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...und was es sonst noch gibt seufz

Was ne wirre Woche

Die Woche begann mit meiner zweiten Impfung…Erleichterung…

Und der zufälligen Feststellung, dass eine Nachbarin und ich, beide unwissend, vor über 12 Jahren mal zusammen auf einer Bühne gestanden haben. Achtung: in Erfststadt! Kein Witz. (Kam durch einen Zufall raus, es gibt sogar ein Foto auf dem wir beide direkt nebeneinander drauf sind.)

Und die Woche begann auch mit der Aussicht auf Dauerregen. Sommer-Pause. möp

Ich stellte mich also auf Regen und auf Nebenwirkungen ein und erlaubte den Kindern mehr Medienzeit.

Tatsächlich blieb es am nächsten Tag draußen noch trocken und ich fühlte mich lediglich etwas matschig und dümpelte auf dem Sofa rum. Die Einstichstelle zwiebelte. Abends wurde ich wieder munter und fragte mich, ob ich vielleicht nur müde vom Rumliegen gewesen sei. 

Am nächsten Tag wollte ich wieder durchstarten. Das Wetter schlug mir aber aufs Gemüt. Es regnete ohne Unterlass. Der Mann meinte, bevor er zur Arbeit fuhr, ich solle zwischendurch mal einen Blick in den Keller werfen. Bei starkem Regen wird es manchmal in einer Ecke etwas feucht. Und für den aberwitzigen Fall eines stärkeren Wassereinfalls, kramte ich die kürzlich neu erworbenen Gartenpumpe aus dem Gartenhäuschen. Die sollte eigentlich zum Entleeren unseres Planschbeckens sein, damit ich nicht alle drei Tage mit den Gießkannen hantieren muss. 

Obwohl der Sohn schon ab vormittags einen Freund zum Spielen da hatte, erlaubte ich den Kindern nahezu ausufernde Medienzeit. Es war einfach zu deprimierend da draußen und ich hatte irgendwie keinen Nerv auf Diskussionen. 5 Kinder und ich starrten abwechselnd auf den Bildschirm oder aus dem Fenster. Im Garten bildeten sich Tümpel. Im Keller ein paar feuchte Flecken.

Ich machte mit K4 am späteren Nachmittag dann noch eine kleine Runde zum Briefkasten und wir beide bestaunten das weiterhin pausenlose Prasseln des Regens, die Rinnsale und kleinen Bäche, welche sich über Straßen und Gehwege bewegten und fröhlich plätschernd in die Kanalisation ergossen. Wir waren trotz Regenschirmen schnell nass.

Der Spielkamerad wurde alsbald abgeholt und ich sah nochmal im Keller nach. Da waren dann aber keine nassen Flecken mehr, sondern Pfützen. Etwas konfus kramte ich ein paar Dinge hin und her, in der Hoffnung, sie blieben trocken. Ich rief den Mann an. Aber das Mobilfunknetz sponn. Die Verbindung wurde unterbrochen. 

Die Kinder kamen auch in den Keller und waren erstaunt, aufgeregt aber auch ängstlich. Vor allem eines der Kinder bekam Angst, denn was wäre, wenn der Keller ganz voller Wasser liefe. (Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir nicht, was andernorts bereits für Dramen passierten.) 

Ich beruhigte, besprach aber auch, was im Falle einer richtigen Überflutung zu tun wäre. Ein bisschen aufgeregt war ich auch. Der Garten war nun zur Hälfte Knöcheltief unter Wasser.

Dem Wetterbericht entnahm ich dann, dass es gegen 21 Uhr aufhören würde zu regnen und bekam am Rande mit, das ein Autobahnkreuz, an dem der Mann definitiv auf seinem Heimweg vorbei müsste, halb gesperrt sei. 

Im Keller wurden die Pfützen größer. Ein paar noch verschlossene Pakete mit Regalen für den Keller standen (eigentlich trocken) nun im Wasser und waren schon so aufgeweicht, dass ich sie nicht anheben konnte, ohne dass unten der Inhalt herausfiel. Alles, was da im Keller so lagert, ist auch so schwer. 

Ich rief den Mann nochmal an, ob er nicht früher kommen könnte und informierte ihn über die Teilsperrung des Autobahnkreuzes. Die mobile Verbindung war eine Katastrophe und unsere Hummel motze und weinte pausenlos. Sie war müde, überdreht und spürte die Aufregung.

Der Mann fuhr dann zwar früher los, aber es dauerte. Ich ließ den Keller erstmal Keller sein und versuchte die Kinder mit Essen zu versorgen und Ruhe herzustellen. Weinende Kleinkinder und ängstliche größere Kinder und Ausnahmesituationen sind ganz ungünstig zusammen.

Im Keller wurden die Pfützen größer und tiefer und zwar in allen Räumen. Ich tauschte meine Latschen gegen Gummistiefel und vergewisserte mich, dass alle Stromleitungen und Steckdosen im Keller hoch genug lagen und ich nicht etwa in Kürze mit einem Stromschlag rechnen müsste. 

Der Garten stand mittlerweile komplett unter Wasser. Ein bisschen ratlos war ich. Ein Kind hatte weiter Angst. Ich erklärte wieder alles, was theoretisch passieren könnte und wie man dieses Problem dann löst. 

Ich beauftragte die Geschwister auf die Hummel aufzupassen  Auf der Straße vor dem Haus floss das Regenwasser weiter zuverlässig in den Kanal. Die Nachbarn von Gegenüber beklagten auch einen Wassereinbruch im Keller. 

Als der Mann nach gefühlten Ewigkeiten ankam, war er sehr aufgekratzt. Die Fahrt war das reinste Abenteuer gewesen, mehrfach hatte er befürchtet, er käme gar nicht mehr zu Hause an. Straßenunterführungen waren teilweise schon nicht mehr befahrbar. Straßen standen grenzwertig hoch unter Wasser. Überall sprudelte es. Am Anfang unserer Straße sprudelte wohl auch das Wasser schon aus den Gullies heraus. Unsere Smartphones bekamen gefühlt halbstündig Warnnachrichten.

Etwas hektisch räumten wir dann zusammen einige für uns wertvolle Dinge aus dem Keller nach oben. Denn, wenn der Kanal auch auf unserem Straßenabschnitt überliefe, dann würde der Keller schnell volllaufen. Es nässte schon am Kanalbfluss an der Wand.

Wir haben einen alten Keller und dort gibt es noch eine Sickergrube, welche sich als sehr nützlich erwies. Das Wasser der anderen Räume floss in kleinen Bächlein Richtung Sickergrube. Die alte Pumpe darin war länger nicht in Gebrauch gewesen, da die Sickergrube von uns nicht wirklich gebraucht wird. Also nahmen wir die neue Gartenpumpe dazu.

Den Gartenschlauch schlossen wir an die Pumpe an und legten ihn ganz hinten in unseren Garten, denn vorne der Kanal schien ja schon kurz vorm Kollaps. Als wir die Kellertür nach draußen öffneten, stand da auch das Wasser schon und lief gleich munter zur Tür herein. 

Die Gartenpumpe war super. Schneller als es in die Sickergrube nachfloss, leerte die Pumpe. Wir fegten und schoben zusammen nachlaufendes Wasser Richtung Sickergrube. 

Die Kinder übernahmen das Fegen. Der Mann delegierte und bewachte die Pumpen. Ich brachte die Hummel ins Bett. Der Regen hörte auf.

Das war der Moment, an dem die Kinder Spaß an der Arbeit im Keller fanden. Sie sahen es funktionierte das Wasser so auf niedrigem Niveaus zu halten. Sie konnten mithelfen den Keller unseres zu Hauses vor dem Ärgsten zu bewahren. Wenn es weiter geregnet hätte, hätte das alles sehr wahrscheinlich nicht mehr geholfen. 

Als das Wasser nur noch langsam nachlief, schickten wir die Kinder auch ins Bett und machten selbst erstmal eine Pause. Dann kam die Warnung eines Gefahrenstoffaustritts im Ort, was uns wahrscheinlich aber nicht direkt betreffen würde. Der Wetterbericht meldete mögliche weitere heftige Regenfälle zwischen 12 Uhr und 2 Uhr nachts.

Wir blieben noch lange wach und bewachten das Geschehen im Keller. Die Nacht blieb dann aber ruhig. Es kam kein Regen und auch keine Warnung mehr.

Als ich am nächsten Tag die Nachrichten las, wurde mir ganz schwindelig. Während wir in unserem kleinen Heim ganz mit uns beschäftigt gewesen waren, war andernorts die Katastrophe hereingebrochen. Unfassbar. Da war unser Abend lediglich ein kleines nahezu vergnügliches Abenteuer gewesen. 

Ganz geheuer ist mir das seit dem nicht. Wir hören ständig Feuerwehrsirenen und Hubschrauber. Das sind Geräusche, die mich tendenziell nervös machen. Erftstadt ist nicht weit. Die Erft selbst ist „eine alte Bekannte“ von mir, in der ich unfreiwillig als 4 Jährige „ein Bad“ nahm und von der ich Jahre lang regelmäßig Alpträume hatte. Ein bisschen ist es so, als bekäme mein Unbehagen ob dieses an vielen Stellen immer noch begradigten Gewässers nun eine zusätzliche Berechtigung. 

Gefühlt ist um uns herum überall irgendwie gerade zu viel Wasser. Wir sind hier sicher. Aber die Bilder aus den Katastrophengebieten sind erschlagend. 

Ich war vorgestern auch nicht so entspannt, als der Mann zur Arbeit fuhr. Was weiß ich, wo noch alles im Nachgang ne Straße unterspült wird.

Mal davon abgesehen sind neben den ganz krassen Überschwemmungsgebieten auch viele Leute betroffen in Stadtteilen oder Orten, die in den Nachrichten gar nicht groß oder sogar überhaupt nicht erwähnt werden und deren Häuser ebenso für länger unbewohnbar geworden sind. Schlimm! 

Wir trocknen dann jetzt die feuchten Kellerwände und Böden und werden wohl auch noch das ein oder andere Teil dem Sperrmüll zuführen müssen. Aber das ist nahezu egal. Ich ärgere mich nicht. 

Ich hoffe sehr, es euch geht allen gut!

2 Antworten auf „Was ne wirre Woche“

Bei uns war es ziemlich heftig mit dem Hochwasser; ich wohne in Eschweiler-Weisweiler.
Wir selbst hatten nur den kompletten Keller knöchelhoch unter Wasser, hatten also wirklich Glück.
Klassenkameraden meiner Kinder hat es viel schlimmer erwischt; die Häuser sind aufgrund ausgelaufenen Heizöls zum Teil unbewohnbar. Manche mussten nachts (im Stockdunkeln wegen Stromausfall)von ortsansässigen Bauern mit Traktoren aus ihren Häusern geholt werden- die Feuerwehr und das THW standen zwar in Sichtweite, hielten einen Einsatz aber für zu gefährlich wegen der starken Strömung.
Die Schule der Kinder ist im Keller und im Erdgeschoss bis zur Decke voll Wasser gelaufen, es ist mehr als fraglich, ob dort nach den Ferien Unterricht stattfinden kann. Unser Schulweg durch den Park existiert nicht mehr, die Brücke ist weggebrochen und ein Stück vom Weg auch. Ganz schlimm ist es in der Altstadt von Stolberg- da sieht es aus wie im Krieg. Große Firmen wie Dalli und Prym sind zerstört, viele Leute haben jetzt keinen Job mehr.
Ich habe in den letzten 2 Wochen fast täglich geholfen: Freunden beim schlammschippen und in den Sortierzentren für Sachspenden und bei der Verteilung. Darüber könnte ich auch einen Roman schreiben; unglaublich, was da teilweise abgeht.
Von Normalität kann hier noch keine Rede sein, noch lange nicht.
Hätte ich niemals mit gerechnet, dass so ein Hochwasser mal UNS betreffen könnte.

Viele Grüße
Andrea

Liebe Andrea,

das ist ganz furchtbar, was da passiert ist. Hätte ich auch nie gedacht, dass auf so einer Fläche ein so großes Flutgebiet mit solchen Ausmaßen entstehen könnte. Wenn man die Bilder sieht (und ich weiß, dass sie nicht das transportieren können, was man vor Ort erlebt/sieht/wahrnimmt), dann kann ich sehr gut verstehen, dass manch einer nicht weiß, wie es jemals wieder weiter gehen soll. Das ist echt ein Brocken. Ich hoffe dennoch, dass alle neuen Mut fassen und sich eventuell sogar ein guter neuer Aufbau mit neuen Chancen entwickelt.
Ich danke dir für deinen kleinen Einblick. ❤️
Liebe Grüße und ich sende Kraft.

Beatrice

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