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...und was es sonst noch gibt

Ein Fallbeispiel für mütterliche Langeweile und gleichzeitiger Überforderung

Es war wieder einer dieser Samstage an denen nur Teile der Geschwister das Haus verlassen wollten, was intern natürlich wieder zu Konflikten führte. Ach mensch, nervt mich das. Und es langweilt mich auch. Immer das Selbe. Zusätzlich wurden an diesem Samstag mögliche Ausflüge mit dem Fahrrad von  angekündigten heftigen Regenfällen und Gewittern ausgebremst. 

Ansonsten hätte ich die Kinder, auch die Null-Bock-Fraktion, mal ins Lastenfahrrad geladen und wäre los geradelt. (Was hier an Regen später runter kam, war allerdings und leider nicht der Rede wert. Naja. ) Wir blieben also zu Hause. Einzige Abwechslung war, dass wir das Knöpfchen vormittags zu einem Kindergeburtstag hin brachten und auch gemeinsam wieder abholten und dem Supermarkt einen kurzen Besuch abstatteten. Als es am Nachmittag grau wurde und etwas regnete, durften die Kinder eine Pipi-Langstrumpf DVD ansehen und ich versuchte das zu tun, was ich tatsächlich an diesem Samstag sehr gerne getan hätte. 

Ich male da nämlich gerade an einem Projekt herum (is noch geheim) und hatte richtig Lust daran zu arbeiten. Bei mir hängt kreatives Arbeiten viel mit Laune und Zeit zusammen. Ohne Kinder hätte ich den ganzen Tag vergessen zu essen und hätte gemalt, gemalt, gemalt bis spät in die Nacht. Leider bekundeten die Kinder ständig Hunger und Durst und somit konnte ich nicht ohne Unterbrechung arbeiten. Und ewig läuft so ne Kinder-DVD ja auch nicht. Und schon war also mein Mini-Zeitfenster dahin.

Die Kinder wuselten dann etwas unkoordiniert durchs Haus und gerieten natürlich in erquickende Streitereien und wussten noch allerlei überflüssige Unordnung anzurichten. Ich überlegte, ob ich ein gemeinsames Gesellschaftsspiel anbieten sollte. Aber ich hatte um ehrlich zu  überhaupt keine Lust darauf. Überhaupt nicht. Tut mir leid. Ich fand alles doof und langweilig, außer meine Malerei auf meinem Schreibtisch. Ich hätte gerne einfach mal den ganzen Tag gemacht, wozu ICH ganz alleine Lust habe.

Ich fragte mit einem sehnsüchtigen Blick auf die Uhr, ob wir doch noch ne Runde raus gehen wollten. Wolken und Regen waren verschwunden. Irgendwie muss man so einen blöden Tag ja rum bekommen. „Nööööö!“ kam aus der einen Ecke. „Jaaaaa!“ aus der anderen. Ich seufzte schwer. Dann schlug das Sirenchen vor, wir könnten zusammen auf den Spielplatz um die Ecke gehen. „Jaaaa“! riefen tatsächlich alle drei. 

„Oh, neiiiiin!“ dachte ich. Der Spielplatz um die Ecke ist ja ganz nett unter der Woche, wenn noch andere da sind. Vor allem, wenn ich auch eine befreundete Mama dort vorfinde. Dann kann man zusammen seufzen und schicksalsergeben auf die „anspruchsvolle“ Aufgabe der Kinderbetreuung auf dem Spielplatz blicken. Aber ansonsten……gähn.

Kurz überlegte ich, ob ich die drei Kinder nicht einfach mal alleine schicken könnte. Die beiden Großen auf jeden Fall. Das könnte ich machen. Aber das Knöpfchen mit ihren gerade 4 Jahren….ich weiß noch nicht so richtig….mmmmh…da ist schon ne Straße zu überqueren und die übermütigen großen Geschwister…..das müssen wir mal üben.

Aber vorerst heißt das noch: Ich muss mit.

Also saß ich dann dort auf einem ausgestorbenen Spielplatz. Die Kinder waren zufrieden beschäftigt. Damit war ja immerhin was gewonnen. Aber ich konnte nicht umhin unzufrieden auf meine eigentlichen Bedürfnisse zu blicken und mich furchtbar zu langweilen. Noch dazu bemerkte ich in diesem „meditativen“ Moment mehrere Mückenstiche (9 an der Zahl, wo kamen die so plötzlich her?) und Stellenweise trockene Haut. Was ich persönlich als sehr unangenehm empfinde und am liebsten wäre ich sofort nach Hause mal in Ruhe ins Badezimmer entschwunden.

Nachher ergab sich dann zwar das gleiche Phänomen, was man bei gelangweilten Kindern auch beobachten kann: Ich kam aus meinem Langeweile-ich-fühle-mich-plötzlich-unwohl- Kokon heraus und legte mich zu den Kindern in die Korbschaukel und ließ mich anschaukeln.

Wie das dann aber auch immer so ist, hatten plötzlich alle drei Kinder furchtbaren Durst und eines musste gar auf Toilette. Also ging es wieder zurück marsch marsch. War ja bestimmt auch ein Stündchen vergangen und die zu Bett-Geh-Zeit ein Stück näher gerückt.

Zu Hause dann überschlug sich wieder alles. Von Null auf 100 wurde gefordert. Essen, Trinken, Vorlesen…..Streitereien brachen wieder los. Noch mehr Chaos…Ich schüttete mir buchstäblich einen Kaffee runter wie Wasser, servierte hektische ein Abendbrot und schickte die Kinder ins Bad. Die Mädchen waren auch beide deutlich erkennbar müde.

Im Bad diskutierten sie dann was ich alles noch vorlesen sollte, bzw das Sirenchen wollte einfach nur ein Hörspiel hören, der Sohn wollte Harry Potter vorgelesen haben, die Mädchen aber nicht, keiner zog sich einfach so aus und wusch sich, keiner der Drei putzte einfach mal ohne Gedöns die Zähne, keiner der Drei konnte sich ins Bett legen ohne noch mal kurz einen kleinen Streit mit einem Geschwister anzufangen. Und die Mückenstiche juckten und meine Haut insgesamt schrie nach Pflege und mein Kopf sagte: Halte durch, lies noch was Allgemeingefälliges vor, behalt die Ruhe, danach gehst du entspannt ins Bad…..ABER MEIN ICH RIEF: STOOOOOOOP, ich mag nicht meeeehr! Und das sagte ich dann auch laut. Bevor ich innerlich platze, platzt es laut aus mir raus. So ist das. Ich weiß manchmal einfach nicht, wie ich das Gehampel am Abend ruhig alleine hinbekommen soll.

Ich erklärte, dass ich keine Lust mehr hätte. Sie hatten so viel Zeit mit Diskussionen über was gelesen werden sollte verplempert und immer noch keine Einigung. Und ich würde mich gerade ganz unwohl in meiner Haut fühlen. Ich wollte mal eine viertel Stunde alleine ins Bad und dann hätten sie vielleicht eine Einigung gefunden und ich wieder Lust etwas zu lesen.

Alle Drei nickten. Ich atmete auf und ging ins Bad. (Was direkt neben dem Kinderzimmer ist.) Ich kam aber nicht mal dazu mich 2 Minuten um mich zu kümmern. Das Sirenchen kam zweimal hinein, der Sohn stand auch nochmal neben mir und ich tat nochmal ziemlich ungeduldig und laut Kund, dass ich gerne 15 Minuten lang eine Privatsphäre im Bad hätte. 15 Minuten!!!!

Und während sich auch das Sirenchen zum Gehen wand, erschien der Mann in der Tür. AAAAAAAAAAAAH!

Ist das zu fassen? Kann man denn nicht einmal alleine im Bad sein?

 

Ich hab’s am Ende noch geschafft meine Haut ein bisschen zu pflegen. Aber mein Kopf war an diesem Samstag überhaupt nicht zufrieden. Er war ganz arg unterfordert und gleichzeitig überfordert. Vor allem der Wechsel zwischen absolutem Leerlauf, wo man einfach nur anwesend sein muss und nichts anderes tun kann außer anwesend sein  und dem plötzlichen Umschalten auf 1000%-Mama-muss-jetzt-und-alles-gleichzeitig tun. Und die eigenen Bedürfnisse, welcher Art auch immer, einfach hinten anstellen führt in meinem Inneren oft  zu einer Diskussion. Das kleine Kind in mir sagt dann: Ich will aber jetzt auch. Und meine Vernunft sagt: Ist jetzt nicht dran.

Fehlt nur noch, dass ich mich dann einfach mal kreischend auf dem Boden wälze. 😉

4 Antworten auf „Ein Fallbeispiel für mütterliche Langeweile und gleichzeitiger Überforderung“

Ich fühle auch immer mit Dir, fragte mich an mancher Stelle aber auch, warum Dein Mann nicht manchmal eins oder mehrere Kinder übernimmt. Du schriebst schonmal, dass er dann andere Familienaufgaben erledigt, aber was mir und uns oft hilft, ist Aufgaben zu tauschen.
Gerade wenn Du unter der Woche für die Kinder zuständig bist, machte das doch Sinn, oder?
Bei uns sind die Aufgaben etwas anders verteilt – Mann arbeitet 20 Frau 30 Stunden – da müssen sowieso beide alles machen und der Tausch fällt vielleicht leichter.

Liebe Clara,

ja, das mit dem Tauschen wäre oft toll. Tatsächlich geht es hier meistens einfach nicht. Samstags arbeitet der Mann und das ist tatsächlich immer blöd. Wenn er frei hat dann teilt sich das schon auf. Die Samstage empfinde ich halt so anstrengend, weil dann meistens keine Verabredungen für die Kinder möglich sind (weil alle anderen was mit der Familie machen), wenn aber zum Beispiel der Sohn dann verabredet ist, entzerrt sich das Gehampel auch schon.

Ins Bett bringe ich die Kinder schon immer alleine. Bei seinem Job wird es abends leider zu spät für ein Abendprogramm mit den Kindern. Oder, wenn man gerade zur Tür rein kommt, kann man auch nicht so schnell umschalten. Das verstehe ich total.

Vielleicht ändert sich nochmal etwas an der aktuellen Situation. Bis dahin läuft das hier so.
LG 🙂

„Und während sich auch das Sirenchen zum Gehen wand, erschien der Mann in der Tür. AAAAAAAAAAAAH!“😅
Das ist doch immer so. Zumindest empfindet man es so. Hat die Mama nie Ruhe.

Liebe Grüße
Lina

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