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Erziehung und Realität

Vom Zutrauen der Kinder und Angsthaben der Eltern

Da waren wir heute auf einem neuen Spielplatz. Den kannten wir noch nicht und wollten ihn ausprobieren. Ein toller Spielplatz! Mit einem super tollen riesen Klettergerüst mit jede Menge Herausforderungen vor allem für größere Kinder. Oder Eltern.😬

Es gab eine Kletter- und Rutsch-Möglichkeit für kleine Kinder und eine für große Kinder.

Das große Klettergerüst bot mehrere Wege zu einer 3 Meter hohen Rutsche mit Turm. Es gab dicke runde Balken zum Balancieren, es gab Netze zum hoch und drüber klettern, Hängebrücken und Netztunnel. Boulderwand. Leiter. Wirklich toll!

Der Sohn und das Sirenchen machten sich sofort daran dies Wahnsinnsteil zu erklimmen. Da bin ich mittlerweile recht sorglos. Die können das. Und wenn etwas zu schwierig ist, rufen sie, zudem war der Herr Papa ja auch mit. Das entspannt einen unbekannten Spielplatzbesuch mit drei kleinen Kindern immer.

Das Knöpfchen machte sich zunächst an das Gerüst für kleine Kinder, sah aber dann die Geschwister auf dem großen Gerüst. Sie wollte auch.

Ich überlegte. Ich fand das Ding schon ziemlich hoch und schwierig. Das Knöpfchen war im Gegensatz dazu sehr sehr klein.
Ich sagte zuversichtlich, sie solle es mal probieren. Es sei aber schwierig und würde vielleicht nicht klappen. Ich war überzeugt, dass sie  beim Aufstieg auf die erste Etappe schon nicht zurecht käme. Aber sie kam zurecht. Sie erklomm ein kleines Seilnetz zu einem ersten Balancierbalken hoch. Ich stand daneben und passte auf und staunte nicht schlecht. Die Höhe war auch erst bei einem Meter. Sie balancierte langsam und hielt sich Gewissenhaft an einem Halteseil fest. Ein größerer Junge staunte laut, als sie das nächste Plateau erreicht hatte. Ich staunte auch. Dann ging es weiter. Sie wurschtelte sich über ein Netz zu einem nächsten Abschnitt mit Balken und dann wartete eine Hängebrücke. Die war allerdings wirklich gut zu meistern, weil sie rundherum gesichert war, nicht nur an einer Seite. Nach der Hängebrücke war das Knöpfchen allerdings auf 2 Meter Höhe angekommen. Ich kam mit Mühe noch an ihre Füße. Das war, sagen wir, ungünstig. Sehr ungünstig und verdeutlichte, dass dieses Kletterding definitiv nicht für 2 Jährige gemacht ist. Wäre es schlau gewesen nun zu sagen:“ Komm bitte runter, sonst kann ich dir nicht helfen, wenn du stürzt.“ ? Das hätte ihr wahrscheinlich Angst gemacht. Sie wieder zurück locken klappte auch nicht. Sie wollte weiter. Es kam nochmal ein kleines Netzstück. Ich glaube alle Mütter kennen das Gefühl, wenn einem so komisch flau wird im Magen. Dennoch wollte ich meine Angst nicht auf das Knöpfchen übertragen und nickte ihr aufmunternd zu. Der Herr Papa war auch hinzu geeilt. Wir standen nun beide unter ihr, bereit sie aufzufangen, egal auf welcher Seite sie runterfiele. Aber sie schaffte es und die nächste Etappe war ein sehr engmaschiger Netztunnel. Da konnte wirklich nichts passieren. Da wollte aber das Knöpfchen plötzlich nicht durch. Wäre sie dort hindurch gelaufen oder gekrabbelt, hätte sie schon das große Rutschplateau auf 3 Meter Höhe erreicht. Ich hätte dann auch schnell über eine Leiter den Turm erklimmen können. Aber das Knöpfchen blieb im Netztunneleingang stehen und moserte ein wenig. Auch die Aufmunterung, sie könne auch hindurch krabbeln statt zu laufen, verneinte sie. Ich hatte dann wirklich Angst, dass sie sich für den Rückweg entscheiden würde und irgendwie behagte mir das alles nicht. Es war echt hoch. Und der Rückweg ginge zwar nur leicht, aber doch bergab. Das ist ja immer schwieriger als hochklettern. Der Herr Papa gratulierte mir noch zu dieser Meisterleistung eine 2 Jährige da hinauf zu lassen. Aber ich hatte ja nun wirklich nicht damit gerechnet.
Ich erklomm also schnell einen angrenzenden Balancierbalken und wollte ihr sozusagen zu Hilfe eilen. Allerdings bin ich ganz schlecht mit Höhe. Auf läppischen 2 Metern ohne Festhaltemöglichkeit kann ich schon nicht mehr stehen ohne dass mir die Beine zittern. Echt jetzt! Das Festhalteseil war definitiv in Kinderhöhe. Hing mir also so knapp überm Knie. Damit kann ich nicht arbeiten. Mich trafen schon erstaunte Blicke andere Eltern, die offenbar dachten ich würde da jetzt mal locker drüber balancieren. Stattdessen setzte ich mich schnell auf den Balken und saß da erstmal. Und verschnaufte und schämte mich ein bisschen.
Während ich kurz überlegte halbwegs würdevoll aus der Nummer hinaus zu kommen und dabei noch das Knöpfchen zu retten, hatte das Knöpfchen doch schon den Netztunnel durchkrabbelt und lachte mir aus dem Rutschturm entgegen. In diesem waren zwei größere Jungs zugange. Meine nächste Angst war, dass sie das Knöpfchen aus Versehen anrempeln und sie aus einem der beiden Öffnungen des Turmes purzeln könnte. Der Herr Papa stand zwar auf der einen Seite Wache, aber die andere Öffnung war noch unbemannt.
Ich sprang also vom Balken runter, bemerkte dass solche Höhen so mit 30+++ nicht so angenehm sind im Knie. Aber egal. Ich kletterte schnell die Boulderwand auf den Rutschturm hoch und kroch dem lachenden Knöpfchen und den großen Jungs entgegen. Die lachten auch und staunten ehrlich über das mutige Knöpfchen. Ich allerdings auch sehr. Und da muss ich ganz klar sagen: Das Kind hat Mumm.
Zum Abschluss machte ich mich final zum Spielplatzgespött. Nachdem die Kinder alle gerutscht waren, rutschte ich auch. Und diese alberne 3 Meter Rutsche war mir so hoch und so schnell, dass ich laut kreischte. Wie auf der Achterbahn.
Netterweise hat das Knöpfchen dann nur noch das Gerüst für kleine Kinder beklettert und ich erholte mich von meinem Abenteuer auf einer sonnigen Bank.

Als Fazit des Tages nehme ich mit:
Nicht alles was uns Erwachsenen nicht behagt, ist für Kinder auch beängstigend. Sie sehen noch das Ziel und was sie schaffen wollen.

Ich arbeite derweil einfach an meinem Mut. Das nächste Müttertreffen abends mach ich auf dem besagten Spielplatz, da wird das Gerüst mal durchgeturnt. Dann kann ich auch meine Kinder besser retten, wenn die sich unerwartet weit auf solch ein hohes Gerüst trauen. Bis dahin werde ich ohne eine weitere Begleitperson diesen Spielplatz nicht aufsuchen.

4 Antworten auf „Vom Zutrauen der Kinder und Angsthaben der Eltern“

Das klingt ja echt beängstigend.. meine Tochter hat bei uns auf dem Spielplatz so eine „Feuerwehr“ Stange entdeckt, an der man runterrutschen kann. Ohne Netz und doppelten Boden. Aus etwa 2,20m Höhe. Ich schiebe da immer Panik. Die 5 jährige jetzt nicht mehrs o. ^^

Das mit der Höhe scheint aber erst mit dem Alter zu kommen. Als meine 2 Jahre alt war, konnte ich mit ihr noch im Rutschenpark so eine große steile Rutsche mit Rutschsack runterrutschen. Da hatte sie einen Spass dran! Mittlerweile hat sie da panische Angst vor. Das sei ihr zu hoch.

Uih, das war ja spannend! Du lieber Himmel .. Das hätte mir auch passieren können … „Ja, mach du mal Kleene!“ sagen, und mir denken, schafft sie ja eh noch nicht, aber dann ins Schwitzen kommen, wenn se es doch schafft … Hehe, und mein Mann hätte mir sicher auch herzlich gratuliert ;D Ja, da bin ich mir sogar sehr sicher!

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