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Ziviler Ungehorsam versus Ich bringe die Brut durch

Während Marc Raschke vor wenigen Tagen mehrfach auf Instagram anmerkte, Eltern sollten mal mit ihren „Protestchen“ aufhören und endlich laut und deutlich mit „zivilem Ungehorsam“ aufbegehren, versuchen tausende von Eltern, so gut sie es kräftemäßig noch können, ihren Alltag zu bestreiten und die Kinder halbwegs gesund (physisch UND psychisch) durch diesen zweiten Pandemiewinter zu buxieren.

Es wäre sehr hilfreich, würden sich Leute wie Marc Raschke einfach mal laut für die Familien stark machen, anstatt auch noch drauf rum zu trampeln und illusorisch hohe Hürden als machbar aufzuzeigen.

Es erinnert mich an mein Studium. Einige Mitstreiterinnen und ich hatten nicht genug im Atelier der Kunstakademie gearbeitet und wurden zur Seite zitiert. Wir erklärten, dass wir aus finanziellen Gründen zum einen neben dem Studium jobben mussten und damit das Studium nicht zu sehr über die Regelstudienzeit hinaus ginge, mussten wir die Pflichtkurse der anderen Fächer halt auch besuchen. Wir hatten deshalb merklich zu wenig Zeit und Ressourcen für kreatives Arbeiten, was uns natürlich selbst frustrierte. Man schlug uns eine Bewerbung zu einem Stipendium vor. Aber erstens sind Plätze für ein Stipendium rar und hätten maximal einer von uns geholfen. Zum anderen war die Abgabefrist schon bald und auch dafür hätte eine ordentliche Mappe mit guten Arbeiten eingereicht werden müssen. Wir wollten es alle gerne, aber die Hürde war zu hoch. Egal wie sehr wir uns auch angestrengt hätten. (Die Person, welche das Stipendium vorschlug, war einst selbst in den Genuss gekommen, stammte aber nach eigenen Angaben aus durchaus solventen Verhältnissen.)

Anstatt mich aber länger über privilegierte Menschen aufzuregen, versuche ich hier alle bei Laune zu halten. Inklusive meiner Wenigkeit. 

Morgens warte ich grundsätzlich bis 9 Uhr, ob die weiterführende Schule sich eventuell wegen positiven Coronatests meldet, so nach dem Motto, holen sie sofort ihr Kind ab. Und nachmittags horche ich auf jeden Anruf, jede Mail, ob die Grundschule mal wieder positive Pooltests zu verzeichnen hat.

Dazwischen versuche ich die Kinder weiter möglichst sorglos durch die Zeit zu bringen und alle unschönen Seiten dieser Zeit von ihnen fern zu halten oder sie entsprechend abzufedern. 

Sportkurse am Nachmittag finden (noch) weitestgehend normal statt, wenn man davon absieht, dass wegen leichten Erkältungssymptomen schon wieder was ausfallen muss.  Der Alltag zeichnet sich zunehmend durch große Unzuverlässigkeit aus. „Mama, kann ich morgen zum Judo?“ „Wenn du nicht erkältet bist oder der Pooltest nicht positiv ist, dann ja. Also wahrscheinlich schon. Es sei denn, der Trainer sagt ab, wegen…du weißt schon…“

Dennoch bin ich trotz dieser Unwegsamkeiten froh, dass die Kinder überhaupt ihren Hobbys nachgehen können. Ihre besten Freund/innen treffen sie auch. 

Dennoch mache ich mir natürlich so meine Gedanken. Sie schwanken zwischen: Wenn die Kinder es nun „endlich“ mal hätten, hätten wir es hinter uns. Gleichzeitig würde ich sie gerne davor bewahren. 

Es wird ein überaus komplizierter Winter, in dem wir einmal mehr immer wieder abwägen müssen und uns durch die verschiedenen Infekte, die üblicherweise ja auch noch so auftreten und diese Pandemie wurschteln. 

Ich gebe mein Bestes, um die Kinder weiterhin möglichst sorglos und leichtfüßig durch diese Zeit zu bringen. Das ist überhaupt nicht leicht. Ein Kind wartet, wie schon immer, mit regelmäßigen sehr wütenden Episoden auf. Die Hummel ist nun in der Autonomiephase angekommen, was neuerdings vermehrt an den Nerven zerrt und die anderen Kandidat/innen in diesem Haus haben ja auch so ihre Themen.

Ich finde das einen ziemlichen Packen, den Eltern da nun schon im zweiten Jahr zumeist alleine stemmen.

 

Wie geht es euch derzeit? Bock auf zivilen Ungehorsam? 😜

3 Antworten auf „Ziviler Ungehorsam versus Ich bringe die Brut durch“

„Sie schwanken zwischen: Wenn die Kinder es nun „endlich“ mal hätten, hätten wir es hinter uns. Gleichzeitig würde ich sie gerne davor bewahren.“
Ja, genau das! Das unterschreibe ich zu 100%.
Gleichzeit bin ich aktuell aber total resigniert und auch fassungslos, wie die Politik durch ihre Vorgaben mit der Gesundheit unserer Kinder Roulette spielt. Und keinen interessierts. Hauptsache, die Leute können beim Schlagerboom, Wetten dass, etc. im Studio sitzen. Den Straßenkarneval nicht zu vergessen. Weil sie haben ja jetzt schließlich lange genug verzichtet. Wuuaaah. Ich hab so keine Lust mehr!!! Ich kann die Leute so verstehen, aber es hilft ja nichts…

Herzliche Grüße, und euch allen Gesundheit und Durchhaltevermögen! Lea

„Sie schwanken zwischen: Wenn die Kinder es nun „endlich“ mal hätten, hätten wir es hinter uns. Gleichzeitig würde ich sie gerne davor bewahren.“

Genau so ist es hier auch. Ich gehe davon aus, daß wir sehr bald in Quarantäne müssen. Schade ist, das meine Große bald Geburtstag hat und sich schon irre darauf freut. Letztes Jahr konnten wir ja schon keinen Kindergeburtstag machen.

Den Kindern sagen zu müssen, nein wir könnnen deine Freundinnen nicht einladen, ich hoffe daher sehr dass das klappt. Danach komme was wolle, wir schaffen das.

Und sobald eine Impfung für jüngere zugelassen wird, werden wir auch sie impfen. Nicht weil wir große Angst vor der Krankheit haben, sondern damit ein normales Leben stattfinden kann.

In diesem Sinne trotzdem eine schöne Adventszeit

Hier ist es so, dass wir weniger der Kinder wegen besorgt sind als wegen meinen Eltern, die mit uns im gleichen Haus wohnen.
An der Grundschule werden die positiven Pools immer häufiger („zum Glück“ bisher nur in anderen Klassen)und es gibt so viele unnötige Ansteckungsmöglichkeiten wie z.B.die wilde Durchmischung Kinder aus allen Klassen im vollgestopften Schulbus. Hauptsache die Stadt kann Betrag X bei den Fahrtkosten sparen.
Außerhalb der Schule gehen die Kinder 1x pro Woche zum Musikunterricht und dürfen sich mit ihren besten Freunden treffen (am liebsten draußen).
Langsam zerrt die ganze Situation gehörig an den Nerven.

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