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...und was es sonst noch gibt Erziehung und Realität Rund um die Schule

(Cyber)Mobbing – Was können Eltern tun?

Es passiert. Überall. Ungeachtet der sozialen Herkunft.

Gemobbt wurde wohl schon immer und in irgend einer Form hat es jeder schon mal erlebt. Als Gemobbter, als Mobber, als Mitläufer, Beobachter.

Es ist immer demütigend und gibt letzten Endes niemandem ein gutes Gefühl.

Wichtig ist es Mobbing zu erkennen und zu unterbrechen.

Seit der Nutzung der neuen Medien hat Mobbing zudem eine neue Qualität erlangt. Was sich früher nur auf dem Schulhof, der Arbeit oder unterwegs ereignen konnte, findet nun auf digitalem Wege immer und überall statt. Cybermobbing

Auf unserem Wochenende (#djhmachtstark) in der super schönen Jugendherberge in Nottuln haben wir die Arbeit von Helden e.V. kennen gelernt, die uns einige Informationen rund um das Thema (Cyber) Mobbing mitbrachten und darüber hinaus aktiv mit Schulklassen arbeiten. Sie bieten neben präventiven Maßnahmen auch Akuthilfe an. Ihre Arbeit finde ich absolut unterstützenswert und sehr wichtig!

 

Hier nun eine Sammlung aus Informationen des Wochenendes, eigenen Recherchen und Erfahrungen.

Einige Fakten zu Mobbing

Eine sehr gute Definition findet man hier: http://www.mobbing-in-schulen.de/pages/mobbing.php

Mobbing verläuft immer sehr individuell und hängt von den einzelnen Personen und der Situation ab.

Allerdings gibt es 3 erkennbare Phasen:

Die Testphase (Lässt sich das auserkorene „Opfer“ überhaupt mobben?)

Die Konsolidierungsphase (Worauf reagiert „das Opfer“ besonders „gut?)

Die Manifestierungsphase  (Ein oder mehrere bewährte Mittel sind gefunden worden, um das „Opfer“ klein zu machen. Die Rollen sind klar verteilt.)

Je weiter eine Mobbingsituation fortgeschritten ist, je schwerer ist sie zu lösen.

Mädchen mobben meist nur Mädchen.

Jungs wählen deutlich freier zwischen den Geschlechtern.

Gemobbt werden Personen, die aus dem Norm-und Werterahmen der jeweiligen Gruppe herausfallen, sei es durch Aussehen, Verhalten, Herkunft, Religion etc pp.

Theoretisch kann JEDER Mobbing-Opfer werden.

Die Gründe, warum jemand zum Mobber wird, sind unterschiedlich und können teilweise komplex oder sogar sehr simpel sein.

Letzten Endes mangelt es dem Mobber an einem guten Selbstwertgefühl, es geht um Machtausübung um sich selbst in eine bessere/überlegene Position zu bringen bzw um eine fragwürdige Art der Anerkennung zu erlangen.

Es wäre blind und falsch per se das Elternhaus verantwortlich zu machen. Jeder weiß, wie sehr auch über Jahre gesammelte Erfahrungen mit unterschiedlichsten Bezugspersonen (Freunde, Lehrer, etc) prägen können.

Viele Mobber wurden auch selbst schon einmal gemobbt.

Meine persönliche Beobachtung ist, dass sich Mobbingsituationen überall dort besonders einfach und gut entwickeln, in denen generell eine geringschätzige Stimmung und eine gestörte Kommunikation herrscht.

Am Beispiel Schule verdeutlicht: Ein Klassenlehrer, der seine Schüler nicht ernst nimmt und sie nicht wertschätzt, sich womöglich noch über sie lustig macht, verbreitet ein ungünstiges Klassenklima. Er wird auch nicht schnell erkennen, wenn sich Mobbingsituationen entwickeln, sie runterspielen und schlimmsten Falls mitmachen.

Überall dort, in denen der Klassenlehrer jeden einzelnen Schüler nimmt und schätzt, wie er ist, Wertschätzung, Vielfalt und Toleranz vorlebt, überträgt sich diese aufgeschlossene Art automatisch auf die Klasse. Es herrscht ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Lehrer. Probleme treten auch dort auf, werden aber viel schneller erkannt, benannt und besprochen.

Wichtig dabei ist, dass der Lehrer die Position der führenden Person beibehält und sich nicht mit den Schülern gleich macht. Ich nenne es gerne so: „Als Lehrer/rin ist man „der Papa“, die Mama“ der Klassengemeinschaft (nicht der beste Kumpel) und hat für jedes Kind ein offenes Ohr und verwaltet die gemeinsam erarbeiteten und besprochenen Klassenregeln, die für ein maximal angenehmes Zusammensein nötig sind und geht mit gutem Beispiel voran.

Auch für die Schulleitung gilt das. Wichtig ist, dass alle Kollegen sensibilisiert sind und entsprechend geschlossen bei Mobbingfällen vorgehen. Ein Leitfaden, wie das aussehen kann, findet man zum Beispiel hier: https://www.ostalbkreis.de/sixcms/media.php/26/Leitfaden-Mobbingintervention20151029.pdf.

 

Wie erkenne ich, ob mein Kind gemobbt wird?

Es wird nichts mehr erzählt. Das Kind wird über eine längere Zeit immer stiller.

Bei eventuell genannten Problemen werden keine Namen genannt.

Das Kind bringt keine Freunde mit nach Hause.

Das Kind wird nicht von anderen eingeladen.

Schulsachen und/oder Kleidung sind oft beschädigt.

Das Kind kommt mit Verletzungen nach Hause.

Erzählte Geschichten sind unglaubwürdig.

Kind hat oft keine Lust auf Schule, ist oft krank oder ängstlich bevor es in die Schule geht.

Häufige psychosomatische Beschwerden.

Das Kind kommt oft zu spät, weil es Umwege auf dem Schulweg macht.

Das Kind schläft schlecht.

Die Schulleistungen werden schlechter.

Das Kind zieht sich zurück.

Das Kind reagiert aggressiv auf Nachfragen.

Das Kind zeigt depressive Symptomatik.

 

Die Folgen von Mobbing 

Ein Gefühl von Hilflosigkeit manifestiert sich.

Mobbing führt langfristig zu Problemen im Aufbau von Beziehungen

(unsicherer Bindungsstil und emotionale Einsamkeit) 

Substantielle Entwicklungsschritte bleiben aus oder stagnieren.

Betroffene haben eine höhere Wahrscheinlichkeit psychische Krankheiten zu entwickeln

Und 20% der Betroffenen haben Selbstmordgedanken!

 

Was können Eltern tun?

An oberster Stelle generell gilt: Dem Kind zuhören, es ernst nehmen und aufmerksam sein.

Wenn das eigene Kind gemobbt wird:

Das Wohl des Kindes hat oberste Handlungsprämisse. Nicht blindwütig handeln, aber schnell und überlegt vorgehen. (Hilfreiche Informationen zum Thema findet man auch im Netz. Links dazu am Ende des Beitrags)

Ein ruhiges, sachliches aber klares Gespräch mit den Lehrern suchen.

Die Schule muss in die Pflicht genommen werden und handeln. Jedoch muss vermieden werden, eine blinde Reaktanz bei Lehrern und Schulleitung auszulösen. (Blinder Angriff führt oft zu Abwehrhaltungen und führt nicht weiter. Wenn die Schulleitung sich allerdings nicht kümmert und abwiegelt, sucht man die nächste Instanz auf).

Das Kind sollte über alle Schritte informiert, aber aus den Gesprächen mit Lehrern herausgehalten werden.

Zu Hause darf Mobbing kein Dauerthema werden. Es muss klar sein, dass das Thema ernst genommen und gehandelt wird, aber das betroffene Kind braucht auch Abstand.

Mobbing darf allerdings auch keine Entschuldigung für inadäquates Verhalten des Betroffenen sein. „Weil ich gemobbt werde, darf ich mich jetzt auch daneben benehmen.“ ist falsch. 

 

Was man keines Falls tun sollte:

Als Eltern des „Opfers“ sollte man keinesfalls mit den Eltern des „Täters“ oder mit dem „Täter“ selbst sprechen. Die Situation kann emotional nur aus dem Ruder laufen und bringt niemanden weiter. 

Die Angelegenheit darf nicht vor der gesamten Klasse verhandelt werden. Gegenseitige Schuldzuweisungen würden die Fronten nur verhärten. Ein allgemeines Gespräch (ohne Namen zu nennen) über Mobbing ist jedoch möglich und sogar wichtig.

Eine kurzfristige Besserung ist noch keine Entwarnung und muss dringend weiter im Auge behalten werden. 

Victim Blaming darf nicht stattfinden. Das „Opfer“ ist nicht Schuld an seiner eigenen Situation! 

Das Opfer sollte nicht aus der Klasse genommen werden. (Unter bestimmten Bedingungen kann ich diesen Schritt jedoch nachvollziehen. Zum Beispiel, wenn man seitens der Schule keine Unterstützung erfährt bzw das Vertrauen auf beiden Seiten komplett zerstört ist.)

Wenn das „Opfer“ geht, bekommt der „Täter“ gefühlt Recht, er hat mit seinem Verhalten ein Erfolgserlebnis provoziert. Das „Opfer“ wiederum erlebt eine weitere Niederlage und fühlt sich indirekt als Schuldiger.

(Wenn sich der Fall nicht lösen lässt, muss der Täter aus der Klasse bzw von der Schule verwiesen werden.)

Was man allen Schulen empfehlen kann ist präventiv zu arbeiten und sich im Akutfall auch externe Hilfe zu holen. Externe Hilfe und tolle Präventivprogramme bietet zum Beispiel Helden e.V. an.

 

Noch ein paar informative Links:

http://www.schueler-gegen-mobbing.de/mobbing-in-der-schule/

http://www.mobbingberatung.info/media/Mobbingirrtuemer.pdf

Speziell das Thema Cybermobbing wird hier thematisiert: https://www.klicksafe.de/themen/kommunizieren/cyber-mobbing/

https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/gefahren-im-internet/cybermobbing/

 

Bei Berlin Mitte Mom gibt es einen Beitrag über eine App, die Teenager gerne nutzen, die aber viel Raum für Cybermobbing schaffen. 

 

 

Übrigens hat Viola von Mama und Co auch aktuell über Mobbing geschrieben. Schaut mal:  https://mama-und-co.de/mobbing-in-der-schule

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