Kategorien
Es könnte so einfach sein

Wenn man morgens aufsteht….

Es herbstelt, wenngleich draußen im Garten merkwürdige Dinge passieren. Das Mirabellenbäumchen hatte zwei Blüten! Zwei echte Blüten! Die waren festgewachsen. Ich hab´s ungläubig überprüft. Eine Waldrebe blüht fleißig seit 2 Wochen und die Mageriten im Vorgarten auch.

Ansonsten aber herbstelt es. Das Laub wird gold, es wird früher dunkel und bleibt auch länger dunkel. Ich hatte es ganz vergessen: damit einher geht bei mir eine Art Morgengemuffel. Ich erwache vom Wecker oder Kindergeplapper. Die Fragen der Kinder…ich verstehe sie noch nicht. Mein Sprachzentrum vernimmt nur Laute und Stimmungen, keine Inhalte.
Sinnvolle Inhalte werden in meinem Hirn auch noch nicht produziert. Zumeist wanke ich von einem Harndrang gertieben ins Bad, umtippelt von plappernden Kindern.
Sie haben so viele Fragen, an dem noch so dunklen Morgen. Was ist Atomkraft…dringt es an meinen Verstand. Ooooch, nicht doch solche Fragen um diese Zeit. Wie kommt der Sohn da jetzt drauf?

„Mama, ich zieh nur mein Erdbeerenkleid an!“ verkündet das Sirenchen.
„Äh…ja….äh…nein, was drunter ziehen..“(toller Satz) brumme ich.
„Mamiii, haba Kacka macht!“ verlautet das Knöpfchen.
Wie schön ist doch so ein Herbstmorgen.
Die Atomkraftfrage wird mehrfach wiederholt, ich brumme nur, unfähig zu sprechen. Wo ist das Toilettenpapier, eigentlich?
Ich blicke mich suchend um und mache pantomimische Bewegungen und blicke auffordernd. Der Sohn versteht und holt die Rolle Klopapier aus dem Kinderzimmer. Da war sie nachts gebraucht worden, wegen Nasenbluten.
Vielen Dank, denke ich und was für ein schlechtes Vorbild ich doch bin. Aber ich kann noch nicht so viel sprechen. Das Sirenchen kommt NUR in ihrem Erdbeerenkleid. Ich schüttele nur den Kopf. Sie geht wieder. Das Knöpfchen kommt zu mir und sagt wieder: „Haba Kacka macht. Hiech mal“
Och, denke ich. Muss nicht sein. Ziehe ihr aber die Windel aus und sehe erleichtert, es ist nur Pipi. Das Sirenchen kommt wieder ins Bad und trägt nun Socken  und ein langärmeliges Shirt darüber. Schon besser, denke ich und blicke wortlos unter ihr Kleid. Ich schüttle wieder den Kopf und weise verbal darauf hin, dass sie sich fürchterlich die Blase entzünden würde, wenn sie bei diesem Wetter keine Hose unter dem Kleid trüge. Der Sohn zeigt mir eine Anstecknadel mit Atomkraft-nein danke Aufschrift. Ach, so. Was ist Atomkraft eigentlich? Oh, Mann, ja, wie soll man das kindgerecht erklären, morgens früh im Dunkeln und schlaftrunken, wo einem ja schon für die einfachen Dinge die Worte fehlen. „Frag den Papa!“ sage ich knapp. Und finde mich genial. Der weiß sowas sowieso besser als ich.

Das Sirenchen erscheint schließlich mit einer Jeans unter dem Kleid. Immerhin. Ich lass das jetzt so.
Der Sohn läuft immer noch im Schlafanzug durchs Haus und will wissen was Atomkraft ist. Ich husche schnell in den sehr kleinen, aber sehr ruhigen begehbaren Kleiderschrank. Das Sirenchen folgt mir und teilt mit, dass der Sohn seine Sachen suche. Ich ziehe mir wortlos irgendwas an. Was soll man sich auch anziehen an Dauernieselregentagen, an denen man nichtmal einkaufen gehen muss. Ich könnte auch einfach im Schlafanzug bleiben, einen Mantel und Gummistiefel drüber ziehen und so zum Kindergarten fahren. Sieht ja keiner, denke ich.
Der Sohn sitzt mittlerweile jaulend im Bad und beklagt seine „versteckten“ Sachen. Sie liegen direkt neben ihm. Das sage ich ihm auch. Er fragt verzweifelt: „Wo?“
Ich schließe theatralisch und demonstrativ die Augen und atme laut ein und aus. Es klingt ein bisschen wie Schnauben. Da greift er neben sich und kleidet sich an. Geht doch. Derweil stülpe ich dem Knöpfchen noch schnell eine Hose und einen Pulli über und gehe schon nach unten in die dunkle Küche. Ich muss noch Brotdosen zurecht machen. Das Sirenchen poltert mir laut aber fröhlich die Treppe hinterher runter. Das Knöpfchen beklagt am oberen Treppenabsatz sie könne nicht mehr laufen. Und das direkt nach dem Aufstehen…

Während ich unter dem pausenlose Geplapper die Brote schmiere, stelle ich mir vor, wie ich in Ruhe einen Kaffee trinke, schöne Musik höre und warte, dass es hell wird. Die Vorstellung muss manchmal reichen.

Und so stelle ich mir auch vor, dass ich nicht schon vor dem Verlassen des Hauses über 3 Puppenwagen, eine Ritterburg und diverse Schuhe und Jacken klettern muss. Eben war der Weg doch noch frei….und der Kaffe noch warm…

2 Antworten auf „Wenn man morgens aufsteht….“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert