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Erziehung und Realität

Vom „Endgegner“, kindlicher Fantasie und Angst und Alternativen zum Computerspiel

ODER: Warum wir den Sohn und den Kater bei Wetten dass…?? anmelden.

 

Der Sohn hatte kürzlich eine schwierige Zeit.

Lustigerweise schrieb ich neulich ja noch einen Beitrag über Ängste und Sorgen von Kindern. Und unser  Problem ist/war ANGST.

Urplötzlich wollte der Sohn nicht mehr in den Kindergarten. Er kam allerdings eine Weile nicht so recht mit der Sprache heraus. Einen Tag klappte es wieder besser als den anderen Tag. Ich kam der Sache nur schleppend auf die Spur. Nach und nach setzte sich ein Puzzle zusammen.
Der Sohn hat viel Fantasie, wenn gleich ich ihn stets sehr unerschrocken gegenüber Fantasiegestalten fand.
Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, dass man sich als Kind manchmal vor banalen Dingen fürchtet und die Dinge, die Erwachsene als bedenklich einstufen, werden von Kindern als ganz harmlos empfunden und umgekehrt.
Der Sohn hatte Angst vor einer virtuellen Figur, die er noch nie gesehen hatte. Diese virtuelle Figur ist der Endgegner in einem Computerspiel, das einer seiner Kindergartenfreunde scheinbar schon einmal gespielt hat oder zugesehen hat, wie es jemand spielt.
Jedenfalls ist der Kindergartenfreund von dieser Figur sehr fasziniert und erlebt die Lust am kleinen Grusel und erzählt offenbar sehr lebhaft davon. Der Sohn ist nun ebenso fasziniert, aber allein durch Erzählungen davon. Er fürchtete sich in letzter Zeit richtig vor dem imaginären „Feind“.
Kindliche Phantasie kann ja manchmal wahre Purzelbäume schlagen und das Unbekannte aufblähen bis dorthinaus.

Der Sohn glaubte nun, der virtuelle Feind wohne im Kindergarten. Außerdem träumte er vermehrt schlecht, und zwar vom „virtuellen Feind“.

Nun müssen wir den „Feind“ kennenlernen. Der virtuelle Feind ist in einem Jump and Run Spiel zu finden. Und ich wollte mir dieses nun nicht anschaffen, noch selber spielen (dann bleibe ich nämlich da tagelang vor hängen bis ich alle Level geschafft habe 😁), noch die Kinder spielen lassen. Denn ich glaube zu wissen, dass das noch zu früh ist für meine Kinder.

WEIL:
Der Herr Papa ist auch sehr Medien bewandert und interessiert. An einem regnerischen Nachmittag hatte er sich überlegt dem Sohn zu zeigen, dass Bilder und Videos nicht immer die Realität zeigen.
Die Lieblingsdrachenspielfigur wurde vor einem Greenscreen fotografiert und dieses Foto schließlich in ein Foto von unserem Haus montiert. Der Sohn saß die ganze Zeit dabei und sah und bekam erklärt, was gemacht wurde. Schließlich animierte der Herr Papa den Drachen und ließ ihn noch mit den Flügeln schlagen und hinter unserem Haus aufsteigen. Ab da war es um den Sohn geschehen. Er rannte zum Fenster und fragte, wo denn jetzt der Drache wäre. Wieso er ihn nicht sehen könnte.

Nichts desto trotz dürfen unsere Kinder Computer spielen. Allerdings sind das immer nette und ruhige Spielchen. Kapitän Fiete zum Beispiel. Das ist toll. Das macht niemanden hektisch und beinhaltet auch keine Figuren, die einen ängstigen könnten. Es gibt keinen „Feind“.

Nun habe ich auf you tube Videos gefunden, in denen Spielsequenzen von dem imaginär aufgeblasenen    virtuellen Feind und dessen Bezwinger zu sehen sind. Alles in allem nichts, was uns Erwachsene oder etwas ältere Kinder verschreckt. Aber der Sohn besah sich diese Szenen sehr genau und hatte danach Fragen. Viele Fragen! 🙂

Wir kamen in ganz weite Gefilde. Aber ganz weit. Ich musste, ich versuchte zu erklären, dass das Spiel von einem Menschen ausgedacht und in den Computer programmiert worden ist. Ich musste ausholen und die reale Welt, die Fantasiewelt und die virtuelle Welt irgendwie kindgerecht beschreiben. Dann wieder die Sache mit dem Programmieren und Ausdenken und dann noch, dass die Spielfiguren von einem Menschen gesteuert werden.
Der Sohn fragte, was denn sei, wenn der „Feind“ den Spieler besiegt. Und warum denn die Figuren kaputt gehen. Wenn ein Lebewesen kaputt ginge, würde das doch tot heißen.
Ich erklärte so gut ich konnte. Und musste noch viele Fragen zu dem virtuellen Feind beantworten. Auch wollte der Sohn wissen, wie das Spiel weiter ginge, wenn man diesen speziellen Feind besiegt hätte. Und wie der Spieler das denn überhaupt schaffen könnte.
Schließlich fiel ihm ein, dass er auf einer Weltkarte im Kindergarten den heißen Erdkern mit anderen Kindern angesehen hätte. Und dass es da ja ganz heiß sei und man dort verbrennen würde. Auch wenn man feuerfeste Schuhe anhätte. Der virtuelle Feind könne da aber bestimmt in den Erdkern hinein. Ich sagte, das könne er so oder so nicht. Das könne nichts und niemand. Alles und jeder würde dort verbrennen. Der Sohn nickte zunächst und sagte dann, der Feind sei aber doch ganz stark. Ich erklärte nochmal, dass das ja nur eine Spielfigur sei, die es nur IM Computer gäbe.
Da sprach der Sohn: „Also, es ist nur eine Spielfigur. Dann ist die ja aus Holz. Die verbrennt ja auf jeden Fall im Feuer!“

Da merkt man, wie abstrakt die virtuelle Welt für Kinder ist. Vielleicht sind andere 5 Jährige da schon weiter. Der Sohn steckt da noch irgendwie fest. Vielleicht auch weil er immer alles ganz genau wissen möchte.
Aber wir sind diesem Angstthema ganz gut bei gekommen. Er „kennt“ den Feind nun besser und fürchtet sich erstmal nicht mehr. Er hat aber noch viele Fragen und ist seit ein paar Tagen immer noch mit dem „Feind“, der Technik und der Theorie beschäftigt.
Wir werden auch noch eine ganze Weile immer mal wieder die ausgesuchten Spielsequenzen ansehen müssen. Bei sowas ist er gründlich.

Bis der Sohn dann soweit ist und die virtuelle Welt und die reale Welt einigermaßen auseinander halten kann, darf er einfach in der realen Welt mit einem ferngesteuerten Auto spielen.
Dabei wird die Auge-Hand-Koordination geschult, räumliches Vorstellungsvermögen (wenn man auf einer Stelle stehen bleibt und das Fahrzeug über einen Parcours fahren lässt) gefördert. Und es findet an der frischen Luft statt. Und alles mit Spaß und ohne Feind und Hektik.

Der Sohn macht das ziemlich gut mit dem ferngesteuerten Auto. Ich finde sogar sensationell gut. Bestimmt ist er hochbegabt. ;-D Das muss man nutzen:
Wir melden ihn einfach mit unserem Kater zusammen bei Wetten dass …?? an. 😉

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