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...und was es sonst noch gibt

Der noch unstrukturierte Alltag mit zwei Schulkindern

Die erste richtige Schulwoche ist rum und die zweite Schulwoche hat begonnen. Ich laufe noch ein bisschen unstrukturiert hin und her.

 

Der Zweitklässler

Der Sohn startete motiviert in die zweite Klasse und ist ganz erpicht darauf in der Schreibschrift schreiben zu können. Da arbeitet er sehr gerne in seinem Arbeitsheft. Bei seinen Arbeitsheften der ersten Klasse allerdings zeigte er, abzüglich zu den für ihn ohnehin großzügig gestrichenen Aufgaben, viel Mut zur Lücke. Ich dachte in den Sommerferien, vielleicht könnte ich hier und da mal eine kleine fluffig Aufgabe einstreuen, um sicher zu gehen, dass er den Stoff auch wirklich beherrscht. Denn bei aller Entspanntheit und auch kritischen Betrachtung des Bildungssytems meinerseits, weiß ich auch: Die Basisfertigkeiten müssen sitzen, damit man im weiteren Verlauf nicht ins Stolpern gerät. Und wir haben nunmal das System wie es ist. Da muss der junge Mann irgendwie und halbwegs entspannt durch. Beim Sohn sorge ich mich nicht, dass er den Stoff nicht schafft. Ich sehe nur den gefuchsten Faulpelz  und die Vermeidung von Anstrengungen. Und wenn ihn was nicht interessiert, dann hat er sowieso schon mal keine Bock. Alles ok. Aber auch bei einem Schlaukopf können sich unnötige Schwachstellen einschleichen.

Somit passiert es hier, dass er Aufgaben für die er nicht mal 10 Minuten bräuchte, einfach nicht bearbeitet. Letzte Woche habe ich ihm eine Belohnung in Aussicht gestellt, wenn er sein Mathearbeitsblatt komplett fertig bearbeitet. Ich habe mich neben ihn gesetzt, seine Aufmerksamkeit immer wieder auf die Aufgaben gelenkt und das ganze UNFERTIG nach 1,5 Stunden abgebrochen. Viel zu lange. Ich wollte aber mal sehen, wie lange er durchhält. Und hätte ich nicht gesagt, es reicht, dann hätte er sehr wahrscheinlich noch länger und zunehmend mauliger ABER mehr oder weniger untätig dort gesessen. Es hat keinen Sinn. Er starrt Löcher in die Luft. Zählt wie viele Aufgaben er noch machen muss auf dem Blatt. Verschönert Zahlen. Malt irgendwelche Drachen, Männchen oder Eisenbahnen aus den Aufgaben aufs Blatt. Alles….nur die paar Lösungen notiert er nicht. Ist ihm zu doof.

Das ist ein Beispiel von vielen. Und nein, das Problem wäre in einer Hausaufgabenbetreuung auch nicht gelöst. 😀 Der Sohn lässt sich auch extern nicht anstacheln, wenn er nicht will. Er arbeitet in der Schule auch sehr langsam und stark interessensgesteuert. Einen Wettbewerb mit Mitschülern kann ihn auch nicht locken. Soll doch XY schneller fertig sein. Ist dem Sohn komplett schnuppe.

Gestern bekam ich dann einen Brief von der Lehrerin. Sie hatte mit dem Sohn besprochen, er könne ja zu den Teilerstunden der Erstklässler kommen und diese Stunden nutzen, um unfertige Aufgaben weiter zu bearbeiten. Die Lehrerin ist toll. Sie hat ihn erkannt wie er ist. Er braucht etwas mehr Zeit und auch einen gewissen Druck, nicht zu viel, sonst kippt es wieder, um in die Pötte zu kommen. Ich bin sehr einverstanden und bin gespannt, wie es sich anschickt. Für den Sohn scheint es völlig ok zu sein. Er geht ja auch gerne in die Schule.

Der angenehme Nebeneffekt ist, der Sohn und das Sirenchen haben dann viel öfter zur gleichen Zeit Schule und sie können gemeinsam gehen.

 

Die Erstklässlerin und mein aktuelle Alltag

Bisher ist es nämlich so, dass das Sirenchen locker flockig mit ihrem Bruder zur Schule geht. Aber ganz alleine traut sie sich dann doch nicht. 😀

Somit lief ich, bis heute, morgens zumeist einmal mit dem Sirenchen zur Schule, schickte dann zu Hause den Sohn los zur zweiten Stunde, brachte dann das Knöpfchen zum Kindergarten, fuhr einkaufen, räumte ein bisschen auf, machte Wäsche und musste schon wieder los das Sirenchen in der Schule abholen. (Die Erstklässler haben noch einen verkürzten Stundenplan. ) Das ist ganz gut, denn wie bei den meisten Kindern merke ich, wie müde sie vom ungewohnten Ablauf ist.

Das Sirenchen geht gerne zur Schule und mag ihre Lehrerin richtig gern. Aber nach der Schule ist sie erstmal mit Vorsicht zu genießen. Ein kleines Pulverfass.

Zumeist möchte sie dann zu Hause Fernsehen gucken. Das gibt es hier allerdings nicht und somit muss ich sie anders irgendwie „runter“ holen. Das ist auch Arbeit und Zeit. Der Sohn ging meist auf sein Zimmer und hörte ein Hörspiel. Ein Hörspiel funktioniert beim Sirenchen aber nicht. Aber der Radiokindersender und dazu Gemüse schälen und schnibbeln, das liebt sie. Schwierig, wenn mal nix zu schnippeln und schälen ist. Das bedeutet aber, dass ich dann auch erstmal damit beschäftigt bin mit ihr zu kochen. Und schwupps, steht der Sohn auch vor der Tür. Dann essen wir. Dann ist Hausaufgabenzeit. Das Sirenchen machte sie bisher sehr gerne. Danach hole ich oder wir zusammen das Knöpfchen im Kindergarten ab. Die Nachmittage sind auch komplett mit Kinderthemen besetzt. Verabredungen koordinieren, bringen, holen, schicken, erwarten oder auch gemeinsame Treffen mit anderen Mamas auf dem Spielplatz. Nebenbei versuche ich dann auch noch irgendwas zu schaffen. Im Garten. Im Haus. Am Rechner. Wir müssen uns neu finden.

Klar könnte ich die Kinder auch in die Ganztagsbetreuung geben. Allerdings weigern sie sich. Selbst der Sohn, dessen Freunde fast alle in der Ganztagsbetreuung sind und ihn schon fragen, ob er nicht auch bleiben will, bleibt bei seinem Nein. Und weil ich meine Kinder kenne und weiß, dass ich JEDEN Morgen und JEDEN Abend Diskussionen hätte, weil sie wegen der Ganztagsbetreuung nicht in die Schule wollten, können sie Mittags nach Hause kommen. Es ist möglich für uns. Nicht ohne Abstriche. Aber in unserer Prioritätensetzung so für alle besser und angenehmer.

Gerade beim lerntechnisch etwas komplizierteren Sohn, würde ich ja jede Freude am Lernen komplett zertrümmern, wenn ich ihn über Mittag in eine Einrichtung zwänge.

Das Ergebnis ist: Ich habe wenig Zeit. Aktuell jedenfalls. Es wird sich einspielen in den nächsten Wochen. Nächste Woche bekommt das Sirenchen schon ihren regulären Stundenplan. Nach den Herbstferien wird sie auch alle Wege alleine gehen. Auch ohne den Bruder und ich habe wieder mehr Zeit, um hier am Vormittag alles zu erledigen, was MIT Kindern einfach nicht funktioniert oder doppelt so viel Zeit frisst.

Gestern bekam ich dann noch einen Berg Informationen über Termine, eine paar To Dos für die nächsten Tage sind dazu gekommen. Ein paar Dinge drangen an mein Ohr, über die ich mal richtig nachdenken muss, weil sie mich schlicht weg beschäftigen. Und dann rollt gerade die erste Erkältungswelle diesen noch jungen Herbstes an uns ran. Die Kinder sind verrotzt, mein Hals kratzt und ich fühle mich etwas schlappi. 

ABER, die Sonne scheint und heute habe ich ein etwas größeres Zeitfenster. 🙂

 

5 Antworten auf „Der noch unstrukturierte Alltag mit zwei Schulkindern“

Ah, dieses lange Sitzen und nichts machen, obwohl man es ratz fatz könnte, das kenne ich von meinem Wirbelwind auch! Leider auch in der dritten Klasse noch. Sie lässt sich dann von wirklich allem ablenken, wenn sie gerade keine Lust auf das Thema hat.
Weil sie bei weitem nicht die Einzige ist, die vor sich hin träumt oder es durch sonstwelche Gründe nicht schafft, im Unterricht mit den dort gemachten Aufgaben fertig zu werden, wird der Lehrer ab nächster Woche jeden Tag einen Tagesplan mitgeben, wo drinsteht, was die Kinder an dem Tag in Deutsch und Mathe machen sollten. Und was nicht gemacht wurde, muss dann nachgeholt werden. Zusätzlich zu den Hausaufgaben. Mir graut schon davor, ebenso wie vor den Klassenarbeiten. In Deutsch werden 8 pro Halbjahr geschrieben! Was für ein Wahnsinn! Bis zu den Herbstferien gibt es daher jede Woche eine Klassenarbeit. Das ist doch verrückt, oder nicht?

Ja, ich war auch ziemlich schockiert! 2x Rechtschreibung, 2x Lesefähigkeit, 2x Aufsatz, 2x Grammatik. 3x Deutsch und 2x Mathe bis zu den Herbstferien, dann noch ein paar danach und der Lehrer meinte, es wäre gut, dass es die Zeugnisse dieses Jahr erst im Februar gibt, da könne man noch eine nach den Weihnachtsferien machen. 🙁 Er findet das auch viel zu viel, ist aber wohl so vorgegeben.

Hallo!
Jetzt sind meine Zwillinge ja schon ein paar Wochen in der Schule, aber richtig „angekommen“ sind wir noch nicht.
Leider ist kein anderer Junge aus dem Kindergarten in derselben Klasse, so dass mein Sohn sich nach wie vor sehr an seine Schwester hängt und ich bin ein bisschen besorgt deswegen (dass er evtl deswegen geärgert wird und in so eine „Opferrolle“ rutscht).
Insgesamt sind 26 Kinder in der Klasse, was ich ziemlich viel finde. Es geht sehr viel Zeit mit Organisatorischem drauf; vor allem, weil die Kinder mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen was Vorwissen usw betrifft kommen.
Hausaufgaben bestehen oft darin, seitenweise nur Zweien zu schreiben und das finden meine Kinder einfach LAAANGWEILIG. In vielen Fächern wird jedesmal irgendwas ausgemalt, was die beiden auch doof finden. Das hat mein Sohn letztens in Religion auch gesagt „Schon wieder??! Ist das hier jetzt Religion oder Kunst?“
Fand ich nicht sooo unberechtigt.
Meine Tochter hat sich die fantastische Idee in den Kopf gesetzt, dass sie „lieber von unten und von rechts anfangen will zu schreiben, nicht so, wie alle anderen es machen.“ Sie meint, sie kann es so lesen und dann ist’s ja gut.
Seufz.
Bisher war das Highlight, dass die Klassenlehrerin auch nichts von „Schreiben nach Gehör“ hält (davor hat es mir echt gegraut, so ein Mumpitz!), allerdings kann sie auch nicht völlig von den sonst an der Schule üblichen Methoden abweichen.
Die lernen jetzt mit so einem (für mich etwas unlogischen) Buchstabenhaus und Kater Tinto. Außerdem mit Gebärdensprache für z.B. „au“ oder „ei“ oder „u“, was irgendwie (?!) das Lesen erleichtern soll, erschließt sich mir noch nicht wirklich.
Zusammengefasst: es hätte alles schlimmer kommen können; es gibt aber auch noch viel Luft nach oben.
Warten wir’s ab.
Liebe Grüße – Andrea

Liebe Andrea,
die ersten Wochen laufen meist so, wie du sie beschreibst. Mit den unterschiedlichen Fertigkeiten der Erstklässler muss man sich erstmal sortieren. Ist tatsächlich manchmal gar nicht so einfach für die Lehrer. Das Buchstabenhaus und Tinto sind ok. Auch die Gebärden sind für viele Kinder sehr hilfreich. Ich nutze sie tatsächlich auch gerne und vielen Kindern hilft das überdeutliche Lautieren mit den passenden Gebärden sehr beim Schreiblernprozess. Das viele Ausmalen….ja, schreiben können sie ja noch nicht. Vielleicht kann die Lehrerin aber doch andere Möglichkeiten finden.

Ich hatte auch mal Zwillinge in der Klasse. Auch ein Junge und ein Mädchen. 🙂 Der Junge orientierte sich auch sehr an der Schwester, aber im Laufe des Schuljahres lebte er sich ein und ging mehr und mehr eigenen Wege. Wobei die Schwester immer ein bisschen die „Mama-Rolle“ beibehielt. Manchmal ist es klug, die Zwillinge in verschiedene Klassen zu trennen. Kann man auch nachträglich noch. Ich würde aber erstmal abwarten.

Was die eigenwillige Schreibweise deiner Tochter betrifft… 😀 ….viel Spaß und gute Nerven. 😀 Ich lache, weil ich weiß wie toll solche Querköpfe einerseits sind und einen gleichzeitig zur Verzweiflung bringen. Vielleicht hilft es, wenn alle anderen möglichst immer sagen, dass sie das nicht lesen können. Lies ihre aufgeschriebene Wörter in der üblichen Leserichtung und dann klingt das ja rückwärts. Und tu so, als kannst du es tatsächlich nicht verstehen. Kann man ja lustig machen und zusammen lachen. Vielleicht hilft das. Sprich mal rückwärts mit ihr. 😀

Ich wünsche dir gute Nerven!

LG

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