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Mama Error

Viel zu viel Mond-oder warum ich türknallend das Haus verließ

Eigentlich war es ein ganz normaler Wochentag.

Der Wecker klingelte mit der hier gängigen Karenzzeit, damit alle langsam und in Ruhe wach werden könnten.

An diesem Tag sprang der Sohn sofort auf und sprach:
„Mama, komm, ich will in die Schule! Jetzt!“
„Oh!, entwich es mir verwundert. „Dann zieh dich doch schon mal an. Ich bleibe noch einen Moment liegen. Es ist noch Zeit.“ (Ich kann nämlich nicht so schnell aufstehen, dann falle ich gleich wieder um. Und der Sohn geht alleine zur Schule, ich könnte also auch im Schlafanzug bleiben. Theoretisch jedenfalls.)
Der Sohn nölte und maulte, er wolle nicht alleine ins Bad.
Das Sirenchen erwachte und ärgert mit irgendwas den Sohn. Ich versuchte zu intervenieren und schlug vor, der Sohn solle doch einfach ins Bad gehen, ich käme sofort nach und das Sirenchen könne noch ein bisschen ruhen.
Der Sohn verneinte, das Sirenchen schrie mir ins Ohr: „Gib sofort das Kissen zurück! Das ist meins!“
Oh, wie freundlich man mir doch gesinnt war zu so früher Stunde. Ich versuchte anzumerken, dass sie seit 3 Nächten MEIN Kopfkissen in Beschlag hätte und ich mir deshalb eines von ihren kleinen Kissen (die übrigens ganz bequem sind) genommen hatte. Das Sirenchen hörte nicht zu und überbrüllt meine Bemühungen die Sache mit Ruhe zu klären.
Ich ignorierte das Getöse so gut es ging. Kurz jedenfalls. Der Sohn und das Sirenchen begannen sodann  sich zu treten. Eine neue Mode bei den beiden. Ich begrüße das nicht, sehe aber, dass es zu einer Art gegenseitigem voneinander Abnabeln aus der sehr engen Geschwistersymbiose zu gehören scheint. Warum sie aber ausgerechnet an diesem Morgen ein weiteres „Abnablungsszenario“ aufmachen mussten, weiß der Kuckuck.
Obgleich das Sirenchen sagte: „Ich trete auch nicht in deine Hoden! Weil das ist unfair!“  (wie überaus umsichtig! Fairness wird groß geschrieben :-D) wurde das Beingemenge immer wilder.
Schließlich versuchte ich die Streithähne dazu zu bringende sich einfach aus dem Weg zu gehen. Der Sohn ging auf Toilette, das Sirenchen gab alles: „Blöde Mama!“ brüllte sie und grollt geräuschvoll vor sich hin. Sie wollte partout mein provisorisches Kissen haben.
Das Knöpfchen maulte: „Ich bin noch müüüüüde!“


Das Sirenchen schrie herum, wissend, dass das ein mächtiges Werkzeug ist, um andere aus der Ruhe zu bringen. Ich versuchte ihr ruhig zu sagen, dass das echt so nicht geht und ich gerne wüsste, was genau sie ärgert. Sie schrie wieder: „Blöde Mama!“
Ich blaffte schließlich laut zurück, dass mich diese morgendliche schlechte Laune und das Geschreie, bevor überhaupt irgend jemand wirklich wach ist, tierisch auf den Zünder geht und ich das einfach richtig scheiße finde. Aber so richtig!
Ja, das waren meine Worte! Weil es ist einfach SCHEISSE, wenn man nicht weiß, warum jemand so schlechte Laune unmittelbar nach dem Aufwachen hat. Und dieser Jemand dann offensiv mit der schlechten Laune auf andere los geht! Und wenn weder Kuscheln noch Verständnis helfen, dann weiß ich auch nicht….Das finde ich richtig doof! Und vor allem nervt es alle. Diese Lautstärke….das sägt an jedem noch so starken Nerv! Mein energischer Vortrag sorgte für Ruhe und komischer Weise war das Kind danach friedlich. Als hätte man einen Schalter umgelegt. Ein bekanntes Phänomen beim Sirenchen.

Der Sohn hielt mir schließlich einen Vortrag darüber, dass er ja immer zu spät käme. Ich antwortetet erschrocken: „Aber ich habe dich doch mehrfach gefraaaagt! Und du hast gesagt, du wärest pünktlich!“
„Ja, bin ich auch. Es sind immer noch Kinder auf dem Flur, wenn ich komme. Aber ich komme als Letzter in die Klasse.“
„Tja, dann würde ich sagen, gehst du heute früher los!“
„Ja, deshalb wollte ich ja auch schon aufstehen!“
Dann zieh dich doch auch an!“ (Ich war längst fertig.)

Er trödelte rum. Er trödelte auch beim Frühstücken und ich versuchte ihn, wie jeden Morgen, anzutreiben.
Er ging dann aus dem Haus zur gleichen Zeit wie immer und blieb auf dem Bürgersteig stehen.
„Mama, komme ich jetzt noch pünktlich?“
„Wenn du jetzt los läufst, ja!“
„Wiiirklich?“
„Du müsstest dazu schon loslaufen! Jetzt!“
„Ok, Mama!“ und dann winkte er.
Ich winkte zurück und er blieb immer noch stehen.
“Lauf los!“
„OK!“

Kaum war er wirklich unterwegs, waren die Mädchen dran. Alle anziehen!
Das Sirenchen hatte sich bereits angekleidet, aber die Socken vom Vortag an, die zum einen ziemlich dreckig waren und zum anderen sowas von fadenscheinig, dass ich sie gar nicht mehr waschen, sondern sofort dem Müll zuführen würde. Das Sirenchen weigerte sich andere Socken anzuziehen. Und das Knöpfchen war müde, wollte nicht so richtig aufstehen und irgendwas anderes als den Schlafanzug anziehen.
Wir diskutierten also erstmal über Socken, den Tagesablauf, die Notwendigkeit von warmer Kleidung (auch zu Hause) und überhaupt. Das Knöpfchen hatte noch am Vortag gemeint, sie wolle viel lieber immer bei ihren „Är-sieherinnän“ bleiben. Und an diesem Morgen wollte sie von ihren „Är-sieherinnän“ nichts mehr wissen.

Als sich die Mädchen etwas später in ihre Jacken und Schuhe kramten, wollte ich wie IMMER, wie JEDEN TAG, mein Lastenfahrad schon mal startklar machen. Die Mädchen, die wohlgemerkt in 2 Meter Entfernung von mir und mit Blickkontakt im Flur standen, heulte auf. „Wo gehst du hin, Mamaaaa?“
„Da, wo ich JEDER MORGEN hin gehe! Zum Fahrrad das Schloss aufschließen und die Plane abnehmen!“
„Du sollst bei uns bleiiiiiiibeeeen!“ heul, jaul.

Ich war recht froh, als alle außer Haus waren. Fast jedenfalls.

Der Mann hatte an diesem Tag frei, war aber vornehmlich mit dem renovierungsbedürftigen Auto beschäftigt und diskutierte zwischendurch über ein Geburtstagsgeschenk vom Sohn mit mir. Wir waren unterschiedlicher Meinung. Ist ja ok. Aber wir diskutierten. Nicht, dass ich nicht schon genug diskutiert hätte am Morgen.

Als der Sohn aus der Schule kam, diskutierte dieser wiederum mit mir über Hausaufgaben, Tabletspiele, YouTube-Eisenbahn Videos und das Fernsehprogramm. Er wollte sich gerne sofort dem Medienkonsum hingeben und die Hausaufgaben verschieben. Letztes finde ich gar ok. Aber den Rest nicht, weil es so ein omnipräsentes Thema geworden ist. Also ein Hin und Her.
„Aber Mama….!“ und „Kann ich nicht doch….?“
NEIN.

Zum Mittagessen wollte der Sohn dann was Süßes, satt das normale Mittagessen.
Wieder NEIN. „Als Nachtisch gern. Aber, zuerst gibt es was Richtiges!“
Diskutier, diskutier…Ach, was schmeckt das Mittagessen gut, wenn man dabei die ganze Zeit Genöle neben sich hat.

Im Kindergarten diskutierte ich dann beim Abholen mit den Mädchen, warum ich wie immer zur selben Zeit käme und nicht später. Und dann meinte das Knöpfchen in gewohnter Art nicht mehr Laufen zu können vor Müdigkeit, dabei hatte sie einen Mittagsschlaf gemacht.  Um den Sachverhalt zu klären: Es ging um die Strecke Gruppenraum -Garderobe. seufz

Zu Hause hatten Vater und Sohn gemeinsam etwas überlegt, was ich nicht gut fand. Wir diskutierten wieder. Ich war schon ein wenig angestrengt, weil an diesem Tag einfach nichts beherzigt wurde, was ich begründet vortrug.

Schließlich neigte sich der Tag endlich einem Ende und ich wollte die Kinder ins Bett bringen. Die gähnende Brut folgte zwar ins Bad, aber war wie wahnsinnig. Der Sohn und das Sirenchen stritten und kabbelten und alberten. Es war laut und unruhig. Außerdem brach der Sohn die nächste Diskussion vom Zaun.
Ich merkte genervt an, dass er seinen Kindergeburtstag am nächsten Tag alleine veranstalten könne. Ich würde den Dienst als Animateurin unter diesen Bedingungen kündigen.
„Das kann der Papa dann mit euch alleine machen! Ihr wisst ja eh alle alles besser!“ motzte ich beleidigt.
„Ja!“ rief der Sohn und rannte los, um dem Mann diese „frohe Botschaft“ zu überbringen. Der freute sich bestimmt riesig.
Und ich sah mich schon der nächsten Diskussion entgegen treten.

Als ich mich dem Knöpfchen zuwandte, hatte sie sich gerade den Bademantelgürtel fest um den Hals geknotet. Sie meinte, sie sei ein Hündchen. Jedoch sind Schnüre und dazu noch verknotete um Hälse für mich ein rotes Tuch und das wissen die Kinder auch schon lange. Ich habe auch lange keine „Halsfessel“ mehr gesehen. Aber das passte ja heute.
„Oh!“ rief ich aus. „DAS geht aber nicht! Das weißt du! Komm, ich mache mal den Knoten auf!“
„Neeeeeiiiiiin!“ kreischte das Kind. „Ich will das so!“ 
Ich entknotete den Gürtel mühevoll an dem schreienden Kind, welches mich mit ihren Fäustchen attakierte. Gefahr gebannt.
Und dann stürmte ich die Treppe runter. Ich dachte gar nicht weiter nach. Ich zog Jacke und Schuhe an und stürmte aus dem Haus. Nach mir die Sintflut! Der Mann war ja da. Sollte DER das doch mal alles machen. Mein Bedarf an Diskussionen war an diesem Tag gedeckt. Ich glaube alle vier haben ziemlich verdattert aus der Wäsche geschaut, als ich die Türe hinter mir ins Schloss knallte.

Ich weiß nicht wie lange ich unterwegs war. Ich stürmte durch unseren Ort. Eine große Runde. Ich hätte immer weiter laufen können. Da war ein enormer Energieüberschuss. Kurz stellte ich mir vor, wie ich in die nächste Kneipe liefe, mich dort zwischen die alten Herren an der Theke setze, mein Leid klagen und dann sturzbesoffen wieder nach Hause kommen würde.  So macht man das doch, oder? Es hätte bestimmt funktioniert. 😀

Unterwegs leuchtete mir eine große helle Lampe vom Himmel. Vollmond. Ach, dachte ich. DER!

Als ich wieder zu Hause ankam, lagen die Kinder friedlich schlafend im Bett und der Mann hatte einen wunderbaren Salat gemacht.

Da war wieder alles gut!

5 Antworten auf „Viel zu viel Mond-oder warum ich türknallend das Haus verließ“

Liebe Bea,

ich meine, Du hast das genau richtig gemacht. Es wurde einfach zuviel (und solche Tage kennen, glaube ich, ALLE Mütter) und Du brauchtest ganz dringend eine Pause. Kein Wunder bei so einem Tag! Und da die Kinder
ja auch nicht allein zu Hause waren, ist doch alles gut. Dein Mann kann schließlich auch mal die Kinder übernehmen, sind ja auch seine. 😉

Ich hoffe, dass es vielleicht auch als eine Art Weckruf für alle funktioniert, dass es irgendwann auch mal gut sein muss (mir wäre wahrscheinlich schon viel früher der Kragen geplatzt) und die nächste Zeit entspannter für euch alle wird. <3

Liebe Grüße

😀 Tatsächlich war das sehr wichtig und richtig. Und ich würde das in Zukunft wieder so machen. Das war besser, als selbst noch einen geräuschvollen Aussetzer zu bekommen. Manchmal muss man sich mal räumlich trennen und frische Luft schnappen. Der Mond war übrigens sehr schön. Den hab ich mir vorm Haus noch ein paar Minuten in Ruhe angesehen. 🙂

Warum kenne ich deinen Blog noch nicht?! Ich musste so viel lachen (sorry ;)), weil ich diesen Wahnsinn – zwar mit nur 2en, aber dafür Fußballmannschaftswilden, Jungs – so gut kenne! Meist platzt mir dann eher der Kragen – nächstes mal flüchte ich auch einfach 💪🏻👍🏻 Vielen Dank für Deine herrlich echten und unverblümten Beiträge!!

Es freut mich sehr, wenn du mit mir lachen kannst! Das kann ich hinterher auch. Meistens. 😀 Und platzende Kragen gibt es hier außerdem. Man kann ja schließlich nicht einfach aus dem Haus stürmen, wenn kein anderer Erwachsener da ist. Und das ist ja meistens so. 😉
Dann wünsche ich dir weiterhin viel Vergnügen hier und freue mich über deine lieben Worte!

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