Es ist nochmal Zeit einen kurzen Schwank aus dem heiteren Alltag der Familie zu berichten.
Der Wecker klingelt um 6.30.
Ich stelle wiedermal fest, dass vor allem in der dunklen Jahreszeit diese halbe Stunde für mich ein Desaster ist. War schon immer so. 7.00 aufstehen. OK.
6.30 aufstehen….Horror. Mein Lebensgefühl sagt um diese Zeit: Alles ist Scheiße, lasst mich in Ruhe.
Kein Scherz.
Um 7 Uhr, oder noch besser 7.15 ist meine Laune neutral und bessert sich dann mit jeder weiteren Minute. Nennt man wohl Biorythmus.
Und der Versuch viel früher, beispielsweise um 6 aufzustehen, erweist sich auch als Reinfall. Denn egal WIE leise ich aufstehe. Einer steht sofort neben mir. Das Sirenchen! Also kann ich früher aufstehen und habe dennoch keine Gelegenheit, um ihn Ruhe zu mir zu kommen.
Also stehen wir auf. Ich knurrig, der Sohn guter Dinge. Das Knöpfchen kreischt und wirft ihre Decke um sich. Das Sirenchen fragt, was sie anziehen soll.
Das frage ich mich auch.
Der Sohn blockiert die Toilette.
Ich muss auch mal und zwar dringend und renne nach unten. Der Kater miaut mir aufdringlich um die Füße. Ich lasse ihn vorne an der Haustüre raus, gehe zur Toilette und mache zwecks Lüftung die Terassentür auf. Der Kater steht promt wieder miauend neben mir.
Ich laufe hoch und treibe den Sohn an, sich anzukleiden. Der Kater läuft mir miauend hinter. Die Mädchen vertröste ich. Irgendwie war da ein Zeitloch und wir müssen ein bisschen flottikarotti machen. Der Sohn und ich jedenfalls. Die Mädchen sollen einfach ein Hörspiel hören und noch was spielen, bis ich wieder da bin. Der Mann schnarcht im Schlafzimmer. Er „führt“ sozusagen Aufsicht.
In der Küche mache ich die Brote, kann die Brotdose vom Sirenchen aber nirgens finden und alle anderen Ersatz-Brotdosen sind auch nicht da. Der Kater miaut. Den Sohn bitte ich eine zügige Entscheidung hinsichtlich seines Frühstückes zu fassen. Und schmiere die Brote.
Oben kreischt es nach mir. Ich verstehe nur Bahnhof, weil der Sohn auch auf mich einplappert. Ich brülle nach oben, ohne das Broteschmieren zu unterbrechen: „Ihr habt auch einen VAAAAATER!“
Ich wasche noch schnell ein paar Kirschtomaten, denn heute ist Rohkosttag in der Schule. Der Sohn bemängelt, dass ich keine Möhren schnippele.
Ich bemängele, dass er noch nicht aufgegessen hat.
Oben heult das Knöpfchen und ich höre das Sirenchen gegen die offene Schlafzimertür trommeln. Der Mann ist jetzt auf jeden Fall wach.
Der Sohn möchte mit dem Fahrrad zur Schule fahren, was ich heute begrüße, wegen der knappen Zeit. Sein Fahrrad steht auch noch vom gestrigen Fahrradtraining in der Schule neben meinem angeschlossen vorm Haus. Wir haben sozusagen schnellen Zugriff auf das Gefährt.
Ich mache mein Fahrrad startklar und bitte es den Sohn auch zu tun. Der steht derweil immer noch ohne Schuhe und Jacke im Flur und träumt vor sich hin.
Ich bemerke, dass er seine Strümpfe über der Jeans trägt und sie so hoch gezogen hat, als seien es Kniestrümpfe. Ich merke an, dass sähe merkwürdig aus. Nur so als Hinweis. Er fragt wieso und ich lasse es dabei. Stattdessen soll er sich die Schuhe und die Jacke anziehen.
Ich werfe seine Schultasche in mein Lastenfahhrad und bin startklar. Von oben ruft das Sirenchen nach mir. Ich verstehe kein Wort, weil der Kater wieder miauend neben mir steht. Mann, was will der denn die ganze Zeit von mir??????? „KATER, ZUPP (Zupp ist ein Internes wunderbar funktionierendes Kommando, dass die Katzen sehr gut verstehen.) KATER LASS MICH!“ Er trollt sich kurz.
Der Sohn hat nun Schuhe an und friemelt seine Socken unter die Jeans. Ich atme.
Das Sirenchen ruft weiter. Ich antworte einfach nicht.
Schließlich hat der Sohn ENDLICH seine Jacke an und ich denke, es geht los. Aber nein, er zieht auch noch umständlich seine Warnweste an. Und der Helm fehlt auch noch. UND sein Fahradschlüssel.
Unter dem Miauen des Katers und dem Rufen des Sirenchens und dem mittlerweile wieder ertönenden Heulen des Knöpfchen beobachte ich, wie der Sohn an der Garderobe rum kramt. Und kramt. Und kramt.
Ich sehe nach. Er hat seinen, an einer Kette hängenden Fahrradschlüssel mit Karabiner so merkwürdig um zwei Garderobenhaken gedreht und geknüddelt, dass er nicht mehr abgeht.
Ich weiß ich nicht ob ich lachen oder weinen oder meckern soll. Ich meckere. Ja, so eine bin ich. Und meckere und friemel umständlich den Schlüssel wieder ab.
Als dann endlich der Schlüssel frei ist, schließe ich die Türe und lasse Heulen, Rufen und Miauen zurück.
Wir radeln los. Der Sohn fährt trotz bekannter Strecke zweimal zu weit geradeaus und etwas ungelenk über die Straßen. Es schallen scharfe Kommandos durch den trüben Morgen. Der Feldwebel heute auf dem Rad, das war ich.
Ich konnte den Sohn dann aber wohlbehalten auf dem Schulhof anliefern, sogar noch pünktlich und ich weiß eines ganz sicher: Zu Fuß darf er von mir aus ab sofort alleine den Schulweg bestreiten. Aber mit dem Fahrrad auf keinen FALL!
Das dauert noch.
An Thrill war der Weg nicht zu überbieten.
Zurück zu Hause schlug ich dem Sirenchen drei Outfits vor, die sie alle nicht wollte und dem Knöpfchen drohte ich, sie im Schlafanzug in den Kindergarten zu bringen. Sie meinte, sie wolle zu Haus bleiben und noch mit ihren Puppen spielen. Ich sagte, das könne sie heute Nachmittag noch stundenlang.
Das Sirenchen zog dann schließlich eine Kombination aus zwei Outfits an, die allerdings gelungen war. Und dem Knöpfchen half ich energisch in ihre Klamotten.
….dass das Leben mit Kindern immer so umständlich sein muss. 😀
7 Antworten auf „Am Morgen“
Liebe Frau Confuss, ich liege gerade schreiend unter dem Schreibtisch, denn wenn sie das beschreiben, hört es sich unsagbar witzig an. Da ich aber gerade jeden Morgen und Abend so ein Gedöns habe , weiß ich ganz genau, es ist absolut nicht lustig und irgendwie fühlt man sich aber immer so unrund, oder? Zumindest gehts mir immer so und ich frage mich jeden Tag mehrmals, warum das so sein muss…Danke dennoch, denn wenn ich ihre Storys lese, fühle ich mich wenigstens ein bisschen verstanden 😉 einen ruhigen Tag und liebe Grüße , Sabrina
Liebe Sabrina,
ich finde es im Review auch immer super witzig. 😀 Und unrund fühle ich mich in der Situation auch. Ich möchte sogar sagen, ziemlich kantig. 😀 Und es ist so schön zu wissen, dass es anderen auch so geht.
LG
😆sehr schönes Alltagsbild, nur das bei uns noch die Katze fehlt…aber mal sehen! Bei uns dürfen die Kinder auch noch nicht mit dem Rad fahren. Er fährt manchmal mit dem Roller von der Arbeitsstelle das Mannes, das ist nicht so weit. LG Kathrin
Danke. 😀 Katzen empfehle ich sehr zu Abrundung des Schwierigkeitsgrades. ;-D Vor allem, wenn man Quarkspeisen zubereitet und unbeaufsichtigt lässt.
Habe dich/Sie (?) grade zufällig entdeckt – genau, es ging um das Knöpfchen, das erst mit drei in den Kindergarten geht und dass das gar nicht schlimm ist!
Ich habe selber drei Kinder und bin Erzieherin und ganz ehrlich – ich mag immer noch die Ferien und die Wochenenden und hab die Kinder (meistens) gern zuhause. Allerdings sind sie jetzt nicht mehr so klein und niedlich, sondern drei Pubertiere; eins fast am Ende, eins mittendrin und eins am Anfang.
Finde vieles wieder, was ich ebenfalls so erlebt habe und habe das Gefühl, das manche Eltern das gar nicht mehr genießen können…
Ach ja: 2 Katzen, 1 Hund und 2 Wellensittiche gehören auch zu unserem Hausstand 😉
Gerne „Du“. 🙂 Ich denke, viele können das nicht mehr genießen, weil einfach das Leben so schnell und voll ist. Es fällt schwer Prioritäten zu setzen. Jeder will überall mithalten und dann sind Kinder einfach ein großer „Risikofaktor“, weil sie das Leben so unberechenbar machen. Dabei macht das das Leben ja gerade aus.