Als Mama machte ich mir nicht zum ersten Mal Gedanken zum Thema Resilienz. Auch als Grundschullehrerin (u.a. im Brennpunkt und in inklusiven Klassen) beschäftigte mich dieses Thema. Ich bekam so manche Einblicke und erlebte Situationen, die mir unter die Haut gingen und ich konnte sehen, wie manche Kinder erstaunlich gut mit schwierigen Situationen umgingen und andere schnell verzweifelten.
Ein Teil der Resilienz resultiert aus dem Gemüt des Kindes heraus. Die einen sind von Grund auf optimischter und aufgeschlossen, die anderen eher verhalten. Der soziale Hintergrund und das Umfeld spielen entscheidend hinein.
Und auf diesem Hintergrund schreibe ich nun einen Beitrag darüber und verlinke zu Beispielsituationen aus unserem Familienalltag.
Als Mama fragt man sich natürlich einmal mehr: Wie fördere ich die Resilienz meines Kindes. Ganz ungeachtet von seiner Veranlagung. Und welche Fähigkeiten besitzen Kinder mit hoher Resilienz?
Kinder, die eine gute Resilienz aufweisen,
können Gefühle erkennen und benennen (Der Sohn ist Meister darin. Hier zu lesen. klick.)
kennen eigenen Ressourcen
haben Mut schwierige Situationen zu meistern
können selbst Hindernisse aus dem Weg räumen
Grundvoraussetzungen für die Ausbildung von Resilienz
ist eine sichere Bindung zu wenigstens einer verlässlichen Bezugsperson.
Das müssen nicht zwangsläufig die Eltern sein, es können auch Großeltern und/oder andere Verwandte, Erzieher, Lehrer, Nachbarn oder der Trainer vom Fußballclub etc sein. Optimal ist allerdings, wenn es mehrere zuverlässige Bezugspersonen gibt.
Was kann ich als Eltern und Bezugspersonen tun, um Resilienz zu fördern?
Als erstes gilt: Das Kind erkennen, annehmen und lieben wie es ist. Mit all seinen Fähigkeiten, Stärken und auch Schwächen. Zeigen: Du bist gut, so wie du bist (auch mit deinen Fehlern!)! Die Wertschätzung eines jeden Gegenübers kann man vorleben. Das gilt für alle Bezugspersonen.
Eine schöne Übung das Kind richtig zu SEHEN ist einmal alles aufzuschreiben, was das eigene Kind gut kann (nur Positives! nicht „kann besonders laut schreien“ oder sowas ;-D) . Annika Tismer von nature concepts ließ uns im Workshop dazu die Blütenblätter einer Blume beschriften. Wenn man einmal bewusst darüber nachdenkt, fällt einem einiges ein und man kann ganz stolz auf das eigene Kind blicken. Dies ist gerade auch hilfreich in schwierigen Phasen. Manchmal hat man es nicht leicht miteinander. Einmal Abstand vom aktuellen Konflikt nehmen und auf das Positive schauen, hilft.
Wichtig ist auch den Kindern nicht die eigenen Erwartungen über zu stülpen oder gar enttäuscht sein, wenn das Kind nicht die gleichen Talente oder z.B sportlichen Interessen wie man selbst hat. Mit anderen Vergleichen ist ebenfalls wenig hilfreich und vermittelt nur ein Gefühl der Unzulänglichkeit.
Empathisch und authentisch auf das Kind reagieren und ggf helfen Gefühle und Bedürfnisse zu verbalisieren. Zeigen: Ich nehme dich ernst. Dazu gehört auch aktives Zuhören.
Zutrauen in eigene Fähigkeiten stärken.
Dazu kann man sich selbst fragen:
Wie schnell springe ich meinem Kind zu Hilfe ? Räume ich immer alle Unwegsamkeiten aus dem Weg? Ermutige ich das Kind, sich an eine Herausforderung heran zu wagen? Wie gehe ich damit um, wenn das Kind nicht weiter kommt und sich mit einer schwierigen Sache abmüht? (Ein Beispiel auf einem Spielplatz. Hier zu lesen.klick.)
Meine persönliche Wahl ist in den meisten Fällen Hilfe zur Selbsthilfe geben, passend zur Situation, zur Aufgabe und zum Kind. In manchen Fällen muss ich vermitteln, dass das Vorhaben einfach noch nicht bewältigt werden kann. Wegen Alter, Körpergröße, einer noch nicht erworbenen Fertigkeit etc. In dem Fall wird Frustrationstolleranz geübt und gleichzeitig kann man die Chance nutzen eine Alternative zu finden.
Kinder Dinge selbst tun lassen, um Erfolgserlebnisse zu haben und Selbstwirksamkeit zu erfahren. Nicht immer die leichteste Übung, weil Kinder natürlich für vieles länger brauchen, sich mit manchem schwer tun und man die Zeit nicht immer hat, abzuwarten oder geduldig zu begleiten.
Niederlagen gehören natürlich dazu. Nicht alles gelingt auf Anhieb. Auch das gehört zum Leben und mit mehr oder weniger Übung kann man sein Ziel dann irgendwann erreichen. Auf diese Weise wird Durchhaltevermögen geübt.
Eine besondere Rolle beim „Lernen etwas selbst zu tun, sich selbst zu helfen“ sind Streitereien unter Kindern.
Manche Probleme und Streitereien können Kinder alleine untereinander regeln (lernen). Sie üben daran, Probleme selbst zu lösen. (Hier ein Beispiel. klick.) In manchen Situationen brauchen sie allerdings Unterstützung und Anleitung.
z.B. Bei einem Machtgefälle, einer Gruppe gegen einen Einzelnen, ein Älterer/Stärkerer gegen einen Jüngeren und bei grober Gewalt)
Auch wenn ein Kind einem anderen Kind gegenüber sexuell übergriffig wurde, so können Kinder diese Situation nicht untereinander ohne Unterstützung eines Erwachsenen regeln. Dieses Thema ist besonders sensibel.
Dem übergriffigen Kind muss man ganz klar vermitteln, dass das Verhalten absolut falsch war. Dem anderen Kind muss man Trost spenden und vermitteln, dass es keine Schuld trägt und auf jeden Fall immer richtig reagiert, wenn es solche Vorfälle einem Erwachsenen erzählt.
(Wer zu diesem eigenen Thema mehr lesen möchte: https://www.familienhandbuch.de/babys-kinder/bildungsbereiche/sexualitaet/Istdaseigentlichnormal.php)
Die Bezugspersonen gelten auch hier bei allen Situationen als Vorbild, in dem sie vorleben, wie Probleme gelöst und Entscheidungen getroffen werden.
Soziale Verantwortung vorleben und übetragen in Form von kleinen Aufgaben innerhalb der Familie, in der KiTa-Gruppe oder Schulklasse.
Manchmal sind Grenzen nötig, damit eine Gefährdung von anderen, des Kindes selbst vermieden oder das Wohlergehen der gesamten Gruppe oder Familie sicher gestellt werden. Innerhalb einer Familie/Gruppe kommen verschieden Bedürfnisse und Befindlichkeiten zusammen. Hier gilt es für alle den best möglichen Rahmen zu schaffen, in dem sich möglichst alle so wohl wie möglich fühlen. Dazu gehört auch kleine Unbequemlichkeiten einmal auszuhalten, weil sie für das gelungene Zusammensein nötig sind.
Verhält sich ein Kind unpassend, so sollte möglichst immer ein Weg gefunden werden die Grenze so zu ziehen, damit das Kind sich weder sozial noch emotional geschwächt fühlt.
Ein praktisches Beispiel: Ein Kind hat immer wieder Streit oder macht einen groben Unfug (macht etwas mutwillig kaputt). Die anderen Kinder sagen: „Ja, der/die Soundso macht IMMER das und das! Das finden wir doof! Der/die hört nie auf, wenn wir Stopp sagen!“ Leicht, aber falsch wäre es dann einfach eine schnelle Konsequenz auszusprechen.
Es hilft besser neutral ein Gespräch über die Hintergründe des Fehlverhaltens mit dem Kind unter 4 Augen zu führen und etwas über die Gründe heraus zu finden. Meiner Erfahrung nach gibt es IMMER einen oder sogar mehrere Gründe. (Das ist allerdings auch ein spannendes Thema. Manche Gründe sind handfest ohne Hintergedanken. Manche Gründe haben noch eine Ebene mit einem „Hintergedanken“, aber das ist hier zu umfangreich.)
Die Gründe entschuldigen dann nicht das Fehlverhalten, aber auf diesem Weg fühlt sich das Kind ernst genommen und kann ohne seine Würde zu verlieren an der Situation etwas ändern. Entweder allein oder mit Hilfe der Bezugsperson. Es lernt, ich kann mich aus misslichen Situationen befreien, in dem ich über mein Problem mit jemandem spreche.
Das gilt auch für die andere Partei. (Ein Beispiel vom Sohn, als der auf dem Schulweg drangsaliert wurde.klick.)
Abschließend würde ich sagen, wir müssen unsere Kinder auf die Welt vorbereiten mit ihren guten, aber auch schlechten Seiten. Wir können unsere Kinder nicht vor allem Übel beschützen, aber wir können sie stark genug machen, damit umzugehen und sich nicht als Opfer zu zu fühlen. Und auch wenn es sich mal finster anfühlt, haben wir in jedem Fall immer eine Möglichkeit etwas zu tun, übrigens OHNE Ausgrenzung, Mobbing oder blinde Gewalt!
Und noch ein absoluter Lesetipp: Über Sinn und Bedeutung von Symptomen von Terrorpüppi.