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Erziehung und Realität

Kinder, Karren, Nervenglühen

Abtransport der Widerspenstigen oder Wie halte ich die Meute beisammen

Die Situation in der Stadt ist die: Die Wohnungen sind in der Regel gefühlt oder oft real zu klein. Die Ansammlung an Kram ist groß. Die Stadtmutter zieht es zudem regelmäßig hinaus in die Parks und auf die Spielplätze, weil die Innenhöfe, sofern vorhanden, meist explizit nicht als Spielfläche für Kinder deklariert sind. Traurig aber wahr. Man kommt also um einen Kinderwagen definitiv nicht drum herum, womit man die kleinen Kinder und auch Einkäufe, Sandspielzeug, Wechselkleidung, Snacks und Getränke etc pp transportieren kann.
Hat man mehr als ein Kind, vor allem mehr als ein Kleinkind (in meinem Fall damals einen 3 Jährigen, eine 1,5 Jährige und einen wenige Monate alten Säugling), braucht man eine größere Karre. Die aber muss in das meist knapp bemessene Treppenhaus passen, ohne alles zu blockieren. In unserem damaligen Mietshaus war es sehr knapp, es gab keine Hofdurchfahrt in der man hätte parken können und es gab auch keine Garage oder einen bequem zugänglichen Keller. Es war einfach alles eng.Ich fand einen recht flexibel nutzbaren Geschwisterwagen, der nicht breiter war, als ein einfacher Kinderwagen und mit dem ich zur Not 3 Kinder abtransportieren konnte. 3 Kinder gingen jedoch nur mit Buggyboard und für kurze Strecken. Er fuhr sich dann schwer und lenkte wie ein Schiff. Jedenfalls war ich heil froh über diesen Kinderwagen, der mir bis heute treue Dienste leistet.
Es ist ja so, dass vor allem am späten Nachmittag die Kinder alle ein wenig wahnsinnig werden und man dann froh ist, wenn man sie möglichst gut bündeln kann und man sie heil nach Hause bekommt, ohne dass sie unters Auto gerannt, spurlos verschwunden, einfach aus der Bahn ausgestiegen…aaaah) oder wieder zurück zum Spielplatz gerannt sind. Mit einem Kind kann man Versteckspielchen oder Fanganspielen noch aushalten. Hat man aber 3 Kinder, wird es knifflig. In der Regel schreit das Jüngste vor Hunger. Und Säuglinge können sich ja in Rage brüllen, dass man es kaum aushält. Man MUSS sie dann einfach hoch nehmen, oder füttern oder beides. Geht schlecht unterwegs, vor allem bei Regen und Sturm oder bitterem Frost. Und wenn 2 andere rumhampeln und/oder abhauen…. Also schön alle in den Kinderwagen stopfen, festzurren und los schieben was das Zeug hält. Am besten noch ein Brötchen für alle auf die Faust verteilen.

 

eiliger Heimtransport von 3 Kindern
Schnell nach Hause

Zu Hause angekommen schob ich die Ladung ins Treppenhaus und schloss die Tür. Damit war die erste Etappe geschafft. Dann hieß es aber, alle Kinder und den anderen Kram zwei Etagen hoch lotsen. Das war nicht so entspannt. Der Eingangsbereich war super eng, die Kellertreppe steil und alles war eher dreckig, weil niemand putzte. Dass sich schlechtgelaunte Kinder auf der dreckigen Fußmatte wälzten, konnte ich gerade noch aushalten. Allerdings heißen Toddler ja nicht umsonst Toddler. Die toddeln halt so rum und plumpsen schnell um. Und wenn sie sich dann noch schubsen, oder gar ein unbedachter andere Mieter die Haustür mit Schwung aufschmiss, dann wurden aus den Toddlern schnell Kegel, die die Treppe runter stürzten. Oder sie klemmten sich die Finger unter der Tür, wenn sie denn wieder gerade ein Nickerchen auf der Fußmatte machten. Also alles in allem nichts, was mich entspannt schon mal ein paar Dinge nach oben tragen ließ. Müde Kinder sind dann zudem auch sehr unkooperativ. Je nach Fitness und Situation, rannte ich mit zwei Kindern unter dem Arm nach oben und schnell wieder runter, in der Hoffnung das die Kinder oben, auch oben bleiben und NICHT wieder runter kommen. Vor allem nicht runter kullern.  Wenn die Lage unten im Eingangsbereich „ruhig“ war, schloss ich die Wohnungstür auf und brachte das erste Kind ins Kinderzimmer und schloss das Türschutzgitter und rannte wieder runter. Das Kind brüllte dann natürlich so lange, bis wir anderen auch in der Wohnung waren. Manchmal gelang es mir die Kinder mit Bestechung dazu zu bringen, alleine nach oben zu krabbeln und zu klettern (das Jüngste musste ich ja sowieso immer tragen). Und wenn es garnicht anders ging, dann habe ich auch mal drei Kinder gleichzeitig irgendwie nach oben geschleppt und gezerrt. Ganz oft gab es ein riesen Geheule und Geschrei. Ein Inferno im Treppenhaus.

Transport von Kindern im Treppenhaus
Nicht zu überhören. Wir sind wieder da.

Manchmal hatte ich Glück. Im Haus wohnten 3 Parteien mit alten Leuten, die sehr kinderlieb waren. Wenn diese zu Hause waren und uns im Treppenhaus hörten, kamen sie raus und lenkten die Kinder mit etwas ab und lockten sie nach oben.
Über uns wohnte noch eine alte Dame, sehr rüstig noch, die half mir manchmal auch ein Kind hochtragen, oder eine Tasche und verwickelte die Kinder in eine Konversation. Meist sehr einseitig, aber es half.
Das fand ich sehr schön. Ich mochte diese Nachbarn sehr und fühlte mich wortlos verstanden.
Oft genug aber, musste ich es alleine hinbekommen. Man kann sich vorstellen, wie das dann ist, wenn man als Mama vielleicht auch noch ganz furchtbar dringend auf Toilette muss. Hunger und Durst stehen sowieso ganz hinten an. Wenn der Tee aber einfach raus muss, dann gerät man in Not. An diesen Tagen ist in der Regeln niemand der Nachbarn zu Hause und kann helfen.
Wenn wir dann IN der Wohnung waren, war mir erstmal alles egal.

Das Unternehmen mit 3 Kindern raus zu gehen, glich immer einer kleinen Expedition. Ich beneidete alle, die einen Aufzug im Haus hatten und gar mit dem Kinderwagen auf ihre Wohnetage gelangen konnten. Was hätte ich darum gegeben. Oder wenigsten einen Eingangsbereich, der es zuließ, dass ich die Kinder wenigstens für einen Moment alleine lassen hätte können, um einfach entspannt, alles nach und nach, nach oben zu schaffen.
Hatten wir nicht. Naja.
Selten bin ich nach Hause gekommen und wir sind ohne Zirkus in der Wohnung angekommen.

Auch immer ein Höhepunkt war, wenn wir nach Ausflügen oder Besuchen bei den Großeltern, abends nach Hause kamen. Wenn ich alleine mit den Kindern im Auto unterwegs war, sorgte ich immer dafür, dass der Papa zu Ankunftszeit zu Hause war. Es gab abends keinen Parkplatz in einer annehmbaren Entfernung zu unserem Haus. Selbst wenn wir entschieden alles Unwichtige im Auto zu lassen, dann waren da drei Kinder, die meist schliefen und hoch getragen werden mussten. Das Auto musste also in der zweiten Reihe parken, wir schleppten die Kinder nach oben. Sie erwachten dabei leider IMMER. Das führte auch wieder zu Geschrei. Ich blieb dann in der Wohnung und versuchte der Lage Herr zu werden und der Herr Papa suchte einen Parkplatz, irgendwo im Nirgendwo.

Zweimal musste ich mit dem Auto in der Parallelstraße parken und drei müde Kinder alleine in die Wohnung bringen. Es ging an diesen Tagen nicht anders. Da die „großen“ Kinder nicht laufen wollten, trug ich immer zunächst das Knöpfchen im Maxicosi einige Meter weiter und setzte sie ab. Dann trug ich die Großen einzeln hinterher. So arbeiteten wir uns in mehreren Etappen nach Hause vor. Ich hatte im Grunde Glück, dass keiner der Kinder Lust hatte auch nur ein paar Schritte zu gehen. Somit lief wenigstens niemand auf die Straße. 😀

Ich bin gewiss nicht die erste und letzte Mutter, der es so ging. Aber das war mal echt eine mühsame Zeit. Wie machen die anderen das? Wer kennt das?

 

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