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Erziehung und Realität Es könnte so einfach sein Lustig

Dezember, 2 Jahre zuvor, gleiches Wetter

Wenn du glaubst es geht nicht mehr…

Als der Sohn fast 2 Jahre alt war, war das Sirenchen 5 Monate alt.
Es war Winter. Oder es sollte Winter werden. November Rain seit Tagen. Die Decke fiel uns auf den Kopf. Der Advent konnte die Stimmung nicht retten. Der Sohn rannte wie angestochen durch die Wohnung und auch ich musste mal raus. Es war schon dunkel. Und es regnete. Ich entschied einen kurzen Abstecher zum Bäcker um die Ecke zu machen. Eine Wegstrecke von 30 Sekunden. Ohne Witz. Mit Toddler dann doch 2 Minuten länger, aber durchaus eine excellent machbare Strecke mit motivierendem Ausblick auf ein frisches Brötchen. Ich band mir das Sirenchen im Tragetuch vor den Bauch und zog dem Sohn eine halbwegs wetterfeste Garnitur an. Wir marschierten los. Die zwei Stockwerke nach unten und zum Bäcker hin, klappte alles wie am Schnürchen.
Dann kam der unüberwindbar weit entfernte Rückweg.
Wir verließen den Bäcker. Wir liefen ein paar Schritte los und dann machte der Sohn seinen, von mir gefürchteten, lautlosen Liegestreik mitten auf dem Gehweg. Im Regen. Das war seine bevorzugte Art, seine Autonomie zu demonstrieren. Ich kann nicht behaupten, dass das nervenschonender als ohrenbetäubendes Gebrüll ist. Es ist ziemlich nachhaltig. Wenn es das Wetter und die kleine Schwester zuließen, wartete ich einfach. Diesmal war es aber ungünstig. Also versuchte ich ihn mit Ablenkungsmanövern zum Weiterlaufen zu bewegen. Ich sah Engelchen fliegen, gold glitzernd von Schonstein zu Schornstein. Das funktionierte für 5 Meter. Dann gab es erneuten Liegestreik im Nieselregen. Ich lockte mit Brötchen. Ich spielte Versteck…mit mir allein. Das Kind war nicht weiter zu bewegen. Da ich nur für eine kurze Strecke gerüstet war, wurde mir kalt. Und das Sirenchen wurde auch unruhig, weil die nächste Stillmahlzeit bald dran war.
Ich versuchte den Sohn am Arm hoch zu heben. Es gelang nicht. Ein renitenter 2 Jähriger kann sich sehr schwer machen. Mit dem Sirenchen vor dem Bauch hatte ich keine Chance. Meine Kinder waren einfach von Anfang an schwere Brocken. Ein Kind, dass auf den Arm will, bekommt man als Herkules-Mom hochgehoben. Egal was man sonst so trägt. Aber ein Kind, das nicht will…da macht man nix.
Leicht überfordert sah ich sehnsüchtig Richtung Hausecke. Da ums Eck war schon unsere Haustüre. Das konnte doch nicht war sein, dass ich so kurz vorm Ziel nicht zu Hause ankam!? Und es wurde immer nasser und windiger. Wer glaubt, es hätte geholfen einfach zu gehen und aus seinem Sichtfeld zu verschwinden, der kennt den Sohn nicht. Als ich dann sauer wurde und den Sohn anblaffte, wie er sich denn vorstelle nach Hause zu kommen, kam eine Frau des Weges. Scheinbar in Eile, eine Kippe im Mundwinkel, blickte sie mich und dann den Sohn an.
Sie zog an der Kippe, die glühte rot auf, nahm die Kippe aus dem Mund und fragte mit rauer Stimme: „ Was ist das Problem?“ Dabei quoll der Qualm aus Mund und Nase. Ich: „Wir wohnen hier um die Ecke, aber er läuft nicht weiter und lässt sich auch nicht hochheben. Ich schaffe es so nicht!“
Sie: „ Hier um die Ecke? Na komm. Ich hier, du da!“ Und beherzt griff sie zu, nicht ohne vorher die Kippe wieder in den Mund zu stecken und aufglühen zu lassen. Sie packte einen Arm vom Sohn, reichte mir den anderen Arm an und wir schleiften den verdatterten Kerl zum Hauseingang. Ich dankte ihr und sie verschwand so schnell, wie sie erschienen war. Sie verrauchte quasi.

Engel…….Von wegen das Morgen- und Abendrot im Winter kommt vom Plätzchenbacken der Engel!?! Die RAUCHEN alle! Und haben ein eher pragmatisches Auftreten. 😀

Ich stillte übrigens im Treppenhaus auf der Treppe sitzend und als ich fertig war, kam zufällig gerade eine liebe Nachbarin nach Hause und half mir, den immer noch tonlos streikenden Sohn nach oben zu befördern. Immerhin hatten wir im Trockenen gesessen.

4 Antworten auf „Dezember, 2 Jahre zuvor, gleiches Wetter“

Knaller-Geschichte! Der Sohn hatte ja echt Liegestreik-Qualitäten… damit hattest Du sicher ordentlich zu tun.

Wenn ich mich trauen dürfte, würde ich sagen: Coole Sau, die Frau. Da man das missverstehen könnte, weil man mich nicht so gut kennt, sage ich lieber: Die coole Frau mit der Kippe im… Mund: Die kam ja wirklich genau da her, wo man sie nicht erwartet hatte! Toll – Murphy’s law einmal umgekehrt…! Ist doch auch mal schön!

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