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Es könnte so einfach sein seufz

Auf dem Weihnachtsmarkt und in der Stadt

Der Mann hat immer einen Tag in der Woche frei, weil er Samstags arbeiten muss. Den freien Tag in dieser Woche nutzen wir, um mit den Kindern nach dem Kindergarten mal nach Köln rein zu fahren und auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Man glaubt es kaum, vor allem um ein paar Weihnachtswünsche zu generieren. Beim Sohn haben wir eine Idee. Bei den Mädchen ist es bisher noch unausgegoren.

Zu Hause empfahl ich den Kindern nochmal auf die Toilette zu gehen, weil in der Stadt sei es voll und auch immer so unbequemem eine Toilette suchen zu müssen. Alle taten wie geheißen.

Wir fuhren mit der Straßenbahn. Der Sohn fragte vor jeder neuen Haltestelle mindestens zweimal, ob wir die nächste aussteigen müssten und ich bemerkte einen dezenten Harndrang. Is klar. Wenn die Kinder nicht müssen, muss Mutti. 😀
Am Neumarkt angekommen, meinte der Sohn, er müsse auch mal. Ok. Erst Amtshandlung: Toilette ansteuern. Zum Glück weiß ich am Neumarkt eine, die man ganz gut benutzen kann und die auch nie so voll ist. Ein Geheimtipp sozusagen.

Auf dem Weg zur Toilette entdeckte das Knöpfchen offenbar ein Eis und verlangte nach einem solchen. Ich vertröstete auf später, in der Hoffnung, sie würde es vergessen. War ein Versuch wert.
Nach dem Besuch auf dem öffentlichen WC, steuerten wir die Schildergasse an. Die Kinder meinten, sie hätten Hunger. Es duftete aber auch überall zu gut. Wir stoppten beim Bäcker und priesen Weckchen an. Die kleckern nicht beim Laufen. Die großen Kinder waren einverstanden. Das Knöpfchen leider nicht. Sie skandierte nach EIS. Wir sahen allerdings nirgendwo irgendein Eis. Ich erklärte ihr lang und breit, dass im Winter selten Eis gegessen würde, weil es draußen ja so kalt wäre. Und so ein Weckchen wäre prima auf der Hand zu essen. Das Kind schrie und tobte und wollte so dann einen „Balarina“. Damit meinte sie einen Berliner. Sie stob um den Tresen der Verkäuferin entgegen, die ihr hektisch einen Lolli anbieten wollte. Gerade noch rechtzeitig konnte der Mann ihr bedeuten, die Lollies wieder verschwinden zu lassen. Da das Knöpfchen an diesem Tag beim Abholen im Kindergarten wunderbar friedlich gewesen war, war nun mitten in den Stadt der Moment des Aussetzers gekommen. Ich vermute, sie hätte der netten Dame die Dose mit den Lollis eh aus der Hand geschlagen. Wenn das Kind wütend ist, ist es wütend.
Ich lotste sie etwas weg von dem Stand und bot ihr an, sie zu tragen. Aber sie rannte los. Laut lärmend. Einige der gehetzten Passanten blickten genervt. Jaja, ich weiß, was ihr dachtet. Ich habe früher auch so gedacht. 😀
Als sie stolperte und hinfiel, war dies meine Chance sie aufzuheben und auf den Arm zu nehmen. Dort heulte sie geräuschvoll weiter.

Auf der Schildergasse standen dann alle paar Meter irgendwelche Straßenmusikanten. Das Knöpfchen heulte und schrie: „ Ich WILL keine Musik, Mama! Die soll aufhören!“

„Leider kann ich die Musik nicht abstellen. Ich habe sie auch nicht bestellt. Komm wir gehen schnell vorbei.“

Das Kind kreischte in mein Ohr. Das Sirenchen wollte mir etwas sagen, ich verstand sie nicht. Sie Leute starrten uns gefühlt alle an.
Diverse Hinweise auf schöne Glitzerbeleuchtung riefen beim Knöpfchen nur noch mehr Unmut hervor. Zu allem Überfluss hatte ich ihr auch ein Stück Weckchen angeboten, was sie nicht wollte. Ich hatte es selbst angefangen zu essen und vor lauter Stress ein zu großes Stück herunter geschluckt und unbequem in der Speiseröhre stecken.
Irgendwann wollte das Knöpfchen laufen und lief dann jämmerlich jaulend an meiner Hand. Das ärmste aller armen Kinder. Es sah aus, als könne sie nicht mehr und ich zwinge sie an meiner Hand zu folgen. Sie sprang dann aber immer über die Muster des Gehweges. Das Sirenchen hüpfte vergügt an meiner anderen Hand. Irgendwo stand dann ein Mann, der fröhliche afrikanische Klänge auf einem Xylophon spielte. Das Sirenchen tanzte ein wenig. Das Knöpfchen heulte wieder: „Die Musik soll aufhören!“

Vor dem Kaufhof, da wollten wir eigentlich die sonst so hübsche Spielzeugweihnachtswelt im Schaufenster ansehen, stand auch ein Straßenmusiker und sang, für meinen Geschmack, schwermütiges Mainstreamzeug. Das Knöpfchen heulte wieder laut auf und wollte nichts hören. Und die Schaufenster waren mit Lego Ninjago „verunstaltet“.
Wir beschlossen in die Spielzeugabteilung zu gehen.
Ich sagte dem Knöpfchen, dass im Kaufhaus nur sehr leise Musik sei. Im Kaufhaus maulte sie, sie würde die Musik aber trotzdem hören und sie wolle nun zu den Kuscheltieren. Da verwies ich sofort auf die Spielzeugabteilung. Die Antwort war dann aber: „Ich will zu MEINEN Kuschelteieren nach Hause!“

Ach, das arme müde Kind. Ok, aber da mussten wir jetzt durch.

In der Spielzeugabteilung stürmten der Mann und der Sohn sofort auf die aufgebaute Carrerabahn zu. Ich gebe zu, ich mag sowas auch. Ich hatte als Kind auch eine. Mit Looping und so.
Das Sirenchen und das Knöpfchen verharrten an einer Fischer Technik Kugelbahn. Ein Kind, welches zufällig den Weg vom Knöpfchen streifte, wäre fast vom kleinen Wutzwerg umgeschubst worden. Aber ich konnte rechtzeitig eingreifen.
Während das Sirenchen bereits in der Kuscheltierabteilung an den furchtbar rosa-weiß-Mädchen-Kitsch-Teddybären angekommen war, schnappte sich das Knöpfchen einen Karton mit einer Kugelbahn. „Mama, DAS will ich haben!“  Der Karton war fast so groß, wie das Kind.
„Du, wünsch es dir zu Weihnachten!“

„Nein! Ich will das JETZT haben!“

„Dann geh mal zu deinem Papa. Ich habe kein Geld mit!“

Damit war ich aus der Nummer raus. 😀 Ich hatte keine Lust schon wieder etwas zu diskutieren.
Die Antwort vom Papa war dann offenbar eindeutig gewesen. Das Knöpfchen stellte den Karton wortlos zurück ins Regal.
Wir zogen weiter in die Playmobilabteilung. Die Mädchen schwärmten sofort für den aufgebauten Pferdehof. „Damit können wir zusammen spielen!“ schwadronierten sie begeistert. In den Regalen suchten sie sich prompt jeder einen Karton aus. Freundlicherweise direkt etwas, was nur 10 Euro kostete. Der Mann ließ verlauten, dass jedes Kind sich in diesem Preisesegment etwas aussuchen dürfe. Ich fand das überaus spendabel und ok.
Das Knöpfchen suchte sich den Playmobil Kaninchenstall aus. Und das Sirenchen ein Pony mit Fohlen. Der Sohn nahm ein Lego Creator Hubschrauber. Das Zusammenbauen macht er neuerdings sehr gern und komplett alleine.

Die Kinder waren überglücklich mit ihrer Ausbeute. Wir streiften noch weiter durch die Abteilung und kurz wollten die Mädchen ihre Playmobilsachen in einen schrottigen rosa Barbie-Rapunzel-Turm eintauschen. Aber zum Glück mussten wir keine große Überzeugungsarbeit leisten, um diesen Tauschgedanken wieder rückgängig zu machen. Es blieb beim Kaninchenstall und Pony mit Fohlen.

Zurück in der Schildergasse machten wir uns auf den Weg zum Weihnachtsmarkt. Mittlerweile war es richtig dunkel und auf dem Neumarkt leuchteten die Sterne in den Bäumen. Wir schlugen vor, dass die Kinder eine Runde Karussell fahren dürften. Sie wollten natürlich gerne und mittlerweile lief das Knöpfchen Weihnachtslieder singend an meiner Hand. Von Wut und Verzweiflung keine Spur mehr.

Tatsächlich ist der Sohn schon mal Karussell gefahren. Ich meine, das Sirenchen eigentlich auch. Aber sie konnten sich beide nicht erinnern. Und so nahmen alle drei etwas verkrampft, aber freudig aufgeregt auf den Karussellpferden Platz. Ach, das war süß. In einer Art Starre und mit großen staunenden Augen fuhren sie eine Runde. Sie wollten zwar gerne eine zweite Fahr mitmachen, aber es fing an zu regnen und würde auch zu spät. Wir machten uns gemütlich auf den Weg zur Bahn. Die Kinder leise singend an unseren Händen. Über uns leuchteten die geschmückten Bäume und ein Mandel- und Anisduft umwog uns. Weihnachtlich war es uns zumute in diesem Augenblick.

Zu Hause packten die Kinder dann ihre Beute aus und fingen sofort an zu spielen. Super schön und auch irgendwie rührend. Sie vergaßen fast das Abendbrot und bauten ihre neuen Spielzeuge neben ihrem Bett auf.

Eigentlich, und das dachten wir schon immer, ist es schöner im Advent immer mal hier und da ein Geschenk zu machen. Das wird viel bewusster angenommen und genossen, als eine Geschenkeflut unterm Tannenbaum.

Und so freuen sich alle auf das Wochenende und viel Zeit zum Spielen.

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