Kategorien
...und was es sonst noch gibt

Widrige Umstände an Weihnachten

Wenige Tage vor Weihnachten

Das Sirenchen klagte wenige Tage vor Weihnachten über Bauchschmerzen. Da ein Allzeit gefürchteter Magen-Darm Virus im Umlauf war, war ich in Habacht-Stellung.

Glücklicherweise ruhte ich Donnerstag am Spätnachmittag schon auf der Couch und fiel dennoch mit den Kindern um 20 Uhr ins Bett. Ich schlief definitiv vor den Kindern. Das Bett vom Sirenchen hatte ich vorsorglich mit einem Handtuch präpariert. Für den Fall der Fälle.

Sie riss mich dann aber um 22 Uhr mit einem Nachtschreck aus dem Schlaf. Zum Glück ging er schnell vorbei und weckte auch niemanden.

Um 1 Uhr rüttelte mich dann das Knöpfchen: „Mama, ich hab da was in mein Bett ausgespuckt!“

Ich schoss aus dem Schlaf, delegierte sie sofort ins Bad, falls nochmal was auszuspucken sei und setzte sie mit einem Eimer auf den Boden. Zum Glück haben wir eine Fußbodenheizung im Bad. Dann ist es nicht so kalt. Ich huschte zurück ins Kinderzimmer um den Tatort zu inspizieren. Tatsächlich. Ihr Abendessen befand sich mitten auf ihrer Matratze.  Ich bezog das Bett neu, warf die Waschmaschine an und sah nach dem Kind, was einigermaßen gut gelaunt mit dem Eimer vor der Nase saß und plapperte. 

Wir warteten gemeinsam eine Weilchen ab, ob noch etwas käme. Ich war froh schon 5 Stunden geschlafen zu haben. 

Irgendwann wollte sie wieder ins Bett. Ich legte ihr auch noch ein großes Handtuch aufs Kissen und stellte den Eimer neben das Bett.

Sie schlief schnell ein. Ich schlief hingegen extrem unruhig, da ich ständig die Geräusche der Kinder überwachte. Ich rechnete fest damit, dass das Sirenchen vielleicht auch noch ins „Ausspucken“ einstieg. Bei mir selbst registrierte ich auch ein Unwohlsein und hoffte, es möge verfliegen.

Am Morgen waren die großen Geschwister ziemlich aufgekratzt, laut und wild. Ich bat den Sohn seine Energie mal zum Aufräumen seiner sämtlichen Spielsachen zu nutzen. Er verneinte. Ich erklärte, wenn Magen-Darm-Viren unterwegs seien, könne viel rumliegendes Spielzeug sehr hinderlich sein und mit unter auch in Mitleidenschaft gezogen werden. Er zuckte nur die Schulten und meinte, er wolle nicht aufräumen. Da ich diese Diskussion ständig mit ihm führe, egal wie viel ich mitaufräume, Ordnung anpreise und lustige Spiele daraus mache….Ordnung interessiert ihn nicht. Er findet ja alles. 

„Warum soll ich aufräumen?“

„Stelle dir vor, ein Freund kommt zu Besuch und findet sich überhaupt nicht zurecht in dem Chaos.“

„Ich weiß ja wo alles ist, er kann mich ja fragen!“

Ok.

Ich packte die Keule aus und durchbrach damit auf den ersten Blick wohlwissend alle klugen Erziehungsweisheiten dieser Zeit:

„Wenn du nicht aufräumst, bringt das Christkind auch nichts zu Weihnachten.“

„Warum, das muss ja nichts finden hier.“

„Ne, aber das findet Unordnung doof!“

„Ist mir doch egal. Außerdem ist das Erpressung!“

„Stimmt! Ok, dann muss ich leider doch mit dem blauen Müllsack kommen!“

„NEeeeeeiiiiiiiin! Außerdem ist das auch Erpressung!“

„Stimmt!“

„Warum machst du das?“

„Weil immer wenn ich dich nett bitte mal aufzuräumen, und egal wie sehr ich es auch begründe, du immer NEIN sagst. Was soll ich denn deiner Meinung nach machen, damit du mal aufräumst?“

„Na guuuut! Ich räume jetzt direkt auf!“

Und dann räumte der Sohn eine Stunde lang und vollbrachte eine grandiose Leistung. Und wenn ich sein Grinsen richtig interpretierte, war er danach mit sich selbst sehr zufrieden. Und auf den Zweiten Blick sind Drohungen und Wenn-Dann-Sätze bei bestimmten Kindern gar nicht verkehrt. bzw man muss wissen, ob das zu nützlichen Gedankengängen führt oder nicht.

Als ich mit den großen Geschwistern dann ein Frühstück machen wollte, war das Knöpfchen aufgestanden und hatte dem Mann kurzerhand aufs Fußende seiner Matratze gespuckt. 

Der rief zu Hilfe. 😀 und flitzte bereitwillig Zwieback einkaufen. Selten ist er schneller aufgestanden, als an diesem Tag. 🙂

Nachdem wieder alles sauber war und die Waschmaschine wieder lief, gab es also Zwieback-Frühstück. Das Knöpfchen schlief nochmal eine ganze Weile auf der Couch und hatte dann eine Weisheit parat: „Vielleicht wollte mein Körper auch mal Kotzen!“ (Sie hatte das nämlich zum ersten Mal in ihrem Leben.)

Als ich dann das OK für eine Runde Fernsehen für alle ausrief, sagte sie: „Man kann ja auch beim Gucken kotzen.“ 😀

Tatsächlich kam nichts mehr, außer kurzen Phasen Unwohlsein und weiteren Tagesschläfchen. Die Waschmaschine lief nonstop und schaufelt die Wäschesammlung der letzten Tage weg.

Das mit dem Ausruhen vor Weihnachten hatte ich mir zwar anders vorgestellt. Aber was solls….

Dann vergingen 2 ruhige Tage, an denen ich nichts machte außer weiter Wäsche zu waschen und weg zu räumen und Schonkost für die Bauchwehkinder anzubieten. Die Kinder und ich sahen gemeinsam sehr viel fern. Auch um die wachsende Aufregung für Weihnachten etwas in Schach zu halten.

Einen Tag vor Heilig Abend

Es war Sonntag, alle wirkten wieder fit und durften wieder normal essen. Das Sirenchen verschmähte zwar ihr halbes Frühstück, aber ich dachte mir nichts weiter dabei. Am Nachmittag gingen wir zusammen ins Kino und sahen uns den neuen Mary Poppins Film an. Es war ein schönes Familienerlebnis. Die Kinder saßen staunend auf ihren Sitzen und hatten sichtlich Spaß an dem Film. Dabei verdrückten sie nach meinem Geschmack etwas zu viel Popkorn. Aber naja. Das gehört ja dazu. Uns Eltern gefiel der Film übrigens auch sehr und nach dem Film meinten alle drei Kinder, sie wollen den Film unbedingt nochmal sehen.

Mit so einem Kino Nachmittag hatten wir nochmals die aufgeregte Weihnachtsvorfreude gut ausgeblendet und angenehmer Weise waren die Kinder früh müde am Abend.

Ich brachte alle ins Bett und verpackte noch schnell die Geschenke für den nächsten Tag und versteckte sie wieder. Danach legte ich mich mit meinem Computer auf die Couch, um mir einen Film anzusehen.

Der Sohn kam nach kurzem gelaufen und meinte das Sirenchen hätte sich eine Wärmflasche gemacht, sie müsse sich sonst übergeben. Ich nahm diese Äußerung nicht so ganz ernst. Konnte mir aber ein Unwohlsein aufgrund der Menge an verspeistem Popkorn gut vorstellen. Ich bat den Sohn, er möge doch den kleinen Eimer aus dem Bad mit ins Kinderzimmer nehmen. Nur zur Sicherheit. Ich war aber guter Dinge.

Bald darauf erschien ein heulendes Sirenchen im Wohnzimmer und ich war sofort in Alarmbereitschaft.

„Was ist los?“

„Mir geht es gar nicht guuuut!“ heulte es. „Mir ist gaaar nicht guuuuut!“

OhOh!

„Komm hopp, schnell ins Bad!“ sagte ich schon halb im Aufstehen und in letzter Sekunde konnte ich mich retten. 

Das Sirenchen übergab sich großflächig auf Couch, Decke, Kissen und Fußboden. 

„Schnell, ins Bad!“ rief ich, aber das Sirenchen war orientierungslos und tatterig und ehe ich mit einem Eimer zurück war, übergab sie sich ein weiteres Mal an eine andere Stelle des Wohnzimmers. Man kann sagen, das komplette Wohnzimmer war in Mitleidenschaft gezogen. 

Der Mann brachte Handtücher und kümmerte sich um das zitternde Kind und ich versuchte zügig und gründlich das Desaster zu beseitigen. Die Waschmaschine…ich liebe sie…..lief ein weiteres mal und weil so viel Erbrochens auf dem Boden war und ich nicht sicher war ob ich nicht in etwas hinein getreten war, wischte ich den Flur und das Wohnzimmer auch nochmal durch.

Ich gestehe, ich schimpfte dabei vor mich hin. Denn wieso rennt das Kind kreuz und quer durchs Haus ohne Eimer? Und wieso kommt sie dann ins Wohnzimmer, anstatt ins Bad zu gehen und nach mir zu rufen? Sonst rufen die doch auch immer alle.

Ach, das war einfach alles buchstäblich zum Kotzen.

Dann schnappte ich mir das zittrige Kind und brachte es oben ins Bad. Dort wusch ich ihr Gesicht und Hände und präparierte ihr Bett. Dort lag ich Händchen haltend neben ihr und beruhigte sie. Sie hat immer Angst, wenn sie sich übergeben muss. Und das Zittern hinterher irritierte sie. 

Sie übergab sich zwei weitere Male. Es war ruhelos. Das Knöpfchen schlief zum Glück, aber der Sohn verbreitete zusätzlich Unruhe und wollte von mir unterhalten werden. Er wühlte und kramte in seinem Bett. Ich erklärte, dass es seiner Schwester gerade ganz mies ginge und ich nun keine Zeit für ihn hätte. Er solle sich einfach ruhig verhalten oder zu seinem Papa nach unten gehen. Er weigerte sich und maulte mich voll, ging dann irgendwann doch zum Mann. Kam bald wieder nach oben, um weiter auf mich ein zu maulen. 

Ich verpasste ihm einen ziemlichen Anschiss, danach ging es dann und er schlief ein. Das Sirenchen schlief dann endlich auch. Ich schlief selbst sehr unruhig und immer auf jedes Geräusch lauschend. Ein paar Mal schreckten das Sirenchen und ich auf, aber immer war es falscher Alarm. Am mOrgen sagte sie selbst, sie hätte das Gefühl gar nicht geschlafen zu haben.

 

Heilig Abend

Morgens um 7.30 erwachte das Kinderzimmer. Das Sirenchen musste mal zur Toilette und ich hoffte, es möge nicht noch Durchfall hinzu kommen. Während sie dort saß, tauchte der Mann im Bad auf. Er sah etwas mitgenommen aus und ich fürchtete, er wolle nun auch noch in das Kotzszenario einsteigen. Aber nein, da hatte sich eine ganz anderen Baustelle aufgetan.

Offenbar hatte er versehentlich unsere Klütte (unsere schwarze Katze) im Schlafzimmer eingesperrt und die hatte in ihrer Not ihr Geschäft (beides) großflächig auf meine Bettseite gemacht. In Mitleidenschaft gezogen waren mein altes Stillkissen, was ich gerne zum auf der Seite Schlafen benutze, die Matratze und Hemd und Hose vom Mann.

Es stank bis zum Himmel, ich machte das Desaster weg und warf eine weitere Maschine Wäsche an. Das Stillkissen kann ich aber wohl wegschmeißen. Katzenurin auf Kissen mit Hirsefüllung….

Wir beratschlagten später mit der Familie, ob wir uns zu einem Besuch wagen könnten oder lieber nicht. Wir wollten bis nachmittags abwarten, wie sich die Lage entwickelte.

Am Nachmittag wagten wir es dann tatsächlich doch zu einem Familienbesuch. Das Sirenchen hatte absolutes Süßigkeiten Verbot und dufte nur trockene Nudeln essen, was sie aber bereitwillig tat. Der Abend verlief dann wie die anderen Heilig Abenden der letzten Jahre. Nur irgendwann kippte die Stimmung und das Sirenchen wurde sehr weinerlich und bleich. Sie wollte nach Hause. Ich fürchtete schon, ich müsse im Auto Tüten halten. Tatsächlich war sie aber einfach nur furchtbar müde und schlief zu Hause blitzschnell ein und die ganze Nacht durch.

Der Sohn schlief hingegen gar nicht schnell ein. Er wollte seine neuen Legobausatz zusammen bauen. Da es sich um ein Mehrstündiges Projekt handeln würde, schlug ich vor er solle es lieber am nächsten Tag in aller Frische starten und sich lieber noch ein bisschen die Baupläne ansehen. 

Ich schlief irgendwann Händchenhaltend neben dem Sirenchen ein. Keine Ahnung, wie lange der Sohn da noch Legohefte studierte.

 

25. Dezember

1 Uhr morgens

„Mama. Mama. Maaamaaa! Kann ich jetzt aufstehen und Lego bauen?“

„Auf keinen Fall. Es ist mitten in der Nacht!“

„Aber ich kann nicht schlafen!“

„Aber ich. Und du musst üben mal auszuhalten. Jetzt ist Schlafenszeit und du bist auch müde!“ (Ich hörte ihn ständig gähnen.)

3 Uhr morgens

„Mama. Mama. Maaamaaaa! Kann ich JETZT aufstehen und Lego bauen?“

„Nein. Es ist 3 Uhr. Mitten in der Nacht. Ich sage dir am Morgen Bescheid!“

„Aber ich kann nicht schlafen!“

„Dann ruh dich einfach aus und stell dir vor, wie du Lego baust!“

„Kann ich das Licht an machen und die Baupläne anschauen?“

„Nein! Ende der Diskussion!“

Es schliefen dann alle bis 8 Uhr. Wunderbar.

Und nun sitzt der Sohn auf seinem Hochbett und baut und baut und baut. Die Mädchen hören Hörspiele und spielen mit ihren Steckenpferden.

Es sieht so aus, als würden gesundheitstechnisch diese anderen Weihnachtstage wie üblich verlaufen.

 

3 Antworten auf „Widrige Umstände an Weihnachten“

Liebe Beatrice, wenn ich es mit eigenen drei Kindern nicht besser wüsste, würde ich jetzt schreiben, dass du VÖLLIG übertrieben hast. 😀 Aber wir kennen das auch, und so schlimm, dass fünf Personen gleichzeitig sterbenskrank waren und drei Bäder nicht ausreichten … (Zum Glück gibt es kein Haustier, dass zusätzlich für Aufregung sorgt.) Irgendwann schleppen einem die Kinder aber nicht mehr JEDEN Infekt aus den jeweiligen Einrichtungen mit nach Hause, will sagen: Es wird bestimmt auch bei Euch bald besser!

Gute Besserung für die Kranken und genießt (wie auch immer) den Rest vom Weihnachtsfest.

Liebe Grüße

Annett

Beatrice Confuss, nie schreibe ich Kommentare unter Blogartikel. Konsumiere in der Regel stillschweigend und anonym. Aber Feedback ist ja auch wichtig und irgendwie “Lohn‘ für die Schreibmühen und den will ich Dir nicht vorenthalten: Richtig toll finde ich dies hier! Habe eine ähnliche 3er Konstellation Kinder Zuhause und lese mich in den letzten Tagen während der Mittagspause der jüngsten durch dein wirklich amüsantes und oft so bekannt vorkommendes Archiv – herrlich. Vielen Dank für’s Teilen der Anekdoten rund um diese besondere Lebensphase der Brutaufzucht. Beste Grüße und alles Gute für’s neue Jahr!

Liebe Nina,

ich danke Dir!❤️ Es ist mir eine Ehre, dass du kommentierst! Und ich freue mich natürlich sehr über so ein schönes Feedback! Danke! 🙂 Und euch auch ein tolles neues Jahr 2019!

LG Beatrice

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert