Kategorien
Erziehung und Realität

Medienkonsum und Kinder- Was ist los mit der FSK?

….ein paar Gedanken…

Wir waren seit langem mal wieder im Kino. Der Herr Papa und ich. Wir sahen den neuen James Bond. Mal ganz davon abgesehen, wie man die neue Generation James Bond nun bewerten möchte…..ich stelle mir da ein paar ganz andere Fragen.

Was ist mit der FSK (freiwilligen Selbstkontrolle) los?

Schon immer fand ich die bei vielen Filmen merkwürdig angesetzt. Ich habe lange im Kino gejobbt, ich habe viele Filme gesehen. Ich weiß also wovon ich spreche.
Es gab schon immer Filme, die waren in Gänze harmlos und waren ab 6 Jahren freigegeben, wo man sich dachte:“ Naja, das kann man aber auch einem 4 jährigen zumuten. Der nimmt da keinen Schaden.“ Dann gibt es Filme ab 16Jahren, da wird geprügelt, geschossen, gefoltert was das Zeug hält. Auf brutalste Weise. Dann gibt es Filme die sind ab 18 Jahren freigegeben. Da passiert eigentlich nichts Brutales, aber da ist dann mal eine etwas detailliertere Sexszene, die sich aber immer noch von einem Porno unterscheidet. Da fragte ich mich schon immer: Ist Sex gefährlicher, als brutalstes Abschlachten???? Wieso ist da die Altersfreigabe nicht anders herum? Ein Paar, dass sich liebt, oder ein nackter Mensch ist natürlich und friedlich. Mit 16 Jahren kann man das verkraften, ohne einen Schaden zu nehmen. Meist ist da man da selbst ohnehin schon mehr oder weniger sexuell aktiv. Und manch toller Film mit intellektueller Geschichte, die auch schon wirklich ein toller Film für 15 oder 16 Jährige wäre, dürfen die Teenager nicht sehen, weil mal eine Liebesszene drin vorkommt. Dafür dürfen die aber brutale Aktionstreifen und /oder Horrorfilme sehen. Bravo.
(Bei der ganze Sache lasse ich jetzt mal das Internet mit seinen Möglichkeiten beiseite)

Kommen wir nun zu den aktuellen Filmen der heutigen Zeit. Es gibt „Kinderfilme“ die ab 6 Jahren freigegeben sind, bei denen ich denke: „Oh, lass mal lieber, is sogar für mich (ok, ich bin ein Milchbrötchen), ein bisschen sehr gruselig. Mach den mal lieber ab 12 Jahren.“
Dann gibt es erwachsenen Filme, die sind ab 12 Jahren freigegeben. Da denke ich schon bei 12 Jahren: „Naja, grenzwertig“…
Jetzt ist diese Altersfreigabe 12 Jahre nun auch noch aufgeweicht worden. Wenn Erziehungsberechtigte das Kind begleiten, darf auch ein 6 Jähriger einen Film mit der FSK 12 Jahre ansehen. Im Kino. Bei manchen Filmen finde ich das auch ok. Bei anderen……oh weija.
Natürlich kann man sagen, wenn es im Kino nicht gesehen wird, dann gucken die Kinder das zu Hause auf DVD. Ich möchte behaupten, dass Filme zu Hause auf dem Fernseher teilweise schon hart genug rüber kommen, aber im heimischen Wohnzimmer doch nochmal anders zu verdauen sind, als IM KINO! Kino ist toll! Ich liiebe das Kino! Ich liebe Filme. Ich habe nicht umsonst da länger gejobbt. Aber das Kino ist groß, soundtechnisch so perfekt wie möglich eingestellt und einfach mal oft laut und beeindruckend.

Bei meinem letzten Kinoerlebnis nun habe ich Milchbrötchen nachher schwitzend und mit angezogenen Beinen in meinem, zugegebener Maßen sehr komfortablen Kinosessel gehockt, mir ganz oft die Hände vors Gesicht gehalten, oder meinen Mann gekniffen und hatte Herzklopfen. Ich bin ein alter Kinohase. Ich weiß, es ist Fiktion. Ich weiß, es wird gut gehen. Ich weiß, ich kann weg gucken. Und doch: Es hat mich physisch mitgenommen. Zum Glück, sonst hätte ich vielleicht schlecht geträumt. Ich sage nur: Nadelspitze Bohrer, die einem ins Gehirn, oder sonst wohin bohren. Im Close -up. Von den ganzen Szenen, wo Schädel immer wieder brutalst gegen harte Gegenstände geprügelt werden mal ganz abgesehen. Augen wurden in die Augenhöhlen gedrückt….
Jetzt stelle ich mir vor, ein 6 Jähriger geht mit seinen Eltern in einen solchen Actionfilm.
Ich will es mir nicht vorstellen.
Selbst wenn der 6 Jährige das easy weg steckt und es ihn nicht beeindrucken würde……Was ist da falsch gelaufen? Im Vorfeld???? Es kann mir doch keiner sagen, dass Kindergartenkinder oder junge Grundschüler komplett angstbefreit sind und Aktionstreifen gucken, als guckten sie ein Häschenbilderbuch. Die haben doch schon viel zu früh viel zu krasse Sachen gesehen und sind irgendwie abgestumpft. Das kann doch nicht gut sein!

Nun weiß ich, dass ja alle Menschen unterschiedlich sind. Manche Kinder sind auch härter gesotten als andere. Der Sohn ist ein recht cooles Gemüt. Wenn ihn was erschreckt oder aufwühlt, kann man das sehr gut analytisch aufarbeiten. Aber das wäre alles zu hart, was da aktuell für Kinder im Kino erlaubt ist.

Wie halten wir es mit dem Medienkonsum?

Tatsächlich verschließen wir uns dem nicht. Wenn man als Eltern gerne die Medien nutzt (Bücher eingeschlossen!), ist man da ein Vorbild. Ich gucke auch gerne Filme. Mit Begeisterung gucke ich gerne die alten Zeichentrickserien und Kinderfilmklassiker meiner Kindheit mit. Die haben wir auf DVD. Aber alle in originaler Version. Nicht die neu computeranimierten Nachfolgeproduktionen!

Die alten Serien und Filme unterscheiden sich deutlich von den heutigen Produktionen. Manch einer mag sie sogar langweilig finden. Keine schnellen Kameraschwenks, keine aktionsreichen Szenen mit schnellen und poppigen Dialogen. Es ist alles noch so herrlich gemütlich. Da gibt es Szenen, da sieht man nur einen Schmetterling über eine Blumenwiese flattern. Dazu eine lustige Musik. Wunderbar! Entschleunigung im TV ist möglich!
Meine Kinder lieben das genauso wie ich. Und das tolle an DVDs ist: Man kann eine Folge, die man besonders schön fand, oder die einen besonders gefesselt hat, oder die man nicht verstanden hat, einfach am nächsten Tag nochmal gucken. Und danach den Tag nochmal. Und eine Woche später auch nochmal. Man kann dabei und darüber sprechen. Fragen beantworten. Die Geschichte verstehen! Eintauchen.
Unsere Kinder gucken relativ viel DVDs. Ich mache mir da auch immer wieder Gedanken drüber. Allerdings hat es bisher nicht geschadet. Nachher werden Szenen nachgespielt. Als Rollenspiel mit Verkleidung. Oder irgendwelche Püppchen und Figürchen sind dann die Filmprotagonisten. Ein Bagger kann auch auf einmal ein Eiförmiger weißer Roboter sein. Gehört, wie ich finde sehr viel Phantasie zu. Ich hätte einen weißen Luftballon genommen. Der zufällig auch in der Wohnung rumflog. Machmal wird alles miteinander vermischt und dann wiederum wird ein komplett neues Spiel daraus. Ich finde nicht, dass die Fantasie im Spiel schaden genommen hat. Ich staune beinahe täglich, was die Kinder sich ausdenken und was sie alles umfunktionieren.
Bücher werden auch nach wie vor gerne angesehen und vorgelesen. Jeden Abend werden im Bett noch Bücher geguckt…alles gut.
Hat man dann mal einen zweiten Teil eines Disneyklassikers erwischt, merkt man….das ist schon die neue Generation Kinderfilm. Die 3 Jährige hat´s dann überhaupt nicht verstanden. War alles zu schnell. Sie steht dann auf und geht. (Die 2 Jährige interessiert sich wenn nur für die alten Zeichentrickserien und sing die ganze Zeit „Heidi“ oder „Maja“). Und der Sohn, mit seinen knapp 5 Jahren ist nach den neuzeitlichen schnellen Geschichten sehr aufgeregt und wünscht den Film auch nicht nochmal zu sehen! Ihm behagt schon nicht, wenn bei den alten Zeichentrickwickingern der „schreckliche Sven“ mit seinen Schiffen am Horizont auftaucht. Das ist schon zu böse in den Augen unseres Sohnes.

Die Welt ist schlecht. Es gibt genug Grausamkeit jeden Tag und immer wieder. Das ist Realität. Die Kinder werden es erfahren. Nach und nach. Durch die Nachrichten, durch s Erleben. Aber müssen sie schon in früher Kindheit jeglichem Frieden und jeglichem Idyll beraubt werden, in dem man ihnen zu schnell geschnittene und wild animierte Filme vorsetzt? Indem man ihnen erlaubt mit 6 Jahren in die Aktionwelt der Erwachsenen einzutauchen? Warum gönnt man ihnen, sofern sie das Glück haben in einem friedlichen Land ohne Krieg geboren worden zu sein, nicht auch ein friedliches Grundgefühl?

Endschleunigen. Innehalten. Annehmen. Wach sein. Die kleinen Dinge sehen und fühlen.
Das ist doch wichtig. Und ich bin nicht esoterisch!

Die FSK sollte grundlegend überdacht werden. Und die Kunst einen spannenden Film zu machen, Dinge nur anzudeuten, mit einfachen Mitteln gut unterhalten….das wäre erstrebenswert. Gibt es auch noch. Aber tatsächlich fast ausschließlich im Genrekino.
Und die Kinderserien von früher müssen auch nicht neu animiert wieder aufgelegt werden. Warum nicht die alten Klassiker feiern! Die sind mit wenig Technik doch brilliant auf den Punkt gebracht. Mehr Technik, bedeutet mehr Möglichkeiten. Mir kommt es aber so vor, als müssten jetzt immer ALLE Möglichkeiten in einem Film untergebracht werden. Hoffentlich entspannt sich das wieder.

Also nicht darüber diskutieren wie viel Medienkonsum gut oder schlecht ist. Sondern lieber über die Qualität nachdenken und die Kinder begleiten!

6 Antworten auf „Medienkonsum und Kinder- Was ist los mit der FSK?“

Ist jetzt nur hingeschwurbelt – generell volles d’accord. Ich hatte Anfang des Jahres eine Erfahrung mit einem fsk 0 Film, „Anastacia“ glaube ich. Diese Einschätzung war so unfassbar, dass ich mich direkt an die fsk gewandt und bewschwert habe. Das heißt für mich schon was ????. Ohne Reaktion natürlich…

Lg jochen

Ps: und Pro für die alten Serien! Kein Grund, die Kinder zuzuballern!

Die neuen Generation Kinderfilme ist leider schon länger ab 0 freigegeben. Das fing irgendwann an. Arielle ist auch ab 0, aber auch definitiv zu gruselig.

Kinder mit Fernsehen zuballern ist auch daneben. Bei uns dürfen die Kinder, wenn kein Besuch da ist, nachmittags eine Folge von einer Serie gucken und abends das Sandmännchen und/oder eine Folge Peppa Wutz.Ich finde das schon recht viel. Allerdings habe ich damals ab dem Kindergartenalter auch jeden Tag die Sesamstraße geguckt. Das war ok. Den Ferseh-Overkill kann man, oder konnte ich bei meinen beiden Großen super erzeugen. Eine Weile wollten sie immer weiter gucken. Als mir das Genöle zu blöd wurde, hab ich sie 3 Folgen Maja hintereinander weg gucken gelassen. In der Mitte der dritten Folge kamen sie gelaufen und meinten ganz besserwisserisch: „Mama! Das ist jetzt aber echt zu viel!Ich nicht so viel gucken! Mach das jetzt sofort aus!“ Ich habe innerlich laut gelacht und kann das jetzt immer wieder anführen, falls Beschwerden kommen. Hält bis jetzt an. 😀

Ich habe mich schlecht ausgedrückt. Das „zuballern“ ging in die Richtung, dass heute viele Kinderserien / -filme laut und grell sind, viele schnelle Schnitte, wie es halt generell so üblich ist. Wie Du oben schon sagtest, die Kinder brauchen das nicht. Die können mit einer „alten“ Heidi, Biene Maja, Pippi Langstrumpf o.ä. schon adäquat bespaßt werden, ohne dass sie sich langweilen. Und das sollte man ihnen ja durchaus gönnen. 😉

Bis spätestens Samstag!!

Alles klar. Ich hab´s dir aber, auch wenn es anders gemeint gewesen wäre, nicht übel genommen.:-) Denn irgendwann ist es auch wirklich zu viel. Egal wie nett die Sendung ist. Fast alle neuen Sendungen und Filme sind zu hektisch und laut. Da fragt man sich, wieso sich alle fragen, woher die mangelnde Konzentrationsfähigkeit bei Kindern kommt.
Bis Samstag!Juhuu!

Ganz schlimm finde ich auch (gerne auch bei Filmen für Erwachsene), daß gesprochene Texte relativ leise sind, die einsetzende Musik aber entsetzlich laut. Da sitze ich schon mal einen Film lang mit der Fernbedienung in der Hand rum und stelle je nach Bedarf lauter oder leiser. Wer denkt sich denn sowas aus?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert