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Rund um die Schule

Aktuelle Situation-Der Erstklässler ist nicht in seiner Mitte und Mama ist ne Angeberin

Der Sohn hat eine äußerst hartnäckige Erkältung und der Schnupfen verstopft die Ohren. Es ist, als hätten wir es mit einem extrem schwerhörigen Opi zu tun. In Anbetracht der Tatsache, dass ich derzeit ohnehin ALLES ständig wiederholen muss (ohne Erfolg, übrigens), muss ich es jetzt auch noch lauter sprechen, als ohnehin schon. Und ich spreche von natur aus schon laut.

Am vorgestrigen Elternsprechtag bekam ich bestätigt: Das Kind ist gerade ohnehin etwas durch den Wind, verstärkt weil es akustisch schwer versteht. (Ich bin sehr froh, dass sich viele Dinge in der Schule und zu Hause sehr ähneln und die Lehrerin und ich ihn gleich sehen und erkennen.)

Hinzu kommen diverse kleine Verunsicherungen, die einfach in seiner Persönlichkeit liegen. Der Sohn ist sehr kreativ und feinfühlig, arbeitet deutlich erkennbar interessenabhängig mit und ist nur schwer zu motivieren Dinge zu tun, deren Sinn sich für ihn persönlich nicht erschließen. Da erklärt man sich Fusseln an den Mund, wenn ER es nicht einsieht. Die Theorie beherrscht er immer schnell (wenn sie denn von Interesse ist), nur die Praxis, diese lästige „Handarbeit“, das können doch andere für ihn übernehmen. Neulich zum Beispiel ertappte ich den Sohn und das Sirenchen bei den Hausaufgaben. Das Sirenchen schrieb bereitwillig die Schreibaufgabe für den Sohn, der sie anleitete. Weißt te Bescheid.

Gleichzeitig vergleicht sich der Sohn mit seinen Freunden und wenn jemand in manchen Dingen weiter ist, macht er dicht und hält sich für unfähig und dumm. 

In diesem Gefühlskreisel bewegt er sich und die Erschöpfung, welche aus dem aktuellen Stresszustand resultiert, macht ihn gerade….ich möchte sagen plemplem. Es tut mir furchtbar leid für ihn.

Gestern morgen blieb der Sohn zu Hause, weil die Nacht auch wieder von Ohrenschmerzen unterbrochen war. Er durfte fern sehen. Denn ich hatte durchaus auch noch was zu tun und konnte tatsächlich NICHT neben ihm sitzen und vorlesen.

Ich servierte Getränke an den Fernseher, die aber nicht getrunken wurden. Das Müsli von morgens war auch nicht aufgegessen und so erklärte ich ihm gegen Mittag die Wichtigkeit zu trinken, vor allem, wenn man so schlimm verrotzt ist.

„Blöde Mama“, erklang es. „Angeberin.“

(Nicht ernst nehmen, das arme Kerlchen.)

Schließlich wollte ich gern, bevor ich zum Kindergarten fuhr zwei bis drei Erledigungen machen. Ich fragte, ob er zu Hause warten oder mit kommen wolle. 

„Ich will hier nicht alleine bleiben!“

„Musst du auch nicht. Ich frag dich nur.“

„Ich will mit!“

„Dann zieh dich bitte an.“

 Er tat wie geheißen und erschien in langärmeligen Oberteil nebst Unterhemd, langer Jeans UND Wintersocken. (Es waren 29 Grad im Schatten, ich hatte das Planschbecken schon befüllt, die Pflanzen gründlich gewässert und trug selbst ein Sommerkleid ohne Leggins. Ein paar Indikatoren (vor allem Muttern ohne Leggins!), an denen man ablesen könnte, dass man Sommerkleidung anziehen sollte. 

„Warum hast du mir das nicht gesagt?“ heulte er sodann.

„Weil wir die ganzen letzten Tage Sommerkleidung trugen und wir durchaus Fenster und Türen haben, durch die man heraus schauen kann. UND, sieh mich an!“ (Ich deutete auf mein Sommerkleid)

„Du bist so eine Angeberein! Wieso hast du mir nichts gesagt?“

„Ich sage es dir jetzt.“

„Ich bleibe so!“

„Bitte sehr! Dein Körper.“

Wiederwillig stapfte er die Treppe hoch, um kurz drauf heulend nach mir zu rufen, wo seine kurze Hose sei. Ich hatte seine Lieblings-Kurzehose  morgens schon gut sichtbar oben auf den Stapel seiner Hosen im Schrank gelegt. Wohlwissend. Das sagte ich ihm auch. Aber er lief mir heulend hinterher, wo denn die Hose sei. Meine Antworten verstand er dann akustisch wieder nicht.

Ommmmmmm

Schließlich bat ich ihn vor unserer Abfahrt noch den Tee zu trinken. Er maulte, er hätte Hunger und ich hätte ja nichtmal ein Mittagessen gekocht.

Ich entgegnete, dass sein Müsli, welches er sich selbst großzügig dosiert hatte (und was ein Vermögen kostet), noch fast voll am Tisch stünde, er außerdem eine Banane essen könne und ich mittags nicht koche, wenn der Papa am Abend grillt.

„Du lässt mich verhungern!!!!!“ heul

Den Tee rührte er auch nicht an. Den Saft auch nicht. Das Wasser wollte er auch nicht. Es stand alles bereit. Aber das Kind zog es vor zu vetrocknen.

Und so fragte ich nochmal, ob er mich wirklich begleiten oder nicht doch lieber zu Hause warten wolle. Er wollte mit. Ich versuchte nochmal, ihm ein Getränk aufzuschwatzen, weil es draußen echt heiß war. Er weigerte sich aber weiter vehement. 

Unter Gemaule und Gezeter, wie blöd und gemein ich sei, weil ich ihn verhungern ließe etc pp radelte ich los, um mir 2 Sekunden später anhören zu dürfen: „Du lässt mich verdursten! Ich will was trinken Ich habe Durst!“ In Dauerschleife und das heulend! Ich zeterte mittlerweile natürlich auch ein wenig vor mich hin, versuchte aber die Ruhe zu bewahren.

Am Geldautomaten hieß es dann: „Du hast gesagt, wir gehen einkaufen und jetzt sind wir hier! Du bist doch blöd! Du Angeberin!“

Ich antwortete nicht darauf, atmete tief ein und aus, nahm mein Geld und steuert die Post an, die aber geschlossen hatte. 🙁  Der Juwelier, der meiner Armbanduhr eine neue Batterie verpassen sollte auch.

Das Kind im Lastenrad heulte beinahe trumpfierend wieder auf. Hunger und Durst und überhaupt….

Ich hätte nun das Pfandglas wegbringen können, aber das hatte ich vor lauter Gedöns zu Hause stehen gelassen. Ein Blick auf die Uhr sagte, es könnte gelingen zurück zu radeln, es zu holen und dann weg zu bringen. Allerdings mit Eile und das schätze ich bei 29 Grad im Schatten gar nicht. 

Der Sohn bekräftigte seinen Auftritt nochmals und skandierte: „Ich habe Duuuurst!“

Also fuhr ich sehr wortlos nach Hause zurück.

Der Sohn motzte weiter auf mich ein, wie blöd ich sei und ich solle auf keinen Fall ohne ihn wieder weg fahren und was wir jetzt zu Hause machen. Und wieder, ich sei eine blöde Angeberin.

Ich sagte kurz und knapp: „Du isst und trinkst jetzt!“

Und habe dann die Spülmaschine aus und ein geräumt und schon angefangen diese Situation aufzuschreiben. Als wir dann zum Kindergarten aufbrachen, sprang der Sohn gut gelaunt und friedlich mit mir los und sagte: „Der Tee war sehr lecker!“

(Die Kinder haben es in dem Alter echt nicht leicht. Wir Mamas allerdings auch nicht. ;-D)

 

Und das Pfandglas steht übrigens immer noch hier.

 


(Wer es noch nicht mitbekommen hat…wegen der neuen Datenschutzverordnung, musste ich jüngst das e-mail-Abo-Programm wechseln. Alle alten Abonnenten, müssten sich bei Interesse neu eintragen. Und alle neuen Interessenten sind natürlich auch herzlich willkommen. Ihr bekommt dann eine mail, die ihr nochmal bestätigen müsst, damit es klappt.) 🙂

5 Antworten auf „Aktuelle Situation-Der Erstklässler ist nicht in seiner Mitte und Mama ist ne Angeberin“

Du arme, und lustigerweise muss ich wieder die parallelen zwischen deinem Großen und meinem Großen bemerken, obwohl meiner erst 4 ist und das eilt gar nicht sein kann. Aber krank und hungrig und durstig fahren die wohl alle das gleiche Programm, was ? 🙂 gutes Durchhalten! LG Sabrina

😀 Es ist tatsächlich manchmal, als hätte ich es wieder mit einem 3 Jährigen zu tun. Von daher ist es nicht abwegig, dass dir das bekannt vor kommt. 😀

Bewundernswert wie ruhig Du dabei bleiben kannst. Ich mag so ein Verhalten überhaupt nicht und sage das auch deutlich. Und bei 29 Grad lasse ich die Kleine definitiv ohne was trinken nicht aus dem Haus. Entweder bleibt sie dann beim Papa (mit 4,5 Jahren lasse ich sie noch nicht alleine zuhause), oder wir gehen erst wenn sie getrunken hat. Zusätzlich nehme ich immer eine Flasche Wasser mit, weil ich sie gut genug kenne. 100% kommt sie auch unterwegs nochmal an und will was haben und ich drehe deshalb nicht um.Bei Kleidern bin ich lockerer. Wenn sie unbedingt was warmes anziehen will, dann soll sie das tun. Da sind mir meine Nerven zu schade zum Diskutieren. Ich nehme einfach was anderes mit und dann soll sie sich unterwegs umziehen. Liebe Grüße, Nicole.

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