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Irgendwie so dazwischen

Ich weiß gerade nicht so richtig.

Einerseits sortiert sich in diesen seltsamen Corona- Wochen einiges neu bei uns. Andererseits fühle ich so eine Stagnation. So ein vages Ich-weiß-nicht-was-und-wie-es-wird wabert stets über uns. (Über der Welt)

Die Launen schwanken. Von friedlich-gemütlich-glücklich bis mega-gereizt-müde-überfordert ist alles dabei. Langeweile auch. Aber keine Langeweile, die von den Kindern in Kreativität umgewandelt werden kann. Das wilde Mädchen drückte es kürzlich noch so aus: Irgendwie kann ich abends nicht mehr so schnell einschlafen, weil ich nicht mehr weiß, von was ich träumen soll. Irgendwie sehen wir immer nur unser zu Hause und den Garten.

Ganz so krass ist es zwar nicht. Wir machen schon auch Ausflüge und bemühen um um Abwechslung, aber ich fühle auch, was sie meint. Alles, was die ersten Wochen noch neu erkundet werden konnte, ist „aufgebraucht“. 

Ich selbst schwanke auch zwischen: Wir haben es doch eigentlich richtig schön. Ein gemütliches zu Hause, ein wilder Garten und durchaus Naherholungsmöglichkeiten rund herum. Das Wetter macht es auch leicht sich an der frischen Luft mal mit Menschen zu treffen. Was wir alle sehr genießen. Und doch….

Gleichzeitig ist es eben auch stressig.

Obwohl wir als Familie unter dieser besonderen Situation im Vergleich zu einigen anderen in einer komfortablen Situation sind und aktuell keine Existenzängste haben müssen, fordert das Leben mit den 4 Kindern ohne jegliche externe Entlastung viel von uns. 

Das ein oder andere Mal waren der Mann und ich beide ziemlich fertig. Und erst kürzlich stritten die Kinder so unfassbar viel und haarsträubend, dass wir beide abends einfach nicht mehr konnten. Wir waren dann wohl alle miteinander ziemlich unfreundlich und laut. 

Ich sagte dann zum Mann, dass ich zwar die Probleme der Kinder sehe, aber sie nicht mehr fühlen könnte. Ich bräuchte eine Pause. Ich sei nur noch unfreundlich.

Der Mann meinte, ich würde sehr wohl noch fühlen. Man würde merken, dass ich erschöpft sei, aber ich sei nicht bösartig. Ich hoffe, die Kinder erleben das ähnlich.

Denn ich reagiere mittlerweile oft sehr gereizt, wenn wieder irgendein Maamaaa, Mama erklingt. Es strengt mich an ständig unterbrochen zu werden! Ich habe oft keine Geduld mehr. Als ich neulich abends tatsächlich mal alleine im Bad war, hatte ich ein Freiheitsgefühl, dass kann ich gar nicht beschreiben.

Das Vorschulkind war zwei Tage schon wieder in der KiTa und hat es sehr genossen!

Und ab dieser Woche starten auch erste Kurse der Kinder am Nachmittag wieder. Ich schwebe zwischen dem Gefühl: Oh je, wir haben Termine, wie stressig! und Endlich kommt wieder ein bisschen Schwung in die Tage.

Denn, um ehrlich zu sein, erlahmt unser Alltag auch irgendwie. Das geht schon über das angenehme Maß der Entschleunigung wieder hinaus. Es ist zu entschleunigt. Wir werden etwas zu träge. Und gleichzeitig überlege ich, ob wir einfach nur denken, wir wären zu träge, weil wir einfach eine höhere Drehzahl gewohnt sind. Ich bin nicht sicher.

Nur in einer Sache bin ich mir sicher.

Ich muss mir irgendwie Raum für mich frei schaufeln. Selbst wenn ich dafür zu pädagogisch fragwürdigen Taktiken greifen muss. So a la: Wenn ihr jetzt dies und jenes tut, dürft ihr später fernsehen. So oder so ähnlich.

Denn auch wenn der Mann den halben Tag da ist, so können wir die Kinder und Aufgaben zwischen uns zwar aufteilen, aber es bleibt ja trotzdem keine Pause für uns Eltern, wenn wir sie nicht irgendwo einbauen. Ich will nicht verschweigen, dass so ein Baby die Anforderungen nochmal verschärft.

Ich merke deutlich, dass ich einen kreativen Ausgleich brauche und die Daueranforderungen kompensieren muss. Ich habe viele Ideen, die ich wegen des Zeitmangels nicht umsetzen kann. Aber ich habe etwas gefunden, was ich in kleinen Schritten immer zwischendurch machen kann. Ich habe eine Puppe genäht. Und werde noch ein paar nähen. Dazu mache ich aber noch einen extra Beitrag.

Ansonsten strengt mich diese Ungewissheit an, wann wir wieder unbeschwert sein können. Ich finde den Gedanken zwar unterwegs sein zu können, aber eben nicht so ungezwungen wie früher nicht angenehm. Vielleicht muss ich mich da auch einfach im Kopf umgewöhnen. Wer weiß, wie lange diese Pandemie anhält und wer weiß, ob nicht die nächste hinterher kommt. Denn eines ist klar. Die Zusammenhänge zwischen Natur, Ausbeutung derselben, das Leben über alle wirklichen Bedürfnisse hinaus, die Klimaerwärmung…sind nicht von der Hand zu weisen.

Das sorgt mich auch.

Die Mädchen machen auch schon Pläne, was sie am ersten Tag, wenn Corona vorbei ist, alles machen wollen. Das schmerzt mich. Denn wann wird dieser Tag sein?

 

Außerdem vermisse ich meine Eltern. Die sind beide in einem Alter, in dem sie aktive Großeltern sein könnten. In Anbetracht, wie sehr ich es  als Kind genossen habe aktive und präsente Großeltern erleben zu dürfen, so schmerzt es mich, dass meine Kinder schon letztes Jahr sehr reduziert (aus Gründen) und nun in dieser Krise ganz ohne Oma und Opa (aus gesundheitlichen Gründen nicht zu ändern) auskommen müssen. Schade auch für das Baby-Mädchen. Und für mich persönlich auch. Denn Oma und Opa sind doch eine wunderbare Ergänzung und Entlastung.

Ich vermisse ohnehin so einige Menschen, die ich gerne treffen würde. Treffen UND umarmen! 

Das ist alles verrückt.

 

Ich fühle mich irgendwie so dazwischen.

3 Antworten auf „Irgendwie so dazwischen“

Liebe Bearice!
Wir haben hier ebenfalls ein“wildes Mädchen“. Ihr Charakter ähnelt dem deiner Tochter. Zwischenzeitlich wurde sie ganz traurig und als ich nach dem Grund fragte, sagte sie mir, dass sie „Corona-krank“ sei. Sie hätte keinen Husten und kein Fieber, aber ihr Herz wäre so traurig, dass es ihr weh tun würde. Alle Einschränkungen, die man als Eltern aufzufangen versucht, machen den Kindern doch schwer zu schaffen. Außerdem möchte ich mal die Perspektive auf die Jugendlichen lenken, die ebenfalls von den Einschränkungen in der schönsten Zeit ihres Lebens getroffen sind: Unser zwanziger Sohn agiert sehr verantwortungsvoll, geht für seine Großeltern einkaufen, hütet seine Schwester, hält sich an die Beschränkungen und muss auf viele Dinge, die ihm in diesem Jahr Herzensangelegenheiten gewesen wären, verzichten. Da hilft auch nicht der Spruch, dass alles nachholbar wäre. Ich wünsche uns allen viel Kraft und Zuversicht. Außerdem danke ich Dir für die Einblicke in deine Gefühlswelt.

Liebe Emilia, vielen Dank für deinen Kommentar! ❤️
„Corona-krank“ ja. Das fühlt das wilde Mädchen wohl auch. Sie war gestern nochmal richtig motzig und äußerste sich sehr verstimmt über dieses blöde Virus und die damit verbundenen Einschränkungen.
Und ja, die Teenager tun mir auch leid! Ich hätte es damals sehr anstrengend gefunden in der Sturm-und Drangzeit so eingeschränkt zu sein. Das habe ich schon oft gedacht. Ich möchte gerade nicht in dieser Lebensphase stecken.
LG

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