Kapitel 2
Für mich ging die Schule schon in der letzten Ferienwoche aktiv wieder los.
Ich war mehrere Tage in Folge in der Schule und räumte und kramte in meinem Klassenraum wieder alles an seinen Platz, bereitete vor und stimmte mich ein. Orgakonferenz und Absprachen im Team inklusive. Alles zum lauten Gewerkel und hallender Musikuntermalung von Handwerkern, die im Schulgebäude Sanierungsarbeiten vollzogen.
Zu Hause war auch keine Ruhe mehr zu finden, denn unsere undichte Dachterrasse musste nun, nachdem eine bereits ausgeführte partielle Ausbesserung keine Veränderung brachte, komplett abgeräumt und neu gemacht werden. Denn wir haben nasse Wände. Mit viel Lärm wurde also zu Hause auch gestemmt und gebohrt und geklopft.
Es blieb nicht ohne weitere Aufregung, denn nach dem kompletten Abtragen des Belages, Isolierung, Dämmung etc bis auf den Beton, sah man das Ausmaß des fehlerhaften Aufbaus. Das Wasser stand überall zwischen und unterhalb der Isolierung und der Wärmedämmung und sammelte sich an den unpassendsten Stellen, um dann in unsere Wände zu versickern und an unterschiedlichen Stellen wieder aufzutauchen. z. B. weinte eine der Außenwände nach jedem Regenguss. Andere Rinnsale sammelten sich an unterschiedlichen Stellen in anderen Wänden im Innenbereich.
Wer die Baustellengeschichte verfolgt hat, weiß, dass schon beim Bau ständig Probleme mit Wasser an unterschiedlichsten Stellen entstanden und wir wirklich mit großer Geduld alles irgendwie managten und aushielten. Meine Geduld und mein Verständnis fanden jedoch ein jähes Ende, als sich erneut eine Situation ergab, die nicht zielführend war. (hier lasse ich Details aus Gründen aus.) Die beschissene Gesamtsituation ließ mich explodieren! Mich ereilte ein überbordender Unmut. Konstruktiv konnte ich nicht mehr. Ich trommelte sogar gegen die Wände und bearbeitete später noch den Boxsack. Ich war sehr sehr selten so in Rage! Vielleicht sogar noch nie zuvor. Am nächsten Tag war mir warscheinlich aus Folge vom Stress den ganzen Tag schwindelig.
Die Handwerker kamen dann wieder, es gab noch einen sehr unpassenden Baustopp wegen eines Nachbarn mit der Folge, dass die Arbeiten in Verzug gerieten und eine entscheidende Arbeit zum Abdichten der Wände von einer heftigen Regenschauer getroffen wurden, so dass erstens die aufgepinselte Dichtung verflüssigt wurde und die angrenzenden Wände verschmutze und zudem roch es danach in den beiden angrenzenden Schlafräumen extrem nach Bitumen. So sehr, dass wir fürchteten, es könnte wieder etwas in die Zimmer gelaufen sein, wie damals beim Gießen der Betondecke. Ich kann bis auf Weiteres definitiv nicht mehr mit der Hummel im Kinderzimmer schlafen.
Da ich glücklicherweise in den Ferien auf der obersten Etage alles umorganisiert hatte, war dort ein Platz entstanden, den man zur Not auch zum Schlafen herrichten konnte und da quartierte ich uns ein. DAS hätte nicht einfach so geklappt, wenn ich in den Ferien da nicht geräumt hätte.
Neben der Geruchsbelästigung, sorgte der Regen außerdem dafür, dass nun Wasser zwischen die Wände des Anbaus und des bestehenden Gebäudes lief. Mein persönlicher Höhepunkt des Sommers war das rhythmische Tropfen, des durchsickernden Wasser. Es tropfte munter aus dem Türrahmen und dem Fensterrahmen, welche Wohnzimmer und Küche verbinden. Das war der Moment, in dem ich nicht mal mehr Wut fühlte, sondern nur noch betäubende Hilflosigkeit.
Neben diesem Geschehen versuchte ich den Überblick über Termine innenfamiliär und der Schule zu behalten, nahm meine neuen Erstklässler:innen in Empfang und arbeitete alle Termine und meine zusätzlichen Orgapunkte rund ums Schulleben und des Schuljahresanfangs ab. Jedenfalls versuchte ich es. Ich jonglierte und organisierte und plante und es reichte dennoch nicht. Ich wusste nachher nicht mehr wo welche Liste war, dabei trug ich sie alle in meinem Planer mit mir mit. Mir wurde schnell klar, dass ich hier und da improvisieren musste und fiel abends einfach immer sehr früh und sehr müde ins Bett. Ich kann getrost behaupten, dass ich mich überfordert fühlte und nicht alle Termine gut vorbereitet hatte. Es fehlte einfach die Zeit. Und die zarte Erholung, welche ich zwischendurch mal erahnte, war mit einem Puff aufgebraucht.
Das Ergebnis war nach zwei ohnehin sehr vollgestopften Tagen, dass ich wohl die unorganisierteste Elternabend-Performance hingelegt habe, die ich je präsentieren konnte. Mental Overload ad it finest. Nachdem ich von einem 13 Stundentag! Unterricht, Konferenz, Elternabend nach Hause kam, konnte ich gar nicht mehr denken, war aber am Tag danach in der Lage, restliche/fehlende Punkte fürs Erste wieder zu sortieren. Ich hoffe inständig, die Eltern sehen es mir nach. Die wissen natürlich nichts von dem ganzen Hintergrundrauschen bei mir.
Die Dachterrasse ist nun fürs Erste soweit erstmal abgedichtete (auf dem Beitragsbild ist sie im beginnenden Abriss zu sehen), aber noch nicht fertig und es scheint auch nicht so, dass das Fertigstellen ohne weitere Aufregungen stattfinden wird. Der Geruch in den Schlafräumen wird weniger, wenn man lüftet, ist aber noch nicht weg. Die Ursache konnte noch nicht wirklich ermittelt werde und die nassen Wände sind auch ein unschöner Anblick und hier und da muffelt es feucht. Schwierig. Alles schwierig.
Da schlummern noch ein paar Sorgen und To dos, die ich bewusst erstmal verdränge. Ich werde sonst verrückt.
Ach ja, die Spülmaschine ist wieder im Einsatz. Wir haben ein Ersatzteil bestellt und sie repariert. Zum Ausgleich war unser Auto ein weiters Mal in der Werkstatt. Um ehrlich zu sein, derzeit haben wir das Gefühl, für jeden Mist, denn wir wegarbeiten, wird ein Container neuer Mist über uns ausgekippt. Wären wir nicht gerade so knapp bei Kasse, wäre es schon blöd genug, aber so herrscht hier anhaltende Schnappatmung.
to be continued