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...und was es sonst noch gibt seufz

Karneval 2018- von großer Freud und kleinem Leid

Jetzt schreibe ich am Ende doch noch über Karneval. Ich dachte, dieses Jahr bleibt das aus. Denn:

Dieses Jahr hatte ich richtig Lust zu feiern und alle waren gesund. Ich war tatsächlich jeden Tag irgendwie mit Karneval beschäftigt. Mittwochs begann die Feierei schon mit der Prinzenproklamation im Kindergarten. Alle in voller Montur und Stimmung.

An Weiberfastnacht war ich nach 7 Jahren endlich nochmal unterwegs mit den Mädels. (Letztes Jahr war ich mal einen Abend mit dem Mann unterwegs gewesen.) Um 10:12 fand ich mich vor der verabredeten Kneipe ein. Bunt geschminkt, warm, bunt und bequem gekleidet, die absoluten Wertsachen direkt am Körper, ein Mischgetränk als „Zünder“, ein dickes Butterbrot als zweite Grundlage und einem Müllbeutel, um in der Kneipe später die Jacken trocken zu verstauen.

Leider standen wir vergebens fast 2 Stunden in der Schlange (gut, dass ich eine wenig Wegzehrung dabei hatte), um dann kurz vor dem Ziel zu erfahren, dass Einlass nur noch stattfände, wenn andere die Kneipe wieder verlassen. Dat Dinge war voll. Um 12 Uhr kann sich ein versierter Jeck ausrechnen: DAS dauert jetzt erstmal, bis die Ersten wieder gehen.
Also wärmten wir das Gemüt und die durchgefrorenen Glieder in einer weniger frequentierten Eckkneipe und trafen noch alte Bekannte. Ein großes Hallo. Ein  Getränke-mal-gepflegt-zur-Toilette-tragen und den Lippenstift nachziehen folgten. Nach ein paar Runden schunkeln und singen, versuchten wir es nochmal mit einer anderen Kneipe. Dort standen wir nochmal über eine halbe Stunde in der Warteschlange und fanden dann aber als Belohnung ein warmes und mit ausgelassener Stimmung gefülltes Inneres vor. Die Jacken stopften wir alten Karnevalshasen in die mitgebrachten Müllbeutel und stapelten alles in eine Ecke zu anderen Müllbeuteln.

Kein Scherz. Müllsäcke in einer Karnevalskneipe beinhalten selten Müll, als vielmehr die Jacken der Narren. Wenn nicht unter Bänken, dann in dunklen Ecken.

Ach wunderbar! Wie liiiiiiiebe ich Kneipenkarneval! Echt. Das ist das Beste für mich! Es ist warm, voll, laut und kuschelig. Und im Idealfall haben sich alle lieb, schunkeln im Gleichtakt und singen aus vollem Halse die alten Lieder.
Da das Knöpfchen morgens äußerst betrübt gewesen war, ob meiner Abwesenheitspläne, musste ich ihr beim Bringen in den Kindergarten versprechen wieder da zu sein, wenn sie schlafen ginge. Sie wollte von mir ins Bett gebracht werden.
Ich bereute dieses Versprechen einerseits, da ich tatsächlich gern weiter gefeiert hätte. Andererseits horchte ich dann in mich hinein und musste eine kleine Müdigkeit und großen Hunger zugeben. Nach 8 Stunden bin ich einfach immer müde. Und heiser. Und hungrig.
Ich trat dann doch den Nachhauseweg an. Der Mann kam mir noch ein Stück entgegen gefahren und sammelte mich ein. Ich war eigentlich gar nicht weit weg gewesen. Zu Hause fand ich frohe Kinder und ein sehr erleichtertes Knöpfchen vor. Sie hatte dem Mann tagsüber noch einen Brief an mich diktiert, dass sie ohne mich weinen müsse. Was der Mann bestätigte. Sie hatte mich im ganzen Haus gesucht und furchtbar geweint.
Ich merkte dann auch meine Müßigkeit so richtig und legte mich zufrieden recht zeitig ins Bett.


Die Nacht war nicht gut (nicht wegen der Kinder) und den kompletten Freitag hatte ich noch damit zu tun, das Kölsch wieder abzubauen. Nicht weil ich so viel getrunken hätte, sondern tatsächlich vertrage ich das Zeug nicht. Mir ist heiß, ich habe Unruhe (vor allem Nachts) und bin dementsprechend unausgeschlafen. Nächstes Jahr gibt es nur noch Kurze für mich!

Samstags waren wir bei meinen Eltern beim Zug und Sonntags hatten wir die Hütte voll, weil der Zug unseres Ortes direkt vor dem Haus lang kam. Wir waren eine noch größere Mannschaft als letztes Jahr und auch deutlich mehr Kinder. Es war trotz der riesen Kinderschar sehr entspannt. Muss man sagen. Das Chaos hielt sich in Grenzen und die Popkorn- und Chipskrümel im ganzen Haus waren schnell weg gesaugt.
An Rosenmontag wäre ich gerne mit den Kindern zur Zugaufstellung des Rosenmontagszuges in Köln geradelt, aber sie wollten nicht und waren etwas karnevalüberdrüssig und reizüberflutet. Obligatorisch lief der Kölner Rosenmontagszug nebenbei im Fernsehen und ich bastelte noch schnell die Kopfbedeckung für den Sohn am nächtsen Tag.

Das Thema war einfach die Farbe Blau und da habe ich einen Drachenkopf zusammen getackert. Zwei Kartons und diese tolle Folie machten es möglich.

Der Montag war launetechnisch sehr durchwachsen bei den Kindern. Ich war mächtig angestrengt. Und erst am Nachmittag fanden die Kinder ihre Mitte wieder.

Der Veilchendienstag stand dann unter dem Stern des Kinderzuges hier im Ort. Unser Ort ist karnevalistisch sehr aktiv und engagiert. Sprich die Kindergärten und Schulen laufen immer mit.
Um 9 Uhr sollten wir am Treffpunkt sein.
Der Wecker hatte uns zwar pünktlich um 7 geweckt, aber keiner sprang auf. Erst als ich mich schon mal anzog und begann mich für den Zug zu schminken, standen alle neben mir:

„Ich bin als nächstes dran!“

„Nein, ich! Mama, ja?“ 

Geschubste rechts, Gemecker links. Meine Schminke wurde verwackelt. Ach, Mensch!
„Zieht euch bitte schon mal an! Ich habe die Sachen hier hingelegt. Da deins, da deins und du vergiss nicht die Thermoleggins. Es ist kalt!“

Ich sollte diese Sätze noch oft wiederholen und die Zeit war gegen uns.

Das Sirenchen war die Einzige, die schließlich angezogen war und sich ganz wunderbar schminken ließ. Das Knöpfchen wollte auch, aber dann doch nicht. Sie wackelte und zappelte und wischte sich am Ende die Hälfte des mühevoll aufgetragenen Farbspiels wieder ab. Seufz.

Um die Augen war es eigentlich ordentlicher und der Löwe hatte auch eine Nase. Aber gerade DIE wollte das Knöpfchen nicht.

Ich motze. Der Sohn war dann auch soweit zum Schminken und wir fanden uns mit arger Verspätung am Frühstückstisch ein. Immerhin waren alle irgendwie geschminkt und die Kamellebeutel hatte ich auch schon in meinem Lastenrad verstaut. Wir wären theoretisch startklar. Dann betrat der Herr des Hauses das Geschehen und wollte Fotos machen.
„Wir haben keine Zeit für Fotos! Wir müssen los! Und zwar schon vor 10 Minuuuuten!“
Gestresst und genervt wies ich die Kinder an, sich schnell in die Schneehosen, Schuhe und Jacken zu kleiden. Es dauerte. Das Sirenchen kippte noch den kompletten Sandhaushalt aus ihren Gummistiefeln in den Flur. Dabei sollte sie die warmen Winterstiefel anziehen. Wollte sie aber nicht. Bitte sehr! Dann frier doch! (Was sie später auch tat und mehrfach beklagte.)
Als ich die Kinder endlich im Rad sitzen hatte, meinte der Mann noch, ich würde den Kindern Karneval total vermiesen, weil ich so eine schlechte Laune verbreiten würde.
„Dann bist du herzlich eingeladen das nächstes Jahr selbst mal zu übernehmen!“

(Die Teilnahme am Zug ist für die Schulkinder nämlich Pflicht.)

OOOAAAAAARRRRRR!

Am Treffpunkt angekommen, traf ich auf andere etwas gestresste Mamas:
„Also näh! So ein Stress immer vorher! Jedes Jahr da Gleiche bis alle geschminkt und angezogen sind!“
Da war mir schon wieder zum Lachen. (Und die Kinder sagten hinter von sich aus, dass sie nächstes Jahr wieder mitgehen wollten. Da kann die zeternde Mama am Morgen keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.)

Die Sonne schien, es war alles gut organisiert. Ich machte mit dem Sohn einen Treffpunkt für nach-dem-Zug aus und schickte ihn zu seiner Klasse. Mit den Mädchen holte ich die Kostüme bei den Erzieherinnen ab und passend zur Aufstellung waren wir fertig.

Ach, war das schön bei dem Sonnenschein!

Es ist zwar nicht ganz einfach, die Kindermeute im Zug beisammen zu halten, die Kamelle möglichst gleichmäßig zu verteilen und noch Stimmung zu verbreiten, aber es macht dennoch Spaß. Dieses Jahr jedenfalls.
Nach der Hälfte der Strecke werden so Kindergartenkinder jedoch „müde“ und fangen selbst an, die Kamelle zu essen. Sie vergessen dann das Werfen, als auch das Laufen. Man scheucht nur noch, damit keiner verloren geht.
Das letzte Drittel konnte das Knöpfchen auch nicht mehr laufen, pausierte im Bollerwagen, um zurück am Treffpunkt munter einfach in der Menschenmenge zu verschwinden. Glücklicherweise konnte ich sie wieder einsammeln, bevor sie komplett verschwand, musste sie mir aber unter Protest unter den Arm klemmen. Bei so vielen Menschen findet man sich nämlich nicht einfach wieder.

Wir sammelten dann den Sohn ein, der zwar zufrieden, aber ziemlich blass drein blickte.
Obwohl noch eine schöne Party organisiert war und sowohl das Wetter und die Musik mich sehr lockten, brachte ich die Kinder nach Hause und backte Eierkuchen. Hunger hatten wir nämlich auch alle.

Wobei, das Sirenchen aß nur einen Eierkuchen. Das war sehr merkwürdig.

Im Laufe des Nachmittages äußerte sie auch wieder, ihr wäre kalt und da wusste ich was los war. Das Fieberthermometer bestätigte meinen Verdacht. 38,4. Tendenz steigend. Dem Kind ist nämlich sonst nie kalt. Sie schlief im Kinderzimmer ein, während die Geschwister friedlich spielten. Ich hatte Zeit mal die letzten Tage aufzuschreiben und muss zugeben: Ich bin auch müde.

Und da haben wir’s: Wer bis Karneval nicht krank ist, ist es ziemlich oft dann hinterher. Das bedeutet nun für uns, es gibt hier weiterhin keinen geregelten Alltag. Das Sirenchen bleibt morgen natürlich zu Hause.

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