Kategorien
...und was es sonst noch gibt

Erster Blog-Geburtstag

Zum ersten Blog-Geburtstag gibt´s ein paar Werke aus meinem früheren Schaffen und damit einher gehend ein paar Erkenntnisse.

Ich fange mal von vorne an. Das Beitragsbild entstand, da war ich zirka 14 Jahre alt. So stellte ich mir die Disco vor. Die schlechte Bildqualität ist hier zu entschuldigen.

Das Haus meiner Eltern hängt von oben bis unten voll mit Bildern. Schon immer. Einige hängen schön gerahmt und ganz viele liegen in dicken Mappen verpackt im Keller. Es sind alles Bilder, die ich gemalt habe. Es sind zu 80% Bilder und Zeichnungen, die ich gemalt habe bevor ich mit dem Studium angefangen habe. Bevor ich mit dem Kunststudium angefangen habe wohl bemerkt.

Ich habe alles gemalt. Banale Dinge in meiner Umgebung, von Vorlagen und aus der Fantasie. Ein winzig winzig kleiner Eindruck:

20161101_115141 kuschelschwein teekanne wasserhahn filzstift unterwegs

20161101_111512

Manches finde ich selbst gut, manches solala. Ich bin recht selbstkritisch was meine Bilder angeht. Sie genügen meistens nicht meinem persönlichen Anspruch.

Entscheidend ist aber: Schon als kleines Kind habe ich gemalt. Meine Mutter berichtet, (als meine Schwester zur Welt kam, war ich gerade drei Jahre alt), dass ich ein Wildfang war, aber wenn sie mir Stift und Papier hinlegte war ich zufrieden und beschäftigt.
Dieses Gefühl von Zufriedenheit hatte ich immer beim Malen. Als ich etwas älter war, hörte ich Hörspiele und malte. Stundenlang. Als Teenager hörte ich Musik und malte. Stundenlang. Bis in die Nacht hinein. Und wer mich von damals kennt, der wird sich erinnern, dass ich manchmal nicht auf Partys gegangen bin oder mich nicht verabreden wollte. Ich war nämlich mit meinem Schreibtisch und meinen Farben verabredet. Und wenn ich nicht gemalt habe, habe ich ellenlange Brief geschrieben.
In der Grundschule machte eine Malschule in der Nähe auf. Ich ging mit Begeisterung einmal die Woche zum Kurs. Wir lernten den Umgang mit Wasserfarben. Die hatte ich bis dato tatsächlich noch nie genutzt. Ich war anfänglich unsicher. Ich wollte es richtig machen. Ich glaube ich habe unfassbar viel gefragt, ob das auch gut sei. Hut ab, an die Kursleiterin. Sie hat immer Geduld mit mir zauderhaftem Gemüt gehabt.
Und sie sagte auch immer ich sei begabt. Andere waren allerdings auch begabt und langsam begann ich mich zu vergleichen. Und oft fand ich, was andere Begabte so machten so viel besser, als das was ich machte.
Auf der weiterführenden Schule liebte ich den Kunstunterricht.
Ich machte auch ein Praktikum in einem kleinen Grafik Design Büro. Aber das turnte mich ziemlich ab. Ich wollte nicht für Werbeprospekte irgendwelche Schrifttypen entwickeln und hin und her schieben. Vielleicht bin ich auch einfach im falschen Büro gelandet. Ich wollte auf jeden Fall bunt und vielleicht auch ein bisschen kitschig arbeiten und nicht so rational und emotionslos.
Ich überlegte vom Gymnasium abzugehen und eine Kunstfachoberschule zu besuchen. Ich sah sie mir mit einer Mitstreiterin an. Was uns am Ende aufgehalten hat diesen Schritt zu tun, war die Tatsache, dass man danach „nur“ ein Fachabi gehabt hätte. Aus heutiger Sicht: JA UND? Damals dachten wir aber ein „richtiges“ Abi sei total wichtig.
In den Oberstufenjahren bekamen wir einen tollen Kunstlehrer, der mir auch nochmal Schwung verpasste. Er organisierte Akt-Zeichen-Nachmittage, an denen Aktmodelle für ein kleines Taschengeld posierten.

männlicher Akt 1996
männlicher Akt 1996

Der Kunstlehrer brachte auch einen Workshop mit einem befreundeten Bildhauer aus Amerika zu Stande. Wir arbeiteten mit Ton. Ich habe das erste mal mit Ton modelliert und stellte mich an, wie der erste Mensch. Mein zweidimensionales Arbeiten klappte mit dem Material nicht gut. Ich war kurz vorm Verzweifeln. Der Bildhauer machte mir mit einem handfesten Tipp die Bahn frei. Der Knoten platzte. Mein späteres Examen in Kunst sah dann auch so aus:

3 von über 30 Keramikbüsten
3 von über 30 Keramikbüsten

 

Mein Kunstlehrer ermutigte mich auch Kunst zu studieren.

Auf einer Zugfahrt lernte ich zufällig und in der Situation sehr passend eine Kunststudentin kennen. Wow, die fand ich so ober cool! Wir unterhielten uns und auf ihr Anraten fuhr ich vor meiner tatsächlichen Bewerbung schon mal mit einer Mappe zur Akademie. Die Studentin hatte mir ihre Nummer gegeben und empfing mich auch vor Ort und führte mich ein bisschen rum. Ich war ganz aufgeregt und hatte meine „schönsten“ Arbeiten in der Mappe dabei.
Zwei Professoren nahmen sich Zeit einmal meine Bilder durch zu sehen.

Einer war sehr nett und gab mir ein ehrliches und konstruktives Feedback. Er sah meine Begabung und gab mir nützliche Hinweise und Ideen, in welche Richtung ich weiter arbeiten und was ich mal besser vergessen solle. Das war ok für mich.
Ein zweiter Professor lud mich in seine Klasse ein. Es war gerade Kolloquium. Der Raum saß voller super cooler Kunststudenten/innen. Ich war ziemlich eingeschüchtert. Alle sahen mich erwartungsvoll an. Ich breitete also zaghaft meine Bilder auf dem Boden aus. Es dauerte nicht lange und der Prof zerlegte meine Arbeiten verbal in Stücke. Alle. Es war O-Ton: Alles frigide Scheiße.
Man kann sich denken, dass ich nicht viel gesagt habe. Ich habe alles schweigend eingepackt. Ich fühlte mich ziemlich zertrümmert.
Einige Studenten bauten mich hinterher wieder auf und ich schwor mir weiter zu machen. Ich hatte die Worte des netten Professors im Ohr und nahm selbst vom zeternden Prof die konstruktiven Hinweise zwischen den unflätigen Zeilen als Orientierung.

Ich bewarb mich schließlich richtig mit einer neuen und extra angefertigten Mappe und wurde genommen. Und da ich in der Malschule auch ein paar Jährchen selbst Kinder unterrichtet und es mir richtig Spaß gemacht hatte, schrieb ich mich auch für Lehramt ein. Das schien mir auf vernünftige Weise Leidenschaft und Job zu verbinden.

Im Studium habe ich wenig gemalt. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Einmal fraßen die Uni-Kurse viel Zeit, die ich nicht im Atelier sein konnte und ich musste nebenbei jobben, was auch Zeit in Anspruch nahm. Ferner gab es da das Leben selbst mit seinen Höhen und Tiefen und das erste Mal auf eigenen Beinen zu stehen, in einer anderen Stadt, war für mich ein bisschen aufregend. Es lenkte mich ziemlich ab. Ja, es machte mich sogar unsicher.
Ich malte zwar das ein oder andere Bild, war aber orientierungslos auf der Suche nach meinem Stil und meinem neuen ich. Und ich sah was die anderen so machten. Sie schienen alle eine klare Marschrichtung zu habe. Ich wusste nicht so recht was ich wollte/sollte.
Ich experimentierte.
Ich fand schließlich die Keramikwerkstatt als neuen Arbeitsraum in dem ich frei und frisch starten konnte. Ich knüpfte an meine Erfahrungen aus dem Workshop in der Schule an. Meine Examensarbeit entstand.

Nach dem Studium ging ich nach Berlin.

Diese tolle Stadt, neue Menschen, ich jobbte ein paar Jährchen, schließlich das Refenerndariat im Brennpunkt….das Malen blieb weiter auf der Strecke. Das Leben an sich war zu aufregend. Hin und wieder packte ich Farbe, Papier oder Leinwand mal aus. Eigentlich immer dann, wenn es mir schlecht ging. Meditative Selbsttherapie konnte man das nennen.

Sowas malte ich dann mal eben so, wenn es mich überkam.
Sowas malte ich dann mal eben so, wenn es mich überkam als Übung. Ich hatte ja noch Zeit.

 

oder sowas
oder sowas

 

In Köln zurück mietete ich mich mit einer Freundin für eine Weile in ein kleines Atelier ein. Einmal die Woche konnten wir dies einen ganzen Abend nutzen. Aber wir mussten immer mit dem Auto anreisen. Und einmal die Woche ein fester Abend…das stoppt meinen kreativen Fluss mehr, als dass ich wieder richtig und Gang komme.

Spring
Spring

 

kater

 

Schließlich wurde ich schwanger und die Sache verlief im Sande.

In den ersten Jahren mit den Kindern wurde der Raum für Kreativität noch kleiner. Manchmal habe ich große Lust eine Leinwand zusammen zu hauen und die Ölfarben auszupacken. Aber das mache ich nicht mal eben ein Stündchen zwischendurch. Das lohnt sich nicht. So kann ich buchstäblich nicht arbeiten.

Aber ich bekomme langsam wieder Luft und dieser Blog ist ein Ventil. Ich brauche keine große Arbeitsfläche und kann klein auf Papier arbeiten und nebenbei noch schreiben. Was ich ja auch schon immer tat.

Ich bin gespannt wohin dieser Weg nun führt. Ich weiß nur eins: Das Malen will ich nicht nochmal aus den Augen verlieren und möchte es auch wieder ausweiten und größer arbeiten.

Das nehme ich mir als guten Vorsatz für´s neue Jahr feste vor.

10 Antworten auf „Erster Blog-Geburtstag“

Ein wunderschöner Vorsatz, wäre auch zu schade, wenn du nicht malen würdest, ich mag deine Bilder sehr! Der Wasserhahn mit der Zahnpastatube find ich toll!
Und die Keramikbüsten sind der OberHammer!
😍😘

Vielen Dank! 🙂 Der Wasserhahn ist ein Bild von einer Woche im Bad sitzen und alles malen. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. 😀 Und plastisch möchte ich nächsten Sommer auch wieder arbeiten.

Wow, das sind wirklich tolle Arbeiten! Ich muß zugeben, daß ich schon ziemlich neidisch bin, daß Du mit 14 Jahren besser zeichnen konntest als ich jetzt… 😉 Ich habe zwar als Kind auch viel gemalt (an manchen Tagen mußte meine Mutter einen ganzen Stapel Papier aus dem Kindergarten mitnehmen), aber ein richtiges Talent dafür habe ich leider nicht.

Herzlichsten Glückwunsch!!
Wow, aus deinem Text kommt mir vieles sehr bekannt vor. Auch die vielen unterschiedlichen Stile, die man beim Malen so ausprobiert. Meinen Stil hab ich eigentlich auch erst vor zwei Jahren ungefähr gefunden – als ich meinen Stil endlich als Stil akzeptiert hatte. Vorher hab ich mich auch immer mit – in meinen Augen – viel talentierteren Leutchen verglichen und war nie so richtig zufrieden. Jetzt bin ich happy. Der Blog hilft ungemein. Dein Blog hat mich übrigens sehr inspiriert mit dem Zeichnen am Ball zu bleiben. Ich liebe deine Illustrationen, sie sind so voller Herz und einfach nur wahnsinnig toll zum Anschauen. Danke, dass du sie mit der Welt teilst!
Mach weiter so! Alles Liebe, Nätty

Oh, Nätty, vielen vielen Dank! Und du schreibst was ganz Wichtiges: „….als ich meinen Stil endlich als Stil akzeptiert hatte…“. Damit triffst du es auf den Punkt! Der Mal- und Zeichenstil ist genauso einzigartig wie die Art zu sprechen, zu gehen, zu lachen etc. Man erkennt wer was gemalt hat an der Art wie es gemalt ist. Meistens jedenfalls. 😀 Und genau das muss man auch für das eigene Schaffen akzeptieren und sich eben nicht vergleichen und auf keinen Fall versuchen so zu malen wie jemand anderes. Muss man auch erstmal begreifen 😀
Auf dass wir uns weiter inspirieren!
Viele liebe Grüße!

Oh, ich habe deinen Blog-Geburtstag verpasst. Das tut mir leid, ich war schon so lange nicht mehr in der Blogger-Welt unterwegs. GAAAAANZ herzlichen Glückwunsch. Ich mag deine Bilder auch sehr und ich finde es großartig, wenn man so ein Talent besitzt. Ich habe mich leider nie getraut mich an einer Kunstakademie zu bewerben. Ich finde deinen Blog super 🙂 (aber das weißt du ja ;-). Weiter so!
Alles Liebe!

Das macht gaaaarnix! Ich bin nicht so genau mit Geburtstagen! Ich vergesse selbst ständig Geburtstage. Da lacht meine ganze Familie schon drüber. 😀 Vielen Dank für deine Worte! Und ich freue mich über jeden Leser, egal wie oft oder in welchen Abständen hier gelesen wird! 🙂 Und es ist nie zu spät auch mit dem Malen nochmal richtig anzufangen. Das Studium der Malerei macht es ja nicht zwingend besser. 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert