Das Los mit dem Mitgefühl.
Es gibt bei mir so ganz banale Momente, da könnte ich heulend zusammen brechen, weil ich unendlich Mitleide. Mal ganz davon abgesehen, dass ich wahre Dramen nur aushalten kann, wenn ich sie nicht richtig an mich heran lasse. Sonst geht nämlich nix mehr. Ich habe mir eine halbwegs harte Schale zugelegt. Ich kann mein Gefühlsleben einigermaßen kontrollieren.
Früher als Kind hatte ich super oft so banale Situationen, in denen mir auch so komisch schlecht wurde und ich es kaum aushalten konnte, wenn ich an der Situation nichts wirklich ändern konnte.
Ein Beispiel von vielen:
Ein Kind sitzt mit seiner gefüllten Butterbrotdose auf dem Schulhof. (Früher aß man noch auf dem Pausenhof 🙂 ) Die Butterbrotdose ist von der Mama liebevoll zurecht gemacht worden. Das Kind beginnt zu essen. Ein anderes Kind kommt und reißt dem frühstückenden Kind einfach die Brotdose aus der Hand und entleert den Inhalt lachend in eine Mülltonne.
Das ist für mich fast schon emotionale Folter. Ich zergehe vor Mitleid. Das Kind weint natürlich. Und ich fühle den Zorn und die Hilflosigkeit. Ich fühle, dass sich das Kind über das andere freche Kind ärgert. Dass es sich ärgert, dass das Frühstück hinüber ist. Dass es nun hungrig bleibt. Dass es sich wundert, wieso das andere Kind sowas Bescheuertes macht. UND ich fühle, dass das Kind traurig ist, weil die Mama hatte eine sooo schöne Frühstücksdose zurecht gemacht. Extra für das Kind. Und das freche andere Kind hat diesen alltäglichen kleinen Liebesbeweis einfach kaputt gemacht.
Das arme Kind. Die arme Mama.
Vielleicht fühle ich da auch etwas zu viel? Keine Ahnung.
Aber so empfinde ich.
Neulich hatte ich dann mit dem Sohn ein Erlebnis, welches mir wieder einmal ein solches Gefühl bescherte.
Ich kam im Kindergarten an und der Sohn kam aus der hintersten Ecke des Außengeländes angetrabt. Er trug seine Schuhe in den Händen und kam auf mich zu. Er lächelte, aber verzog schon sein Gesicht, als würde er gleich weinen.
Er hatte für mich ein paar Blümchen gepflückt und in seinem Schuh gesammelt, damit sie nicht kaputt und verloren gehen. Die wollte er mir schenken. Leider hatte ein anderes Kind ihm einige Blümchen abgeluchst und kaputt gemacht. Der Sohn erzählte mir davon, unterdrückte ein Schluchzen und vergrub sein Gesicht an meinem Bauch. Er hatte die Blumen extra für mich gepflückt, um mir eine Freude zu machen und das andere Kind hatte diesen Plan quasi mit Füßen getreten.
Ich wusste ganz genau wie er sich fühlte.
Ich sagte aufmunternd, dass ich seinen Ärger sehr gut verstehen könne. Und ich wüsste genau wie lieb er es gemeint hätte und würde mich schon allein über die Idee riesig freuen. Die restlichen Blumen seien ja nun auch heil geblieben und auch sehr schön!
Das andere Kind hatte die Situation beobachtet und es tat ihm auch leid. Es kam und brachte noch ein paar Blümchen, die heil geblieben waren und entschuldigte sich. Was ich wiederum auch sehr süß fand. Es milderte sowohl meine „Übelkeit“ als auch die vom Sohn.