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...und was es sonst noch gibt

Mutter-Kind-Kur: Die Anreise

Die Kur ist fast rum. Da verrate ich schon mal wo wir aktuell noch sind. Auf Borkum nämlich. (Ich hab’s die ganze Zeit nicht gesagt, weil ich unvoreingenommen ohne Erfahrungsberichte von anderen sein wollte.) Ich bin dezent nervös wegen der Heimreise. Nicht, dass ich mir das Unterfangen mit drei Kindern nicht zutraue. Hin hat es ja auch geklappt. Aber es ist dennoch anstrengend und ich habe noch die Anreise im Kopf. Denn wer schon mal nach Borkum gereist ist, der weiß um die Strecke, die sich ziehen kann. Zurück wird es tatsächlich länger dauern als hin, weil wir die normale Fähre nehmen müssen und die fährt gut 2 Stunden oder bei schlechtem Wetter und unter Einfluss der Gezeiten auch mal 2,5 Stunden. Umsteigen müssen wir zurück auch einmal mehr als hin und haben einen lästigen Aufenthalt.

Die Anreise

Obwohl der Zeitplan sensationell pünktlich aufging, war es ein strapaziöser Ritt. Empfand ich jedenfalls in meiner Verfassung so. Ich war müde und hätte problemlos im Zug schlafen können.

Die Kinder, allen voran der Sohn, war schon Tage vorher komplett aufgeregt und in Sorge, wir könnten einen Zug verpassen, die Fähre verpassen, einer könne verloren gehen oder unter den Zug kommen. Er wollte aus diesen Gründen kurzfristig auch nicht mit.

Aus Gründen schickte ich das Gepäck nicht voraus und packte zweimal um. Am Ende hatte ich zwei dicke Koffer, ein Bordcase und jeder einen normalen Rucksack voll. Ich finde für 4 Personen bei einer Winterreise war das überschaubar.
Einige Familienangehörigen hatten Sorge, ob ich das Gepäck und die Kinder gehändelt bekäme, die anderen ob ich Sitzplätze reserviert hätte oder ob ich meine Wertsachen gut und sicher verstauen würde. Die skurrilste Sorge war, dass jemand unter dem Vorwand mir zu helfen meine Koffer klauen könnte.
Das alles fand ich sehr witzig. Meine einzige Sorge war die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn.
Ich bin zu Studentenzeiten sehr viiiiiil Bahn gefahren und durchaus bewandert mit den Gepflogenheiten an Bahnhöfen und in Zügen.

Die Bahn war pünktlich. Allerdings wäre die Deutsche Bahn, ja nicht die Deutsche Bahn, wenn sie nicht noch andere erquickende Überraschungen parat hätte. Es kam ein überheizter uralt Intercity mit einer antiken Nikotinnote in umgedrehter Wagen-Reihenfolge in den Bahnhof gerollt. Damit es nicht langweilig würde, gab es unseren reservierten Wagen Nr 6 mit Kleinkindabteil nicht. Also, es gab schon einen Wagen Nr. 6. In den stiegen wir auch ein. Aber der hatte keine Abteile und schon gar kein Kleinkindabteil. Ein völlig panischer Sohn schubste seinen Papa (der uns die Koffer in den Zug trug) schon aus dem Zug, damit dieser nicht aus Versehen mit fahren würde. Das wäre zwar grundsätzlich schön gewesen, aber ja nicht vorgesehen. Er hatte ja keinen Fahrschein. Und da ist der Sohn genau. Ich quälte mich mit den Koffern dann an die vermeintlichen Plätze, die sogar passend reserviert waren. Dort angekommen stellte sich dann heraus, dass unsere eigentlichen Plätze in Wagen Nr. 10 seien. Der Schaffner wusste zu berichten, dass es sonst zweimal den Wagen Nr 6 gegeben hätte. Da sich der Wagen Nr 10 aber am komplett anderen Ende des Zuges befand, behielten wir Platz im falschen Wagen. Mit den Koffern und den aufgeregten Kindern einmal quer durch den mittlerweile fahrenden Zug schleppen, in dem noch andere Mamas mit Kindern auf der Suche nach dem richtigen Wagen umher irrten….nein danke!

Die ersten halbe Stunde/ Stunde verlief noch recht ruhig. Recht bald stieg noch eine Mama mit zwei Kindern ein und saß direkt vor uns. Unsere Kinder beschnupperten sich zunächst still und verstanden sich schließlich gut. Wir Mamas auch. Die Meute drehte auf. Der Sohn „tickte“ kurz mal richtig aus. Als hätte er ADHS. Am Ende der über vier stündigen Zugfahrt hatten sich alle Kinder einmal gründlich über den „appetitlichen“ Boden des Zuges gerollt und waren wie angestochen durch den Gang gerannt. Zum Glück saßen mit uns fast nur andere Kinder und Eltern im Zug. Einige mit dem gleichen Ziel wie wir. Somit fühlte sich niemand gestört. Einzig ich war so unfassbar müde und hätte die Kinder gerne auch dösen gesehen. Dummerweise hatte ich morgens vor Aufregung weder gefrühstückt noch einen Kaffe getrunken.

In Emden Außenhafen stiegen wir auf einen Katamaran um. Ich war kurz etwas gestresst, weil die Koffer schwer waren, die Kinder arglos und ungebremst voraus liefen und ich, weil ich ein Ticket für das Knöpfchen nachlösen musste (keine Ahnung wieso, war mir dann auch egal) als Letzte an der vollen Fähre ankam. Dort drin war es zudem sehr heiß. Viele Reisende guckten genervt, als ich mir ein Plätzchen für uns suchte. Wir fanden dann aber einen angenehmen Platz bei unseren Reisegenossen aus dem Zug. Die Überfahrt war entspannt, trotz ordentlichen Seegangs. Die Kinder klebten vorne an der Scheibe und waren zufrieden. Der Horizont tanzte fröhlich hinter den Fenstern auf und ab. Die Fahrt dauert nur 60 Minuten.

Wir legten auf Borkum an. Weil durch das viele Gepäck aller anreisenden Touristen das Aussteigen sehr dauerte, war Geduld gefragt. Die Kinder wurden nölig. Die dicken Wintersachen, Mützen, Taschen, Koffer…..wir kamen ins Schwitzen. Ich hoffte sehr, dass wir alle Einzelteile beisammen hätten.
Wir stiegen auf die Inselbahn um. Die Kinder rannten wieder wild voraus. Der Sohn panisch, die Inselbahn könne ohne uns losfahren. Ein netter Herr half mir, man glaubt es kaum OHNE die Koffer zu klauen :-D, das Gepäck in die Bahn zu heben. Mit der Inselbahn ging es dann weiter zum Borkumer Bahnhof. Auf der Fahrt saßen alle still und müde da. Es war so ein Gefühl von: Wir sind mit alle Mann und kompletten Gepäck auf der Insel angekommen. Viel kann jetzt nicht mehr passieren. Einzig den Verlust eines gelben Buntstiftes und eines Radiergummis müssen wir verzeichnen. Aber die kullern nun irgendwo durch den ranzigen Intercity.

Am Bahnhof Borkum wurden wir von zwei Mitarbeitern der Klinik eingesammelt, die uns zur Klinik wenige Gehminuten entfernt, brachten.

Die Ankunft lief sehr geordnet und entspannt ab. Unser kleines Zweizimmer-Apartment bot alles, was man so braucht und war hell, freundlich und nett eingerichtet. Ich war sehr dankbar und zufrieden.
Die Kinder parkte ich erstmal vor dem Fernseher und packte die Koffer aus.
Das Knöpfchen wollte sodann schon schlafen gehen. Aber ich wollte keines Falls das Abendbrot um 17:30 ausfallen lassen. Ich hatte Hunger und die großen Kinder auch.

Wir bekamen einen festen Tisch in einem hellen und in kleinere Bereiche aufgeteilten Speisesaal zugeteilt. Auch das verlief ruhig und geordnet. Alles war topp organistiert.
Nicht so schön war, dass der Sohn beim Essen sehr rumalberte und aufdrehte und das völlig erschöpfte Knöpfchen einen ihrer berüchtigten Müdigkeitsanfälle bekam. Sie stand nachher mitten im Speisesaal und kreischte: „Ich will nicht bei dir sein, Mama!“ Und das nur, weil ich sie gebeten hatte nicht so wild rum zu rennen, weil noch Leute mit Speisen und Getränken hin und her liefen.

Das war mir echt unangenehm und ich fühlte mich etwas hilflos. Das Abendbrot war noch nicht beendet. Jedenfalls nicht für die großen Geschwister und die wollten auch nicht alleine am Platz bleiben. Ich hätte noch etwas zu Essen mit aufs Zimmer nehmen können, aber kam gar nicht auf die Idee. Ich war selbst zu müde und etwas konfus.

Das kreischend Knöpfchen sank schließlich theatralisch auf den Stufen im Treppenhaus zusammen und ich delegierte die Kinder die Treppen hoch zu unserem Zimmer.
Statt dort aber dankbar in die Betten zu fallen, drehten alle Kinder nochmals furchtbar auf. Das Knöpfchen behauptet plötzlich nicht mehr müde zu sein. Und alle drei Kinder stritten darum, wer im Hochbett schlafen dürfe.
Ich versuchte mit Ruhe das Drama aufzulösen, las noch eine Geschichte vor und wollte dann selbst dringend ins Bett. Ich stellte mich nochmal unter die Dusche und musste danach nochmals die Kinder zur Ruhe ermahnen. Das Knöpfchen schlief schließlich schnell. Das Sirenchen als Nächste und der Sohn wälzte sich noch lange. Ich bin nicht sicher, ob er nach mir noch wach war.
Im ganzen Haus hatten die Kinder aber wild herum gepoltert und man hörte das dumpfe Donnern der Schritte noch lange.

Ich hoffte sehr, dass diese wahnsinnige Unruhe sich in den nächsten Tagen legen würde.

Übrigens beneidete ich während des Umsteigens die mitreisenden Mamas, die ihr Gepäck voraus geschickt hatten. Allerdings auch nur so lange, bis sich heraus stellte, dass ihr Gepäck noch nicht in der Klinik angekommen war und am nächsten Tag auch nicht komplett auftauchte. Nach und nach kam es dann aber doch im Laufe der nächsten Tage an.

(Zurück schicke ich einen Teil des Gepäcks auch.)

Wie es sonst so war, lest ihr in kürze.

3 Antworten auf „Mutter-Kind-Kur: Die Anreise“

Stressig! Bei uns war die Anreise total entspannt, mit einem Kind ist es halt auch was anderes als mit dreien. Dafür mussten wir 5 Minuten, nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, gleich zur Erstuntersuchung und Vorgespräch. In dem Gespräch hab ich dann auch gleich das erste Mal geheult. Ging also gut los;-). Und danach waren wir gleich noch bei herrlichstem Wetter am Strand und somit die Letzten beim Abendbrot.

Wünsche euch ruhige letzte Tage und eine entspannte Rückreise!

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