In den letzten beiden Wochen haben wir hier ganz schön hantiert und ich kam mit den diversen Änderungen seitens „des Ministeriums für Zauberei“ und damit verbundenen dröllfzigtausend emails aus der Schule völlig ins Schleudern.
Manche Nachrichten ereilten mein Postfach mit drei verschiedenen Absendern, dazu neue Lernpläne, Quizfragen, Bewegungsspiele, Links zu Lerninhalten, Arbeitsblätter zum Ausdrucken, obendrauf noch Zettel aus der Schule ,so ganz oldschool auf Papier zum Unterschreiben, und alles mal zwei. Die Kita sandte ebenfalls Infos, Bastelideen, Geschichten und Grüße…..ich gebe zu, so manche mail machte ich auf und sofort wieder zu. Und manche gar nicht erst auf.
Hinzu kamen mails mit Auflistungen, welche Materialen die Kinder zu den wenigen Schultagen mitbringen sollten. Arbeitsblätter x und y zusammen getackert mit Namen, Mappe A mit Inhalt und Mappe B leer. Mappe N gefüllt mit Aufgabe M. Mäppchen, Frühstück, Mundschutz, Socken, Zeitung…..was weiß ich. Horror.
Ich mache der Schule keinen Vorwurf. Ich finde unsere Schule macht das alles toll und gut strukturiert und immer mit zeitnah kommunizierten Neuigkeiten. Aber mir kreist der Kopf ob der vielen „Denken-Sie-an-dies-und-jenes.“ Eine Änderung der Schultermine zerschoss meinen zunächst gut übersichtlich eingeteilten Kalender. Und schon schickte ich das wilde Mädchen an einem Morgen zwar zur richtigen Zeit, aber zum falschen Eingang, was sich zwar problemlos aufklärte, aber für das wilde Mädchen ist bei sowas dennoch eher schwierig. Ausgerechnet bei ihr war mir der Fehler unterlaufen. Neben: eine Mappe nicht eingepackt und die Sachkundeaufgaben nicht bearbeitet, weil ich vergessen hatte die Blätter auszudrucken.
Als das wilde Mädchen nach Hause kam, blühte mir mein Armageddon.
Ja, ich muss sagen, mir entglitt zunehmend die Homeschoolingstruktur. Nicht zu letzt, weil das Baby- Mädchen in den letzten beiden Wochen wenig schlief und voller Tatendrang war. Ich hatte sie entweder am Hosenbein hängen oder musste hinter ihr her laufen oder Stillen oder Mahlzeiten kredenzen. Und die Schulkinder arbeiten ohne mein stoisches Danebensitzen kein Stück. Der Sohn bemängelt vor allem in Mathematik stets ein zu viel an Aufgaben. Es ist un-er-träg-lich und oft genug kommt meine Mutterrolle ungünstig dazwischen, weil es mich maßlos ärgert, dass ein so kluger Kopf mehr Zeit und Diskussionen darauf verwendet Aufgaben zu vermeiden, anstatt sie einfach zack zack zu erledigen. Und da schaltet mein pädagogischer Verstand dann leider aus.
Das wilde Mädchen beklagt dann zurecht, sie könne sich nicht konzentrieren, kann und will aber auch nicht in ihrem Zimmer alleine arbeiten. Dann quakt das Baby, dann braucht das Fuschulkind was, dann klingelt der Postbote oder das Telefon oder beides.
Paff, Bum, Bäng und Kacke, Kacke, Kacke….SO GEHT DAS NICHT! Ich kann so nicht. Den Fußboden muss ich auch schon seit 3 Wochen wischen. Dringend. Aber ich komme nicht dazu. Nicht mal am Abend. Denn immer noch muss ich mit dem Baby schlafen gehen.
Immerhin schläft es seit einigen Tagen schneller ein. Ein Teil unseres Planes geht also schon mal auf.
In der letzten Woche bekamen die Kinder nämlich eigene Betten in ihre Zimmer und wurden aus dem Familienbett verbannt. Das Umräumen und Aufbauen fraß auch Zeit und eines der Betten baute ich komplett alleine, von 4 Kindern umhampelt auf. Das ist nicht zur Nachahmung zu empfehlen. (Normalerweise hätte ich für solch eine Aktion meine Eltern um Hilfe gebeten. Aber…..is ja nich.)
Hat aber auch so geklappt. Ich wollte es fertig bekommen. Nun schlafen die Großen gut und gerne in ihren nun noch gemütlicheren Zimmern. Wirklich, ich würde sofort einziehen!
Eine große Platte auf Rollen für Legoaufbauten und Co, die genau unter des Sohnes Bett passt, baut der Mann heute noch fertig.
Und dann, und DANN ist endlich mal Schluss hier mit Baustellen bzw Holzlager auf allen Etagen. Ich ertrag das nicht mehr!
Denn diese ganzen Holzplatten und Leisten und Werkzeuge machen das Chaos in diesem Haushalt einfach noch schlimmer.
Ich liebe ja Ferien und wenn wir alle beisammen sind. Aber nach 6 Wochen Ferien bin ich immer froh, wenn wieder alle Kinder vormittags aus dem Haus sind, damit ich mal ordentlich klar Schiff machen kann, ohne dass hinter mir sofort wieder alles verwüstet wird.
Aber diese „Ferien“ sind in Endlosschleife. Obwohl die Schule ein bis zweimal die Woche je 3 Stunden stattfindet, ist immer nur ein Kind weniger im Haus. Die drei anderen machen immer noch genug Unfug.
Das Baby hat ein Stück Aquarellkreide angelutscht und war das erste Mal in seinem Leben „blau“. Gerade hatte ich noch kontrolliert, was sie macht. Und außer Butterblümchen und Kleeblättern aus dem Garten sah ich nix, zack, eine Sekunde später findet sie was, was nicht ok ist.
Einmal ist der Sohn mit dem Baby gestürzt. Ich bin unendlich froh, dass beide nur einen gehörigen Schrecken hatten und sonst keine einzige Schramme. Also Vermeidung von Unfällen aller Art steht an erster Stelle.
Und alleine zum Spielplatz mag ich die Kinder aktuell auch noch nicht schicken. Ich geh lieber mit und schaue, dass es nicht zu voll ist oder wird und ordne dann den Rückzug an.
Es bleibt herausfordernd. Zum Glück ist der Mann halbtags weiterhin da und kocht und kauft ein und übernimmt Kuschel-, Aufmerksamkeits-, Aufsichtsaufgaben und bewacht auch die ein oder andere „Schulstunde“ zu Hause.
Somit sind die Kinder weitestgehend ausgeglichen. Was ich die wichtigste Sache an dieser ganzen Coronakacke finde. Dennoch vermissen sie zunehmend ihre Freunde. Ich merke, wir müssen unsere Isolation ein wenig lockern.
So wagen wir eine erste Verabredung auf einem weitläufigen Spielplatz.
Neben diesen persönlichen Aufgaben hier zu Hause, beobachte ich die politische Situation im Bezug auf Familien sehr genau und möchte mir regelmäßig die Haare raufen. Familien werden einfach übersehen in diesem Land. Und das fast schon mit System. Zum Glück werden zunehmend Stimmen laut und ich bin allen Eltern dankbar, die dafür noch Zeit finden und sich einsetzen!
#coronaeltern #coronaelternrechnenab
Nicht zuletzt sind hier aber auch richtig tolle Sachen nebenher passiert.
Das wilde Mädchen hat dem Fuschulkind Rollschuhlaufen beigebracht. Alle können jetzt Frisbee spielen. Wir sind viel gewandert, haben Schafe gestreichelt und dem Schäfer bei der Arbeit zugesehen. Die Kinder haben mit dem Mann den Keller gestrichen, viiiiiil ganz toll miteinander gespielt (und auch gestritten )
und das Babymädchen macht ihre ersten Schritte freihändig. Und, was ich viel wichtiger finde, an Stufen dreht sie sich rückwärts und macht den Abstieg mit den Füßen zuerst! So muss mir nicht jedes Mal das Herz stehen bleiben, wenn sie sich behände dem Terrassenende nähert.
Ich schaufel derweil einfach meine Aufgaben von links nach rechts. So fühlt es sich jedenfalls an.
Wie geht es euch so?
4 Antworten auf „Woche 11-Das Tagebuch bekommt Lücken und ich schaufele Aufgaben hin und her“
Huhu ,
uns geht es sehr ähnlich. Ich hatte irgendwie gehofft, dass das „Homeschooling“ leichter wird wg Routine, dran gewöhnen, eingreifen usw. Aber es wird schlimmer. Dein Kommentar zu den Matheaufgaben kann ich genauso unterschreiben. Intensivbetreuung. Heute wieder: Ein Vormittag für 2 Seiten die er kann. Aber die drumherum turnenden Geschwister helfen nicht unbedingt. Unser Vorschulmädel brauch auch dringend Input, andere Kinder und mich. Aber irgendwie geht es sich nicht aus. Ahhh.
Währenddessen pinkelt Nr3 (3Jahre) gern aufmerksamkeithalber sonstwohin. Das fehlt mir dann immer grad noch aber ich weiß gerade nicht wie ich das auffangen kann. Baustellen haben wir auch genug und ich habe sie so über. Was ich auch so liebe ist wenn die Kinder sich gegenseitig boykottieren. Gerade war alles gut dann beginnt ein Kind eine Kettenreaktion des Ärgers zu starten (meist gut gemeint ) und plötzlich geht’s rund.
Also… Alles ähnlich. Nächste Woche startet für unser Vorschulkind (Nr2) wieder der Kiga. Vielleicht hilft das etwas.
Ansonsten: Durchhalten und viel Schokolade
Liebe Grüße
Lucia
Huhu!
Ich reihe mich da mal mit ein; ich hätte auch gedacht, dass es mit mehr Routine besser wird mit dem Homeschooling, aber Pustekuchen! Und dieses Problem „weil es mich maßlos ärgert, dass ein so kluger Kopf mehr Zeit und Diskussionen darauf verwendet Aufgaben zu vermeiden, anstatt sie einfach zack zack zu erledigen. Und da schaltet mein pädagogischer Verstand dann leider aus.“ kenne ich auch zur Genüge! Wie ich es hasse, wenn nach einer Stunde bloß zwei Aufgaben gelöst sind, weil Madame sich einfach nicht konzentrieren kann. Und die Kleinere hat sie auch schon „angesteckt“: die kann Mathe nämlich (eigentlich) auch, aber schimpft auch schon, dass sie es hasst. Sie will auch nur dann Hausaufgaben machen, wenn die Große das auch tut, und und und… Im Garten und vor allem dem Gartenhäuschen müsste ich auch ganz dringend aufräumen, aber wann das stattfinden kann, steht in den Sternen und mit Masken nähen ist es momentan auch gerade nicht weit her.
Ich glaube, das ist momentan in fast allen Haushalten mit Kindern so. Da müssen wir leider noch durch, aber ich hoffe doch sehr, dass da politisch bald mal eine vernünftige Regelung gefunden wird. Wie man sieht, ist Erziehungsarbeit auch systemrelevant.
Liebe Grüße,
Anke
Ich kenn das total. Bei mir is das akutell auch ganz schlimm, obwohl ich weit nicht so viel zu tun habe wie du. Aber hoffen wir mal, das wird bald wieder besser.
Hallo!
Was tut es gut zu lesen, dass es mit der Zuhauseschule nicht nur uns so geht (zwei Blätter in zwei Stunden…). Genauso läuft es hier. Immerhin gehen die Schulkinder seit zwei Wochen wieder in die Schule und das an den gleichen Tagen (je 2 bzw. 3 Tage für 3,5h), das hilft jetzt etwas mit Routine. Aber dann ist immer noch das atypische Kitakind zuhause und langweilt sich ohne Schwestern und fordert alle Aufmerksamkeit. Der Mann ist im Homeoffice, hat also eigentlich keine Zeit, aber daran muss ich mich immer wieder bewusst erinnern, damit ich mich nicht ärgere über sein „Nichtstun“. Dabei stimmt das nichtmal. Meistens kocht er und geht auch nochmal mit der Jüngsten raus. Zum Glück bin ich gerade arbeitslos, das macht die Organisation für uns einfacher. Die einfachsten Tage sind die, an denen ich die Schulkinder ihren Stubenhockertendenzen überlasse und das Chaos in der Wohnung sich selbst.
Seit einigen Wochen kommt jetzt wieder die Einzelfallhilfe mehrmals die Woche und arbeitet mit der Jüngsten. Termine zu haben, daran muss man sich auch erst wieder gewöhnen. Außerdem sind wir locker geworden, was Treffen außer Haus angeht. Also ab auf den Spielplatz, ab in Freundins Schrebergarten. Tatsächlich kommt es mir vor, als ob alle nun schneller sozial überfordert sind.
Zwischendurch hatte ich das Gefühl, wir waren ganz gut angekommen im neuen Alltag zuhause. Dann wurde wieder alles anders. Der Mann ist gestresst vom Job und ich verdränge meine Zukunftssorgen (Jobsuche etc.).
„Alles wird gut“ ist mein Mantra.
Grüße aus Berlin
K.