Das Jahr könnte nicht ereignisreicher starten. Und genau genommen, weiß ich nicht mal, wo ich anfangen soll zu berichten.
Unsere Baustelle geht endlich weiter. Fenster sind drin. Schlitze für Kabel werden gestemmt. Verputzen. Handwerker laufen durchs Haus. Das Zimmer der Hummel ist aktuell nicht nutzbar, da wurde eine Terrassentür eingebaut und es fehlen noch ein paar Sachen. Staub auf fast allen Laufwegen im Haus. So oft kann ich gar nicht saugen und wischen, um das zu vermeiden.
Unser Seniorkater, der aufgrund der ungewohnten Aktivitäten im Haus manchmal leider an die falschen Stellen pinkelt, weil er es nicht rechtzeitig zur Toilette schafft. Gern genommen das Bett vom Mann. Was wiederum den ohnehin enormen Wäscheberg eines 4 Kinderhaushaltes noch erhöht.
Die Hummel spricht mittlerweile in der KiTa und seit zwei Tagen isst sie dort sogar. Es geht voran und freut und erleichtert mich zugleich.
Die größte Neuigkeit ist dann aber unser sich in naher Zukunft verändernder Alltag mit dessen Vorbereitung ich die letzten Tage massiv gefordert war.
Ich werde in Kürze, nach doch einigen Jahren Pause, wieder in die Schule zurück kehren.
So sehr ich die Jahre für und mit meinen Kindern hier zu Hause genossen haben und diese für uns auch wichtig waren, so sehr stellte sich schon seit einiger Zeit die Frage, wie mein Alltag aussehen könnte, sobald die Hummel zuverlässig gern in die Kita ginge.
Einerseits dachte ich, gerade nach Corona, ich bräuchte erstmal Zeit zum Luftschnappen und mich sortieren. Gleichzeitig begann ich mich zu langweilen.
Der Haushalt, unsere Baustelle und der ganze Kinderalltag bieten zwar Dauerbeschäftigungen. Aber ….ich muss es sagen wie es ist: Nach12 Jahren Küche aufräumen, Bad putzen, Wäsche sortieren, Spielzeug hin und her kramen….es laaaaaaangweilt mich bis hin zu depressiven Verstimmungen. Zwar habe ich mich immer mit irgendetwas nebenher beschäftigt. Puppen nähen, Klavier spielen, Blog schreiben, auf Insta rumhängen, aber wirklich zufrieden machte es mich nicht und zunehmend verlor ich den Elan. Allein die Selbstdisziplin täglich aufbringen, mich selbst zu strukturieren, ging mir zunehmend verloren. Diese Erkenntnis tröpfelte leise aber stetig voran und glas klar erkannte ich es, als ich konkret ein paar Stellen im Angebot hatte.
Ich gestehe, die Kosten für unseren Anbau in Kombination mit den explodierenden Energiekosten gaben mir den nötigen Schubs, um dann auch wirklich in die Gänge zu kommen und mich ernsthaft umzuschauen. Schon vor Weihnachten. Noch halbherzig. Nicht zufrieden mit dem zwar mannigfaltigen, aber für meinen Geschmack nur „naja- Stellenangebot.“
Als ich dann im neuen Jahr das Vertretungsstellenportal öffnete, sah der Markt für mich schon interessanter aus und es überfiel mich gar ungeahnte Vorfreude. Beherzt rief ich ein paar Schulen an und fand dann obendrein noch eine ganz neu inserierte „Offerte“, die mich schier begeisterte. Eine Schule, auf die ich schon länger ein interessiertes Auge geworfen hatte.
Was soll ich sagen? Die wird’s! Und ich bin nun Feuer und Flamme, weil ich endlich wieder regelmäßig das Haus verlassen werde und zudem, so wie sich bisher alles andeutet, an einer Schule, die Vieles umsetzt, was an manch anderer Schule als nette Idee im Aktenschrank“ verstaubt oder von einem etwas resignierten Kollegium mehr oder weniger nur halbherzig umgesetzt wird. Dass Letzteres insgesamt einfach auch mit den zunehmend desaströsen Arbeitsbedingungen von Lehrer/innen zusammenhängt, spare ich an dieser Stelle aus. Sonst gerate ich schon wieder in Rage.
Nun sind Vertretungsstellen befristet. Für manch eine/n mag das schwierig sein. Für mich ist es ideal. Ich kann ein paar Monate schauen, ob sich mein Wirken außer Hause wirklich gut mit einem 6 Personenhaushalt vereinbaren lässt. Wenn nicht, ist das alles im Sommer wieder vorbei. Falls es gut klappt, was ich tatsächlich glaube und noch mehr hoffe, schauen wir mal, wie es im nächsten Schuljahr weiter geht.
Ich feiere es sehr, dass ich mich nicht habe verbeamten lassen und weiter frei entscheiden kann. Und in der aktuellen Situation stehen mir alle Türen offen. Voll ausgebildete Lehrer/innen sind auf dem Vertretungsmarkt eine Rarität und haben natürlich damit schon einen riesen Vorsprung allen Quereinsteigern gegenüber.
Das wird also spannend und natürlich auch hier zu Hause nochmal einen neuen Alltag etablieren. In welchem Umfang ich hier regelmäßig berichten kann und will, wird sich auch zeigen.
Bevor es aber los geht, sind die Hürden der Bürokratie zu erklimmen. Und weil sich Ereignisse und besondere Umstände selten gleichmäßig auf eine entspannte Zeitspanne verteilen, ist hier ordentlich Musik in den letzten Tagen.
Während die Baustelle mehr oder weniger sortiert voran schreitet, ständiges Bohren inklusive angesägtem Kabel und kleinem Stromausfall, eine verstopfte Toilette, nebenan dazu die Gartenbauer der Nachbarn mit schwerem Gerät…ein andauerndes Sounderlebnis…treibt das Phantom des „Schokoladenmannes“ in unserem Städtchen sein Unwesen. Bedeutet: Anscheinen sollen an drei verschiedenen Grundschulen Kinder von einem Mann auf dem Schulweg angesprochen worden sein und ihnen wurde Schokolade angeboten. Ob dies eine echte Gefahr für die Kinder war/ist oder ob das Gespenst Sozialmedia in Kombination mit überbesorgten Eltern da nicht auch einiges aufbauscht, ist die Frage. Fakt ist: Die Schulleiter/innen ächzen unter der Anruferflut besorgter Eltern, die Polizei ist informiert und dran, aber es kursieren Gerüchte von einem entführten Kind. An dieser Stelle wäre ein Exkurs zum Thema Medienkompetenz angebracht. Aber lassen wir das.
Es reichte mir diesbezüglich mit meinem Grundschulkind nochmal zu wiederholen, was hier grundsätzlich gilt: Nur mit bekannten Menschen mitgehen und wenn das abgesprochen ist. Spontane Verabredungen müssen auch zuerst mit mir abgesprochen werden. Wenn etwas unheimlich ist, laut sein, der Situation aus dem Weg gehen, in ein Geschäft laufen oder einfach irgendwo klingeln. Punkt.
Gestern startete ich den Tag dann mit einem „fröhlichen“ Sturz die Treppe runter. Von oben nach unten. Zum Glück eine Holztreppe mit abgerundeten Kanten. Ich kam mit einem Schrecken davon. Im Anschluss brachte ich die Hummel in die KiTa, dann kam ein Anruf der Schule, bei der Drittklässlerin hatte sich eine „Anomalie“ im Stundenplan ergeben, was unsere Absprache für den Tag ducheinander warf. Da musste also etwas neu gedacht werden. Danach fand ich mich in meiner neuen Wirkungsstätte ein, um die „vereinfachte“ Form der Einstellungsunterlagen in Empfang zu nehmen. Ich denke seit dem darüber nach, ob ich lachen oder einen gepflegten Anfall der Verzweiflung erleiden soll. Ich habe den Vergleich zu 2007. Da war es noch einfach. Heute also, wegen Personalmangels in den Amtsstuben, eine erweiterte Bürokratie in den Schulen. Gespickt mit Vordrucken aus anno 1980 oder so, kombiniert mit dem Motto: Doppelt hält besser. Bitte schreiben Sie einen Lebenslauf und füllen dann nochmal ein Formular aus, das genau diesen Inhalt nochmal abfragt. Da würd mir persönlich als Sachbearbeiterin schon die gute Grille flöten gehen. Aber was weiß ich schon. Vielleicht findet man das schön auf dem Amt.
Wo war ich? Ach ja. Also, ich brauche, im Gegensatz zu 2007 nun ein erweitertes Führungszeugnis für den Vertretungsdienst. Zum Glück war der Weg zum Bürgerarmt überschaubar und die Sterne standen günstig, ich konnte es nahezu blitzartig noch beantragen und war 3 Minuten, bevor ein Kind nach Hause kam wieder zu Hause. Was ich nicht wie gedacht geschafft hatte, war einenen kurzer Einkauf.
Wir machten eine schnell Mittagspause zusammen, dann düste die Drittklässlerin wieder los und ich auch. Ich musste zur KiTa. Da wurde die einst ausgefallene Weihnachtsfeier nachgeholt. Zeitlich für mich ungünstig, aber solche Veranstaltungen sind für die Hummel aktuell noch besonders wichtig, warf ich eine Packung noch vorhandener Butterkekse am Buffet der KiTa ab. In Anbetracht eines sensationll liebevoll und abwechslungsreichen Angebotes, etwas peinlich. Aber mehr war gestern nicht drin.
Am Abend war ich ziemlich platt. Ich war alle Strecken mit dem Fahrrad gefahren.
Heute dann:
Da die Hummel ein gerötetes Auge hat, behielt ich sie zu Hause (Bindehautentzündungen sind nicht gern gesehen) und nahm sie mit zu einer Arztpraxis, denn ich muss noch eine Bescheinigung über einen ausreichenden Masernimpfschutz nachweisen. Ich dachte ernsthaft, das ist schnell erledigt. Aber oh Schreck, ich bin von 1977 und da war es nicht unüblich nur eine Masernimpfung zu erhalten. Und so ist es bei mir leider, was bedeutet, am Montag bekomme ich erstmal eine zweite Masernimpfung. Alle anderen Unterlagen warf ich dann noch an der Schule ab und meldete den Status der Masernsache durch.
Am Montag also nochmal: Arztpraxis und dann Schule.
Das Finale des Abends war ein ziemlich ausgekühltes Haus und gluckernde Heizungsrohre. Es stellte sich heraus, dass der junge Mann, welcher hier die Verputzarbeiten durchführt, Wasser im Keller holte, dort aber den Wasseranschluss mit dem Ablasshahn der Heizung verwechselt hatte.
Eins ist klar. Aktuell langweile ich mich so gar nicht. Und ich habe endlich wieder etwas zu erzählen.
3 Antworten auf „Ereignisreich ins neue Jahr“
Huhuu, lange gewartet & rießig gefreut wieder von dir zu lesen! Euer Alltag ist immer wieder spannend & herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen Arbeitsstelle! Bei uns, ist es hier daheim, eine ähnliche Konstellation, allerdings nur mit 3 kleinen Räuber Jungs!
Auch ich liebäugele irgendwann mal wieder mit der Flucht aus dem Haus, habe aktuell allerdings erst 1 Schul, 1 Kindergarten und noch 1 Zuhause Kind. Mich würde allerdings brennend interessieren (falls es nicht zu privat ist) inwieweit ihr euch mit großem Haushalt, Haus, Kinder Garten (ähnlich wie bei uns) halbwegs fair neu aufstellt???
Bei uns hat es sich natürlich so eingebürgert dass ich ganz viel übernehme und mein Mann nur noch 1 Stündchen Kinder ins Bett bringen am Abend hat. Mein Mann ist nicht abgeneigt dass ich wieder stundenweise in meinen Beruf einsteige 😉 allerdings sehe ich mich in der Realität schon alles jonglieren. Also nebenzu dann Haushalt, (kranke) Kinder, Einkaufen, Garten, Taxifahrten (du weisst die Liste geht ewig) und ein 50/50 Modell lehnt mein Mann ab. Sprich, dass wir quasi beide 30 Stunden arbeiten, er geht runter, ich würde dann mit Stunden von 22 auf 30 aufstocken und dann aber auch das ganze Drumherum teilen. Lange Rede – kurzer Sinn 😉 wie schafft man es sich so zu organisieren dass Frau hinterher nicht auf dem Zahnfleisch daher kommt??? Über Tipps würd ich mich freuen 😉
Die aktuelle Ausgangssituation ist die, dass der Mann erst Mittags anfängt zu arbeiten, was natürlich den Vormittag bezüglich etwaiger kranker Kinder abfedert und was sonst so akut im Haushalt anfällt. Zum anderen bin ich, nach aktueller Planung, „nur“ 3 Vormittage außer Haus. Das bedeutet, ich habe zwei komplette Wochentage für Besorgungen, Arzttermine, Haushalt und Co zur Verfügung. Und die Nachmittage sind ja auch „frei“. Ob das alles geschmeidig läuft, wie in der Vorstellung, wird sich zeigen. Bestimmt wird es auch nochmal ruckeln und stolpern. Auf jeden Fall muss in größeren aber regelmäßigen Abständen auch die Oma mit eingebaut werden und eine liebe Freundin steht auch als Backup bereit. Ich bin selbst sehr gespannt.
DAS eine Rezept gibt es sicherlich nicht. Ist ja jede Familienkonstellation anders. Jede Familie hat eine anderen Ausgangslage (Kinder, Verwandtschaft, Freunde, Art des Jobs, Betreuungsangebote, Arbeitszeiten etc pp.) Das sind ja doch viele Faktoren, die jede Familie für sich ausloten muss, damit es für alle Beteiligten funktioniert.
Ich würde mal schildern, wie wir das handhaben. Dazu kurz die „Fakten“: Wir sind beide Angestellte in Bürojobs mit Gleitzeitmöglichkeiten in einem begrenzten Rahmen. Mein Mann hat zudem die Möglichkeit, HomeOffice zu machen und übt eine leitende Funktion aus. Wir haben 3 Kinder, die jetzt 12, 9 und 6 sind, der jüngste ist aktuell noch Kita-Kind.
Ich habe jeweils nur ca. 1 Jahr Elternzeit genommen und bin dann wieder in meinen Job eingestiegen. Was wir da aber von Anfang an etabliert haben, war ein „Papa-Nachmittag“, sprich einen Tag in der Woche, an denen mein Mann für die Kids zuständig ist. An diesem Nachmittag kann ich länger arbeiten und so Überstunden aufbauen bzw. auch so arbeiten, dass ich 4 Tage 5,5h und einen Tag dann volle 8h arbeite. Mein Mann erarbeitet sich diesen Nachmittag ebenso, indem er an den anderen 4 Tagen halt 1/2h länger macht… An diesen Nachmittag ist mein Mann dann aber auch für alle Haushaltsdinge, die halt so täglich anfallen, zuständig. Außerdem haben wir einen Putz-Vormittag am Wochenende, wo dann einer saugt und der andere Bäder putzt oder so. Also da teilen wir uns die Aufgaben auch auf…
Ansonsten auch wie immer bei dem Thema der Verweis auf Patricia Cammarata (dasnuf.de bzw. Buch „Raus aus der Mental-Load-Falle“). Sie gibt z.B. auch den Tipp mal alle anfälligen Aufgaben aufzuschreiben und dann zusammen zu überlegen, wer welche Aufgaben übernehmen kann…
Alles Gute für den Start in den neuen Alltag und schöne Grüße,
Nadine