Gewusel im Dunkeln….und wo sind eigentlich meine Taschentücher?

Ulkigerweise protestierten die Kinder  nicht wirklich, als ich zum Aufbruch trommelte. Sie flitzten begleitet von der blöden grellen Taschenlampe (die auch den Heimweg antrat) voraus. Aber die Kinder wussten ja wo mein Fahrrad stand und können von Hell auf Dunkel auch besser scharf stellen und saßen schon im Lastenfahrrad, als ich mir geblendet den Weg zu ihnen tastete.

 

So, da sag ich mal…..bis nächstes Jahr, wenn es wieder heißt:

Rabimmel, rabammel, rabumm…..die Mama braucht nen warmen Rum.

 

Oder wahlweise einfach ein warmes Bett.

 

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