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Corona-Quarantäne- Woche 1

Die erste Woche Quarantäne liegt hinter uns. 

Meine Gedanken springen von totaler Zuversicht und entspannter Entschleunigung, bis hin zu betäubter Ratlosigkeit und manchmal bin ich auch schwermütig.

Das ist doch alles völlig surreal.

Unser Stundenplan trägt uns allerdings gut durch die Zeit und sorgt für Klarheit.

(Vor allem für unser wildes Mädchen ist das wichtig. Andernfalls dreht sie völlig durch. Zwischendurch tut sie das auch trotzdem. Sie spürt, wie immer, jede feine Schwingung.)

Also, hier weiß jeder was dran ist und auch das Vorschulkind kommt zurecht. Sie spielt viel frei oder malt. Und das Baby-Mädchen robbt, schiebt und krabbelt zwischen unseren Beinen umher. Und zieht sich auch hoch. Alles ist spannend. Alles wird erkundet. Und es ist toll, dass alle da sind.

Die Schule hat Lernpläne für die Quarantänezeit per mail gesandt. Es ist nicht so, dass ich persönlich das wichtig für die Kinder finde. Es täte ihrem Lernzuwachs keinen Abbruch, einfach 5 Wochen nichts für die Schule zu tun. Allerdings ist es gut Beschäftigung zu haben, die u.a. nicht nur aus Spielen besteht. Ich müsste mir sonst alles selbst ausdenken. Unser wildes Mädchen arbeitet überaus gerne ihre Pläne ab. Und ich fürchte am Ende muss ich ihr noch Aufgaben drauf packen. Sie liebt das wirklich. Der Sohn hingegen nicht so. 

Darüber hinaus mache ich viel „Kunstunterricht“. Zur Freude aller. Auf dem Titelbild seht ihr die jüngsten Werke. Ich habe einen Rohling vorgegeben und die Kinder hatten zur Aufgabe diesen nach eigener Idee zu gestalten. Bedingung war: Der Hampelmann muss bunt sein und man darf kein weißes Papier mehr sehen. 

 

Verabredungen mit anderen gibt es keine.

Zu Beginn der ganzen Situation glaubte ich noch, man könne sich vielleicht mal an der frischen Luft mit einer anderen Familie treffen. Jedoch fällt das nun auch komplett weg. Die Infektionszahlen steigen weiter rasant und wir leben im Hotspot. Ich empfinde Einkaufen schon als sehr grenzwertig. Ich erwischte kürzlich einen ungünstigen Zeitpunkt, obwohl ich dachte azyklisch unterwegs zu sein. Sehr viele Menschen erlebe ich, wenn ich denn mal ein paar Schritte draußen bin, als entspannt aber rüscksichtsvoll. Aber es gibt ein paar Menschen, die es immer noch nicht verstanden haben. Erschreckend viele in einer Altersgruppe mit einer bestimmten Gesinnung. 

Nach wie vor habe ich, haben wir, keine Angst vor dem Virus an sich. Denn unsere Kernfamilie ist keine Risikogruppe. Allerdings muss man ja nun ganz klar sagen, dass die Masse an Infektionen das Problem sind.

Wir sehen es im direkten Umfeld. Die Risikogruppen haben natürlich Sorge um die eigene Gesundheit. Die nahen Verwandten können wir darum auch nicht besuchen.  Und ich möchte auch nicht, dass jemand, egal ob wegen des Coronavirus oder aus einem völlig anderen Grund in Not ist, keine passende Behandlung erfahren kann, weil das System überlastet ist. Nehmen wir an, eines unsere Kinder hätte einen Blinddarmdurchbruch, jemand einen Unfalll oder was auch immer und müsste ins Krankenhaus…

Apropos. Man bedenke, dass viele Krankenhäuser bereits keine oder sehr sehr begrenzt Besucher mehr zu den Kranken lassen. Das ist aktuell sehr gut! Das beruhigt mich, so schleppt niemand unnötig was ein. Aber es ist für die Kranken und deren Angehörigen eben auch belastend. Jemand, der nach einer OP auf der Intensivstation liegt, liegt da faktisch gerade alleine! Telefonieren ist da auch schwierig. Das ist nicht schön! (Erleben wir gerade als Familie und das lastet zusätzlich auf uns allen.)

Und der Peak der Corona-Krise  ist nicht noch nicht erreicht. Das wird definitiv nicht entspannter in der nächsten Zeit, wenn man wegen irgendwas ins Krankenhaus muss.

In unserer Nachbarschaft wächst allerdings gerade ein Netzwerk für den Ernstfall. Wenn einer betroffen sein sollte oder nicht mehr raus kann oder will, dann können wir füreinander einkaufen und uns aushelfen.

Nachrichten lese ich übrigens außschließlich. Im Fernsehen und im Radio laufen, wenn überhaupt, nur Kindersender.  Somit bekommen die Kinder nicht ungefiltert eine Flut an Hiobsbotschaften. Ich kann ihnen so kindgerecht alle Fragen beantworten und ihnen auch  neue Entwicklungen erklären.

 

Zurück zu unserem Quarantäne- Stundenplan.

Gestern haben wir die Lernzeit aus dem Vormittag in den Nachmittag geschoben. Einfach, weil die Kinder morgens ins freie Spiel fanden und sehr zufrieden waren. Warum sollte ich sie da unterbrechen? Zumal ich selbst weiter mit meiner Erkältung  „kämpfe“. Der Schnupfen ist in die Nebenhöhlen gezogen. Ich bin einseitig fast taub und ganze zwei Tage hatte ich fiese Ohrenschmerzen. Ohne Ibuprofen ging es nicht. Da wir ja nun die komplette Zeit zu Hause verbringen, habe ich ja aber Zeit, sämtliche Hausmittel regelmäßig anzuwenden. Ich „dufte“ nach Zwiebeln, hänge ständig unter einem Handtuch oder dusche unter interessierten und leicht angewiderten Blicken der Kinder meine Nase. Ein bisschen wie Schaulustige bei einem Unfall. 

Außerdem trage ich pausenlos eine Mütze, weil es sich angenehm am Ohr anfühlt. In Kombination mit den Zwiebelsäckchen komme ich mir optisch abwechselnd vor wie van Gogh oder ein Wichtel.

Da das Wetter die ganze Woche schön war, waren wir viel im Garten. Ich bin unendlich dankbar, dass wir diesen Luxus haben. Die Mädchen haben zu ihrer eigenen Freude und zur Freude Nest bauender Vögel eine Schlammloch ausgehoben. Genau unter der Schaukel. Wenn die Mädchen nicht gerade kreischend mit den Gummistiefeln in dem Schlammloch stecken, sammeln die Vögel dicke Lehmklumpen.

Die Gummistiefel hätten die Kinder sich übrigens sparen können. Vor allem das „Fuschulkind“ hat die Stiefel geflutet. Sie sind nicht nur außen schlammig, sondern auch innen drin.

Und so verlief die erste Woche insgesamt geordnet und unkompliziert. Und dank Stundenplan freuen sich die Kinder ehrlich aufs Wochenende. 😀 

Mal schauen, was die nächste Woche bringt.

2 Antworten auf „Corona-Quarantäne- Woche 1“

Liebe Beatrice,
wie immer lese ich deine Beiträge sehr gern.. auch wenn ich nicht immer „Zeit“ dafür habe und bewundere dich für deine Kreativität, selbst wenn du mit Kopf-unterm-Arm deinem Mama-Dienst nachgehst (wenn ich müde bin, bin ich GAR nicht kreativ, leider).
Ich habe EIN Mädchen zu Hause, dass auch schon in der 9 Klasse ist, aber seit geraumer Zeit mit difusen Beschwerden (erst Halsweh, dann Magen-Darm, wieder Halsweh..) immer wieder nicht in die Schule konnte (noch G8 Bayern, früh eingeschult). Die Situation wurde nun belastender je mehr „Corona“ dazu kam und mir war klar, dass ich -wenn es geht- jeden unnötigen Arztbesuch (Panik: Krankenhaus!) vermeiden wollte. Ich selbst bin halbtags beschägtigt mit der Möglichkeit, fast jederzeit Home Office machen zu können.
Ich bin nun wegen der andauernden Bescherden meiner Tochter schon seit letzter Woche im Home Office und merke wie ich immer angespannter wurde (ich muss mich konzentrieren können für meine Arbeit) und das natürlich auch auf meine Tochter übertrage, ob ich es will oder nicht.
Wir waren nach einem starken Bauchwehanfall nun doch beim Hausarzt (letzte Woche), der sie auch ganz rücksichtsvoll untersucht hat – ich wollte eben den NOTfall ausschließen (z.B. Blinddarm).
Nach der Untersuchung ging es ihr auch schon wieder besser, ist aber immer noch überempfindlich und reagiert auf Druck/Stress sofort mit Bauchweh.
Nun kam der Anruf vom Gesundheitsamt: Wir sind in Quarantäne, da wir „Kontaktpersonen“ sind (Daten dürfen sie nicht herausgeben) – mir war schnell klar, dass es der Arzt sein musste – zuerst natürlich ein Schreck. Da wir aber eigentlich seit Wochen mehr oder weniger schon Quarantäne ausüben (meine Tochter war schon vor dem Arztbesuch krank zuhause und ich im HomeOffice), ist weitestgehend auszuschließen, dass wir wiederum etwas weitergeben haben. Zeitgleich habe ich mich nochmal mit den Symptomen beschäftigt und komme nun zu der Erkenntnis, dass meine Tochter einen „Reizdarm“ hat- aus Stress, nicht auskurierter Krankheit, was auch immer. Seit 3 Tagen nimmt sie nun ein Aufbaumittel und es geht nun langsam besser!
Was ich damit sagen möchte: In den unsrigen vor-Corona-Zeiten sind wir so verplant (dass du allein immer 4 ! Kinder morgens „fertig machen“ musst) und terminiert, dass wir dem Bedürfnis der Kinder (und uns selbst) nach Ruhe und einfach nur Zeit für sich selbst gar nicht mehr gewahr werden. Meine Tochter war rückblickend seit Januar am „Hinterherhinken“. Nun hat es sich bei im Bauch manifestiert und bin derzeit nur froh, dass wir die Schule sukzessive zu Hause nach- und aufholen können. Der normal allgegenwärtige (Zeit)druck wird mir nun sehr bewusst (z.B. Fahrzeit von täglich einer Stunde, entfällt gerade!). Das eigene Zeitmanagement, das wir nun genießen dürfen, finde ich sehr enstpannend und sehe darin auch die Chance für Mensch und Familie, sich über gewisse Abläufe bewusst zu werden. Meine Gedanken sind bei allen, die ähnliche Unsicherheiten erleben (ob wegen Krankheit, Anteilnahme Bedürftiger -denen, man die Situation eben nicht erklären kann). Ud daher finde ich sehr gut, dass du deinen Kindern die Medien ersparst! Die Kinder spüren natürlich auch so, dass es gerade eine massive Veränderung im Alltag gibt und gerade ist jeder gefordert, hier vernünftig zusammen zu handeln. Der Bauch meiner Tochter ist für mich ein großer Wink mit dem Zaunfall (Betonpfeiler), hier noch aufmerksamer (im Sinne von liebevoll nicht panikmachend) zu sein. Ich glaube, dass auch mit deinen Beiträgen gerade ein Vorbild bist und Mut machst, Danke für deine ehrlichen Beiträge!

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass diese Zeit im Miteinander bewätigt wird und wir uns geseitig schützen!

Viele liebe Grüße
Kalinka

Liebe Kalinka,
danke für deinen langen Kommentar. Wow! Ich hoffe, es geht deiner Tochter schnell besser. Sie ist auch nicht das einzige Kind, welches auf Stress und Druck mit Bauchweh reagiert. Da kenn ich einige Kinder, sogar schon in der Grundschule. Wie wunderbar, dass du problemlos im Homeoffice arbeiten kannst, seitens des Arbeitgebers. Das müsste es viel öfter geben. Wenn gleich man sich mit Kind zu Hause natürlich erstmal umgewöhnen muss und die Konzentration leidet. Ich hoffe sehr, dass wir alle diese aktuelle Krise nutzen können, um Prioritäten neu zu stecken und uns alle ein bisschen besonnener zu sortieren. Ich merke an meinen Kindern, dass sie die freie Zeit ohne jegliche Termine auch immer genießen. Jedenfalls für einige Zeit.
Ich bin gespannt, was uns noch alle erwartet.
Bleibt gesund!
Liebe Grüße!
Beatrice

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