Die zweite Woche Quarantäne ist rum. Dank des Fernsehprogramms kann ich diesen Beitrag schreiben. Die Kinder sitzen gebannt auf der Couch.
Ich muss sagen, dass die Zeit ohne Termine den Kindern gut tut. Sie sind insgesamt ruhiger. Nicht, dass sie sich nicht auch mal zoffen oder mir auf die Nerven gehen. Aber vor allem die Mädchen fanden zunehmend zueinander und in ein gemeinsames Spiel. Sie waren richtig im Flow die meiste Zeit. Sie tauchten ab in eine Picknick-im-Garten-H2O-Mia-and-me-Welt.
Das schöne Wetter die ganze Zeit ist natürlich sehr hilfreich.
Der Sohn ist am ehesten etwas gelangweilt. Ihm fehlt ein bisschen ein Kumpel zum Abtauchen in spezifische Legowelten. Ich habe dann immer mal ein Spiel mit ihm gespielt. Das verschaffte Ablenkung.
Unser Stundenplan ist weiterhin gute Stütze. Die Kinder orientieren sich tatsächlich täglich daran. (Außer am Wochenende) Was nicht bedeutet, dass der Plan nicht auch stolpern könnte. Das tat er diese Woche nämlich öfter mal aus verschiedenen Gründen.
Die Lernzeit findet dennoch einmal am Tag für ein Stündchen statt. Einfach als Anker. Ich jage die Kinder jedoch nicht durch das von der Schule geschickte Pensum. Was sie schaffen, das schaffen sie. Was nicht, das fällt vom Tisch. Ich habe damit keinen Stress. Und sie somit auch nicht. Spart Zeit und Energie.
Wir haben recht viel gebastelt, wobei der Sohn meine Vorschläge in dieser Woche alle doof fand.
Es kamen hier und da noch Zusatzaufgabenaus der Schule per mail und eine Reihe Informationen.
Sporteinheiten und Rätsel, sowie Beschäftigungsvorschläge waren auch dabei….alles tolle Sachen. Vielleicht werde ich das ein oder andere davon nochmal nutzen in den nächsten Wochen. Aber so lange die Kinder sich in irgendeiner Form selbst beschäftigen, lasse ich sie. Und die Kinder verdummen auch nicht, wenn sie nicht alles abarbeiten. Scheiß auf den Lehrplan.
Hier und da wurde auch die unter der Woche vermiedene Medienzeit mal aufgehoben. Hier mal eine Sendung mit der Maus, dort mal die Lieblingssendung….immerhin entwickelten die Kinder aus den Sendungen hinaus immer wieder Impulse für ihr freies Spiel. Die meiste Zeit waren sie draußen.
Ich persönlich hatte vor allem in der ersten Woche noch ein Gefühl der Entschleunigung. In dieser zweiten Woche hatte ich ein paar Vorhaben, die im Endeffekt nicht umgesetzt werden konnten. Wenn alle immer zu Hause sind, habe ich noch weniger Zeit zum Durchatmen. Ich empfinde es schon als entspannt, wenn ich ohne Gewusel die Küche alleine aufräumen kann.
Der Mann ist auf Grund der Situation auch zu Hause. Das ist einerseits sehr schön, denn er nutzt die Zeit um ein paar Arbeiten im Haus zu Ende zu bringen für die einfach in den letzten Jahren keine Zeit mehr übrig war und die Kinder genießen es auch den Papa mal länger am Stück in der Nähe zu haben.
Allerdings liegt und steht jetzt überall wieder Werkzeug und Material rum. Kombiniert mit dem Krempel der Kinder in allen Räumen, ließ mich das die ein oder andere Schnappatmung bekommen. Zum Glück war das Wetter so gut! Und zum Glück haben wir einen Garten!
Dennoch dachte ich an einem Tag mal kurz, ich könnte ja einfach mal für ein paar Tage verschwinden und sie alle in ihrem Chaos alleine lassen. Aber das geht ja derzeit gar nicht. Der Mann und ich haben uns auch mal gestritten. Nur um das Bild abzurunden. Hier ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen.
Was in der zweiten Woche auch anders war, als in der ersten….ich habe seltener Nachrichten gelesen. Einmal am Tag. Immer nur zwei seriöse Quellen und kurz überflogen. Die Sozialen Netzwerke machte ich öfter auf, aber genauso oft schnell wieder zu. Zum einen, weil ich manchmal nichts zu sagen hatte/wollte/konnte, oder weil ständig ein Kind neben mir steht und vor allem weil mich die Informationsflut erstickt. Es gibt neben der Corona-Krise noch andere unschöne Nachrichten und ich bekomme sie nicht verdaut. Ich möchte schreien und verzweifeln. Es nutzt niemandem, wenn ich deswegen depressiv werde. Aktuell habe ich eine noch klarerer Aufgabe, als sonst. Ich muss meine Kinder und mich selbst und ein paar andere wichtige Menschen in meinem Leben gut durch diese Zeit bringen. Da brauche ich positive Energie. Die wird hier und jetzt gebraucht.
Das bedeutet nicht, dass ich immer die geduldige und die liebe Mama bin. Noch heute morgen „verbellte“ ich die Kinder. Morgens vor dem Frühstück brauche ich schon immer Zeit zum Hochfahren und es ist derzeit eine der wenigen Momente, die ich mal für mich nutzen könnte. Ich möchte morgens vor dem Frühstück noch nicht für alle Belange und Ideen hinzugezogen werden. Tacker, Kleber, Hilfestellungen, Brettspiele und Co müssen bis nach dem Frühstück warten. Punkt. Am Wochenende am liebsten bis nach dem Mittagessen.
Also motzte ich meine Kinder heute morgen an, sie mögen mich in Ruhe lassen. Sie waren darauf hin alle beleidigt, was mir sofort furchtbar leid tat und in mir Schulgefühle verursachte. Aber die muss ich nicht haben. Ich bin ja immer da und wahrscheinlich sogar mehr als nötig.
Ich denke auch viel an Freunde. Ich habe den ein oder anderen mal angeschrieben oder angerufen. Insgesamt fühle ich mich allerdings etwas gefangen. Und mein Eindruck ist, dass es vielen so geht. Mal davon abgesehen war telefonieren etwas schwierig. Denn mein Tubenkatarrh sorgte für anhaltende Schwerhörigkeit. Seit gestern geht’s aber wieder besser. Ich höre wieder. Juhu!
Ein paar Briefe liegen hier auch. Fertige und unfertige. Die Hürde ist die Post. Die ist bei uns in einem kleinen Laden mit eingegliedert und meist ist es dort voll und allein die Einkäufe im Supermarkt empfinde ich derzeit so nervig und erdrückend, dass ich keine Lust habe, mich am Postschalter auch noch anzustellen. Ich bin nicht sicher, ob unsere Briefe ihre Adressaten jemals erreichen werden.
Als lustige kleine Anekdote kann ich noch vermelden, dass meine über 90 Jahre alte Oma äußerst verstimmt darüber ist, dass sie ihre Friseurin derzeit nicht empfangen kann. Die Frisur sitzt nicht mehr und bedarf einer Nachbearbeitung. Darauf nun Wochen lang zu verzichten gefällt der Oma überhaupt nicht. Dem Coronavirus würde sie gern vors Schienbein treten.
Und noch ein Kindermund:
-Zu Ostern wünsche ich mir ….
-Das ist dieser Tage schwierig, es haben ja fast alle Geschäfte zu.
-Oh, also heißt das, es gibt den Osterhasen doch nicht!
-….äh….
-Also ist das doch nur jemand, der sich als Osterhase verkleidet!
(belustigtes Schweigen auf meiner Seite)
2 Antworten auf „Corona-Quarantäne Woche 2“
Wir wohnen mit meinen Eltern zusammen in einem „Mehrgenerationenhaus“ und sowohl meine Eltern als auch mein Mann gehören aufgrund Vorerkrankungen und/oder Alter zur Risikogruppe. Ich versuche, ihnen alle Besorgungen usw abzunehmen, aber das ist nicht immer möglich, da ich nach wie vor arbeite (Drogeriemarkt).
In dieser Zeit beaufsichtigen meine Eltern die Kinder, geht ja nicht anders- meistens sind sie draußen im Garten oder gehen spazieren. Wenn die Kinder sozusagen „kontaminiert“ wären, hätten sie Oma&Opa wahrscheinlich schon längst angesteckt…ich hoffe, dass jetzt nach 2 Wochen ohne Schule die größte Gefahr in der Ansteckungshinsicht vorbei ist.
Ich bin für meine Familie wohl der weitaus größere Risikofaktor im Moment, wegen der Arbeit. Das ist nicht zu glauben, was in unserem Laden abgeht (fast schon körperliche Auseinandersetzungen wegen Klopapier; wir werden regelmäßig verbal angegriffen und von „Hust- und Niesetiketten“ hat auch noch keiner was gehört); das stresst zusätzlich zu der Sorge um die Familie und nicht zu vergessen dem „Home-schooling“ echt unheimlich. Wir tun schon was wir können: Haben Abstandsmarkierungen auf dem Boden und lassen nur noch 20 Kunden gleichzeitig in den Laden. Das kontrollieren wir, indem wir nur noch 20 Einkaufswagen und keine Körbchen mehr bereitstellen. Und nach JEDEM Kunden desinfizieren wir die Griffe des Wagens. Trotzdem müssen wir täglich diskutieren oder uns rechtfertigen (vorgestern hat jemand unterstellt, dass WIR jedesmal das Klopapier und Desinfektionsmitel aufkaufen…
…oder warum jeder einen Wagen braucht, auch wenn er nur 1 Teil sucht
…warum wir ungern Bargeld wollen im Moment
…usw usw usw
Bin Mal gespannt, wohin das alles noch führt. Aber bald ist bei mir die Belastungsgrenze erreicht.
Oh Mann, das ist anstrengend! Und deine Sorge völlig nachvollziehbar. Es geht gerade vielen so, die sich um Risikopatienten mit kümmern. Meine Mama ist auch in steter Sorge.
Mir tun die Kassierer/innen auch immer Leid, wenn ich so blöde Leute beobachte. Es ist ja nun wirklich nicht schwer, den anderen in einem passenden Abstand fern zu bleiben und nicht kreuz und quer rumzuhusten und zu niesen. Letztes finde ich ohnehin immer wichtig.Und dieses blöde Gestreite um den ja nun eigentlich vorhandenen Überfluss ist auch so überflüssig.
Ich finde es auch gut, dass man nu mit Einkaufswagen in die Läden kann. So ist wenigstens ein minimal nötiger Abstand gewahrt.
Halte durch! Ich wette es gibt auf jeden rücksichtslosen Kunden wenigstens zwei nette und dankbare Kunden (Hoffe ich jedenfalls!). Die vergisst man nur schneller, weil das Laute und Negative hängen bleibt.
Ich wünsche dir gute Nerven und Gesundheit!
Liebe Grüße!